Bei Chile Chico wechseln wir mal wieder das Land, von Chile geht es nach Argentinien. Wir fahren entlang des Lago Buenos Aires (der Lago General Carrera heißt jetzt so) zum kleinen Ort Perito Moreno. Bei unserem letzten Besuch haben wir hier übernachtet. Jetzt geht es aber weiter, wir wollen zu den Cuevas de las Manos. Wir kommen aber nicht bis ganz dahin. In einem schönen Canyon treffen wir die Peterssons und natürlich bleiben wir für einen Klönabend hier. Am nächsten Tag besuchen wir zusammen die Höhle und fahren dann nachmittags die Kilometer nach Gobernador Gregores. Hier übernachten wir in einer Nebenstraße, die aber leider nicht ganz so ruhig ist, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Am nächsten tag wollen wir eigentlich bis El Chalten beim Fitz Roy Massiv. Aber schon nach wenigen Kilometer treffen wir die Deiselmanns (Bummel mit Pummel), die wir zum letzten Mal in Mittelamerika getroffen hatten. Wieder ein Klönmittag und deshalb kommen wir an diesem Tag nur bis Tres Lagos weit. Wir übernachten genau an derselben Stelle wie vor 10 Monaten. Am nächsten Mittag erreichen wir dann El Chalten. Hier gibt es leider nur zwei Stellen, an denen man frei stehen kann. Beides sind die Wanderparkplätze zu Wanderwegen ins Fitz Roy-Massiv hinein, wir übernachten an einem von diesen beiden.

Mittwoch, 18.01.2017 Die Argentinier kontrollieren mit Bedacht unsere Vorräte, finden jedoch außer einer vergessenen grünen Gurke und einer halben Melone nichts. Hartmut hat alles sorgfältig versteckt, wie er es jetzt immer macht. Andere Dinge ,wie Samen und Sonnenblumenkerne werden in dem Durcheinander von Mehl, Nudeln, Semmelbrösel und Reisbeuteln und Tütensuppen, Kaffee und Milchpulver wohl nicht so recht wahr genommen.

Trotzdem müssten wir jetzt eigentlich unsere Vorräte auffrischen. Immerhin werden in Los Antiguos auf der argentinischen Seite der Grenze Süßkirschen angebaut, die von der richtig dicken, süßen, knackigen Sorte. Wir fahren kurzerhand dem Hinweisschild auf eine Obst-Kooperative nach, und können gerade noch rechtzeitig vor der Mittagspause (die den Argentiniern heilig ist) zweieinhalb Kilo Kirschen bester Qualität kaufen. Hartmut würde am liebsten 5 Kilo kaufen, aber ich protestiere, denn egal, ob zweieinhalb oder 5 Kilo, in genau zwei 'Tagen ist erfahrungsgemäß alles verputzt.

Ein weiteres Schild weist uns den Weg zu einem privaten Gemüsehändler, der auch während der Siesta verkauft, wir erstehen Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und Eier. Damit kommt man ganz gut über die Runden, und wir haben ja auch noch Nudeln, Reis, deutsche Tütensuppen und Konserven an Bord.

Ab dem Ort Perito Moreno fahren wir nun bis Puerto Natales die gleiche Strecke, wie im letzten Herbst. Dieses Mal wollen wir aber die Cuevas de las Manos, Unesco-Weltkulturerbe ,nicht außer acht lassen. In Überhängen einer Schlucht des Rio Pinturas, die zwischen 9500 vor und 1000 nach Christus von den Ureinwohnern bewohnt war, hinterließen diese zahlreiche Malereien von Tieren und Negativ-Abdrücke von Händen, die zu den ältesten menschlichen Zeugnissen Südamerikas gehören (Reise-Know-How, Argentinien). Auf der Gravelroad, die von der Ruta 40 dort hinführt, treffen wir Familie Petersson, die wir im letzten Jahr auf dem Campingplatz Schweizer Paradies in Uruguay kurz vor unserem Rückflug nach Deutschland noch mit restlichen Lebensmitteln bedacht hatten. Sie stehen in einer Senke neben der Straße, etwas windgeschützt. Nach einer ausgiebigen Begrüßung will Hartmut unser Womo für die Nacht auf einen ebeneren Platz rangieren, und gerät prompt in den tiefen Schlamm der Senke. Da hilft auch kein rufen „Hartmut, haaalt!“ nichts geht mehr, Hartmut gibt unbeirrt weiter Gas und will mit Schaukeln heraus kommen, bis das Womo bis Oberkante Reifen fest steckt. Aber was so ein echter Unimog ist, wird mit so einer Situation spielend fertig. Hartmut holt sein tolles dehnbares Seil raus, und bald stehen wir wieder auf festem Boden, wenngleich das Womo des starken Windes wegen immer noch schaukelt. Und dann wird es mal wieder ein Klönabend, bis uns die Kälte in die Womos treibt.

Donnerstag, 19.01.2017 Die Führung hat sich gelohnt.Die junge Führerin spricht ein sehr gutes Englisch und erklärt alles wirklich sehr gut.Neben den eindrucksvollen Zeichnungen (u.a. Guanakos, Vicunjas und Nandus) und Händen beeindruckt auch der tiefe Canyon, durch den sich ein Fluss zieht, der von Vegetation gesäumt ist. Die Gegend sonst ist wüstentrocken.

Auf dem Weg nach Gobernador Gregores (Tankstelle!) gibt es noch einmal ein Zusammentreffen mit Fa. Petersson und einem anderen Overlander-Paar aus Deutschland. Wenn ich der Unterhaltung richtig folge, ist das jetzt wieder so, wie im Schrebergarten, wo jeder jeden kennt, und weiß, wo er sich zur Zeit etwa aufhält. Laut Aussage von Bruno und Nele haben wir gute Chancen, Sigu und Lilo mit ihrem grünen „Pummel“ in Gobernador Gregores zu treffen. Hoffentlich klappt es, im letzten Jahr haben wir uns im Urwald von Peru verpasst weil sie, quasi um die Ecke, auf einem anderen Campingplatz standen.

Die Gravelroad ist gelinde gesagt, eine Zumutung, und wir hoffen, dass unsere Räder nicht allzu nachtragend sind. Hier würden wir auf keinen Fall eine Panne haben wollen. Es sind 230 km bis Gobernador und wir haben schon 15 Uhr, wir werden also spät ankommen. Und wirklich, es ist 19 Uhr und schon etwas dämmrig, als wir in den Ort einbiegen. Erst einmal auftanken, kurz im Supermarkt einkaufen (Brot und Tomaten), dann fahre etwas durch den Ort, aber nirgendwo stehen die beiden. Der örtliche Campingplatz ist voller Motorradfahrer und deshalb machen wir es so, wie jetzt immer in kleineren Städten und Ortschaften machen, wir stellen uns in eine möglichst ruhige Seitenstraße. Auch hier kommen wieder die Nachbarn von gegenüber und fragen, woher und wohin, und ob wir noch etwas brauchen, heißes .Wasser z.B. Wir verbringen eine halbwegs ruhige Nacht, so der richtige Treffer bzgl. Nachtruhe war dieser Platz nicht. Aber man weiß eben im Voraus nie genau, ob und wie ruhig eine einmal ausgesuchte Straße in der Nacht wirklich ist.

Freitag, 20.01.2017 Wir wollen heute bis El Chalten am Fuß des Fitzroy Massivs fahren, so 330 km. Aber weit kommen wir nicht. Nach etwa 5 Kilometern auf der Ruta 40 kommt uns „Bummel mit Pummel“ entgegen, der grüne Rundhauber mit Sigu und Lilo. Wir haben uns zum, letzten Mal in Mittelamerika getroffen. Nach dem ersten Hallo fahren wir gemeinsam etwas zurück, und stellen uns kurz vor dem Ort Gobernador auf einen nicht eingezäunten Platz am Rio Chico hin. Der Wind orgelt (natürlich) und wir stellen die beiden Womos so hin, das wir einen halbwegs windgeschützen Platz zwischen den Womos bekommen. Und dann werden bei dem tollen Wetter Tisch und Stühle raus geholt und Kaffee gekocht, Lilo überrascht uns mit süßen Teilchen, die sie auf den Tisch stellt. Nun geht das Getratsche los, wer wann mit wem, usw... usw...Lilo erzählt von ihrem tollen Weihnachtsfest in Ushuaia, gemeinsam mit vielen weiteren Wohnmobilisten. Ich sitze da etwas verloren daneben, kann ich doch mit meinem Familienweihnachtsfest in Heidelberg hier in Südamerika nicht punkten.

Trotzdem sind wir ganz froh, dass wir die beiden endlich mal wieder getroffen haben, denn von den alten Hasen, die wir aus Nordamerika oder Mexiko her kennen, will man natürlich wissen, wo sind sie abgeblieben, wie geht es Ihnen? Jetzt haben wir endlich mal Glück gehabt. Wir wären noch gern über Nacht geblieben, aber die Zeit drängt ein bisschen. Und so ziehen wir am Nachmittag weiter. Wir kommen natürlich nicht bis El Chalten, und schlagen unser Nachtlager daher in Tres Lagos auf, genau am Zaun jenes Hauses, deren Bewohnerin uns im Jahr zuvor so herzlich ihre Hilfe angeboten hatte. Heute ist aber niemand aus der Familie zu Hause und so verziehen wir uns ohne Begrüßung ins Womo, derweil draußen der Wind bläst.