Der erste Teil unserer Ecuadortour führt von Las Lajas zur Grenze Kolumbien Ecuador und dann weiter zur Gruta de la Paz. Danach machen wir einen Abstecher in den Nationalpark Los Angeles und übernachten dann im Ort Mira.

Danach geht es hoch ins Gebirge, eine unserer schönsten Strecken bislang. Die Bebirgsstrecke endet an der Finca Sommerwind bei Ibarra. Von hier aus machen wir einen Ausflug zur Laguna Guicocha und nach Ogavalo.

Montag, 12.01.2015 Nun geht es Richtung Grenze nach Ecuador. Der Grenzübertritt gestaltet sich so problemlos, wie es schon Petra und Klaus (abenteuertour.de) beschrieben haben. Leider passiert mir dann ein Folgen schweres Missgeschick: ich stolpere über einen Begrenzungspoller und falle mit dem Gesicht auf die Bürgersteigkante. Hartmut sieht, wie sich meine rechte Gesichtshälfte binnen einer Minute verdoppelt. Nach dem ersten Schock sitze ich, vom Sanitäter zunächst verarztet, im Womo, und kühle mit Eis. Eine Tablette hilft gegen den Schmerz. Mehr kann ich jetzt nicht tun. Mein Galapagos-Abenteuer (Schnorcheln mit Seehunden) ist jetzt erst mal in weite 'Ferne gerückt.

Nachdem die Grenzformalitäten endgültig erledigt sind, zieht Hartmut im ersten größeren Ort, Tulcan, unser neues Geld, und dann machen wir unseren ersten Gemüseeinkauf. Da ich mein Gesicht nach wie vor kühle, sind mir neugierige und mitleidige Blicke sicher. Nach dem Einkauf geht es, lustiger Weise, wieder zu einer Wallfahrtskirche, die auch in einer Schlucht liegt; nur dass man hier eine natürliche Grotte zur Kirche umfunktioniert hat. Wir fahren endlich mal wieder eine kleine Straße, und wir registrieren, dass wir, im Gegensatz zu Kolumbien, keine Zäune links und rechts der Straße sehen. An der Grotte angekommen, verbringen wir oben auf einem Menschen leeren Parkplatz eine ruhige Nacht. Wir haben sogar eine Toilette und einen Frischwasserhahn vor der Nase, sodass Hartmut noch unsere Toilette mal gründlich reinigen kann. 

 

Dienstag, 13.01.2015 Nach dem Frühstück statten wir der Wallfahrtskirche einen Besuch ab, und wandern gleich noch weiter den Fluss entlang, bis wir zu Thermalbecken gelangen, in denen am frühen Montag Morgen schon gebadet wird. Der Eintritt ist frei, und das Wasser buttewarm; leider liegt unser Badezeug im WoMo, und noch einmal wollen wir den Weg von ganz oben nach ganz unten nicht antreten.

 Hartmut hat sich für heute den Besuch der Reserva Ecologico El Angel ausgedacht. Es ist ein Reservat in großer Höhe, in dem eine Korbblütlerart, die sog. Riesenmönche“ wachsen. Ihre silberfarbigen Blätter fühlen sich wie eine flauschige Decke an, und sie bedecken weite Teile der

Hochfläche. Wir haben diese Pflanze schon in Kolumbien bewundert. Wir fahren bis zu einer einsamen Finca hoch, von der aus man einen wunderbaren Blick über die umliegenden Berge hat; leider können wir in einer Höhe von 3.700 Meter noch nicht übernachten. Auf dem Rückweg muss Hartmut auf mein Geheiß hin viele, viele Fotos von verschiedenen Blumen und Blüten machen, die hier oben wachsen. Wir fahren bis zum Ort Mira, in dem es eine Obstfarm mit Übernachtungsmöglichkeit geben soll, was sich leider als Irrtum heraus stellt. Die Obstfarm ist noch 40 Kilometer entfernt, und es dunkelt bereits. Nach einigem Herumfahren im Ort und außerhalb, stehen wir nun das erste Mal in Ecuador frei in einer Straße von Mira. Die Polizei fährt durch die Straße, die Polizisten grüßen mit einer Handbewegung, und verschwinden dann. Wir fühlen uns ganz gut, denn bei Gefahr hätte uns die Polizei von diesem Platz abgeraten.

Mittwoch, 14.01.2015 Wir wollen heute der Finca Sommerwind einen Besuch abstatten, die in der Nähe von Ibarra liegt. Wir fahren jedoch nicht über die Panamericana, sondern wählen eine kleine Straße, die in einem großen Bogen 70 Kilometer über die Berge führt. Die kleine Straße ist über eine lange Strecke wie eine alte Römerstraße gepflastert, mit zwei extra breiten Spuren für die Reifen der früheren Pferdekutschen. Wir klettern hoch und höher, und machen am frühen Nachmittag eine Kaffeepause hinter einem der kleinen Ortschaften. Nach dem Essen beobachte ich kleine Vögel in einem Getreidefeld, sogar einen Kolibri kann ich hier oben in geschätzten 3.500 Metern Höhe entdecken. Trotz der steilen Hänge wird hier von der indigenen Bevölkerung Landwirtschaft betrieben, Mais, Kartoffeln und Erbsen können wir entdecken. In 3.780 Meter Höhe befindet sich ein weiteres Naturreservat, in dem wir auch wieder unsere „Riesenmönche“ entdecken. Von hier oben kann man bis weit ins Land hinein sehen. Leider sind die beiden vergletscherten Berge, die wir gestern von Mira aus gesehen haben, von Wolken eingehüllt, aber die restlichen Ausblicke sind grandios. Ich entdecke zwei Adlerpaare, die ihre Flugkünste zeigen, und sich dann auf dem Fahrweg niederlassen, und bin fasziniert. Leider verliere ich einen Abstandshalter meines Fernglases, was ich nach 5 Kilometern Fahrt bemerke. Wir düsen natürlich zurück, und laufen die in Frage kommende Strecke mehrmals ab, vergeblich. Die letzten Kilometer fahren wir mit äußerster Vorsicht einen Steilhang mit Haarnadelkurven hinunter. Kurz vor einer Ausweichstelle sehen wir einen Linienbus herauf keuchen.Wir können es kaum glauben, aber nun sind wir sicher, wenn der es rauf schafft, dann schaffen wir es auch runter! In der Dämmerung erreichen wir die Finca mit seinen freundlichen Besitzern Patricia und Hansjörg. Bevor wir in die 'Federn sinken, bereite ich noch kurz Hartmuts Geburtstagstisch vor, klein aber fein: Kuchen plus Kerze, eine Unterlage für seine Computermaus und eine Karte. Die Blumen muss ich morgen früh noch schnell auf der Finca zusammen suchen.

Donnerstag, 15.01.2015 Hartmut ist heute 66 Jahre alt geworden, und das ist ein Grund zum Feiern, denn „mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.....!“ Da sich einige Traveller auf der Finca befinden, gibt es eine spontane Geburtstags-Kaffee-Einladung von mir an alle. Das heißt für mich, schnell noch einen Kuchen backen, und dann lockt die große Waschmaschine mit 16 Kilo Zuladung. Geburtstag hin, Geburtstag her, Hartmut muss die Bettwäsche abziehen, und mir hinterher auch beim Aufhängen helfen. Bis wir alle am Geburtstagstisch sitzen haben wir drei Trommeln Wäsche gewaschen und aufgehängt, sowie Einiges sortiert, geputzt und neu verstaut. Bei schönstem Sommerwetter sitzen wir dann alle zusammen und ratschen, ein junges und ein älteres Schweizer Paar, eine österreichische Familie mit zwei Schulkindern, die in ein paar Tagen eine sechsmonatige Reise beenden, ein Pärchen aus Berlin, die mit Fahrrädern und kleinem Hund bis nach Alaska hoch wollen. 

Freitag, 16.01.2015 Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir nach Otavalo auf den „berühmten Indiomarkt“. Die hier ansässige indigene Bevölkerung hat es zu mit Web- und Strickarbeiten zu einem gewissen Wohlstand gebracht, und der Markt wird in ganz Ecuador gerühmt. Aber der Teufel steckt im Detail: während der Markt am Mittwoch und vor allem am Samstag brummt, ist er an den übrigen Tagen eher unterbesetzt. Hartmut ist total enttäuscht, hat er sich doch ein quirliges Treiben, wie in Guatemala vorgestellt. Immerhin können wir in Ruhe lange Baumwollhosen an probieren, und gehen auch noch gemütlich etwas essen. Am späten Nachmittag sind wir schon wieder auf der Finca Sommerwind.


Samstag, 17.01.2015 Nachdem wir am gestrigen Freitag auf der Rückfahrt zur Finca noch einen Großeinkauf gemacht und unsere Webseite aktualisiert haben, wollen wir nun heute endlich weiter fahren. Nach letzten Telefonaten mit der Familie geht es endlich los in Richtung Laguna de Cuicocha, ein Bergsee im Naturschutzgebiet Reserva Ecologica Cotacachi-Cayapas gelegen. Das Gebiet erstreckt sich über immerhin über eine Fläche von 204.420 ha. Wie wir oft erleben, ist aber der Zugang nur begrenzt möglich. Oft gibt es überhaupt keine Straße in die Schutzgebiete hinein oder (wie hier) ist das Schutzgebiet nur über einen einzigen Zugang erreichbar.

Eigentlich wollten wir einen Teil des Rundweges um den See herum laufen, um endlich mal unsere Füsse wieder zu vertreten. Anschließend wollten wir hier irgendwo übernachten. Aber bei unserem Eintreffen regnet es Hunde und Katzen, teilweise sind wir in den Wolken und sehen fast gar nichts vor lauter Nebel. Am Parkplatz bei einem Restaurant am See legen uns daher eine halbe Stunde aufs Ohr, essen dann unseren eigenen Eintopf (das Restaurant selber ist uns zu frostig), und kehren dann unverrichteter Dinge noch einmal zur Finca Sommerwind zurück. Die Übernachtung hier in den Bergen ist uns einfach zu feucht. Und kaum kommen wir ins Tal zurück, hört der Regen auf und es wird deutlich heller.

Wir verlassen die Finca Sommerwind in Ibarra (werden aber wegen eines defekten Kühlschranks wiederkommen) und fahren eine kleine Straße östlich der Hauptroute nach Cayambe. Hier kämpfen wir etwas mit dem Schlamm, da die Straße eine einzige Baustelle ist.

In Cayambe sehen wir leider nichts vom Vulkan, der einzige Berg am Äquator mit ewigem Eis, sondern wir haben recht schlechtes Wetter. Deshalb verziehen wir uns rasch wieder und fahren über die Außenbezirke der Millionenstadt Quito zum Krater Pululahua und dann weiter zur wunderschönen Lodge Bella Vista. Hier bleiben wir drei Tage. Anschließend geht es nach Mindo (Lodge Bella Vista) und hier erfahren wir, dass unser Kühlschrank defekt ist. Wir ordnen alles von hier aus und flüchten dann wegen des Regens (und der Wärme - defekter Kühlschrank) wieder ins zentrale Hochland. Wir besichtigen Quito und fahren dann gen Süden weiter zum Vulkan Cotopaxi, einem der schönsten Vulkane der Erde. Hier auf fast 4000 m Höhe kommen wir zur Not auch ohne Kühlschrank aus.

Sonntag, 18.01.2015 Heute spielt das Wetter so einigermaßen mit, und wir können zu unserem nächsten Reiseziel, dem Cayambe-Vulkan aufbrechen. Mit viel Glück, so hoffen wir, können wir bis zum Eingang des Nationalparkes in 4.590 m Höhe fahren und dort übernachten. Der Ausblick von hier muss grandios sein (wenn kein Nebel herrscht).

Wir wählen eine Nebenstrecke bis Cayambe, die im Michael Müller Reiseführer ausdrücklich gelobt wird. Aber es kommt anders: schon nach relativ kurzer Zeit ziehen Regenwolken auf, und wir können nicht mehr aussteigen, da alles um uns herum sofort moderig wird. An vielen Stellen wird die Straße gerade aus gebaut, und dort ist vor lauter Lehm und Schlamm kaum ein Durchkommen; wie schön, dass wir Allrad haben! Wir finden zwar in einem kleinen Ort die viel gelobte Käserei, aber die hat heute leider zu. So erstehe ich wenigstens eine von Hand bestickte, wirklich sehr dezente Bluse, die ich vermutlich zu Hause auch tragen werde. Viele Familien leben hier von den Handarbeiten der Frauen, und so etwas unterstützen wir immer gern.

In Cayambe angekommen essen wir in einem Restaurant zu Mittag, dass von einer deutschen Familie geführt wird. Da wir die Speisekarte nicht so richtig verstehen, ruft die ecuadorianische Geschäftsführerin zur Klärung kurzerhand ihre deutsche Chefin an.

 

An einer Übernachtung auf 4600 m bei diesem Wetter ist nicht zu denken, schon die Gravelroad bis dorthin kann schwierig werden und der zu erwartende Nebel ist uns ein zu kärglicher Lohn für die zu erwartenden Schlafschwierigkeiten. So schauen wir während des Essens in unserer „Kundenkartei“ (Web-Seite „ Ioverlander“ ) nach einem Übernachtungsplatz im Ort Cayambe und finden nichts. Also ruft Marion vom Restaurant aus die deutsche Familie an, die uns umgehend per Telefon eine perfekte Wegbeschreibung zu ihrem Haus geben. Die beiden sind vor 30 Jahren als Entwicklungshelfer hier gelandet, und irgendwann hier geblieben. Wir werden sehr nett empfangen, und bekommen Einblicke in ihre Champignon- und Meerschweinchenzucht. Wieder einmal lernen wir Menschen kennen, die ihr Leben total anders gestalten, als wir es von uns und den meisten unserer Freunde her kennen. 

Montag, 19.01.2015 Weil das Wetter so gar nicht mit spielt, beschließen wir, über Quito und den Vulkan Pululashua (in dessen Kratert man fahren und dort übernachten kann) in Richtung Mindo zu fahren. Mindo liegt inmitten von Bergnebelwäldern, und es soll dort eine reiche Vogelwelt geben. Aber wir müssen erst dorthin gelangen. Kurz hinter Cayambe queren wir den Äquator, und zwar an der richtigen Stelle, wie uns von einem dort tätigen jungen Mann versichert wird; es gibt nämlich in Ecuador noch zwei weitere Äquatordenkmäler, wobei zumindest das in Quito an der falschen Stelle liegt, hier wurde der 0-Breitengrad zu ungenau vermessen.

Als Denkmal dient eine riesige Sonnenuhr aus Steinen in den Boden eingelassen mit einem riesigen „Zeiger“ im Zentrum. Der steht natürlich (wir sind ja genau am Äquator) exakt senkrecht. Im Boden ist die Äquatorlinie eingelassen und auf den Fotos, die Hartmut macht, stehen wir nun beide mit einem Fuß auf der südlichen und mit dem anderen Fuß auf der nördlichen Welthalbkugel.

Wir erfahren von den Leuten hier, dass schon die Inkas genau wussten, wo sich der Äquator befindet, nämlich exakt hier. In Richtung der Winter- und Sommersonnenwende gibt es Markierungen, die bereits in der vorspanischen Zeit genau hier standen. Wir kaufen dem jungen Mann eine DVD und diverse andere Materialien z.B. zur Bestimmung der Sterne auf der Nord- und Südhalbkugel ab, und fahren im Nieselregen weiter.

Vor Quito bewundern wir gigantische Hangbefestigungen entlang der Panamericana. Hier werden ganze Berge mit Spritzbeton versiegelt. Die Ecuadorianer haben (wie die anderen Südamerikaner) überall auf den Bergen den Wald liquidiert und jetzt kommen bei Starkregen anscheinend die Hänge herunter. So muss man den Riesenaufwand betreiben um die Straße auch bei Regen befahrbar zu halten.

Wir müssen zum Glück nicht durch Quito hindurch, sondern hangeln uns an der Peripherie entlang. Am späten Nachmittag unseren Vulkan im Blick. In langen Serpentinen geht es auf einer nassen Holperpiste in die Tiefe des Pululahua geobotanischen Reservats. Natürlich regnet es wieder, so dass wir nichts vom Krater sehen können. Wir übernachten auf dem Gelände des Hostals Pululahua, und machen am nächsten Morgen auf Empfehlung des Wirtes eine Wanderung am inneren Kraterrand. In Schwindel erregender Höhe folgen wir einem schmalen Pfad; zum Glück wird der Blick in die Tiefe meist durch dichtes Grün erschwert.

Dienstag, 20.01.2515 Nach unserer Wanderung fahren wir Richtung Mindo weiter, und sind total überrascht, als die Berge immer steiler und immer dichter bewaldet werden. Bislang haben wir meistens ziemlich kahle Berge gesehen, der ursprünglich vorhandene Wals ist überall abgeholzt worden zugunsten unzähliger Wiesen. Teilweise sind die Berge kahl bis auf die Felsen. Im Gegensatz dazu umfängt uns hier dichtestes Grün. Die Straße windet sich, eine Kurve folgt der nächsten; leider gibt es keine Haltebuchten, so dass Hartmut kaum Bilder schießen kann.

Irgendwann können wir auf eine kleine Gravelroad abbiegen, die ebenfalls nach Mindo führt. Jetzt können wir jeder Zeit anhalten, und das überbordende Grün, mit bunten Blüteneinsprengseln dazwischen, bewundern.

Ursprünglich wollten wir nach Mindo ins Hostal Yellow House fahren, aber dann taucht in einer Wegbiegung plötzlich die Bella Vista Lodge auf, die uns vom Besitzer der Pululahua Lodge wärmstens empfohlen wurde. Hier soll es Vögel in Hülle und Fülle, und geführte Urwaldtouren geben. Auf unsere Anfrage hin dürfen wir gleich vorn am Eingang auf dem kleinen Parkplatz übernachten. Aus reiner Neugier inspiziere ich zwei Wohneinheiten. Da es keine Heizung gibt, ist es kalt und ungemütlich dort, trotz der dickeren Steppdecken auf den Betten. Südamerikaner kennen eben keine Heizung und ignorieren die Kälte, und so sind wir immer wieder glücklich, abends im warmen Wohnmobil zu sein. Wir buchen für den nächsten Tag ein Paket von drei Führungen, und gönnen uns ein Abendessen im Restaurant der Lodge. 

Mittwoch, 21.01.2015 Heute findet die erste Führung schon um 6.15 auf dem Gelände der Lodge statt, die nächste, dreistündige Wanderung folgt um 9.30, und nach dem Mittagessen geht es um 15.30 noch mal in den Urwald. Unsere Führerin Ines ist aus Deutschland und erweist sich als absoluter Volltreffer. Was Flora und Fauna des Berg-Regenwaldes angeht, ist sie ein wandelndes Lexikon. Wir sind total begeistert. Um die Lodge herum, die auf einem halsbrecherischen Grat liegt, sehen wir, neben den vielen Kolibris an den Zuckertränken, die meisten Vögel unserer bisherigen Reise. Unter anderem sehen wir Spechte, Baumläufer, Flycatcher, und noch viele andere kleine und größere, zum Teil sehr bunte Vögel. Ein Pärchen des Farben prächtigen Trogons lebt direkt an der Lodge, und lässt sich bereitwillig fotografieren, einfach toll.

Auf den Wanderungen mit Ines und einem deutschen Ehepaar entdecken wir zwar kaum Vögel (was im Urwald immer eine besondere Herausforderung ist), aber dafür umso mehr verschieden artige Blütenpflanzen und Orchideen, jede auf ihre Art faszinierend. Ines ist einfach unschlagbar, und weiß auf jede Frage eine Antwort,egal ob es sich um Blattformen, Wurzeln, oder Pflanzen des Bergregenwaldes im Allgemeinen handelt.

Am Abend haben wir die einmalige Gelegenheit, einen Olingo zu beobachten, der sich in Reichweite des Resorts aus den hoch in die Baumwipfel gehängten Bananen bediente. Der Olingo sieht aus, wie eine Mischung aus Affe und Waschbär, und geriet vor ca. zwei Jahren in die „wissenschaftlichen“ Schlagzeilen.

In einem Museum in Seattle wurde das Skelett eines Tieres in einer jahrzehnte alten Schachtel entdeckt, das keinem bekanntem Tier zugeordnet werden konnte. Die Analyse des Skeletts ergab, das das Tier im Bergnebelwald von Ecuador und/oder Kolumbien gelebt haben musste und die dort in der Umgebung wachsenden Bananen verzehrt haben musste. Darauf hin startete das Resort Bella Vista einen Versuch, hängte ein Büschel Bananen hoch in einen Baum und installierte eine Fotofalle – und hatte prompt Erfolg. Seitdem kommt zumindest ein Exemplar ganz pünktlich kurz nach dem Abendessen in der Lodge zu den Bananen, für sein Abendessen. Hier kann es im Scheinwerferlicht bewundert werden, an drei Abenden ist es immerhin zwei mal gekommen. Leider war das Licht zu dunkel für Fotos.


Donnerstag, 22.01.2015 Heute und Morgen lassen wir es im BellaVista ruhig angehen, denn der Muskelkater, den wir uns gestern durch die Kraxelei im Urwald geholt haben, ist gewaltig. Hartmut kümmert sich um seine Bilder, ich gehe, wie jeden frühen Morgen, auf Vogeljagd. Am späten Abend ist eine andere „Jagd“ angesagt, nämlich die auf Insekten aller Art. Wir sind glücklich über unsere leistungsstarke Taschenlampe, die jeden Winkel aus leuchtet. Wir finden Hirschhornkäfer, so lang und dick, wie Hartmuts Daumen, riesige Motten, die ihren Kopf mit den riesigen Augen elegant in jede Richtung drehen können, Käfer in leuchtenden Farben, und immer wieder Motten mit irisierenden , durchsichtigen Flügeln, oder solche mit wahnsinnigen Mustern auf den Flügeln. Es ist eine faszinierende Welt der geflügelten nächtlichen Wesen, die mich auch in der Folgezeit immer wieder aufs Neue in den Bann zieht.

Und wir erleben einen anderen Bananenliebhaber. Am späten Nachmittag kommt ein Riesenmarder und will sich an den Olingo-Bananen gütlich machen. Laut schnaufend klettert er den Bananenbaum hoch um immer wieder umzukehren, da einfach zu viel Publikum dabei ist. Aber irgendwann siegt der Hunger und er ist endlich bei den Bananen, schnappt sich eine und huscht von dannen. Er kommt noch mehrmals und Hartmut kann im Dämmerlicht einige Fotos machen.

Samstag, 24.01.2015 Wir fahren heute nach Mindo, einen der Touristenorte in Ecuador schlechthin, besonders für Vogelliebhaber ist Mindo ein „Muss“. Wir übernachten im Garten des „Yellow House“, eines bekannten Hostals. Der Plan für Morgen sieht den Besuch einer „Orchideen-Farm“, eines Cafés mit „Kolibri-Beobachtung“ und eine“Schokoladentour“ vor.


Sonntag, 25.01.2015 Das Wetter scheint mit zu spielen, und so machen wir uns zu den Kolibris auf. Wir haben nun schon viele, viele verschiedene Arten kennen gelernt (und Hartmut hat hunderte von Fotos davon gemacht), aber in jedem Land und in jeder Region sehen sie ein bisschen anders aus, das macht die Sache für Vogelliebhaber so interessant.

Als nächsten Programmpunkt stehen die Orchideen auf dem Programm, hier rund um ein niedliches, kleines Hostal herum gruppiert. Die Orchideen faszinieren uns fast genau so, wie Kolibris: Ob das an den schönen Farben liegt?? Hartmut macht wieder Unmengen von Aufnahmen.

Wir sausen zum letzten Programmpunkt, der Schokoladentour. Wir werden im Schnelldurchlauf an den verschiedenen Stationen vorbei geschleust, und dürfen am Schluss winzige Mengen an Schokolade „verkosten“. Wir sind trotzdem zufrieden: neben Zucker und Kaffee, wissen wir nun genau, wie Schokolade produziert wird. 

Montag, 26.01.2015 Das Unheil hatte sich schon einige Tage zuvor leise angekündigt, und zwar in Form unregelmäßigen Kühlleistungen des Kühlschranks. Einmal hatte er auch schon über Nacht nicht richtig gekühlt, dann lief er mit halber Leistung. Ich bringe unsere Esswaren in Sicherheit (in den Kühlschrank des Hostals) und Hartmut begibt sich auf Fehlersuche. Er telefoniert den ganzen Morgen mit dem Hersteller (Kissmann) und dann ist es klar, der Kompressor des Kühlschranks ist defekt, der worst case ist eingetreten. Hier hilft nur noch ein neuer Kühlschrank. Wir sind beide wie vor den Kopf geschlagen, wissen wir doch aus leidvoller Erfahrung um die Arbeitsweise des Mittel- und Südamerikanischen Zolls. Der strömende Regen in Mindo gibt uns den Rest.


Dienstag, 27.01.2015 Die Firma Kissmann fertigt ihre Kühlschränke nur auf Bestellung, im Regelfall dauert das 10 bis 14 Tage. Und ein anderer Kühlschrank gleicher oder ähnlicher Größe passt nicht so richtig in den vorgesehenen Platz. Zum Glück kann Hartmut den Chef der Firma dazu überreden, ein gerade aus der Fertigung gekommenen Kühlschrank (unser Modell) für uns zu reservieren und gleich zum Wohnkabinenshop (Mark Mager) zu schicken – vielen Dank dafür. Mit Mark vereinbaren wir, dass er das Teil per DHL so rasch wie möglich nach Ibarra schickt.

Die dafür notwendigen organisatorischen Schritte will „ unser Mann Hansjörg“ von der Finca Sommerwind für uns erledigen. Im strömenden Regen verlassen wir Mindo, Vogelparadies hin, Vogelparadies her.

Wir fahren direkt nach Quito, weil wir uns vom dortigen Flughafenzoll Auskünfte über die Verzollungsformalitäten erhoffen, vor allem auch, ob wir einen solchen Kühlschrank überhaupt in Ecuador einführen dürfen. Laut Hansjörg handelt Ecuador in diesem Sinne sehr restriktiv, alles, was im Land hergestellt werden kann, bekommt bei einer Einfuhr durchaus Zollprobleme. Nun werden wir diesen speziellen Kühlschrank kaum in Ecuador bekommen. Die Frage aber ist, ob das der Zoll weiß?

Durch einen glücklichen Zufall landen wir im kleinen, aber sehr gepflegten Hotel Stubel, abseits der Hauptstraßen von Quito. Es ist leider nur noch die einzige teure Suite frei, aber wir schlagen müde und erschöpft zu. Das Panoramafenster gibt am frühen Abend den Blick auf den Schnee bedeckten Vulkan Cayambe frei, so, wie wir in später nicht mehr sehen werden.

Zu unserem großen Glück entdecken wir auch noch eine Waschmaschine im Zimmer, sogar eine, die mit heißem Wasser waschen kann, ein absoluter Glücksfall, und dazu einen funktionierenden Trockner! So endet der Tag mit Wäsche aufhängen!


Mittwoch, 28.01.2015 Wir steuern den neuen Flughafen an, der weit außerhalb der Stadt liegt, und erreichen auch tatsächlich den Zoll. Es ist wieder mal typisch: Niemand weiß nichts Genaues, alles bleibt vage. Die Bitte nach einem Englisch sprechenden Vorgesetzten wird zwar lächelnd zur Kenntnis genommen, aber nach dem zwanzigsten „gleich“ und 1 1/2 Stunden Wartezeit nehmen wir entnervt unsere Rucksäcke und verschwinden. Allerdings bekommen wir die Aussage, das wir den Kühlschrank wohl einführen dürfen.

Im Hotel versuchen wir am Nachmittag, Pläne für den Aufenthalt in einer Urwaldlodge und für die Galapagos-Inseln zu konkretisieren. Wir drehen sozusagen jeden Stein um, und vereinbaren dann für den nächsten und übernächsten Tag jeweils einen Besuch in den Buchungsbüros in Quito.


Donnerstag, 29.01.2015 Wir haben die zweite Nacht in Quito auf unserem bewachten „Parqueadero“ verbracht, da das Hotel ausgebucht war. Aber für die nächsten zwei Tage können wir im Hotel in einem kleineren Zimmer nächtigen.

Wenn wir schon mal in Quito sind, wollen wir uns zumindest die Altstadt anschauen. Mit der Taxe geht es zum Buchungsbüro für die Urwaldtour, in dem wir den Aufenthalt für die Cuyabena River Lodge festmachen, mit verschiebbarem Termin, wenn nötig (Kühlschrank!!). Dann endlich lassen wir uns in die Altstadt fahren, um ein wenig Quito auf zu nehmen. Die Altstadt hat sich wirklich heraus geputzt, und man fühlt sich aufgrund massiver Präsenz der Touristenpolizei sicher.
Wir schaffen es tatsächlich, in einem Rundgang fast alle großen und wichtigen Kirchen Quitos zu besuchen. Das Interieur aller Kirchen ist mit Blattgold bestückt, was uns etwas erdrückt und auch blendet. Immer müssen wir daran denken, wer eigentlich welchen Preis für diese goldene Pracht bezahlt hat. Wunderbar gearbeitet sind dagegen die hölzernen Decken der Kirchen. Auch an diesem Wochentag sind die meisten Kirchen außerordentlich gut besucht, und quellen über vor duftendem Blumenschmuck, das wiederum beeindruckt uns sehr.

Freitag, 30.01.2015 Heute lassen wir uns von der Agentur Cometa über den Verlauf einer möglichen Galapagos-Tour gründlich aufklären, Termin, Preis, Unterbringung, usw...Wir vereinbaren, dass wir am morgen, am Samstag definitiv Bescheid geben, wie wir uns entschieden haben. Für den Rest des Tages stehen Einkäufe und ein Brief an unsere Enkel plus dazu gehörende Bilder auf dem Programm.


Samstag, 31.01.2015 Die Entscheidung ist gefallen, und wir fahren am Morgen noch einmal zu Cometa, und buchen die Galapagos-Reise für den 8.3.2015. Dann machen wir noch einen Altstadt-Bummel, und schicken den Brief an Linus und Mattis endlich ab. Bevor wir Quito verlassen, soll alles erledigt sein.


Sonntag, 01.02.2015 Wir haben uns entschlossen, eine Rundtour in den Bergen zu machen, solange, bis der Kühlschrank eingetroffen ist. Wir sind eh schon einigermaßen höhenakklimatisiert, und wollen das ausnützen. Wir werden als erstes dem Cotopaxi, dem zweithöchsten Vulkan in Ecuador, einen Besuch abstatten.

Wir fahren auf der Panamericana bis Machachi, dann biegen wir ab, zunächst eine kleine Holperstraße entlang, die irgendwann zur Gravelroad wird. Dann kommen wir auf eine Hochfläche, die auf 3.700 Meter liegt Dort können wir auch wieder eine Gruppe von Cara Cara beobachten, die großen Laufvögel, die sich in großer Höhe aufhalten. Die Spitzen des Cotopaxi sind immer wieder einmal bruchstückhaft zu sehen, aber ein heftige Wind sorgt dafür, dass immer wieder breite Wolkenbänder über den Gipfel fegen und ihn komplett einhüllen.Wir passieren die Tambopaxi Lodge, und übernachten schließlich auf 3825 Metern am Cotopaxi Campingplatz. Leider kann man vom Vulkan an diese Stelle überhaupt nichts mehr sehen.

Montag, 02.02.2015 Heute Morgen stehen wir im dichtesten Nebel, und nach dem Frühstück fahren wir eiligst auf die andere Seite des Berges zurück, wo wir einen Spaziergang um die Laguna de Limpiapunga herum in Angriff nehmen. Der Wind pfeift und orgelt, und wir müssen uns richtig dick einpacken. Ich bin schon nach kurzer Zeit richtig kurzatmig, und zwinge mich zur Ruhe. Wir haben auch noch unsere Wasserflaschen vergessen, obwohl man doch hier oben alle Augenblick etwas trinken sollte. Trotzdem machen wir fast die komplette Runde, und gönnen uns im WoMo anschließend heiße Brühe und viel, viel verdünnten Saft.

Dann machen wir uns auf den Weg zum 4.630 Meter hohen Parkplatz des Refugio Jose Ribas. Dort oben ist es neblig und der Wind pfeift noch heftiger. Das WoMo schaukelt hin und her,und selbst eine verirrte Möwe kann sich auf der Suche nach Brotkrümeln kaum auf den Beinen halten; sie driftet langsam, aber sicher zur Seite. Wir trinken hier oben einen Kaffee, und schauen einer Gruppe von Touristen zu, die sich, gegen den Wind stemmend, zum Refugium hoch quält. Dann fahren wir wieder herunter zum Hostal Tambopaxi, um dort auf dem Parkplatz zu übernachten. Die Pächter haben eine Kolibri-Tränke installiert, die tatsächlich von in dieser Höhe lebenden Vögelchen angesteuert wird; wir sind beeindruckt.

Im Hostal wartet eine Gruppe von „Bergfexen“ darauf, Abends um 11 Uhr im Bus zum Parkplatz des Refugiums gebracht zu werden, um dann ab 1 Uhr am Morgen den Cotopaxi über Gletscherfelder hinweg mit einem Führer zu besteigen. Es ist schon heute klar, dass der Cotopaxi auch am morgigen Tag sein Haupt verhüllen wird, und der Sonnenaufgang sozusagen im Nebel statt finden dürfte. Aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Als die Mitglieder der Gruppe am nächsten späten Vormittag so peu a peu eintrudeln, ist der Kommentar einer Teilnehmerin: „ Schnapsidee, anstrengend, lausekalt, und nichts gesehen, hätte ich mir sparen können!“ Trotz allem finden wir so eine Leistung bewundernswert.

Von Cotopaxi aus geht es wieder zur Panamericana zurück und von hier aus ein Stück gen Süden. Dann biegen wir zu den Westkordillieren ab, es geht durch Indioland hindurch. Die Berge sind bis oben hin mit Wiesen und Feldern bestückt, Bäume gibt es kaum. Wir passieren eine wilder Schlucht und finden dann eine überraschende Bleibe in einem Hotel mit schönem Parkplatz.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter zum Quilotoa-Kratersee, dem schönsten Kratersee von Ecuador. Wir wollen hier am Nachmittag etwas laufen und dann ein Stück weiter in der Posada de Tigua übernachten. Daraus wird leider nichts (siehe Text) und wir übernachten deshalb auf fast 4000 m in Quilotoa.

Von hier aus geht es wieder zur Panamericana zurück und darauf ein ganzes Stück gen Süden, bis zum Ort Ambato. Dann biegen gen Westen ab und fahren hoch zum Chimborazo. Auf der Fahrt zum Berg sehen wir ihn in seiner ganzen Pracht, die nächsten beiden Tage müssen wir dagegen im Nebel und im Schneetreiben verbringen. Die Übernachtungsmöglichkeiten am Chimborazo liegen auf ca. 4400 m, weshalb wir den "Käseort" Salinas (auf 2500 m gelegen) bevorzugen. Hierhin kehren wir auch nach unseren Chimborazo-Bemühungen zurück.

Am Chimorazo vorbei fahren wir dann wieder zur Panamericana nach Riobamba und dann durch ein "irres" Tal gen Norden nach Banos. Hier bleiben wir drei Tage auf der Finca Chamanapamba.

Dienstag, 03.02.2015 Wir verlassen heute Morgen den Vulkan Cotopaxi, weil wir von den Ostkordilleren auf die Westkordilleren hin wollen. Dort gibt es u.a., ebenfalls in großer Höhe, den schönsten Kratersee Ecuadors zu bewundern. Doch zuvor füllen wir an der Panamericana (Tankstelle) Wasser auf, und decken uns in einem kleinen Supermarkt mit dem Nötigsten ein. Dann geht es durch Indio-Land hindurch, gut erkennbar an den deutlich vermüllteren Straßen hier. Die Straße windet sich durch steile, grüne Hügel hindurch, an deren Hängen Kartoffeln geerntet werden. Wie man bei diesem Neigungswinkel überhaupt noch stehen, und dort arbeiten kann, ist bewundernswert. Ich würde sofort das Gleichgewicht verlieren, und den ganzen Hang wie eine Kartoffel in die Tiefe rollen!

Wir durchqueren eine atemberaubende Schlucht. Auch hier stehen vereinzelt Gehöfte auf etwas breiteren Felsnasen, und vereinzelt kann man Trampelpfade erkennen. Nachdem wir den Toachi-Fluss überquert haben, geht es noch einmal steil in Richtung Sigchos hinauf. Eigentlich müssten wir jetzt, am späten Nachmittag, noch 20 Kilometer Gravelroad fahren, aber ich entdecke ein großes Hotel neben der Straße mit einem schönen Parkplatz davor. Wir dürfen hier sogar umsonst übernachten, sofern wir das zugehörige Restaurant besuchen. Abends gehen wir ins Menschen leere Restaurant, und essen die hundertste Forelle, seit wir in Südamerika sind. 

Mittwoch, 04.02.2015 Heute sind wir gespannt auf den Kratersee Quilotoa. Er ist wirklich ein Schmuckstück. Tiefblau und kreisrund liegt er in 400 Meter Tiefe unter uns und wartet auf Touristen. Selbige begeben sich zu Fuß in die Tiefe, und lassen sich dann von Mauleseln wieder empor tragen. Viele Touristen machen sich, meist zusammen mit einem Führer auf den siebenstündigen Marsch um dem Kratersee herum. Wir lassen es, auch wegen der Höhe, und weil es schon früher Nachmittag ist, ruhiger angehen und wandern zwei Stunden lang am Kraterrand entlang, dort, wo das Gelände noch einigermaßen gangbar ist. Der Weg ist schmal, links und rechts geht es in die Tiefe, zur einen Seite der See, zur anderen Seite Kartoffeln. Wir werden von einem Reiter überholt, der ein zweites Tier am Zügel führt. Locker und leicht bewegt sich der Mann am Schwindel erregenden Abgrund entlang, nimmt eine für uns kriminell gefährliche Abkürzung, um auf der anderen Seite in Richtung seines Dorfes zu reiten. Wir sind sprachlos.

Wir fahren am frühen Abend noch 20 Kilometer weiter zur Posada de Tigua, ein „Overlander-Tip“. Mit uns fährt eine Kolumbianerin, die als Rucksackreisende unterwegs ist. Aber zum ersten Mal in Südamerika werden wir abgewiesen. Die Besitzerin möchte an diesem Abend noch in einen anderen Ort fahren, und möchte auch nicht, dass wir auf ihrem Grundstück oder auf der Straße davor übernachten. Sie nimmt die Anhalterin aber mit zur nächsten Stadt, und wir müssen unverrichteter Dinge wieder umkehren zur Laguna de Quilotoa.

Am Abend frischt es richtig auf, und wir sind wieder mal froh über unsere Heizung. Im Geist wird sie von uns gehätschelt und gestreichelt, auf dass sie uns nie, nie im Stich lässt, wenn es darauf ankommt. Die Höhe macht uns ganz schön zu schaffen, und ich nehme zum ersten Mal zwei Aspirin, damit ich schlafen kann.
Am nächsten Morgen, beim Frühstück, laufen die Schulkinder an unserem Womo vorbei, mit Nichts, als ihrer Schuluniform bekleidet, in diesem Fall ein einfacher Jogging-Anzug. Einige haben wenigstens Mützen auf, aber frieren tun sie alle. 

Donnerstag, 05.02.2015 In Ambato können wir uns telefonisch nach dem Verbleib unseres Kühlschrankes erkundigen. Leider fehlten auf den Zollunterlagen die Nummer von Hartmuts Pass und die Zusicherung, dass wir den Kühlschrank auch wirklich abholen (woher hätten wir das wissen sollen). So blieb der Kühlschrank einfach drei Arbeitstage beim Zoll unbearbeitet liegen. Wir geben Hansjörg von der Finca Sommerwind die benötigten Angaben und er verspricht, dass alles weiter zu geben. Wir können nur den Kopf schütteln, alles verzögert sich nochmals um drei Tage und so beschließen wir, zum größten aller Vulkane in Ecuador zu fahren, dem Chimborazo. Von dort wollen wir in den Ort Salinas weiter fahren. Dort sind eine Menge Selbsthilfeprojekte initiiert worden, u.a. eine Käsefabrik, die ausgezeichnete Produkte liefern soll.

Wir fahren durch eine sehr schöne, weitläufige Gebirgslandschaft, und dann taucht plötzlich der Chimborazo, wie zum Greifen nah, vor uns auf. Seine Schnee und Eis bedeckten zwei Gipfel glitzern in der Sonne, und wir fühlen uns ein bisschen, wie in Alaska, als solche Berge fast Alltag waren. Hartmut schießt ein Foto nach dem anderen, wer weiß, wie das Wetter Morgen ist! Salinas kann über eine Gravelroad erreicht werden, die von der Hauptstraße abgeht, und durch indigenes Gebiet führt. Hier wächst nur noch Moos, zu dicken Kissen aufgetürmt, eine gewellte, grüne Landschaft. Mittendrin steht eine Herde Vicunjas, die kleinen, zierlichen Vertreter der Lamas, mit einem Fell, wie aus Seide, und entsprechend sündhaft teuer. Als wir uns dem ersten Dorf nähern (das eigentlich die Bezeichnung nicht verdient), sehen wir auch die ersten Lamas. Die Regierung hat den Bauern Lamas geschenkt, die bessere Wolle liefern und deren Fleisch genau so schmackhaft sein soll. Im Gegenzug verschwanden die Schafe, und damit Überweidung und Wasserverschmutzung. Hier sind die Menschen wirklich arm: Die kleinen Jungs barfuß, Familienväter mit nur noch drei Zähnen im Mund, Häuser, die aus einem Raum bestehen, mit einer offenen Feuerstelle als einziger Heizquelle in 4000 Meter Höhe.

In Salinas können wir im kleinen Hof der genossenschaftlich betriebenen Hosteria Refugio, übernachten. 

Freitag, 06.02.2015 Obwohl sich das Wetter eintrübt, fahren wir zum Park National Chimborazo. Auf dem Weg passieren wir die Käsefabrik, der wir natürlich einen Besuch abstatten. Unterwegs auf der gleichen Gravelroad, wie gestern, fahren wir an einem Kindergarten vorbei. Als ich die kleinen Kinder sehe, schnappe ich mir eine angebrochene Keksdose mit dänischen Butterkeksen (die von Aldi, hier für teures Geld zu haben), und komme gerade, als alle Kinder an ihrem Platz sitzen, und auf das Mittagsessen warten. Es sind mehr Kinder, als erwartet, und so muss ich erst mal durchzählen, ob ich auch noch genug Kekse dabei habe. Nun darf ich jedem Kind einen Keks in die Hand drücken. Es sind alles Krippenkinder, zwischen ein und drei Jahren. Alle Kinder haben rote Bäckchen von der Kälte und der intensiven Sonneneinstrahlung hier oben. Alles, was ich an Spielzeug sehe, sind drei kleine Plastikautos am Boden. Im Nebenraum kann ich auf die Schnelle nur ein paar Kinderbettchen für die Allerkleinsten entdecken. Da möchte man am liebsten mit ein paar Kartons an Spielsachen vorbei fahren. Sehr nachdenklich fahren wir weiter.

Das Wetter verschlechtert sich weiter, Nebel zieht auf und dann beginnt es zu schneien. Auf der Hauptstraße liegt richtig Schnee und die Ecuadorianer halten sofort an, um die ungewohnte Winterpracht zu fotografieren. Ebenfalls ungewohnt für sie ist das Fahren im Schnee und prompt sehen wir einen total eingedrückten Wagen, der im Schnee von der Straße weg gerutscht ist.

Am Parkplatz des Chimborazo machen wir eine Pause, und laufen dann ein Stück die Fahrstraße zu einem Refugium hoch. Ich laufe im Schneckentempo, aber immerhin geht es schon besser,wie am Cotopaxi. Am Eingang zum Parkplatz verkaufen strickende Indiofrauen ihre Wollwaren. Sie frieren erbärmlich in ihren Trachten (kurze Röcke, Blusen, Wolltücher um die Schultern). Ich mache einen heißen Tee und bringe ihn zu den Frauen. Eine der Frauen wiegt sich in der Hocke hin und her, und als ich genauer hinschaue, hat sie ein Kleinkind auf dem Rücken, eingebunden in Tücher, nur die Beinchen schauen hervor. Bei Regen- und Graupelschauer um die Null Grad friert das Würmchen natürlich auch, und deshalb schaukelt die Mutter das Kind hin und her. In Ermangelung eines geeigneten Übernachtungsplatzes fahren wir noch einmal in Richtung Salinas, übernachten dann aber nicht im Ort, sondern in einem kleinen Waldstück, ziemlich versteckt. Trotzdem haben wir eine unruhige Nacht.

Samstag, 07.06.2015 Über Riobamba erreichen wir am Nachmittag den Ort Banjos. Die Finca Chamanapamba, von Deutschen geführt, ist heute unser Ziel. Der Chimborazo hüllt sich in dichte Wolken gehüllt, und es ist wieder richtig kalt. Erst in Riobamba, auch noch 2.500 Meter hoch, wird es wieder warm.

Banjo liegt, sehr hübsch von Wäldern umgeben, im lang gestreckten Tal des Pastaza Flusses .Es ist ein reiner Touristenort, der besonders viele, unterschiedliche sportliche Aktivitäten anbietet.

Die Finca liegt am gleichnamigen Wasserfall, und gegen ein Abendessen dürfen wir auf dem kleinen Parkplatz übernachten. Die Finca besteht aus einem zusammenhängenden Gebäudekomplex, dessen Hauptmaterial Bambus ist. Ein hoher Wohnturm, ebenfalls aus Bambus gefertigt,wird gerade aufwändig restauriert. Von einer Terrasse aus geht der Blick auf den Wasserfall und in das Tal. Die Zimmer sind mit viel Liebe und Sachverstand eingerichtet. Man merkt, die Hausherrin hat Kunstgeschichte studiert. Das Essen wird auf Bestellung hergestellt, und ist hervorragend. Wir fühlen uns richtig gut hier, und bleiben drei Tage am Ort.

Wir machen nur einen ganztägigen Ausflug, aber den richtig, nämlich zum Auge des Teufels, einem ziemlich hohen Wasserfall. Wir müssen so ca. 200 Höhenmeter hinunter klettern, und danach natürlich die gleichen Meter wieder hinauf klettern. Und dann gibt es da noch einen zweiten Zugang, von dem aus man den Wasserfall von oben betrachten kann. Am Abend wissen wir, dass wir uns heute mal wieder sportlich betätigt haben.

Mittwoch, 11.02.2015 Unser Kühlschrank soll ab Morgen abholbereit in der DHL-Filiale in Ibarra stehen. Deshalb verlassen wir die erholsame Finca Chamanapamba am frühen Morgen. Wir fahren über Quito, wo wir bei Cometa-Travel unsere Galapagos-Unterlagen abholen, und dann zügig bis Ibarra durch. Unser Kühlschrank steht schon seit heute in der DHL - Filiale in Ibarra, und so stürzen wir „auf den letzten Drücker“ Viertel vor sechs in besagte Filiale. Auf der Straße dann großes Auspacken mit Hilfe unseres Teppichmessers. Stolz und erleichtert rücken wir dann in die Finca Sommerwind ein.


Donnerstag, 12.02.2015 Heute steht eigentlich nur der Kühlschrankeinbau auf dem Programm. Außerdem stürze ich mich mit meiner Schmutzwäsche auf die Waschmaschine, wie der Hund auf den Knochen. Besonders saubere Bettwäsche und Handtücher gönnen wir uns, wo wir nur können. Ich mustere unsere Einrichtung, und sehe hier und da Verschleißerscheinungen: ein Bettlaken hat einen Riss bekommen und muss genäht werden, unsere z.T. teure „Outdoor-Unterwäsche“ beginnt, sich am Bund zu räufeln, die Bluse hat einen Fleck, der nicht mehr aus zu waschen ist, eine Gardine hat sich durch das viele Hin- und Her-Geschiebe auf gescheuert, Hartmut's drei lange Hosen, sind rückwärtig alle geflickt (noch halten sie), eine Badehose und ein Badeanzug sind total ausgeleiert, von Hartmut's Wanderstiefeln hat sich eine Sohle komplett gelöst, einer feinen Strickjacke ist der Schleudergang nicht gut bekommen. Aber so lange wir noch gesund mit einem soliden Auto durch die Gegend fahren können, sind das natürlich alles Peanuts.


Samstag, 14.02.2015 Nach einem Faulenzertag, der in einem lustigen Lagerfeuer-Abend endet, machen wir uns heute Mittag auf den Weg zur Cuyabeno-River Lodge, und haben als Übernachtungsplatz die Papallacta Thermen ausgewählt. Es sollen die schönsten Thermen in Ecuador sein, und sie sind nicht so weit von der Hauptstadt Quito entfernt. Über Otavalo und Cayambe geht es in Richtung Süden. Wir überqueren einen 4000 Meter hohen Pass, und sind am späten Nachmittag am Ort. Leider regnet es heftig, und für den Besuch der Therme reicht die Zeit nicht mehr.


Sonntag, 15.02.2015 Wenn wir gewusst hätten, was uns an diesem Tag erwartet, hätten wir uns wahrscheinlich eingebuddelt! So ist nach dem Aufstehen zunächst einmal nur klar, dass ich unsere Plastikbox mit den Wärme empfindlichen Medikamenten im privaten Kühlschrank von Hans Jörg und Patrizia vergessen habe. Ich bin am Boden zerstört, Hartmut tröstet, und wir reden uns ein, dass das auch anderen Reisenden bestimmt schon passiert ist. Hin und zurück sind es ja nur 340 km.

Auf der Rückfahrt erleben wir dann den Albtraum auf der Straße. Es ist Karnevalssonntag, und nicht halb, sondern ganz Ecuador ist im Auto unterwegs. Wir stehen die letzten 100 km bis Ibarra im Dauerstau. Wir sind beide total erschöpft, als wir ankommen und nicht fähig, heute gleich wieder zurück zu fahren. Wir bleiben wir über Nacht, und starten am Montag, nun hoffentlich zum letzten Mal, von der Finca Sommerwind.

 

Mit Ecuador Teil 2 geht es weiter.