Die Anaconda Lodge in Puerto Maldonado ist auch ein willkommener Platz, um unser Womo während unseres Urwaldtrips sicher abzustellen. Mit Rainforest Expedions machen wir eine 6-tägige Tour zum Refugio Amazonas (die erste Nacht) und zum Tambopata Research Station (die anderen Nächte), hier können wir unsere "Urwaldlust" wunderbar befriedigen.

Zurückgekommen  müssen wir gen Cusco fahren, zumal ein großer Streik der Goldminenarbeiter angekündigt ist, der regelmäßig zu Bürgerkriegsähnlichen Zuständen führt, also nichts wie weg. Cusco liegt auf etwa 3500 m, nach den vielen Monaten im Flachland müssen wir uns erst einmal wieder an die Höhe gewöhnen. Die erste Nacht sind wir auf einer Tankstelle bei Quincemil auf 645 m, die zweite Nacht nahe einem Baucamp auf 2300 m. Dieser Platz war wohl gewählt, geht es doch danach hoch auf 4725 m. Vor Cusco können wir endlich unsere fast leere Gasflasche auffüllen, in Cusco übernachten wir dann auf dem wunderschönen Campingplatz Quinta Lala, hoch über Cusco.

Hier muss Marion erst einmal eine Erkältung auskurieren und wir uns langsam an die Höhe gewöhnen. Wegen dieser Erkältung sehen wir uns Cusco nur relativ kurz an. Das Urwaldfieber hat uns immer noch nicht losgelassen, deshalb wollen wir nochmal in den Bergregenwald am Rand des Manu-Nationalparks fahren. Es ist eine wunderschöne Fahrt über zwei Pässe hinunter ins Amazonasgebiet. Der Andenabfall ist hier unglaublich steil und die Straße windet sich als Gravelroad sehr abenteuerlich den Berghang hinunter (eine der "Todesstraßen" am Andenabfall). Es ist eine Sackgasse und wenn es stärker regnet (immerhin haben wir den Beginn der Regenzeit), dann kommt es schon mal zu Bergrutschen und die Straße ist über Wochen gesperrt. Als der große Regen beginnt, wollen wir deshalb das Tal fluchtartig verlassen, als unser Motor kaputt geht. Er läuft auf nur 3 Zylinder, mindestens eine Einspritzdüse ist defekt.

Mittwoch,11.11.2015 Wir bleiben den ganzen Tag in der Anaconda Lodge. Am Nachmittag regnet es, und am Abend entdecke ich, dass es immer noch sachte von der Decke über meinem Haupt tropft. Ratlosigkeit macht sich breit. Dazu kommt, dass die Wäsche einfach nicht trocknen will. Deshalb hängen wir sie nun ins Womo.

Das Büro von Rainforest Expeditions, bei der wir eine 6-Tage-Tour ins Tambopata Research Center gebucht haben, liegt direkt neben unserer Lodge – wie praktisch. Im Gebiet der Zona Reservada Tambopata Candamo gibt es mehrere Lodges, das Research Center liegt von denen am weitesten weg von der Zivilisation, genau richtig für uns. Leider ist es auch die teuerste Lodge und die wollen das Geld in Dollar haben. Es ist gar nicht so leicht, von Peru aus so 2000 $ auf ein anderes Konto zu überweisen. Erst ein Anruf bei der Postbank machte den „Weg frei“, so dass unserem Urwaldbesuch nichts mehr im Weg steht.

Am Abend sieht es bei uns etwas wüst aus: überall baumelt uns die Wäsche vor der Nase, die halb gepackten Seesäcke sind uns auch irgend wie im Weg….Aber schließlich fallen wir doch ins Bett.

 

Donnerstag, 12.11.2015 Heute werden letzte Sachen eingepackt, und Hartmut „sichert“ das Dach mit unserer grünen Plane, die wir wir einst auf einem verlassenen Wintercampingplatz in den USA aufgesammelt hatten.

Nachdem Hartmut noch einmal zum Büro von Rainforest Expeditions hinüber gegangen ist, kommt tatsächlich jemand, um unsere Seesäcke ab zu holen. Um 13 Uhr geht es endlich los, und wir steigen mit Oskar, der sich uns als unser Führer vorstellt, in den Bus. Nach einer holperigen Fahrt über eine Piste geht es dann auf das Motorboot, das uns in etwa 4 Stunden den Fluss Tambopata aufwärts zum „Refugio Amazonas“, bringt. Zum Research Center fährt man 8 Stunden mit dem Boot flussaufwärts, deshalb machen wir einen Zwischenstopp in dieser Lodge und werden hier übernachten, bevor es dann morgen früh weiter geht. Vom Boot aus können wir auf dem Weg zur Lodge viele Farmen am Flussufer sehen, auf denen hauptsächlich Gemüse angebaut wird, noch sind wir nicht im „echten“ Urwald.

Der smarte Leiter der Lodge teilt uns mit, dass die Lodge leider überbucht sei, und wir nun in den Genuss eines „upgrades“ kommen werden. Nach dem Abendessen stapfen wir mit Oskar und einem weiteren Mitarbeiter durch die dunkle Urwaldnacht, bis wir auf einer Lichtung ein großes Holzhaus erblicken, unser Domizil für diese Nacht. Alles ist hier vom Feinsten: die Möbel, die riesige Küche, das Bad mit Regendusche und das zwei mal drei Meter große Bett. Die vorhandene Beleuchtung ist spärlich, reicht aber für Bad und Bett. Wir schlafen wie in Abrahams Schoß, zumal die Moskitonetze in dem offenen Haus erstklassig sind.

Freitag, 13.11.2015 Heute geht es noch einmal 4 ½ Stunden den Tambopata River hinauf, der jetzt breiter wird, und oft so verblockt ist, dass unser Lotse vorne im Boot ganz schön zu tun hat. Unterwegs haben wir dann Gelegenheit, zum ersten Mal Aras an einer sog. Clay-lick zu beobachten. Und tatsächlich kommen die verschiedenen Aras zur Lehmwand, um sich dort am Lehm gütlich zu tun. Unser sehr kompetenter Führer, den wir im Verlauf der 5 Tage immer mehr zu schätzen wissen, erklärt uns die beiden Theorien, warum die Aras Lehm fressen.

Zum einen enthält der Lehm Salz, ein Mineral, das alle Tiere brauchen. Sie müssen es sich anderweitig beschaffen, wenn es in der Nahrung nicht vorkommt. Zum anderen enthält die Nahrung der Aras in diesem Gebiet auch giftige Anteile, und es wird vermutet, dass die verschiedenen anderen Mineralien des Lehms diese Gifte im Magen neutralisieren. Die Clay-lick liegt relativ nahe zum Beobachtungsplatz, deshalb kann Hartmut schöne Bilder und einen Film von den Aras machen.

Wir können jedoch nicht so lange bleiben, denn pünktlich um 13 Uhr müssen wir im Tambopata Research Center zum Mittagessen antreten. Die Lodge liegt etwa 10 Gehminuten vom Wasser entfernt, das Gebiet um die Lodge wird als „flow land“ bezeichnet, da der Tambopata River immer wieder seinen Lauf ändert, und ganze Teile des Urwaldes unter Wasser setzt. Deshalb liegt die Lodge auch nicht direkt am Wasser. Jetzt sind wir wirklich im Urwald angekommen. Weit und breit wohnt bi0s auf die Leute in der Lodge niemand, wir sind ganz alleine.

Die Lodge selbst ist hübsch gestaltet, aber wirklich sehr „basic“. Sie liegt am Rand der „Zona Reservada Tambopata Candamo“, auf der anderen Flussseite liegt der Nationalpark Bahuja-Sonene. In Peru haben die Nationalparks strengste Umweltbestimmungen. So darf (außer den einheimischen Indios und Wissenschaftlern) niemand dort leben oder den Park besuchen, es gibt deshalb dort auch keine Lodges. Das Research Center liegt in einer Übergangszone und darf hier nur wegen des Bestandschutzes weiter bestehen bleiben – und weil dort Forschung betrieben wird.

Es muss hohe Auflagen in punkto Umweltschutz. Dazu gehörten z.B. stark limitierter Verbrauch von Strom, umweltfreundliche Seifen, sowie spezielle Lampen in der Nacht. Die Zimmer sind spartanisch eingerichtet und nur durch dünne Holzwände voneinader abgetrennt, sie haben nach außen hin weder Fenster, noch Moskitogitter. Wegen der limitierten Stromerzeugung gibt es keine Ventilatoren. Alles ist sehr hellhörig, aber wenn um 9 Uhr am Abend die Stromerzeuger abgeschaltet werden und die Lodge komplett dunkel wurde, blieb zum Glück eigentlich nur noch der Gang ins Bett, zumal brutal früh aufgestanden werden musste.

Samstag, 14.11.2015 Das Tambopata Research Center liegt in unmittelbarer Nähe der weltweit größte „clay lick“ für Papageien. Der Tambopata River hat hier einen kleinen Nebenarm gebildet, an dessen Ufer auf der gegenüber liegenden Seite sich die große Lehmwand befindet. Morgens um 4:30, lange vor dem Frühstück, geht es zur Anlegestelle, wo ein kleines Boot auf uns wartet. In 10 Minuten landen wir auf der kleinen Halbinsel an, die sich durch den Nebenarm gebildet hat. Noch ein 5-minütiger Fußmarsch und wir stehen an unserem Beobachtungsposten gegenüber der clay-lick. Papageien reagieren sensibel auf Lärm, wie z.B. lautes Reden. Deshalb isgt es sinnvoll, vor den ersten Papageien vor Ort zu erscheinen, der Grund unseres frühen Aufbruchs.

Zuerst passiert überhaupt nichts, und wir hoffen nur, denn die Papageien auch wirklich kommen werden. Sie erscheinen beileibe nicht jeden Tag hier. Der Boden muss trocken sein und die Sonne sollte scheinen, so benötigt man etwas Glück, um die Papageien dort beobachten zu können.

Aber dann stellen sie sich ein, ein Paar nach dem anderen. Zunächst bevölkern sie die umstehenden Urwaldbäume, der hinter der clay lick auf ragen. Das morgendliche Erscheinen ist auch wichtig für den sozialen Austausch zwischen den Papageien. So ist die Umgebung bald von einem infernalischen Gekreische erfüllt, und es wird unentwegt hin und her geflogen. Mit bloßem Auge können wir die Blue-And-Yellow-Macaws, die Red-And-Green-Macaws und die wunderbaren Scarlet-Macaws erkennen. Mit unseren Ferngläsern können wir die kleineren Arten erkennen, mindestens 5 verschiedene Arten. Nachdem sich die kleineren Aras auf dem Lehm-Hang nieder gelassen haben, folgen peu a peu die größeren Vögel. Die kleineren Arten fressen den Lehm direkt vom Hang, die größeren fliegen mit einem los gelösten Brocken zum nächsten Baum, und fressen dann in aller Ruhe ihr Lehmstück aus der Pfote. Immer wieder fliegen ganze Gruppen von Vögeln auf. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen, und beleuchtet die farbenprächtigen Federkleider der Vögel, die mit nichts vergleichbar sind. Wir vergessen alles um uns herum, und erfassen nur noch mit den Augen und den Ohren dieses einmalige Schauspiel, Hartmut knipst ein Bild nach dem anderen. Nach und nach entfernen sich die Papageien, die großen Aras immer paarweise, und es wird stiller. Um 7 Uhr schließlich ist kaum noch ein Papagei da und wir fahren zurück zur Lodge zu unserem wohlverdienten Frühstück.

Hier müssen wir allerdings etwas aufpassen. Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit wurden in der Lodge eine Reihe von Papageien von Hand aufgezogen (die ansonsten umgekommen wären). Diese wurden zwar ausgewildert, kommen aber immer noch zu Besuchen in die Lodge, vor allem zu den Essenszeiten und versuchen hier, ein Brötchen oder ein Stück Obst mit gehen zu lassen. Kaum dreht man sich um, ist das Frühstückbrötchen weg (so ist es Hartmut passiert) und ein Farbenbuschel fliegt mit dem Brötchen weg.

Für mich als Vogelliebhaberin ist der Besuch der clay lick der absolute Höhepunkt unseres Aufenthaltes. Trotzdem wird es uns nicht langweilig. Wir besuchen unsere Aras am nächsten Tag noch einmal, und machen an den allen Tagen jeweils vormittags und nachmittags Spaziergänge durch den Urwald. So unspektakulär sich dieses Stück Natur zunächst zeigt, so aufregender wird es, wenn man die Bereitschaft mitbringt, geduldig zu hören und zu schauen. Wir entdecken eine große Horde Peccari-Wildschweine, Nester der großen Aras hoch in den Bäumen, Blattschneider-Ameisen, sowie die berüchtigten Wanderameisen, die, in Formation anrückend, alles überrollen, was sich ihnen in den Weg stellt. Außerdem können wir verschieden Affenarten beobachten. Die südamerikanischen Brüllaffen brüllen dabei so, als ob der Urwald von einem einzigen, unglaublich lauten Ton erfüllt wird.Auf einer Nachtwanderung entdecken wir eine Tarantula, Frösche, Insekten, und eine unüberschaubare Menge der verschiedensten Spinnenarten; dazu noch Vögel, die in den Bäumen schlafen.

Am vorletzten Tag besuchen wir einen Weiher, und können dort seltene Vögel, Kaimane, Fledermäuse und Schildkröten beobachten, unser Guide kennt sie alle. Wir quetschen ihn regelmäßig aus, wie eine Zitrone. Einziger Wermutstropfen inmitten all dieser aufregenden Tage ist die Schweiß treibende Hitze. Es gibt aufgrund der limitierten Strommenge noch nicht einmal Ventilatoren zur Abkühlung in den Zimmern. Das Resultat ist, dass während der Ruhezeiten immer einer von uns auf dem Weg zur Dusche ist, um sich dort abzukühlen. Dann muss immer ein durch geschwitztes Kleidungsstück gewaschen und getrocknet werden. Aber all das vergessen wir, wenn während einer Mittagspause plötzlich ein Arapärchen auf unserer Balkonbrüstung landet, und einen Keks haben möchte.  

Dienstag, der 17.11.2015 Nach ereignisreichen Tagen geht es heute zurück nach Puerto Maldonado. Wir brechen um 6 Uhr auf, die Rückfahrt ist schnell und wild, aber unser Bootsführer und sein Lotse kennen sich aus. Mit „Vollgas“ geht es den Fluss abwärts und so kommen wir bereits gegen Mittag wieder bei der Anakonda Lodge an. Als wir mit unserem Gepäck zum Womo streben, werden wir von alten Bekannten mit einem „Hallo, kennt ihr uns nicht mehr“ begrüßt. Es sind Christa und Peter Schiebener, die wir das letzte Mal zu Ostern 2014 in Mexiko getroffen haben. Der Tag vergeht mit Baden, Quatschen und räumen. Wenn man sich so lange nicht gesehen hat, gibt es viel zu erzählen. Am Abend gibt es ein leckeres Thai-Essen in der Lodge.

 

Mittwoch, 18.11.2015 Den heutigen Tag nutzen wir, um das WoMo wieder „reisefähig“ zu machen. Dazu gehört auch, das Dach noch einmal auf seine Dichtigkeit hin zu überprüfen. Dadurch, dass wir unsere grüne Plane auf dem Dach hatten, war zumindest in der Zeit unserer Abwesenheit alles trocken geblieben. Wir werden sehen, ob das so bleibt. Nach unserem Großeinkauf gibt es ein gemütliches Kaffeetrinken mit Christa und Peter, und bevor wir fahren, erklärt mir Peter noch einmal genau, wie er sein Hefe-Brot bäckt, er ist fast perfekt darin.

 

Donnerstag, 19.11.2015 Die Strecke in Richtung Cusco ist landschaftlich überraschend reizvoll, viel Wald nach all dem Kahlschlag der letzten Tour. Dann durchqueren wir eine Art „Bretterbuden-Stadt“, die sich endlos dahin zieht. Auf der Karte findet man diese Stadt nicht, wohl aber sind große Claims eingezeichnet. In der Gegend wird viel Gold gefördert und entlang des Rio Tambopata gibt es tausende von Goldsuchern. Viele der Claims sind illegal, wurden aber bislang von der peruanischen Regierung geduldet. Das will die Regierung nun ändern und die illegalen Claims schließen. Die Goldarbeiter haben deshalb ab dem 23. große Streiks angekündigt, tausende von Soldaten wurden eingeflogen, ganz Puerto Maldonado wird dann abgeriegelt. Deshalb wirken die Menschen hier auch so hektisch und nervös; Vorräte werden in die Bretterbuden geschaufelt, und Benzin gebunkert. Wir sind froh, als wir „durch“ sind. Links und rechts der Straße offenbart sich, wie der Mensch mit der Natur umgeht: überall sehen wir gelbbraune Tümpel vom Abbau des Goldes, in denen abgestorbene, schwarze Baumstümpfe stehen. Später sehen wir Bilder von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Puerto Maldonado, es ist gut, dass wir dann nicht mehr da sind.

Nach einer weiteren, sehr schönen grünen Strecke, jetzt schon in den Bergen, übernachten wir an einer Tankstelle, nur 650 Meter hoch.

Freitag, 20.11.2015 Heute fahren wir nicht weit. Um uns an die kommende Höhe etwas zu gewöhnen, biegen wir schon gegen 11 Uhr am Vormittag auf das weitläufige Gelände der Straßenbaufirma ab, die diese neue Straße gebaut hat. Wir sind 2300 m hoch und können uns so etwas an die Höhe gewöhnen. Wir stehen wunderbar mit Blick auf das lang gezogene Tal, und verbringen den Tag mit Webseite schreiben, und Bilder fertig machen. Am Abend „verkrümeln“ wir uns aber sicherheitshalber in eine versteckte Ecke, wo uns auch Nachts kein Scheinwerfer erreicht, denn die Peruaner fahren leidenschaftlich gern in der Nacht.

 

Samstag, 21.11.2015 Heute müssen wir über einen 4.725 Meter hohen Pass fahren, eine unangenehme Vorstellung, weil wir ja Beide seit Monaten nicht mehr in der Höhe waren. Die landschaftlich weiterhin sehr schöne Straße windet sich in engen Kurven durch die Berge, und klettert hoch und höher. Als wir die Passhöhe erreichen, macht Hartmut schnell ein paar Fotos, und klettert total kurzatmig wieder ins Auto zurück. Wir haben grandiose Blicke in die Täler, machen aber erst kurz vor Urcos eine kurze Rast. Wir denken an unsere leere Gasflasche, und daran, dass heute Samstag ist. Ob wir es noch bis nach Cusco zur Gasfüllstation schaffen?

Als wir dort um 15.30 ankommen, sieht alles schon geschlossen aus; aber die Öffnungszeit ist mit 8 – 16 Uhr angegeben. Also klopfe und klingele ich so lange, bis sich eine Pforte öffnet. Unsere Gasflasche wird tatsächlich noch gefüllt. Sie packen sogar 12 kg Gas in die 11 kg-Flasche hinein. Wir ziehen ab, wie die Schneekönige: schließlich haben wir seit dem Pantanal versucht, unser Gas auffüllen zu lassen, und es hatte nie geklappt. Auf dem Campingplatz ist es richtig voll: drei WoMos aus Frankreich, sowie Randy und Sylvia Ritz aus Saarbrücken, die seit geschlagenen 6 Wochen auf ein Ersatzteil aus Deutschland warten (ein ABS-Sensor).

Sonntag, 22.11.2015 bis Samstag, 28.11.2015 Wir stehen jetzt eine Woche hier in Cusco auf dem Campingplatz. Nachdem wir wieder einmal unsere Auto-Inspektion hinter uns gebracht haben, lege ich mich ins Bett: nicht nur die Höhe macht uns Beiden noch zu schaffen, sondern auch ein fiebriger Schnupfen, den ich wahrscheinlich von Hartmut „geerbt“ habe. Am Donnerstag zieht Hartmut mit dem Fotoapparat durch Cusco, ich mache erst am Freitag einen ersten Cusco-Spaziergang. Am Samstag lasse ich mir von einer deutschen Ärztin ein Medikament gegen meinen allergischen Schnupfen verschreiben. Die ganze Woche hindurch hätte ich mir vor lauter Juckreiz die Nase abbeißen können. 

Sonntag, 29.11.2015 Wir haben uns entschlossen, noch ein letztes Mal ein Stück vom Bergregenwald zu sehen. Hartmut hat bei der „Cock of the Rock-Lodge“ wegen eines Stellplatzes angefragt, und eine positive Antwort bekommen. Ich hege die Hoffnung, dass ich den ulkigen Nationalvogel Perus doch noch in Natura bewundern kann. Das Wetter ist mal so und mal so, aber wir vertrauen auf unser Glück. Nach langer Verabschiedung und notwendigem Einkauf im Supermarkt geht es hinter Cusco in die Berge. In Huancarani hört die Asphaltstraße auf, und wir fahren fortan auf Gravel bis zum Ziel. Vor Paucartambo machen wir eine Mittagsrast, noch in schönster Sonne. Doch je höher wir danach in die Berge klettern, desto mehr bezieht sich der Himmel. Auf der Passhöhe fahren wir in dichtem Nebel. Hier steigt die Feuchtigkeit aus dem Amazonas-Becken hoch, und bildet dichte Nebelwolken.

Der Aussichtspunkt „Tres Cruces“ über den Urwald soll den schönsten Blick Südamerikas haben. Aber nur in unserem Sommer hat man eine Chance, den Regenwald aus 3500 m Höhe von oben herab zu überblicken. Wir aber haben November und jetzt ist es hier immer neblig. Wir fahren deshalb gleich weiter zum Manu-Nationalpark.

Die Straße ist jetzt sehr schmal, und windet sich, Kurve um Kurve am Hang entlang. An zwei Stellen sieht der Hang aus, als ob er jeden Augenblick abrutschen könne. Wir fahren durch etliche Betonwannen, in denen das Wasser der herabstürzenden Wasserfälle kanalisiert wird, einmal fahren wir mitten durch einen Wasserfall. Als wir unter die Nebeldecke kommen, offenbart sich der Traum eines völlig intakten Bergregenwaldes. Aber nun sehen wir auch, dass es über tausend Meter in die Tiefe geht. Es gibt Ausweichstellen, aber die sind ebenfalls so schmal, dass wir ein ungutes Gefühl haben, wenn uns ein Fahrzeug entgegen kommt. Endlich, am späten Nachmittag kommen wir an der Lodge an, und müssen feststellen, dass unser Parkplatz aus einer an der Straße gelegenen, breiteren Ausweichstelle besteht. Ob wir wollen oder nicht, hier müssen wir stehen, für 25 Dollar pro Nacht doch ein recht dreister Preis. Es gibt auch keinen Strom, und auch keine Internet und Telefonverbindung . Wir essen notgedrungen auch das bestellte Abendessen, auch das für 20 Dollar pro Nase eher eine Zumutung. Als wir uns ins Bett legen, bemerkt Marion , dass es an der Decke über ihrem Kopf wieder leicht feucht ist.

Bei der Lodge Cock of the rock passiert unser Drama - die Einspritzdüsen sind defekt. Wir versuchen, im großen Regen das Tal zu verlassen, müssen aber umkehren, da der Motor einfach nicht mehr zieht. Es dauert zwei Tage, bis Elvis uns einen LKW organisiert, der uns für viel Geld nach Cusco schleppt. Zum Glück ist in diesen zwei Tagen das Wetter sonnig.

In Cusco wird in einer Toyota-Werkstatt tatsächlich festgestellt, dass zwei Einspritzdüsen defekt sind und das es solche in Peru nicht gibt. Wir müssen diese aus Deutschland besorgen. Dazu lassen wir das Womo auf den Campingplatz Quinta Lala in Cusco schleppen, da wir lieber im Womo schlafen als in einem Hotel. Dort treffen wir Silia und Rendy aus Saarbrücken, die seit 6 Wochen auf ein Ersatzteil aus Deutschland warten. Die Post in Lima streikt und damit erreicht anscheinend kein Paket mehr Peru. Hartmut entschließt sich deshalb, kurzerhand nach Deutschland zu fliegen, und die Düsen selber bei Toyota Nestle abzuholen. Zurück in Cusco baut Toyota die Einspritzdüsen ein und muss zusätzlich noch die Treibereinheit der Düsen ersetzen, ehe das Womo wieder läuft. Endlich können wir Cusco verlassen und fahren Richtung Titicacasee. Hier übernachten wir zunächst bei den Sillustani-Ruinen und dann in Puno beim Hotel Sonesta. Nach einem Besuch der schwimmenden Inseln bei Puno geht es weiter Eine Nacht noch im Casa Blanca, dann wechseln wir Samavinach Bolivien zum wunderschön gelegenen Copacabana. Hier bleiben wir zwei Tage am Strand beim Hostel Suma Samavi.

Montag, 30.11.2015 Der Morgen beginnt mit Regen. Hartmut sorgt sich wegen möglicher Bergrutsche, und möchte am liebsten gleich umkehren. Ich dagegen hoffe noch auf besseres Wetter. So verbringen wir den Vormittag am PC mit Bilder fertig machen und Schreiben.

Eine Gruppe deutscher Lehramtsanwärter kehrt mit ihrem Guide am Mittag pitschnass von einem Ausflug zurück, der eine Bootsfahrt auf dem Rio Cochupata beinhalten sollte. Wegen dem vielen Regen hatte der Fluss mittlerweile Hochwasser, und war nicht zu befahren. Der Guide rät uns, so wie er es für seine Gruppe entschieden hat, spätestens morgen früh das Tal zu verlassen, da bei diesem Wetter die Gefahr eines Bergrutsches sehr real sei.

Wir beschließen darauf hin, schon heute „die Kurve zu kratzen“. Hartmut hatte den Motor ca. 2 h laufen lassen, um die Batterien aufzuladen. Jetzt packen wir alles schnell zusammen und Hartmut startet den Motor erneut. Es gibt ein lautes Geknalle und Nageln, der Motor läuft nur schwerfällig auf 3 Zylindern und ist nur mit Mühe auf z.B . 3000 U/min hoch zu drehen, irgend etwas ist kaputt gegangen. Uns sitzt aber die Angst vor möglichen Bergrutschen so im Nacken, dass wir es trotzdem versuchen wollen, hoch zum Pass zu fahren (von 1400 m auf 3300 m).

Der Motor hat kaum Leistung, und nur im Vorgelege können wir anfahren. 18 Kilometer weit quälen wir uns im Schritttempo die Straße hinauf. Wasserfälle, die gestern nur wenig Wasser führten, rauschen heute mit Wucht nach unten, aus kleinen Bächen sind regelrechte Flüsse geworden, die wir durchqueren mussten.

Dann wird es langsam dunkel, und uns ist klar, dass wir die weiteren 40 Kilometer bis zur Passhöhe mit diesem defekten Motor nicht schaffen werden, und kehren ziemlich verzweifelt um. Wieder unten angekommen, bemerken wir, dass unsere Bett- und Matratzenbezüge komplett nass sind. Wir sind unter mehreren Wasserfällen hindurch gefahren, und das Dach ist immer noch nicht dicht. Beoi mir kommt dir totale Verzweiflung hoch, heute geht aber auch alles schief.

Wir versuchen nun den sog. Manager dazu zu bewegen, mit seiner Reiseagentur Kontakt aufzunehmen. Telefon gibt es in der Lodge nicht, die einzige Verbindung sind emails übers Internet. Die Reiseagentur soll Toyota in Cusco anrufen, und diese bitten, einen Abschleppwagen zu ins zu schicken.

 

Dienstag, 01.12.2015 Am frühen Morgen fährt die deutsche Gruppe aus dem Tal heraus, und ihr Guide verspricht uns, oben auf dem Pass noch einmal mit Toyota wegen eines Abschleppwagens zu telefonieren.

Im Verlauf des weiteren Morgens stellt sich heraus, dass unsere bisherigen Versuche nichts bewirkt haben. Bisher hat sich jedenfalls die Agentur und auch Toyota nicht gemeldet. Wir können nichts unternehmen, denn telefonieren geht nicht, wir sitzen in einem Funkloch.

Gestern Abend waren Claudie und Francesco Secco, ein Ehepaar unseres Alters aus den USA, mit ihrem Guide eingetroffen. Sie nehmen lebhaft Anteil an unserer Situation. Hartmut entschließt sich, die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen, und trampt nach Pillcopata, dem nächsten Ort. Dort gibt es ein öffentliches Telefon. Es dauert gut 1 h über Gravelroad, um dorthin zu kommen.

Um mich abzulenken, laden mich Claudie und Francesco ein, zum wenige Kilometer entfernten Aussichtspunkt mit zu fahren, an dem man den Nationalvogel Perus, den Cock of the Rock beobachten können. Nachdem ich diesen Vögeln schon 2 Mal auf den Versen war, klappt es diesmal tatsächlich, 4 weibliche Exemplare tummeln sich unter uns im Bergregenwald.

Hartmut kommt erst am Abend zurück mit der frohen Kunde, dass ein junger Peruaner namens Elvis, den er auch gleich mit gebracht hat, uns helfen will. Er hat in 4-stündigen Telefonaten für uns eine Abschleppmöglichkeit für den nächsten Tag organisiert. Elvis kann nur Spanisch, wir können kein Spanisch, kommuniziert wurde deshalb über eine junge Frau am Telefon, die ein gutes Englisch sprach und für Hartmut übersetzte. Mittels diverser Zeichnungen auf einem Din A4 Blatt wurden Länge, Breite, Höhe, Gewicht, des WoMos fixiert. Trotz dieser guten Nachricht bleibt ein Rest von Unsicherheit. Können wir diesem jungen Mann vertrauen, wir mussten ihm die Hälfte der Abschleppkosten (2000 Soles = 555 €) vorab aushändigen? Besonders Hartmut ist außerordentlich skeptisch.

Mittwoch, 02.12.2015 Von Unsicherheit geplagt, schließt sich Hartmut heute Morgen Claudie und Francesco an, die einen Ausflug nach Pilcopata, der nächsten Stadt, machen wollen. Hartmut will noch einmal den Stand der Dinge bei Elvis erfragen. Als er wieder kommt, sieht die Sache so aus: heute um 17 Uhr kommt Elvis, zusammen mit einem LKW und zwei Fahrern. Diese haben sich bereit erklärt, uns für 300 Soles die 70 km bis Paucartambo zu schleppen (über den Pass hinüber), aber nur, wenn Elvis unseren Wagen lenkt. Ab Paucartambo soll uns dann ein Abschleppwagen bis Cusco für 2000 Soles auf den Hacken nehmen. Leider hat sich der Abschleppdienst geweigert, zu uns hinunter zu kommen. Alle anderen Versuche, doch noch einen anderen Abschleppdienst zu organisieren oder einen LKW, der uns bis Cusco schleppt, sind bis dahin fehl geschlagen.

Wir sind erst mal erleichtert, aber als es fünf und sechs und sieben Uhr wird und niemand kommt, sind wir der Verzweiflung nah: was, wenn alles nur ein Fake war, was, wenn die LKW-Fahrer auch wieder abgesprungen sind und Elvis einfach die 1000 Soles einkassiert hat. Unser amerikanisches Ehepaar und deren Guide versuchen, uns zu trösten, vergeblich.

Wir legen uns völlig desillusioniert um 22 Uhr ins Bett, als es um 22:30 Uhr an die WoMo-Tür klopft. Elvis ist da, ob wir fertig sind, es ginge jetzt los. Wir sind völlig perplex. Aber um 23 Uhr ist dann unser elastisches Seil mit dem LKW verbunden, Elvis sitzt am Steuer, ich neben ihm.

Elvis erklärt nun, dass der Abschleppdienst plötzlich 4000 Soles für die viel kürzere Strecke bis Paucartambo verlangt hat. Er war stinksauer darüber und konnte im letzten Moment die Fahrer überreden, und nicht nur bis Paucartambo zu schleppen, sondern den ganzen Weg nach Cusco, für eben die 2300 Soles. Er habe den ganzen Tag gebraucht, um das hier zu organisieren.

Es wird eine unvergessliche Fahrt. Es ist stockdunkel, trotzdem herrscht auf dieser wirklich gefährlichen Straße ein ziemlicher Verkehr. Zum Glück fahren wir an der Bergseite das Tal hinauf. Elvis schlägt mir nach einiger Zeit vor, ich solle doch etwas schlafen, aber daran ist natürlich keine Minute zu denken.

Unterwegs gibt es eine Zwangspause, da ein Bus gefilzt wird, unten im Tal liegt ein wichtiges Coca-Anbaugebiet. Männer laufen mit Taschenlampen und Gewehren durch die Gegend, Türen schlagen. Stunde für Stunde vergeht, die Männer kontrollieren immer wieder gewissenhaft, ob unser Seil noch an der richtigen Stelle sitzt, und ob es beschädigt ist. Elvis besorgt sich derweil von den Kollegen zwei Hände voll Coca-Blätter. Elvis fährt so hoch konzentriert und sicher, dass wir gerne glauben wollen, daran sei der Genuss der Coca-Blätter schuld. Die Zeit vergeht, und endlich, nach 4 Stunden, sind wir zumindest auf der Passhöhe, gerettet sozusagen!

Aber die Nacht ist ja noch nicht vorbei. Das Abschleppseil wird jetzt gelöst, und Elvis steuert unseren Pick up den Pass wieder hinunter. Es ist nach wie vor stockdunkel, trotzdem erkenne ich im Scheinwerferlicht, dass es rechts von mir ohne jede Begrenzung steil in die Tiefe geht. Am Fuß des Passes beginnt das gleiche Spiel noch einmal: Wagen anseilen, hochziehen, und oben, auf der zweiten Passhöhe, Wagen wieder abseilen und im dritten Gang wieder herunterrollen. Morgens um 5 Uhr wird es so langsam hell. Die Täler liegen unter dichtem Nebel versteckt, nur der Vulkan, den man an schönen Tagen von Cusco aus sehen kann, ragt aus dem Nebelgebirge empor. Ab Huancarani haben wir auch wieder Asphalt unter den Rädern, und es geht nur noch bergab. Elvis lässt den Wagen sehr großzügig durch die Kurven rollen, so, wie es eben nur Peruaner machen; aber um 6 Uhr morgens ist noch nicht so viel los auf den Straßen (die Peruaner sind Nachtfahrer).

Im Tal angekommen, ist Zahlstunde. Hartmut gibt den LKW-Fahrern die vereinbarten 1300 Soles und Elvis mit uns im Womo gen Cusco (1000 Soles hat Elvis ja bereits bekommen). Bald komomt uns sein Bruder aus Cusco mit einem Hilux Pickup entgegen, um uns den letzten Teil der Strecke schleppt. Als wir zur Toyota-Werkstatt einbiegen müssen wir zugeben, dass Elvis ganze Arbeit geleistet hat: ohne ihn säßen wir wahrscheinlich bis zum Sankt-Nimmerleinstag in diesem engen, steilen Tal, ohne zu wissen, ob uns da je einer rausholt. Dafür legt Hartmut noch ein paar „Extra-$“ in die Hand von Elvis, der sich sofort wieder auf den Weg nach Hause macht; 8 Stunden Busfahrt liegen jetzt vor ihm.

 

Donnerstag, 03.12.2015 Als die Mechaniker beginnen, sich am Motor zu schaffen zu machen, liegen wir für einige Zeit in der Koje.Wir merken nun, dass die letzte Nacht nicht spurlos an uns vorüber gegangen ist: innerlich vibriert jede Faser unserer Körper.

Die Prüfungen des Motors gehen langsam vonstatten, mal arbeiten die Leute an unserem Womo, mal sind sie für längere Zeit verschwunden, so vergeht die Zeit, ohne dass sie so richtig weiter kommen.Uns wird bald klar, dass wir die nächsten zwei Nächte im Hotel verbringen müssen.

Die Prüfungen ergeben, dass zwei Einspritzdüsen defekt sind und die anderen zwei auch nicht so richtig in Ordnung sind. Der gesamte Dieselweg inklusive Tank wird gereinigt.

In Peru ist der Hilux ein gängiger Pickup. Allerdings sind es alles EU-1 oder EU-2 Fahrzeuge, der Diesel hier ist so schlecht, dass eine höhere EU-Klasse von Toyota nicht nach Peru geliefert wird. Dementsprechend gibt es in Peru EU-2-Injektoren, aber keine EU-4-Injektoren, es ist klar, dass wir uns neue Injektoren aus Deutschland besorgen müssen.

Samstag, 05.12.2015 Erst am Samstag Mittag können wir uns für satte 400 Soles (111 €) die paar Kilometer bis zum Campingplatz schleppen lassen, wo wir Randy und Sylvia aus Saarbrücken wieder treffen, die immer noch auf ihr Ersatzteil warten. Das erste war nicht auffindbar, worauf sie ein zweites bestellt haben und per DHL Express nach Peru geschickt haben. Aber auch diese liegt jetzt seit 6 Tagen in einer Zwischenstation in Deutschland fest und rührt sich nicht von der Stelle. Es ist so, als ob Peru zur Zeit von dem Rest der Welt abgekoppelt ist.

Wir addieren die Kosten für einen Express-Transport der Injektoren nach Peru, dazu die anfallenden Zollgebühren und einen eventuellen Flug hin und zurück nach Lima, um das Paket dort aus dem Zoll zu holen. Wir kommen zum Schluss, das dies fast so viel kostet wie ein Rückflugticket von Cusco nach Frankfurt. So können wir die Teile ohne Zeitverzug direkt nach Cusco schaffen, schließlich wollen wir keine 6 Wochen auf unsere Teile warten, wie die Saarbrücker. Hartmut bucht kurzerhand einen „Billigflieger“, und macht sich am Sonntag früh auf den Weg nach Deutschland. Auch die Saarbrücker drücken alle Daumen, denn Hartmut wird auch ihr Ersatzteil mitbringen.

 

Montag, 14.12.2015 Müde trudelt Hartmut um 10 Uhr vormittags auf unserem Campingplatz in Cusco ein. Im Gepäck hat er die Injektoren und das dazugehörige Einbaumaterial, dazu zwei Christstollen vom besten Bäcker Heidelbergs, diverse Schweizer Käsesorten, Weihnachtsplätzchen vom Sohn, eine Strickjacke für mich und vieles weiteres Zeug. Und dazu natürlich auch die ABS-Sensoren für die Saarbrücker. Sie sind überglücklich und laden uns abends zum essen in ihrem Womo ein.

 

Dienstag, 15.12.2015 Pünktlich zum vereinbarten Termin (9:30) laufen wir in der Toyota-Werkstatt ein. Der Abschlepper hat uns wieder 400 Soles abgeknüpft.

Alles wird nun noch einmal gründlich geprüft, gereinigt, und neu eingebaut. Es sind zwei Mechaniker, die langsam und sorgfältig alles aus- und einbauen, am Abend sind sie fertig. Sie starten den Motor – und er läuft auf nur zwei Zylindern. Wir sind total erledigt, die Geschichte nimmt einfach kein Ende. Auch die Mechaniker sind total verwundert, haben sie doch sorgfältig gearbeitet.

Mittlerweile gesellen sich 6 Leute um das Auto (obwohl Arbeitsschluss ist). Sie tippen auf eine defekte Treibereinheit der Injektoren und bauen kurzerhand aus einem Kundenfahrzeug eine passende Treibereinheit aus, sie wollen es wissen. Sie wird in unseren Toyo eingebaut, der Motor wird gestartet – und er läuft rund. Es ist also definitiv die Treibereinheit, die zusätzlich defekt ist. Diese Teil müssen wir nicht aus Deutschland besorgen, sondern es ist bei Toyota-Lima vorhanden. Der Versand nach Cusco dauert 3 Tage, wir würden die Treibereinheit also am Samstag bekommen und könnten sie am Montag einbauen lassen

Und wir müssen wieder in unser Hotel Illa ziehen. Ich bin am Boden zerstört, zumal ich für ein gemeinsames Abschiedsessen mit den Saarbrückern heute Abend alles eingekauft habe: frische Forellen, Salat, Nachtisch, usw. Mit meiner Heulerei mache ich es dem Hartmut heute Abend auch nicht leichter, der ist auch total am Boden zerstört.

 

Mittwoch, 16.12.2015 Um kurz nach 9 Uhr tauchen wir bei Toyota auf. Hartmut hat schon überlegt, ob es sinnvoll ist, das Womo wieder zum Campingplatz zu schleppen. Wir beide gehen ungern in Hotels.Als wir dort auftauchen, werkelt ein Mechaniker am Auto herum. Wenn wir ihn richtig verstehen, hat Toyota Cusco doch die Treibereinheit auf Lager, allerdings ist die Ersatzteilnummer nicht vollständig identisch. Deshalb wollen sie mit der „geliehenen“ Treibereinheit eine Probefahrt machen und dann, wenn alles klappt, die neue Einheit einbauen.

Die Probefahrt dauert eine dreiviertel Stunde, in Peru arbeiten die Leute doch mit sehr viel mehr Zeit als in Deutschland. Dann wird die geliehene ausgebaut und die neue eingebaut und um kurz nach 12 Uhr fahren wir mit unserem Womo mit eigener Kraft vom Platz. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, endlich wieder im Womo zu fahren. Allerdings horchen wir angespannt auf das Motorengeräusch, wir sind noch skeptisch, ob wirklich alles funktioniert.

Auf dem Weg zum Campingplatz kaufen wir schnell noch eine staatliche Autoversicherung für einen Monat, unsere Mecosur-Versicherung ist für Peru nicht gültig.

Wir sind bislang in Peru ohne Versicherung gefahren, aber ich will nicht noch auf den letzten Metern in Peru von einer Polizeikontrolle nach dieser vorgeschriebenen Versicherung gefragt werden. Am nächsten Morgen können wir sie abholen.

Auf dem Campingplatz trudeln kurz nach uns auch die Saarbrücker ein, deren ABS-Sensor auch neu eingebaut werden konnte. Allerdings steht die Fehlermeldung „defekter ABS-Sensor“ immer noch an und sie versuchen, in Cusco jemanden zu finden, der die Fehlermeldungen per Computer auslesen kann. Jetzt kommen wir doch noch zu unserem Abschiedsessen. 

Donnerstag, 17.12.2015 Nach einer herzlichen Verabschiedung von den Saarbrückern geht es endlich los, mit Versicherung, die wir noch abholen mussten. Unterwegs schauen wir uns die gewaltige Festung Picillaqtua an, die einst ein ganzes Tal abriegelte, um die alte Inca-Haupstadt Cusco zu schützen. Wieder staunen wir über die gewaltigen Mauern.

Wir machen Rast an einem Fluss, noch scheint die Sonne. Später durchfahren wir eine Puna-Hochfläche, die sich bis zum Titikaksee hinzieht.Wir beschließen, an den Sillustani-Ruinen mit bewachtem Parkplatz zu übernachten. Wir müssen noch tanken und versuchen (erfolglos) unsere Wasservorräte aufzufüllen. Das wollen wir in Juliaca machen, der einzigen größeren Stadt in der Umgebung. Und prompt geraten wir in das abendliche Verkehrschaos einer peruanischen größeren Stadt. Schrittweise quälen wir uns durch die Straßen im Zentrum der Stadt, um uns herum wuseln Menschen und Autos, die Ampeln sind stets rot und es wird immer dunkler. Wir könnten vom Womo aus einkaufen. Es ist deshalb schon lange dunkel, ehe wir unser Ziel Sillustani-Ruinen erreichen. Mit lautem Hupen müssen wir einen Wächter aus dessen Behausung holen, damit er das Tor zum Parkplatz vor den Ruinen öffnet. Wir stellen uns so hin, dass morgen früh die Sonne in unser Womo scheint. Prompt werden wir am Morgen mit einem blauen Himmel belohnt.

 

Freitag, 18.12.2015 Bevor wir uns heute auf den Weg nach Puno am Titicaca-See machen, klettern wir noch auf den etwa 100 Meter höher gelegenen Grabhügel, um uns die meisterhaft gemauerten Grabtürme aus der Inka-Zeit anzuschauen (und die weniger perfekten Türme aus der Vorinka-Zeit). Von oben haben wir einen phantastischen Blick auf die Laguna Umayo, in denen sich Wasservögel aufhalten.

Dann geht es zur Halbinsel Capachica am Titicacasee. Wir hoffen, dort etwas von der phantastischen Schilflandschaft zu sehen, die von Wasservögeln dicht bevölkert sein soll. Es geht wiederum über flaches Land, überall sehen wir Streusiedlungen, viele Rinder, viele Schafe. Ich bewundere ein ums andere Mal die abenteuerlichen Hutkreationen der Frauen. Jedes Mal, wenn ich denke, in dieser Hinsicht nun schon alles gesehen zu haben, tauchen wieder neue Modelle auf. Die Straße endet an einem schönen Sandstrand, der von jungen Leuten bevölkert ist. Laufen kann man nicht, weil der Strand dann in eine Steilküste übergeht, und vom Schilf ist hier gar nichts zu sehen. Erst, als wir uns wieder auf der Hauptstraße in Richtung Puno bewegen, können wir an einem Straßenabschnitt von oben die weite Schilflandschaft bewundern. Wir fahren direkt zum Hotel Sonestas Posadas del Inca, nicht ohne vorher am Ortseingang von Puno in eine Polizeikontrolle zu geraten. Der Polizist will nun wirklich alle Papiere sehen, einschließlich der Versicherungspolice; ich habe was gut bei meinem Mann…!

Das Hotel ist teuer, aber der einzige sichere Platz in Puno, um ein Womo abzustellen.

 

Samstag, 19.12.2015 Trotz angesagtem schlechten Wetter machen wir uns mit Jacke, Hut und Regenschirm im Taxi auf zum Hafen, um die berühmten „schwimmenden Inseln“ der Ururi zu besuchen. Wir haben uns für Kurztrip-Variante entschieden, die aber summa summarum auch fast drei Stunden dauert. Mit dem Motorboot steuern wir eine der Inseln an. Eigentlich habe ich einige wenige Inseln erwartet, aber der ganze Horizont ist voll mit Inseln und Gebäuden darauf. Es ist letztlich eine breite Wasserstraße, die an beiden Seiten von Inseln begrenzt wird. Wir landen also an, betreten den schwankenden Boden und hören erst einmal einer charmante Indio-Frau bei einer Einführung in die Geschichte der Insel zu. Wir schnappen ab und an mal ein Wort auf, das wir kennen, und kombinieren dann, worum es geht.

Dann dürfen wir die umliegenden Verkaufsstände besuchen und natürlich auch Blicke und Fotos von den Nachbarinseln machen. Ich kann nicht anders, und erstehe zwei kleine Modelle der berühmten Schilfboote. Schließlich habe ich als Kind Thor Heyerdals abenteuerliche Geschichten um den Bau des Schilfbootes und die Überfahrt desselben von Marokko nach Südamerika gelesen.

Anschließend schippern wir noch mit einem Doppelrumpf-Schilfboot auf eine andere Insel, wo eine rege Verkaufstätigkeit im Gang ist, alles sehr touristisch, aber was soll es! Mittags fahren wir mit einem Motorboot wieder zurück nach Puno.

Wir wollen im Hostal Las Cabanas übernachten, dass Hartmut vom Sommer her kennt. Man steht dort wunderschön in einem Garten, so richtig was für mich. Leider ist es geschlossen und so fahren wir 6 km zurück zum Hostal Casa Blanca. Dort steht man längst nicht so schön, dafür gibt es eine heiße Dusche und das Internet ist für peruanische Verhältnisse recht schnell.

Sonntag, 20.12.2015 Nach zwei ausgiebigen Telefonaten mit Hartmuts Familie und unserem Sohn kommen wir so langsam los. Wir haben Zeit, es sind nur 130 Kilometer bis Copacabana dicht hinter der bolivianischen Grenze. Unterwegs, auf der Suche nach Tomaten, geraten wir noch einmal in einen richtigen netten Bauernmarkt mit, der Leser wird es erraten, wiederum neuen, bunten, abenteuerlichen Hutmodellen und dazu passenden Jacken und Röcken.

Auf den Hochflächen der Anden weht meist ein kalter Wind. Dementsprechend tragen die Frauen gestrickte Wollgamaschen, dazu mehrere Röcke übereinander, mit Kellerfalten, plissiert und mit gestuften Rüschen, darüber oft eine farblich passende Schürze, und natürlich immer mit Hut. Wer hier oben mal eine Stunde ohne Kopfbedeckung unterwegs war, versteht, warum alle Menschen hier, vom Baby bis zum Greis mit Hut oder Mütze unterwegs sind. Um unsere letzten Soles los zu werden, gehen wir noch mal pompös essen: Geboten werden ein Teller mit Kartoffeln Reis und gebratener Forelle drauf, dazu auf dem Tisch ein Salzfässchen, und eine Serviette, so groß wie eine Hand. Dazu gehört noch eine Schale ordentlicher Suppe und Salat, auf den wir aber immer verzichten.

An der Grenze scheint zunächst alles reibungslos zu laufen. Nach dem üblichen Procedere auf der peruanischen Seite lassen wir unsere Pässe auf der bolivianischen Seite stempeln, und wollen losfahren. Als wir in Cojiba nach Brasilien eingereist sind, hat uns die Dame beim bolivianischen Zoll eine temporäre Importgenehmigung für 90 Tage ausgestellt mit der Bitte, bei der nächsten Einreise nach Bolivien nicht mehr die Aduana zu behelligen, da wir die Einfuhrgenehmigung von ihr ja schon haben.

Allerdings haben wir die Rechnung nicht mit der hiesigen Aduana gemacht. Die Schranke für die Einreise nach Bolivien war zu bis auf eine kleine Öffnung, durch die wir hindurch fahren konnten. Dies hat den Zöllner erbost und wir müssen ihm die temporäre Importgenehmigung von Cojiba zeigen.

Nachdem Hartmut die temporäre Einfuhrgenehmigung des Autos für 90 Tage, ausgestellt schon vor Wochen in Cojiba, Bolivien vorlegt, stellt sich heraus, das wir das falsche Dokument ausgestellt bekommen haben. Da der Zöllner die ganze Sache mit der erneuten Einreise nicht richtig versteht, und überdies Sonntag ist (also keine Möglichkeit der telefonischen Rücksprache besteht), sitzen wir ganz schön in der Tinte.

Die Rettung naht in Gestalt von Tonny, einem jungen, kolumbianischen Motorradfahrer, der ebenfalls die Grenze passieren muss. Zwei Stunden lang wird erklärt, verhandelt, die Peru- und Bolivienkarte auseinander gefaltet, dann schließt der Zöllner auf intensives Bitten des jungen Mannes die alten Papiere, und stellt uns neue, diesmal korrekte Papiere aus, wir dürfen fahren. Zum Dank laden wir Tonny am Abend zum hausgemachten Salat in unsere Hütte ein. Der junge Mann ist Zahnarzt, kommt ursprünglich aus Venezuela und lebt jetzt in Bogota. Es entspinnt sich ein interessantes Gespräch, besonders auch über sein Heimatland.

Weiter geht es mit Bolivien-2.