Es geht jetzt erst einmal einige Zeit durch Chile.

Mit leergegessen Kühlschrank fahre ich nach Chile hinein. Es ist eine wunderschöne Strecke bei tiefblauem Himmel, allerdings ist es der letzte schöne Tag, am nächsten Nachmittag zieht sich der Himmel zu und Nachts beginnt der große Regen. Der Grenzübertritt erfolgt problemlos und im ersten Ort in Chile (Futaleufu) kann ich die benötigten Pesos ziehen. Dann geht es am Rio Futaleufu entlang zur Carettera Austral, es ist ein toller Rafting Fluss mit (gefühlt) hunderten von Rafting Unternehmungen. Wie üblich ist die Straße komplett eingezäunt. An einer Stelle ist die Zufahrt zum Fluss frei, hier stehe ich mit mehreren anderen Reisende über Nacht. Am nächsten Tag geht es (bei noch Sonnenschein) bei absoluter Windstille am Yelcho See vorbei mit teilweise unirdischen Blicken über den See und die Berge. Und in Villa Santa Lucia hat mich die Careterra Austral wieder, hier waren wir schon einmal vor 10 Monaten. Die nächste Übernachtung ist im Ort Puyuhuapi, an einem Fjord gelegen. Bei Regenwetter wache ich auf, der Fjord ist tief verhängt und auf der weiteren Fahrt durch den Nationalpark Quelat ist wegen des schlechten Wetters leider wenig von der schönen Landschaft zu sehen. Einmal steh ich noch an einem Fluss (dem Rio Manihuales), dann laufe ich in Coyhaique ein, hier stehe ich auf dem Campinglatz El Camping und hole Marion am 01.01.17 vom 50 km entfernten Flughafen in Balmaceda ab.

Mittwoch, der 28.12.2016. Da ich nicht weiß, ob ich gekochte Kartoffeln nach Chile einführen darf (man darf), gibt es morgens eine große Portion Bratkartoffeln mit zwei Spiegeleiern. Das sättigt mich bis zum Abend.

Ich komme erst kurz vor Mittag weg. Der Schweizer macht mich drauf aufmerksam, das Wasser aus dem Gaskasten meines Womos tropft. So schraube ich innen im Womo einige Verblendungen weg, aber alles sieht alles trocken aus. Erst später sehe ich, das die Küchenarmatur (mal wieder) leckt. Als ich sie austausche, ist alles wieder dicht. Es ist die fünfte Küchenarmatur, die ich auf der Reise verbraucht habe, Dometic baut halt richtige Qualitätsarmaturen. Morgens koche ich noch 4 Eier hart, schmeiße alten Salat weg, der Kühlschrank ist jetzt ziemlich leer. Dann geht es auf einer Holperstraße gen Grenze. Die Landschaft ist toll, klare Luft, schöne Sonne, es ist warm und es herrscht kaum Wind. Einige Berge haben noch Schneemützen und alles ist unglaublich grün. Es sind nur 20 km bis zur Grenze. Hier bin ich vor 10 Jahren mit dem Fahrrad entlang gefahren. An die Strecke kann ich mich nicht erinnern, aber an das Grenzgebäude schon. Es ist einiges los an der Grenze, so dauert die Prozedur etwas länger. Der Zöllner auf der argentinischen Seite schaut sich kurz das Womo an und winkt mich dann weiter.

Die chilenische Station kommt kurze Zeit später. Auch hier ist es etwas voller, so dauert es etwas. Die übliche Prozedur, dann geht der Zöllner mit mir zum Womo. Der Kühlschrank wird inspiziert, eine Tomate,1 alte Orange und eingepackte Würstchen finden keine Gnade. Der Käse in Verpackung kann bleiben. Er schaut in diverse Schubladen, auch vorne im Auto. Es dauert vielleicht 15 Minuten, dann geht er, ich kann weiterfahren. Die Straße zwischen Grenze und dem 1. Ort (Futaleufu) ist sogar asphaltiert, ab dem Ort ist es aber wieder eine Schotterstrecke. In Furtaleufu gibt es sogar einen Geldautomaten, ich hebe viele chilenische Pesos ab.

Es geht weiter durch eine wunderschöne Landschaft. Der Rio Futaleufu ist ein toller Wildfluss mit grünem Wasser. Immer wieder kommen mir Autos mit Wildwasserbooten und Flössen entgegen, hier wird viel geraftet. Immer wieder komme ich auch an Einsatzstellen fürs Rafting vorbei.

Im iOverlander wird eine Übernachtungsstelle am Fluss beschrieben, die ich mir anschauen will. Es ist eine recht große Fläche direkt neben dem Fluss, von der Straße aus nicht einzusehen (ansonsten ist das Tal recht eng und natürlich ist alles eingezäunt). Hier steht schon ein Womo aus der Schweiz (Eltern mit 2 Kindern) und drei Motorradfahrer aus Argentinien. Später kommen noch zwei Fahrradfahrer hinzu, so ist es hier nicht einsam.

Donnerstag, der 29.12.2016 Wieder ist es ein Sonnentag (was hier sicherlich selten ist). Am Abend waren noch zwei Autos zum Übernachten gekommen, danach war unser Platz richtig ein bisschen voll Am Vormittag fahre ich weiter Richtung Carretera Austral, eine tolle Strecke. Grüne Berge, oben etwas Schnee, leere Täler und dann vor allem der See Yelcho, ein echter Traum. Ich rumpele entlang steiler Hänge am Seeufer entlang, der Blick auf die gegenüberliegenden Berge ist einfach toll. Erst an der Carretera Austral habe ich wieder Asphalt unter den Rädern (zumindest ein gutes Stück lang). In dem Miniort Villa Santa Lucia kaufe ich Eier und Kartoffeln, damit habe ich zumindest das wichtigste zum Essen. Entlang der Strecke Richtung Puyuhuapi halte ich genau an denselben Stellen wie vor 10 Monaten. Es ist eine grüne Landschaft, zum großen Teil geht es an dem Rio Palena entlang, ein breiter Gletscherfluss, der durch ein breites Tal mäandert.

Immer wieder sieht man frisch gerodete Felder, die Baumstumpen sind in Gruppen angehäuft. Aber noch gibt es viel Grün im Tal, zumal ich entlang einiger Naturschutzgebiete fahre. An zwei Stellen gibt es längere Strecken Gravelroad, der überwiegende Teil ist guter Asphalt.

Durch den Nationbalpark Quelat gibt es (natürlich) eine schlechte Gravelroad. Es geht ein ganzes Stück entlang des Lago Risopatron. Der Bergsee ist vergleichsweise schlank und lang, nach all den tollen Seen, die ich jetzt gesehen habe, wirkt er nicht so toll auf mich, ich mache nicht mal ein Foto. Und dann laufe ich erneut in Puyuhuapi ein. Der Ort liegt sehr schön an dem Fjord, allerdings sind die meisten Straßen gerade aufgerissen, anscheinend sollen sie in Zukunft asphaltiert werden. Zuerst tanken (man weiß ja nie), dann am Touristoffice mit Marion telefonieren. Das Internet ist recht gut und die Enkel übernachten gerade bei uns. Dann kaufe ich im Supermarkt ein, es gibt sogar Tomaten, welch ein Glück.

Ich will am „Strand“ des Ortes mit einem schönen Blick über den Fjord übernachten. Ich hoffe, das abends nicht zu viele Leute vorbei kommen. Aber irgendwann wird mir der Platz zu trubelig und ich fahre Richtung Westen an die Ortsgrenze. Dort finde ich einen großen Kiesplatz direkt am Wasser, der ideale Platz zum Übernachten.

Freitag, der 30.12.2016 Ich habe schlechtes Wetter, die Sonnentage sind anscheinend vorbei. Ich will heute bis zum Lago Las Torres fahren, hier haben wir vor 10 Monaten auf einem Campingplatz sehr schön gestanden. Es ist wieder eine wunderschöne Fahrt entlang des Fjords und dann in den Nationalpark Quelat hinein. Leider nieselt es immer wieder, später regnet es sogar und die Gletscher auf den Bergen sind nicht zu sehen (Wolken). Am Ende des Fjords mache ich genau an derselben Stelle Mittagspause, wie vor 10 Monaten. Die alte Straße führt um einen Berg herum, während die neue vor dem Berg verläuft. Man steht direkt am See, unter mir verfolge ich mehrere Delfine bei der Jagd.

Ich fahre den Pass im Nationalpark Quelat im Nieselregen hoch und überhole eine einsamen Fahrradfahrerin, die sich den Pass „hochquält“. Ich vermute, das sie denkt „scheiß Wetter“. Da es schon etwas spät ist, wird sie oben auf der Passhöhe im Regen übernachten, bei Temperaturen kurz oberhalb des Gefrierpunkts.

Auf der anderen Seite geht es wieder hinunter und dann das Tal des Rio Cisnes entlang. Ich komme zum Lago Las Torres, am Campingplatz mahnt ein Schild, Camping verboten, maximale Aufenthaltsdauer 1 h. Ich muss leider weiter fahren.

Laut iOverlander gibt es ein ganzes Stück weiter, etwas abseits der Carretera Austral, einen Platz direkt am Rio Toqui, der viel versprechend klingt. Bis dahin ist kein anderer Übernachtungsplatz erkennbar. Wie üblich ist alles eingezäunt, es gibt keine Möglichkeit, die Straße zu verlassen. Am iOverlander-Platz gibt es vorne ein kleines Heiligtum. Daran vorbei kann man zum Fluss fahren, mal ein Stück ohne Zaun. Direkt beim Fluss stehe ich wunderschön, nur der Regen stört.

Samstag, der 31.12.2016 Es regnet und regnet. Es sind nur 110 km bis Coyahique, eigentlich ist es eine schöne Strecke, aber im Regen sieht man nicht viel davon. Und so trudele ich recht früh in Coyahique ein und fahre hier zum Campingplatz Amonites. Er wird im iOverlander gerühmt, vor allem sein schnelles Internet. Ich habe Mühe, trotz GPS die Zufahrt zum Campingplatz zu finden. Mich empfängt ein total verwahrloster Platz, niemand steht dort und so drehe ich gleich wieder um. Es gibt noch einen anderen Campingplatz (El Camping) auf der anderen Stadtseite. Der ist wirklich hübsch und ich stelle mich in den unten Bereich des Campingplatzes hin. Wenn es viel regnet, wird die Auffahrt zum oberen Teil sehr matschig und man benötigt Allrad, um wieder hoch zu kommen. Erst später fahre ich noch einmal in die Stadt hinein, um einzukaufen. Leider klappt das nicht so richtig, der große Supermarkt Unimax macht gerade zu. Aber in einem kleineren Laden kann ich noch einige Dinge erstehen, die ich für das Überleben bis zum 02.01. benötige.

Ein einsamer Motorradfahrer aus Deutschland zeltet neben dem Womo, es ist Kai Stednitz aus Köln, wir kommen ins Gespräch und verbringen den Syvesterabend zusammen. Da es sehr kalt wird, verziehen wir uns in das Womo, unterhalten uns viel, trinken (viel) Rotwein und leben so in das neue Jahr hinein. Ich denke, wir beide sind froh, den Silvesterabend nicht alleine verbringen zu müssen. Am 01.01. kommt Marion an und dann wird auch sie wieder den Schreibteil der Webseite übernehmen.

Sonntag, 01.01.2017 Heute holt mich Hartmut hoffnungsfroh vom Flughafen Balmaceda ab, der etwa 50 Kilometer von Coyaike entfernt liegt. Das Wetter ist nicht gut, Wolken hängen am Himmel, und es bläst ein strammer Wind. Hartmut bekommt kaum die Tür auf, als er ein Foto machen will, und sorgt sich, ob das Flugzeug bei dem Wind überhaupt landen kann. Ich habe derweil andere Sorgen: seit Santiago de Chile ist klar, dass mein Hauptgepäck-Stück, die schwere Reisetasche mit 28 Kilo, wahrscheinlich in Madrid nicht eingeladen worden ist. Auch weitere Passagiere vermelden den Verlust ihres Reisegepäcks, aber nur ich muss weiter fliegen. Nachdem ich alle Informationen am Schalter für verloren gegangenes Fluggepäck durch gegeben habe ( z. B. Mail-Adresse und Zielort Flughafen Balmaceda) trabe ich mit Yogamatte und Dachfenster durch den Zoll, und von dort in Richtung Abflugschalter von Lantam, der chilenisch-brasilianischen Fluggesellschaft. Als ich in Balmaceda zum Womo laufe, fliege ich zwar fast weg, aber zu Hause war es ja auch nicht gerade so gemütlich.

 

Montag, 02.01.2017 bis Mittwoch, 04.01.2017 Um es kurz zu machen, fast drei Tage lang „laufen“ wir meiner Tasche hinterher. Telefonate ohne Ende wechseln sich ab mit Überlegungen, was wir denn noch tun können. Iberia vermeldet auf einer Webseite immer das Gleiche: die Tasche sei unterwegs. Wo sie sich gerade befindet, und wann sie in Balmaceda ankommt, darüber keine Meldung. Zwischendurch, sozusagen als Ablenkungsmanöver, putze und räume ich, und wir machen den Großeinkauf für unterwegs. Am Dienstag besorge ich in der Apotheke die Medikamente, die ich benötige. Ein paar Tage komme ich zwar ohne sie aus, aber auf Dauer (wenn wir die Tasche nicht wieder bekommen) wäre das nicht möglich. Und wir fahren am Dienstag erneut zum Flughafen, wo sich eine junge Angestellte von Lantam endlich der Sache an nimmt. Sie telefoniert ohne Ende, fertigt zwischendurch die Passagiere eines Fluges ab, und schreibt zum Schluss, schon ziemlich sauer auf Iberia, ein langes Mail, in dem wohl auch steht, dass die Tasche vielleicht in Santiago auf dem Flughafen vor sich hin schmort. Wir konnten keine Liegeraddresse für die Tasche angeben (welche denn) sondern lediglich den Flughafen Balamceda. Hartmut sitzt die ganze Zeit im Womo, bzw. umkreist mit dem Womo das Flughafengelände, das Flughafenpersonal achtet sehr genau darauf, das keiner hier illegal parkt. Derweil fröstele ich im Schaltergebäude vor mich hin.

Am Mittwoch endlich bekommen wir von der jungen Angestellten per email die erlösende Nachricht: ihr Chef hat sie privat angerufen, und ihr mitgeteilt, dass meine Tasche heute in Balmaceda ankommen würde. Der Campingplatzbesitzer telefoniert mit dem Flughafenpersonal, die Tasche ist bereits da und kann abgeholt werden. Wir sind total erleichtert und „fliegen“ fast zum Flughafen, die Frage, welche Wanderschuhe ich wohl in Coyhaique für meine problematischen Füße finden würde, hat sich gottlob erledigt.

Hinter dem Flughafen kochen wir erst mal einen schönen Kaffee, und ich ziehe Köstliches aus der Reisetasche, nämlich kleine Marzipanstollen, feinste Ware aus Heidelberg. Den restlichen 'Tag verbringen wir mit dem Auspacken der Reisetasche, gar nicht so einfach, jetzt wieder zu zweit im kleinem Womo zurecht zu kommen. Als alles untergebracht ist, meldet sich bei mir eine Erkältung, die ich mir wohl Weihnachten von meinem Sohn geholt habe, passender geht es nicht!

Wir fahren von Coyhaique los durch die trockene Pampa und durch das Reserva Nacional Cerro Castillo bis zum gleichnamigen Ort. Da uns die Campingplätze im Ort nicht gefallen, übernachten wir an einem Mirador etwas weiter, es wird eine sehr „windige Übernachtung“. Wir bleiben wegen des schlechten Wetters einen weiteren Tag hier und fahren dann die Carretera Austral weiter in Richtung Lago General Carrera. In Touristenort Rio Tranquillo am See zieht es uns auf den Campingplatz Pudu, der sehr hübsch am See liegt. Der Nachteil des Campingplatzes ist, das der Wind einen dort fast weg pustet. Dann geht es ins Valle Exploradores Richtung Pazifik hinein. Es ist ein sehr enges Tal entlang des nördlichen Eisfeldes, wir ruhen unser Haupt hier bei dem deutschen Pärchen Thomas und Katrin. Am nächsten Tag fahren wir bis zur Baustelle einer Hängebrücke über den Rio Exploradores. Sie ist noch nicht fertig gestellt und so müssen wir umkehren und übernachten in einem Camp neben der Straße durch das Valle Exploradores. Es geht wieder zurück nach Rio Tranquillo, ich mache hier eine Bootstour zu den Marmorhöhlen und wir fahren dann ein Stück weiter und biegen wieder nach Westen gen Eisfeld ab. Im Camp am Fluss stehen wir direkt neben der Straße. Die wird aber praktisch nicht befahren und so ist auch diese Nacht ruhig.

Donnerstag,l 05.01.2017 Beim Aufbruch heute Morgen scheint sogar ab und an die Sonne. Wir holen noch schnell unsere frisch gewaschene Wäsche von der Wäscherei ab, und los geht es. Die Luft ist wunderbar klar, die Berge haben Schneehauben, und die Landschaft ist wunderschön. Wir biegen gen Reserva Nacional Cerro Castillo ab, und ab hier machen wir sozusagen einen “Revival-Trip“ bis Puerto Natales, von wo aus wir im letzten April in Richtung Argentinien abgebogen waren. Es geht durch den Park, jetzt ohne Herbstfärbung (wie beim letzten Mal) und dann hinunter ins weite Tal des Rio Ibanez mit Villa Cerrro Castill als Hautport (na Ort ist gut, es sind wenige hundert Einwohner) . Am Rand des Tales stehen gletscherbedeckte Berge.

In Cerro Castillo gefallen uns die beiden Campingplätze nicht, und wir folgen einem Womo-Pärchen bis zu einem Aussichtspunkt ein paar Kilometer südlich der Stadt. Die Aussicht ist wirklich grandios, der Wind leider ebenfalls, so dass das Womo die ganze Nacht durchgeschüttelt wird. Ich krame meine Antibiotika-Vorräte aus der Schublade, weil mir die Erfahrung sagt, dass ich mit Hustentee, Gurgelzeug und Pfefferminzsalbe hier nicht weiter komme.

 

Freitag, 06.01.2017 Da es ohne Ende regnet, und mir meine Erkältung wirklich zu schaffen macht, legen wir gleich zu Beginn der Tour einen „Ruhetag“ ein. Ich bin froh, einfach nur mit heißer Wärmflasche auf der vor mich hin liegen zu können. Hartmut nutzt die Zeit, um sich um Bilder und Webseite zu kümmern, und von dem netten Womo-Pärchen, das seit 20 Jahren in Namibia wohnt, Informationen über Land und Leute zu bekommen. Mir ist klar, dass sich Hartmut nach dem Ende unserer Amerika-Tour keinesfalls auf Altenteil wird zurück ziehen wollen, nur die ganz langen Touren, die werden wir wohl so nicht mehr machen.

Samstag, 07.01.2016 Heute wollen wir bis Puerto Tranquillo kommen, direkt am Lago Generale Carrera. Wir fahren durch eine wilde Landschaft, die Berge sind dicht bewaldet. Wir fühlen uns an Alaska erinnert. Die Strecke ist teilweise so schlecht, dass wir mit 20 bis 30 kmh dahin tuckern. Die Straße wird erweitert, irgendwann wird sie auch mal Asphalt bekommen. Bis dahin muss man sich über lauter Schlaglöcher quälen. Erst, als wir auf die „alte Carretera Austral“ kommen (schmal, oft einspurig), wird es besser. Das Wetter ist durchwachsen; meist ist es trocken, doch ab und zu nieselt es auch.

Des starken Windes wegen tun Hartmut die vielen Fahrrad-Fahrer leid, die die Carretera bevölkern. Wenn der Wind von vorne kommt, ist es eine echte Qual, und dazu die vielen Berge. Hinzu kommt der „Polvo“. Immer, wenn sie einem motorisierten Fahrzeug begegnen, werden sie von einer Staubwolke umhüllt, die sie zwangsweise einatmen.

Puerto Tranquillo ist „der Touristenort“ am Lago. Es gibt Hotels, Restaurants und viele Buden, die Bootstouren zu den „Marmorhöhlen“ verkaufen. Und natürlich gibt es auch viele Touristen, die meisten jung und mit Rucksack bewaffnet, dazu aber auch viele Fahrradfahrer, es ist echt erstaunlich, wie voll mit Fahrradfahrern die Carretera Austral ist. Es gibt auch eine Tankstelle, die unsere wird, sogar Wasser kann man dort fassen.

Wir campieren auf dem Gelände des Camping Pudu, dem hübschesten und teuersten Platz, einige Kilometer südlich des Ortes. Jeder Stellplatz verfügt über einen hölzernen Windschutz, damit die Zelte, die eindeutig in der Überzahl sind, nicht weg fliegen.

Sonntag, 08.01.20176 An sich wollte Hartmut heute mit dem Boot zu den berühmten Marmorhöhlen fahren, aber der Wind orgelt, und türmt auf dem Lago Generale hohe Wellen mit Schaumkronen auf. So entschließen wir uns, ins Valle Exploradores zu fahren, das den Lago Carrera mit dem Pazifik verbindet, und die Hartmut vor 10 Jahren mit dem Fahrrad aus Zeitgründen nicht gefahren ist. Die schmale Piste windet sich durch ein enges Tal mit dicht bewaldeten Hängen. Hoch oben hängen Gletscher über, und Wasserfälle stürzen zu Tal. Der Fluss windet sich schäumend durch das Tal.

Wir fahren zunächst bis zur Unterkunft „Campo Alacaluf“, die vom deutschen Ehepaar Thomas und Katrin geführt wird. Aber weil das ohnehin nicht sonderlich gute Wetter Morgen Regen bringen soll, fahren wir zunächst noch etwa 8 Kilometer weiter zu einem Parkplatz. Hartmut macht sich von dort auf den Weg zu einer Aussichtsplattform, von der aus man den Grosse-Gletscher sehen kann. Der Weg führt durch einen verwunschenen Regenwald und dann steil über eine Endmoräne hinweg. Der Gletscher ist riesig, und zieht sich über ein schwaches Gefälle den Berg hinab. Leider verhindern Wolken und Nebel die Sicht auf den Monte San Valentin, der fast 4000 Meter hoch ist. So ist Hartmut, schneller, als erwartet, nach relativ kurzer Zeit wieder am Womo. Wir fahren zurück zum Campo Alacaluf, und können auf einem gegenüber liegenden Flecken Erde stehen. Über die Unterkunft können wir selbst nichts sagen, aber allein das ungepflegte Äußere der Besitzer würde uns davon abhalten, hier zu nächtigen. Fünf oder sechs riesige Hunde, Reste einer früheren Hundezucht, laufen auf dem Gelände herum, und heben mal hier und mal da das Bein. Sofort nach unserer Ankunft entert die sechsjährige Tochter des Paares unser Womo, und wir sind beschäftigt. Wir lernen von ihr, dass die Früchte der Fuchsie, die in Patagonien überall üppig die Hänge schmückt, essbar und süß sind.

Montag, 09.01.2017 Hartmut möchte trotz Nieselregens die Straße bis zum Pazifik fahren. Die Straße endet am Flussdelta des Rio Exploradores, den wir rechter Hand der Straße immer wieder sehen können. Langsam wird er zu einem reißenden Gletscherfluss, einfach schön an zu sehen, trotz des schlechten Wetters. Jedoch 25 Kilometer vor dem Straßenende ist Schluss: eine neue Hängebrücke ist in Arbeit, leider jedoch noch nicht ganz einsatzbereit. So kehren wir unverrichteter Dinge wieder um, bei dem schlechten Wetter auch so keine schlechte Idee. Während einer regenfreien Pause am Fluss sammeln wir dicke Rhabarberstengel ein, weil ich daraus Marmelade kochen möchte. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit 6 kleine Gläser Rahabarbergelee machen, hätte ich mich nie und nimmer darauf ein gelassen. Aber so nimmt die Sache ihren Lauf, auch Hartmut wird mit eingespannt. Die Stängel (Durchmesser ca. 5 cm) werden von Hartmut unter Aufbietung aller seiner Kräfte so lange mit unserem schärfsten Messer traktiert, bis kümmerliche Stängel von der Dicke eines kleinen Fingers übrig bleiben. Die werden dann in dünne Scheibchen geschnitten, und mit etwas Wasser gekocht, gekocht und gekocht. Weich werden die Scheibchen aber auch dann nicht, höchstens „bissfest“. Über das weitere Prozedere schweigt des Sängers Höflichkeit, nur so viel: aus 750 ml Saft wurde tatsächlich ein durchaus wohlschmeckendes Gelee. Zu allem Übel musste Hartmut am heutigen Abend auch noch ein Brot backen, etwas, das er mittlerweile wie ein Profi erledigt; jedenfalls schmecken mir seine Brote besser, als die, die ich zuvor produziert habe.

Dienstag, 10.01.2017 Wir fahren zurück nach Puerto Tranquillo, und kaufen zunächst etwas Obst an einem Stand ein. Dann macht sich Hartmut zu seiner geplanten Tour zu den Marmorhöhlen auf. Die Marmorhöhlen befinden sich an einem Kap und auf Inseln im Lago Generale Carrera. Da es ziemlich windig ist, sind die Wellen auf dem See ziemlich hoch, und Hartmut hat während der Fahr das Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen. Die wunderbaren Marmorstrukturen der Inselgrotten, in die man z.T. hinein fahren kann, entschädigt aber für die Tortur. Noch weiß Hartmut nicht, dass die Rückfahrt, diesmal gegen den Wind, noch viel schaukeliger wird. Nach seiner Schilderung bin ich wirklich froh, nicht mit gefahren zu sein. Anschließend finden wir ein Lokal, in dem es tatsächlich Internet gibt, und wir können, gegen Speis und Trank, sogar mit Patrick telefonieren. Im Lokal sitzen auch Fahrradtouristen, die tatsächlich mit einem Baby, noch kein Jahr alt, die Carretera Austral bezwingen wollen. Wir sind verblüfft, als wir im Ort eine weitere Radelgruppe entdecken, die mit einem Kleinkind unterwegs ist.

Bevor wir weiter fahren, werden wir noch von einem Langzeitradler aus Dresden angesprochen, der in Peru an den Start gegangen ist, und treffen Womo-Bekannte von Hartmut wieder, die er in Salta auf dem Campingplatz getroffen hatte. Dann verlassen wir das Örtchen, und fahren immer am See entlang, in Richtung nördliches Eisfeld. Die Blicke sind grandios. Für die Nacht fahren wir eine Piste hinein, und finden dort einen schönen Platz unter Bäumen.

Wir wollen noch ein Stück die Straße Richtung nördliches Eisfeld vom Camp am Fluss fahren, müssen aber wegen fehlender Genehmigung umkehren. Wir fahren am Lago General Carrera entlang und biegen dann auf die Straße entlang des Rio Baker ein. Es geht bis zum Park Patagonia, der Ehefrau von Tomkins, sie hat hier eine Riesenschaffarm gekauft, um einen Naturpark daraus zu machen.

Danach geht es nach Cochrane und dann weiter die Carretera Austral entlang bis zum Camp am Rio Baker 1. Der Fluss ist hier schon sehr breit und reißend. Wir fahren noch ein Stück weiter bis zur Caleta Tortel und dann geht es zurück zum Camp im Flusstal. Hier stehen wir wunderbar in einem breiten Flusstal mit tollen Blicken auf die Gletscherberge (Camp im Flusstal). Die nächste Etappe geht durch Cochrane hindurch wieder bis zum Rio Baker. An einer Hängebrücke einer kleinen Nebenstraße bleiben wir für die Nacht, wir stehen direkt neben dem Fluss (Camp am Rio Baker 2).

Die letzte Etappe in Chile führt zurück zum Lago General Carrera und dann entlang des Sees bis Chile Chico, dem Grenzort nach Argentinien. Es ist eine Traumtour entlang eines Traumsees bei Traumwetter. Nur de Wind ist etwas heftig. De See bei Sonne ist für uns der schönste See, den wir kennen. Azurblaues Wasser und gletscherbedeckte Berge und kaum besiedelt, eine Traumstrecke. Wir fahren bis Chile Chico, wo wir im Garten einer Hosteria übernachten.

Mittwoch, 11.01.2017 „Unser “Übernachtungsweg führt weiter in Richtung Eisfeld, wir wollen uns die Blicke auf die eisbedeckten Berge gönnen und wollen deshalb den Weg bis zu seinem Ende fahren und dann eine Wanderung Richtung Gletscher machen. Aber schon nach kurzer Distanz leuchtet uns das bekannte Schild „Privado“ entgegen. Aber das Gatter ist auf und so fahren wir weiter. Dann kommt uns aber ein Pickup mit 4 Amerikanern entgegen. Ob wir eine Erlaubnis hätten? Antwort – haben wir nicht. Tja, dann können wir nur noch hundert Meter weiterfahren, dann ist Schluss. Wo man diese Erlaubnis bekommt? Vielleicht in Puerto Tranquillo. Uns ist das zu kompliziert und so kehren wir um und werden mit einer tollen Sonnenfahrt entlang des Lago General Carrera mit vielen „Traumblicken“ belohnt.

Wir verlassen den See und biegen nach Süden ab, Richtung Cochrane. Wir kommen zum Lago Negro und es ist Mittagszeit. Wir pausieren direkt am See (ein öffentlicher Zugang, selten, ein absoluter Glücksfall !!!) und bekommen von einem deutschen Angler (der in der Nähe wohnt), die erste Forelle geschenkt, die er am Haken hat. Wir sehen ihn an verschiedenen Stellen des Sees angeln, es sieht aber nicht so aus, als wenn er weitere Fische fängt; wir freuen uns trotzdem über unser Abendessen.

Nach der Mittagspause machen wir uns auf zu einem Abstecher ins Valle Chacabuco, in dem die Frau des im letzten Jahr auf dem Lago Carrera tödlich verunglückten Douglas Tompkins aus einer der größten ehemaligen Schaffarm Chiles (67 000 Hektar) einen Naturpark geschaffen hat, in dem Huemule, Guanakos und andere Wildtiere ohne Zäune leben können. Zusammen mit zwei weiteren Naturreservaten soll hier ein großer Nationalpark entstehen, ähnlich spektakulär, wie der Pumalin-Parks ihres verstorbenen Mannes, ein Mammut-Projekt.

Aber zunächst genießen wir die Fahr am Rio Baker entlang, einer spektakulärsten Angel- und Kajakflüsse in Chile, dem das Aus durch ein Staudammprojekt droht. Zur Zeit liegt das Projekt auf Eis, vielleicht auch wegen massiver Proteste von Umweltschützern im Land. Immer wieder können wir durch die dichte Vegetation Blicke auf den tollen Fluss erhaschen, mit seinem grün schäumendem Wasser, seinen Kaskaden und Wirbeln. Leider gelingt es uns im „Privado-Land“ nicht, auch nur ein einziges Mal in die unmittelbare Nähe des Flusses zu gelangen. Alle Angel- und Kajak-Agenturen haben das Ufer voll für ihre Kunden, die dort in schönen Cabanjas übernachten, in Beschlag genommen.

Das Valle Chacabuco, in das wir dann einbiegen, ist trotz seiner fehlenden Bäume und Wälder beeindruckend, hauptsächlich seiner weiten Blicke wegen. Endlich mal eine Landschaft ohne Zäune. Ganze Herden von Guanakos grasen in den weiten Tälern. Das Hauptgebäude und seine Nebengebäude der ehemaligen Estancia geben schon aus der Ferne einen eindrucksvollen Beweis, wie feudal die Schafzüchter hier einst gelebt haben. Wir übernachten auf den angegliederten Wanderparkplatz, etwa 2 Kilometer entfernt.

Donnerstag, 12.01.2017 Nach einem sonnigen, aber sehr windigen Spaziergang über eine Wanderweg essen wir endlich einmal sehr ordentlich im Restaurant des Parks, das im feudalen Haupthaus untergebracht ist. Das gesamte Interieur des Gebäudes bestätigt uns noch einmal unseren ersten Eindruck von der luxuriösen Lebensweise der Schafzüchter in Patagonien. Draußen vor dem Fenster bewundern wir die vielen Guanakos, die direkt vor dem Fenster grasen.

Nach dem Essen fahren wir die Straße noch ein Stück weiter Richtung argentinischer Grenzübergang durch den Park. Ein See, der da laut OSM-Karte kommen soll und (eventuell) viele Vögel beheimatet, entpuppt sich als teilweise verlandet und sehr vogelarm. So kehren wir um und fahren nach Cochrane, dem einzigen größeren Ort in der Gegend mit vernünftiger Einkaufsmöglichkeit. Das Hostal, in dessen „Garten“ wir übernachten, sieht zwar aus, wie eine Rummelbude, besitzt jedoch ein flottes Internet, das wir nach dem Abendessen bis nach Mitternacht nutzen.

Freitag, 13.01.2017 Heute fahren wir die Carretera Austral noch ein Stück weiter nach Süden, ein Wunsch von Hartmut. Leider trübt sich das Wetter schnell ein, und es fängt an, zu regnen. Die Strecke ist in Teilen gut, aber leider sehr oft auch ausgesprochen schlecht zu befahren, steile Passagen, gepaart mit grobem Wellblech machen Fahrer und Beifahrer immer etwas nervös, und die vom Orthopäden verordneten Bauchgurte werden noch einmal nachjustiert. Aber gottlob, es passiert nix, weder uns noch den Reifen. Hartmut kontrolliert seit dem Reifen-Fiasko im letzten Jahr in Chile und Argentinien die Bolzen gewissenhaft alle paar Tage, und wir beide mühen uns jeden Morgen auf dem Womobett (die Witterung lässt leider nichts anderes zu) die Anzahl der Curl-ups, Seitenstütze und Dreifüßlerstände kontinuierlich zu erhöhen. Auf eine fotografische 'Dokumentation“ unserer Bemühungen verzichten wir jedoch aus verständlichen Gründen.

Am frühen Nachmittag bleiben wir an einer vermutliche nicht mehr genutzten Bootsanlegestelle direkt am jetzt breit und reißend dahin fließenden Rio Baker hängen, das Wetter. Grau in grau!

 

Samstag, 14.01.2017 Die ganze Nacht über nieselt es, morgens hängen die Wolken tief über den Bergen, es ist nasskalt. Heute fahren wir nach Caleta Tortel, ein Fischerörtchen, das sich in einem tief eingeschnittenen Seitenarm eines Pazifikfjords den Hang hoch zieht. Es geht durch gewohnt schöne Carretera-Landschaft. Da das Gelände um das Dörfchen außerordentlich steil ist, gibt keine Straßen, sondern alle innerdörflichen Wege bestehen aus Treppen und Bohlenwegen. Das Ganze sieht sehr malerisch ist, doch hinter den Fassaden lauert die Dürftigkeit. Es ist ein „Budendorf“ aus lauter kleinen Holzhäusern mit dünnen Wänden und einscheibigen Fenstern, nicht so das richtige für eine gute Wärmeisolation (im Winter wird es hier richtig ungemütlich). Es gibt ein paar Lokale und Andenkenläden, aber es ist nichts darunter, was uns vom Hocker reißt. Wir zollen den Menschen hier jedoch Respekt, die sich diesen eher ungemütlichen, weit ab jeder Zivilisation befindlichen Ort zum Leben ausgesucht haben.

Wir haben unseren südlichsten Punkt der Carretera Austral erreicht. Den weiteren Weg bis Villa o‘Higgins am Ende der Straße sparen wir uns, Marion hat Sorge, das sie ansonsten nicht mehr rechtzeitig zur Walbeobachtung nach Punta Arenas kommt. Während unseres Rückweges zum Lago General Carrera wird das Wetter immer besser. Und das Glück ist uns weiter hold. Wir finden tatsächlich eine Lücke in den endlosen Zäunen rechts und links der Straße und können tatsächlich von der Carretera Austral abbiegen. Wir fahren durch einen kleine Wald hindurch und kommen in ein breites Flusstal mit gletscherbedeckten Bergen im Hintergrund. Alles ist hier frei, ohne jeglichen Zaun. Hier holen wir tatsächlich Tisch und Stühle heraus, und genießen die Abendsonne, in Patagonien ein seltenes Vergnügen; vielleicht aber auch ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk für meinen Mann, der Morgen ein Jahr älter wird.

Sonntag, 15.01.2017 Neben einem Lied, Kuchen, Geschenk, Blumen, Kerzen und Geburtstagskarten (von den Enkeln bekommen, eine absolute Neuigkeit) gibt es tatsächlich auch Geburtstagswetter für Hartmut, die Sonne scheint und es ist warm, ein Genuss nach dem schlechten Wetter der letzten Tage.

In Cochrane bei der Touristinfo können wir die vielen Geburtstagsmails an Hartmut lesen und per Skype mit der Familie telefonieren, wie schön! Es ist richtig warm auf den Platz, der Ort selber ist totenstill, niemand ist unterwegs, alles wirkt wie ausgestorben. Als Geburtstagsbonbon möchten wir die nächste Nacht direkt am Rio Baker stehen. Auf dem Weg Richtung Lago General Carrera finden wir nach einigem Suchen einen steilen Weg weg von der Carretera Austral hin zu einer Hängebrücke direkt am Rio Baker. Unser Womo ist zu hoch für die Hängebrücke, aber direkt davor gibt es neben der Schotterstraße einen kleine Ausweichstelle, die gerade für unser Womo ausreicht. Hier stellen wir uns für die Nacht hin. Der Rio Baker ist berühmt als Angelfluss, deshalb will Hartmut es auch mal probieren. Aber der Fluss ist hier so reißend, das er die Versuche rasch aufgibt. So verbringen wir einen geruhsamen Abend am Fluss.

Montag, 16.01.2017 Heute nehmen wir die Südroute des Lago General Carrera in Angriff. Ein Traumtag mit einer Traumfahrt entlang eines Traumsees. Es wird ein Highlight der Südamerika-Tour. Was Lage und Schönheit dieses Sees angeht, kann sich kaum ein anderer mit ihm messen. Wir sind absolut begeistert, Postkartenidylle, 150 Kilometer lang! Die Straße schlängelt sich teilweise dicht am See und teilweise hoch über dem See das Steilufer entlang; schwindelfrei sollte man schon sein, und wir sind froh, an der Bergseite der Straße zu fahren. Immer wieder halten wir an, und genießen das Panorama: im Hintergrund die vergletscherten Berge des patagonischen Eisfeldes, im Vordergrund geschwungene sandige Buchten, an die das zunächst milchig grüne, später leuchtend dunkelblaue Wasser schwappt. Dazwischen immer wieder auch felsige Abschnitte, an denen es von der Straße aus ohne jede Sicherung 100 Meter steil nach unten geht. Das Wetter tut ein übriges, Sonne pur. Als wir die Laguna Verde in den Blick bekommen, wähnen wir uns wahrhaftig in der Südsee, so überirdisch schön erscheint die Szenerie.

Am Nachmnittag erreichen wir den Grenzort Chile Chico, hier wollen wir einen Tag pausieren. Ob der ganzen Schönheit sind wir richtig erschöpft. Zum Glück finden wir eine nette Hosteria, dessen Besitzer ein gutes Englisch spricht. Wir lassen uns im Garten nieder, und Hartmut filmt die sich im tosenden Wind wiegenden Pappeln, die hier, wie auch andernorts, als Windschutz gepflanzt worden sind.

Dienstag, 17.01.2017 Wir bleiben heute in Chile Chico, und tun, was man so an einem „freien Tag“ so tut, Bilder hoch laden, Webseite schreiben, große Wäsche machen. Es gibt in der Dusche warmes Wasser, und der tosende Wind trocknet die Wäsche rasch; wir müssen sie nur sehr „sturmsicher“ aufhängen. Hartmut beäugt die im Wind schaukelnden großen Äste der Pappeln misstrauisch, und am Nachmittag muss prompt die Feuerwehr auf dem Nachbargrundstück anrücken, weil eben solch ein Monstrum auf ein Haus gekippt ist.