Wir starten von der Reiterfarm mit dem Ziel - Pazifikküste, leere Strände, einsame Fischerdörfer, schönes Küstengebirge. Was wir bekommen sind volle Küstendörfer mit 1 1/2 € Parkgebühr pro Stunde, endlose Kiefernplantagen, total eingezäunt und überall stop an go-Verkehr, Chile macht Urlaub und für den fahren sie an die Küste. Die Zeltplätze dort quellen über und so versuchen wir, ob wir in einem Naturschutzgebiet was finden. Aber das einzige ist ein Platz nahe bei einer Farm, hier gibt es ein kleines Stück Weg mal ohne Zäune.

Auch der zweite Küstenversuch schlägt fehl und so streben wir dem Inland zu, an der Küste sind uns einfach zu viele Menschen und vor allem zu viele Autos. Aber die Schwierigkeiten mit den Übernachtungsplätzen bleiben und so fragen wir eine chilenische Familie nach einem Platz. Natürlich dürfen wir bleiben aber die angekündigten 40 Leute für den Sonntag sind uns zu viel und so fahren wir weiter Richtung Wein. Das Valle de Colchagua gilt als eine der besten chilenischen Weingebiete. Wir prüfen es bei einem Mittagessen mit einer Flasche Wein und ich erstehen gleich weiter 4 Flaschen der besten Sorte.  Wir hätten dort übernachten können, aber das es noch früh ist, fahren wir weiter zur Reserva Nacional Altos de Lircay. Auch hier ist natürlich alles voll und so flüchten wir auf den Campingplatz im Park, der zum Glück weit verstreute Sites bietet und viele müde Wanderer, die nachts ruhig sind. Die Meute wandert nicht und verlässt deshalb abends den Park.

Am nächsten Tag haben wir eine wunderschöne Wanderung durch einen uralten Wald, aber es zieht uns trotzdem gen Süden und so fahren wir weiter über die Panamericana (5) bis zum Weingut Chillan. Auch hier bleiben wir zwei Nächte, genießen den Wein und das tolle Essen eines südtiroler Pärchens, das hier kocht.

Mittwoch, 10.02.2016 Heute statten wir der „Clinicia Ciudad del Mare“ einen Besuch ab. Da ich seit drei Monaten immer wieder erhöhte Temperatur mit lästigen Beschwerden im HNO-Bereich habe, will ich jetzt endlich wissen, ob ich nur eine verschleppte Nebenhöhleninfektion habe, oder ob ein Virus sein Unwesen treibt. Die Klinik ist eine der besseren Sorte, privat mit viel Personal (alle sehr nett und freundlich). Dennoch, als ich endlich dem Arzt vorgestellt werde, muss eine junge Frau mit Deutsch-Kenntnissen dolmetschen. Der Arzt kann kein Wort Englisch. Nach mehrstündiger Wartezeit wird mir dann endlich Blut abgenommen (worum ich gebeten hatte), und ich verlasse mit Hartmut völlig gerädert die Klinik. Das Ergebnis kann ich angeblich schon am selben Abend aus einer email ablesen (was natürlich nicht klappt). Also, bitte nicht krank werden, es sei denn, man hat gerade einen dicken Wälzer dabei, den man während der Wartezeit unbedingt mal in Ruhe zu Ende lesen will!!!

 

Freitag, 12.02.2016 Heute geht es weiter nach Süden. Hartmut hat sich „das verträumte Fischerdorf“ Quintai aus geguckt, mit einer bewaldeten Steilküste und weißen Stränden gesegnet (lt. Reiseführer). Die Fahrt führt durch Kiefernwälder, dann es geht eine atemberaubend steile Straße hinunter zum Wasser. Unten stehen die Autos Seite an Seite, auf einem kleinen geschotterten Parkplatz steht ein Mensch und hält die Hand auf, ca. 1,5 € für eine Stunde Parken, da gibt es wirklich noch einen freien Parkplatz.

Uns ist das deutlich zu viel Trubel, mit Mühe bringt Hartmut ein Wendemanöver zu Stande, und es geht wieder bergauf, weg von der Meute. Ein paar Kilometer weiter wiederholt sich das Ganze. Auf dem erneuten Weg den Berg hinauf können wir auf einem schmalen Streifen hinter einer Kurve stehen, der als kleine Aussichtsplattform auf die wirklich wunderschöne Küste dienen soll. Zum Glück stehen wir mit der Nase nach vorn, und schauen durch das große Heckfenster. Umgekehrt hätten wir, wie so oft, auf die Hinterlassenschaften chilenischer Urlauber geschaut, Glas- und Plastikflaschen, Windelpakete und vieles mehr…. Dass die Müllabfuhr vielleicht nur unregelmäßig kommt, dafür können die Chilenen nichts, aber dass sie Abfall an den schönsten Plätzen und Aussichtspunkten verstreuen, dass verstehen wir nicht.

Einen zweiten Versuch, mal an einen Strand zu kommen, unternehmen wir in Algarrobo. Dort findet gerade ein Surf-Wettbewerb statt, und hunderte Touristen sind auf den Beinen. Als wir direkt vor dem Strand in einer stop and go -Autoschlange stecken, scheren wir kurzerhand aus, und fahren weiter gen Süden, nun aber durch das Inland. Es ist Ferienzeit, und alle Chilenen (zumindest von uns so empfunden!) sitzen am Strand in ihren bunten kleinen Strandzeltchen. Da muss man schon gute Nerven haben, und buntes Strandleben reizvoll finden.

Zunächst geht es aber noch an Riesen-Ferienwohnungssiedlungen vorbei, sie erinnern uns an Teneriffa und die dortigen Retortenorte. Immerhin gibt es hier in einer Ferienanlage den größten Swimmingpool der Welt, immerhin 1,3 km lang, wie toll.

Für die Übernachtung haben wir uns die „Reserva National _El Yali“ ausgeguckt, finden aber den Eingang nicht, da hier nichts ausgeschildert ist. Frustriert verschwinden wir in einem Wäldchen, das mal keinen Zaun hat. Dort leben Chilenen in einfachsten Verhältnissen, ein Häuschen aus Sperrholz, ein paar Pferde und Schafe, das war es. Aber wir fragen jetzt immer, ob wir in der Nähe eines Hauses stehen können. Das gibt sowohl uns, als auch den Menschen in ihren Häusern ein relatives Gefühl der Sicherheit.

 

Samstag, 13.02.2016 Unser nächstes Ziel ist die Reserva National Altos de Lircay, ein sehr empfohlener Wanderpark. Ob wir unser Ziel dort hin heute erreichen werden, steht noch in den Sternen. Der Weg ist klar: über Pichlemu, und Bucalemu in Richtung San Fernando, von dort über die Autobahn bis Talca, und von dort über Nebenstraßen bis zum Eingang des Parks. Die Strecke zieht und zieht sich. Unsere Stimmung ist trotz des schönen Sommerwetters gedämpft. Was ist passiert? Ganz einfach: Die Landschaft hat sich in ein Gefängnis verwandelt. Nicht nur landwirtschaftliche Flächen sind eingezäunt, nein, auch alle Wälder, Wiesen, Flussläufe, usw… Hunderttausendfach begegnet uns nun das Schild „Privado“. Einmal fahren wir 20 Kilometer an einem wunderschönen Kiefernwald entlang, am Horizont, etwa 3, 4 Kilometer entfernt, grüßt der Pazifik, für uns unerreichbar. Links und rechts der Straße entdecken wir Doppelzäune, wie sie an der Grenze zur ehemaligen DDR zu sehen waren, ein Albtraum für mich, die ich aus Berlin komme. Das alte Lied aus den USA kommt mir wieder in den Sinn: „Don't fence me in….“. Mit Mühe und Not finden wir einen kleinen Schattenplatz am Rand der viel befahrenen Straße, um eine Mittagspause zu machen, ätzend!

Die Schlafplatzfrage wird auf einmal zur wichtigsten Frage des Tages, und beschäftigt uns spätestens ab dem frühen Nachmittag. Irgendwann fahren wir tatsächlich an einem Weg vorbei, der nicht durch ein Gatter mit Vorhängeschloss „ gesichert“ ist. Also nichts wie rein. Wir stehen in einem lichten Eukalyptuswald, und nun sehen wir auch schon einen offenen Eingang, der zu einem Haus führt. Wir geben uns einen Ruck, und wenden unsere Offensiv-Taktik an: rein und fragen. Diesmal geraten wir in die Fänge einer ganz reizenden Großfamilie, die uns sofort einen Platz auf dem Gelände anbietet. Wir müssen Saft trinken und Kuchen essen, und werden in die Familienhierarchie eingeführt. Wir bewundern auf einer Fotocollage acht Kinder, 20 Enkel und Urenkel, die 81jährige Patriarchin wirkt erstaunlich frisch. Das Angebot, noch einen Tag länger j bleiben, lehnen wir aber ab (Chile ist groß, und wir wollen doch noch so viel sehen). Außerdem sollte es am nächsten Tag ein kleines Familientreffen geben, vierzig Personen würden es wohl werden. Ohne Spanischkenntnisse wäre das für uns ein Desaster geworden. Aber wir sind gerührt und dankbar über so viel Gastfreundschaft.

Sonntag, 14.02.2016 Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg in die Reserva Nacional. Es geht heute zügig voran. Wir machen einen Abstecher in das Valle de Colchagua, das beste Weinanbaugebiet Chiles. Hier häufen sich die Superlative: bester Wein der Welt, bestes Weingut der Welt, und so geht es weiter. In der Vina Viu Manent gönnen wir uns ein richtig gutes Mittagsmahl mit ausgesuchtem Wein. Natürlich wandern auch vier Fläschen Spitzenwein , von jeder Sorte eine Flasche, mit ins Womo. Wir sind jetzt so ausgeruht, dass wir beschließen, heute noch zur Reserva Nacional Altos de Lircay zu fahren. Es geht auch flott voran, nur die letzten Kilometer müssen wir allerdings über eine staubige Gravelroad fahren. Links und rechts der Straße befinden sich Ferienhäuser, die jedes Mal in einer Staubwolke zu verschwinden drohen. Zwei private Campingplätze, die wir erspähen, sind teuer und brechend voll. Am Parkeingang wird es dann wohltuend ruhig. Wir müssen uns noch zweieinhalb Kilometer übler Piste hinauf quälen, dann sind wir am Campingplatz der Conaf, der staatlichen Forstbehörde, die diese Plätze betreibt. Der einzige Platz, der noch frei ist, fordert Hartmuts Fahrkünste noch ein mal heraus, es knackt auf dem Dach, Äste fliegen zur Seite, dann ist es geschafft. Zum ersten Mal seit Urzeiten stehen wir mit unserem Womo auf einem Campingplatz im Wald. Das Publikum hier wandert, und dementsprechend ist es auch am Abend ruhig.

 

Montag, 15.02.2016 Nachdem wir uns so mühsam in diesen Platz gezwängt haben, bleiben wir natürlich heute hier. Zu tun gibt es immer, der Wasserhahn blinkt mich an, und so erledige ich eine „kleine Wäsche“, währenddessen Hartmut das Auto von innen unter die Lupe nimmt. Die Reserva liegt inmitten von Südbuchenwäldern, und bietet eine Vielzahl von Wanderungen an. Wir belassen es bei einem schönen Wandernachmittag bei schönstem Wetter, etwa 25 Grad, dazu ein leichter Sommerwind, oft im Schatten laufend, total entspannend. Nur auf den Weg müssen wir sehr achten, da hier auch Packpferde entlang ziehen. Wir laufen durch einen tollen Wald mit teilweise uralten und knorrigen Bäumen. Es sind Baumgestalten, die Jahrhunderte alt sei müssen. Am Abend wird es jedoch in einer Höhe von 1400 Metern recht schnell frisch, und die morgendliche Temperatur liegt auch nur bei 8 Grad.

Dienstag, 16.02.2016 Hartmut hat im PC gestöbert, und auf seinen „Spezial-Seiten“ das kleine Weingut „ Vina Chillan“ ausfindig gemacht, auf dem man gegen ein gutes Abendessen auch übernachten darf. Es wird, wie so oft, von Schweizern geführt. Namensgeber war die größere Stadt Chillan, an der wir vorbei gefahren sind. Wir bekommen einen Platz auf einer großen Wiese zugewiesen, ringsum steht der Wein, der hier organisch bearbeitet wird. Am Abend gibt es ein ausgezeichnetes Essen, das von einem jungen südtiroler Koch zubereitet wurde, der erst seit kurzem die Geschicke des Restaurants mit seiner Partnerin leitet. Da am Nebentisch ein Schweizer Paar sitzt, das mit einem gemieteten Fahrzeug seit einigen Monaten in Chile, aber auch in Kuba und Costa Rica unterwegs ist, wird der Abend lang.

 

Mittwoch, den 17.02.2016 Wir gönnen uns auf dieser wunderschönen Wiese, inmitten von Weinfeldern, noch einen Urlaubstag. Ich schreibe den Brief an die Kinder endlich zu Ende, und Hartmut schickt ihn, zusammen mit den dazu gehörenden Bildern, endlich ab. Und dann sitzen wir einfach mal draußen, im Schatten,lesen Spiegel und Zeit, genießen unseren Kaffee. Wer weiß, was uns Morgen so erwartet. Wir gönnen uns am Abend noch ein feines Essen, und kommen mit dem Besitzer des Weingutes ins Gespräch. Der beklagt, dass das Wasser, das in den Staudämmen gespeichert wird, vorrangig zur Stromerzeugung für die Industrie genutzt wird. Wenn es dann trocken wird und die Landwirtschaft Wasser benötigt, sind die Staudämme dann fast leer. In trockenen Jahren wird das dann zum Problem für die Landwirtschaft.

 

Donnerstag, den 18.02.2016 Heute scheint sich ein Wetterwechsel an zu bahnen, und wir überlegen schon, ob sich der chilenische Sommer nun verabschiedet, zumal sich die dreimonatigen Sommerferien dem Ende zuneigen. Wir verabschieden uns von dem netten Paar, das das Restaurant führt, kaufen noch ein paar Fläschchen Bio-Wein in rot und rose ein, und machen uns auf den Weg zur Panamericana.  

Mit mehreren Flaschen Wein im Gepäck verlassen wir das Weingut Chillan und fahren in einem Rutsch bis zum Nationalpark Laguna del Laja. Wir haben mittlerweile festgestellt, dass man in Chile große Probleme hat, außerhalb der Parks schöne Übernachtungsplätze zu finden. Dafür gibt es innerhalb der Parks umso schönere, ein weiterer Grund für den Besuch der Parks. Wir bleiben 3 Nächte an drei verschiedenen Stellen im Park und lernen, das man in Chile im Gegensatz zu den USA überall im Park übernachten kann (zumindest oft).

In einem großen Rutsch geht es danach weiter bis zur Andenrose eines Bayern, der uns die Rundfahrt über den Vulkan Lonquimay und dann durch das Tal des Rio Biobio empfiehlt. das machen wir auch, wir übernachten eine Nacht am Parkplatz beim Vulkan und die nächste dann bei einer Fähre über den Fluss. Dann machen wir eine große Schleife über den Lago Icalma wieder zurück zur Andenrose.

Von hier aus geht es zum Nationalpark Conquillo, den ich schon vor 9 Jahren auf einer Fahrradtour durch Südchile besucht habe. Hier sind wir vier Nächte, dann geht es weiter nach Temuco, wo wir in der Posada Selva Negra eines Deutschen mitten in der Stadt übernachten.

Nach unserem obligatorischen Lebensmitteleinkauf geht es in Richtung Nationalpark Laguna del Laja weiter. Vorher werfen wir noch einen Blick auf den Salto de Laja, immerhin der größte Wasserfall Chiles. Nun hat es seit November hier nicht mehr geregnet und entsprechend spärlich rieselt das Wasser die Fälle hinunter. Außerdem wird aus dem Fluss bereits vorher schon viel Wasser für die Bewässerung abgeführt, da bleibt nicht mehr viel Wasser übrig. Trotzdem werden die Fälle von einer Unzahl von chilenischen Touristen bestaunt wird. Hier tobt wieder mal das Leben, alle Parkplätze sind voll und die Leute laufen in Großgruppen die einzige Straße rauf und runter. In diesem Trubel finden wir keinen Parkplatz für unser Womo, das obligatorische Bild der Fälle müssen wir aus dem fahrenden Womo machen.

Wir haben eine Nebenstrecke gewählt, die durch endlose Kiefernplantagen führt, entlang an einem Bewässerungskanal. An einer Stelle des Zaunes ist die Zufahrt für die Holz-Transporter unverschlossen. Und so stürzen wir uns auf die dahinter liegende mannshohe Brombeerhecke, und sammeln, was das Zeug hält. Meine Marmeladengläser sind nämlich leer, Nachschub muss her!!

Auf der Strecke, die sich langsam in die Höhe schraubt, sehen wir dann den Vulkan Antuco, über ihm schwebt eine fantastische „Ufo-Wolke“. Kurz hinter dem Park-Eingang steuern wir einen sehr schönen Conaf-Campingplatz an, der uns an die weiträumigen Plätze in den US-Nationalparks erinnert. Der letzte freie Platz gehört uns, und so kann ich noch früh am Abend meine Brombeer-Marmelade kochen, Gelierpulver habe ich schließlich in ausreichender Menge aus Deutschland mit gebracht.

Freitag, den 19.02.2016 Nach einem langen Frühstück parken wir unser Womo ein paar Kilometer weiter direkt vor dem Holzhäuschen des Nationalparkes, in dem eine junge Frau Prospekte der beiden Wanderwege verteilt, die von hier aus starten. Wir entscheiden uns für die Variante „ 1,7 Kilometer, moderat“. Aber wie so oft, scheinen solche Angaben allenfalls für die Vorsitzenden von Wandervereinen stimmen. Wir quälen uns einen schmalen, sehr steilen und sehr rutschigen (Vulkanasche) Weg zum einem ersten Mirador hinauf, von dem aus man einen tollen Blick auf grüne Tal hat. Der zweite Teil des Weges bietet neben wiederum sehr steilen, auch ebene Abschnitte, die durch wunderbare Natur führen. Besonders die riesigen Zedern haben es uns angetan. Der Weg endet an einem zweiten Mirador, der hoch über einem Lavafeld liegt, welches beim letzten Ausbruch Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist.

Hin und zurück sind wir 2 ½ h unterwegs (mit einer kleinen Pause) und die Strecke soll nicht einmal 4 km lang gewesen sein. Wir können es nicht so recht glauben, denn gefühlsmäßig sind wir normal schnell gelaufen, vielleicht ist als Wegentfernung die Luftlinie gemeint.

Nach einer kurzen Kaffeepause fahren wir zur Laguna de Laja, die aufgrund eines Vulkanausbruches in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Die dabei ausfließende Lava hat das Tal in der ganzen Breite abgeriegelt, und den Rio Laja so aufgestaut, dass daraus die Laguna de Laja entstanden ist.

Wir sind schon etwas entlang der Laguna gefahren, da fallen uns die Grabsteine auf, die die Straße säumen, mal ist es ein Stein, mal sind es drei. Dann kommt ein großes Mahnmal. Es erinnert an die 46 jungen Rekruten, Jahrgang 1986, die im Mai 2005 in einem schrecklichen Schneesturm dort ihr Leben ließen. Sie waren von ihren Kommandanten trotz einer Unwetterwarnung auf einen „Übungsmarsch“ geschickt worden. Sie waren für solche Bedingungen vollständig unzureichend ausgerüstet und sind allesamt in 1400 Meter Höhe erfroren.

Jetzt, im Sommer, können wir uns kaum vorstellen, welches Drama sich abgespielt haben muss.

Gleich unterhalb des Mahnmals finden wir einen Stellplatz in der weichen Vulkanasche. Neben uns steht ein blauer Rundhauber aus Deutschland, Langzeitreisende aus dem Landkreis Bayreuth. Wir sprechen aber nur kurz miteinander, erst am nächsten Morgen fachsimpelt Hartmut ein wenig mit dem Besitzer.

Samstag, den 20.02.2016 Nach dem Frühstück fahren wir noch etwa 20 Kilometer am See entlang, und die Kreuze wollen kein Ende nehmen. Unsere Stimmung ist gedrückt. Ich muss an unseren Sohn denken, der Jahrgang 1976 ist. Wie wäre ich wohl mit so einer Situation umgegangen, wenn er dabei gewesen wäre?

Am Nachmittag nehmen wir den zweiten, kurzen Wanderweg in Angriff. Es ist ganz schön warm, und am Ende laufen wir sogar noch eine Weile in die falsche Richtung, bevor wir wieder umkehren. Aber immerhin waren wir auch wieder zweieinhalb Stunden unterwegs. Am Abend fahren wir einen kurzen Weg hinein, der zu einem Informationszentrum führt, das wunderbar auf grüner Wiese, unter Bäumen liegt. Kein Mensch ist hier weit und breit zu sehen. Wir sitzen noch eine Weile draußen, und genießen die Abendsonne, bevor uns die Kälte ins Womo treibt. Wir haben, wieder einmal, eine wunderbar ruhige Nacht. 

Sonntag, den 21.02.2016 Wie lieben wir unsere Sonntag-Morgen-Frühstücke, mit Butterbrot, Marmeladenbrötchen, Orangensaft und heißem Kaffee! Butterbrot, Ei,Kaffee und Marmelade stehen auf dem Tisch, Brötchen und Orangensaft fehlen. Aber die Umgebung, hohe Bäume, Sonnen beschienene Berge und gleich am Womo ein plätschernder Bach machen das allemal wett! Wir füllen am Campingplatz noch unsere Wasservorräte auf, und fahren aus dem Tal in Richtung Panamericana. Und steuern in Los Angeles einen großen Supermarkt an. Dann geht es zurück auf die vierspurige Panamericana, von der wir dann in Richtung Victoria, und von dort in Richtung Curacautin abbiegen. Links und rechts der Strecke liegen abgeerntete Weizenfeldern, mit großen, alten Bäumen darin.Es geht leicht auf und ab, und erinnert uns insgesamt ein wenig an Frankreich, nur ist die Gegend hier viel dünner besiedelt. In der Gegenrichtung ist viel los, schließlich liegt in der Nähe Temuco, eine schon etwas größere Stadt. Bis zum Hotel „Andenrose“ sind es dann nur noch 12 Kilometer. Der „bayrische“ Besitzer weist uns einen schönen Platz auf einer großen Wiese hinter dem Hotel zu, und gibt uns am Abend noch einige Tipps, welche Rundtouren in der Umgebung lohnenswert sind.

 

Montag, den 22.02.2016 Wir können noch unseren Wassertank füllen (der Besitzer fragt besorgt nach der Menge, die wir zu entnehmen gedenken), und fahren dann in Richtung Osten. Wir wollen eine Rundtour machen, die etwa zwei Tage dauern wird, und uns zur Reserva Malalcahuello, am Vulkan Lonquimay vorbei, zum Ort Lonquimay, den Rio Biobio flussaufwärts bis zur „Reserva National Lago Gualletue“ und auf anderem Weg zurück, bringen soll. Der See ist der Ursprungsort des Rio Biobio. Nach einem kurzen Stop an einem kleinen, idyllischen Wasserfall biegen wir in Malalcahuello zur gleichnamigen Reserva ab, und bewundern kurz darauf die ersten Araukarien. Nach der Mittagsrast biegen wir vor einem Skigebiet nach rechts ab, um die Piste um den Vulkan Lonquimay zu meistern. Sie besteht aus reiner Vulkanasche, und windet sich in engen Kurven den Vulkan hinauf. Als wir über einen Kamm fahren, sehen wir den Krater mit Namen „Navidad“, der am 25.12.1988 ausgebrochen, und riesige Mengen Lava ausgespuckt hat. Das Spektakel dauerte immerhin 13 Wochen. Wir steigen immer wieder aus, um die Landschaft ohne störende Autofenster zu bewundern, und Bilder zu knipsen. Zur Linken haben wir „Navidad“ und seine breiten Lavafelder (die bis zu 60 Meter Höhe erreicht haben sollen), richten wir unsere Blicke nach vorn schweift unser Blick über eine bewaldete Landschaft, aus der der Vulkan Callaqui mit 3.164 Meter Höhe aufragt. Gewiss, wir sind nicht mehr in Nordchile, wo die Berge über 6000 Meter hoch sind, aber sie sehen hier genauso imposant und schön aus, wie dort.

Wenig später passieren wir den Parkplatz neben einer Aussichtsplattform, auf dem ein Ormocar-Womo aus München steht. Wir wollen natürlich erst mal von der Plattform aus die Landschaft in einem Rundumblick erfassen, aber danach spricht nichts gegen einen kleinen Plausch…..Es kommt, wie es kommen muss, wir haben – zunächst – einen wunderbaren sonnigen Nachmittag, und beschließen dann, auch die Nacht hier oben zu verbringen. Das Münchner Paar ist nett, und zwei Ormocar nebeneinander, das bietet natürlich reichlich Gesprächsstoff.

Die Ormocar-Kabine aus München sitzt auf einem Sprinter-Fahrgestell, ist größer, und damit auch komfortabler, als unser „Kabinchen“. Ein 150-Liter-Kühlschrank mit richtigem Tiefkühlfach, ein 4-Flammen-Herd, und ein Bad, das den Namen verdient, da könnte schon Neid aufkommen; aber als es am nächsten Morgen darum geht, die Vulkan-Strecke weiter zu fahren, da kehrt der große Ormocar doch lieber um….

Dienstag, 23.02.2016 Die Vollmondnacht war bei 1850 Meter Höhe überraschend mild. Natürlich haben wir wieder einen wolkenlosen Himmel, und können uns kaum von diesem schönen Platz trennen. Wir fahren in engen Kehren steil bergab, und Hartmut muss sich sehr konzentrieren, die Hänge fallen steil bergab und wenn man hier ins Rutschen kommt, kann das übel enden.

Immer wieder halten wir an, und lassen unsere Blicke über das tolle Lavafeld schweifen. Beim Aussteigen sind wir vorsichtig, weil wir bei jedem Schritt sog. „Bulldust“ auf wirbeln, der mit Mehlstaub zum vergleichen ist. Am Fuß des Vulkans erwartet uns eine richtige „gravelroad“, eng, uneben mit steilen Passagen. Es geht immer dicht am dem großen Lavafeld entlang, an dessen Rändern Araukarien ihre grünen, lanzettenartigen Zweige in den blauen Himmel recken, ein tolles Bild. Aber die Piste hat es in sich. Der Staub ist teilweise viele cm dick und plötzlich stehen wir in dickem Bulldust quer. In dicker Schräglage bleiben wir stehen, Hartmut konnte das Womo gerade noch abbremsen, bevor es kentert. Es dauert einige Minuten, bevor wir überhaupt etwas sehen, der Bulldust sinkt nur langsam ab, von da an fährt Hartmut nur noch mit Allrad.

Bis Lolco ist die Piste eng, und bietet keine Ausweichstellen, zum Glück kommt uns aber niemand entgegen. Ab Lolco wird die Straße breiter. Wir fahren jetzt entlang des Rio Biobio durch eine wunderbare, grüne Landschaft. Das Grün reicht bis in die Gipfellagen der Berge.

Leider ist alles wieder eingezäunt. Es gibt kein Entrinnen von der Straße. Und wenn es dann mal einen Weg zum Fluss runter gibt (für eine Übernachtung), dann steht dort mit Sicherheit ein Chilene mit seinem Auto und wir fahren weiter. So wird es spät und später, und wir finden einfach keinen Übernachtungsplatz.Das ist die Situation, die wir jetzt in Chile des Öfteren erleben.

Schließlich kommen wir an einen Fähr-Übergang über den Rio Biobio, also öffentliches Gelände. Auch hier ist der einzig schöne Platz bereits durch Zelte belegt, wir stellen uns deshalb oben in Straßennähe hin. Wir lieben solche „Straßenplätze“ gar nicht, aber in Chile bleibt oft keine andere Wahl. Es wird eine relativ ruhige Nacht, aber am Morgen geht der Autoverkehr sehr zeitig los.

Mittwoch, 24.02.2016 Der Platz, auf dem wir stehen, ist, wie schon gesagt, „öffentliches Gelände“. Und so macht, als wir beim Frühstück sitzen, eine Großfamilie auf dem Parkplatz halt, um zum Fluss hinunter zu spazieren; die einzige Möglichkeit, den Fluss mal aus nächster Nähe zum bewundern. Im Klartext bedeutet das, dass Chilenen eigentlich nur in Nationalparks und ähnlichen Einrichtungen wandern und spazieren gehen können, für uns eine traurige Geschichte.

In Lonquimay, einer erstaunlich sauberen und netten Kleinstadt, in der hauptsächlich die einheimischen Mapuche leben, kann Hartmut nicht anders, und lässt sein Auto waschen. Ich kann derweil an der Touristeninfo sogar über freies Wifi mit Patrick telefonieren. Nach dem Kaffeetrinken geht es weiter durch das Tal des Biobio. Lonquimay liegt etwa 30 Kilometer hinter dem Andenkamm, und je weiter wir nun in Richtung Argentinien fahren, desto trockener wird die Gegend. Nur in der unmittelbaren Umgebung des Flusses ist noch alles grün. Als wir am Lago Icalma unseren „i-Overlander-Platz“ erreicht haben, haben wir auch eine Tüte geröstete Araukarien-Samen, noch heiß, mit im Gepäck. Wir pulen ganz schön lange an den Schalen herum (so ähnlich, wie Krabben pulen), bis wir endlich in den Genuss der Samen kommen. Sie schmecken so ähnlich, wie Esskastanien, nicht schlecht. Die Araukariensamen waren in früheren Zeiten die Hauptnahrung der Mapuche im Winter. Leider ist es am Abend sehr windig, so dass wir gar nicht erst den Versuch mit Tisch und Stühlen machen. Der kleine See liegt still und verträumt da; außer einem schon fast leeren Campingplatz und einigen Ferienhäusern findet sich hier nichts. Uns ist es recht: haben wir doch eine ruhige Nacht vor uns.

Donnerstag, den 25.02.2016 Heute Morgen ist es sonnig, aber ziemlich kühl. Beim Frühstück kommt eine Mapuchefrau mit ihren beiden Kindern zu uns, und bietet uns ihre selbst gestrickten Socken, Schals und Ponchos an. Eigentlich brauche ich das alles nicht, aber der Verkauf dieser Handarbeiten tragen mit zum Lebensunterhalt der Familie bei, und dazu möchte ich meinen bescheidenen Beitrag leisten. Zehntausend Pesos wechseln gegen einen hübschen, kleinen Poncho, eine Webarbeit, wie ich später feststelle, die Besitzerin. Dann fahren wir los, denn wir wollen am Abend wieder am Hotel Andenrose sein. Wir wählen einen Weg, der uns zunächst auf der anderen Seite des Sees Icalma führt. Dann biegen wir in die Reserva Nacional Lago Galletue ab. Hier leben Mapuche; es gibt weniger Zäune und kaum Landwirtschaft. Wovon also diese Menschen leben , wissen wir nicht. Es gibt aber Ziegen- und Schafherden, und auf dem Zentralplatz von Lonquimay habe ich auf dem Hinweg ein paar Baby-Söckchen aus Schafswolle für einen Neuankömmling in der weiteren Familie gekauft. Wir finden einen schönen „Mittagsplatz“, und fahren dann noch einmal durch Lonquimay. Dann geht es durch dichten Araukarienwald mit vielen Blicken auf die bewaldeten Hänge, und den Rio Cautin im Westen. Laut Reise Know How sollten wir eigentlich den Biobio sehen, der in Richtung Argentien läuft; aber er ist es eben nicht, wie ein Blick auf unsere Karte bestätigt. Der Weg, so schön er ist, wird zu einer Stauborgie, zumal mehr als ein Fahrzeug unterwegs ist. Beim Fotografieren muss sich Hartmut oft durch einen Hechtsprung ins Auto retten, und danach 5 Minuten warten, bis sich die Staubwolken verzogen haben.

Unterwegs bieten viele Mapuchefamilien gekochte und geröstete Araukariensamen zum Kauf an: wir können natürlich nicht anders, und nehmen noch einmal ein Kilo mit. Am Ende der Strecke kommen wir am Ski-Ressort heraus, an dem wir vor 3 Tagen in Richtung Vulkanroute abgebogen sind. Jetzt sind es noch etwa 35 Kilometer bis zur Andenrose, wo wir die Nacht verbringen. Hartmut verputzt im Lokal einen Braten, ich begnüge mich mit Apfelstrudel (Friedricke, den kannst du besser!!). Wir wollen eigentlich unsere Wäsche waschen, oder waschen lassen; aber als wir für eine Trommel 9 Euro bezahlen sollen, winken wir ab. Als Hartmut dann trotz guter Internetverbindung keine Webseite herunter laden kann (im WiFi gibt es anscheinend eine Windows-Sperre), wird er etwas knurrig, zumal sich der Besitzer schon beim Wasser Einfüllen etwas knauserig gezeigt hat. 

Freitag, 26.02.2016 Bei trübem Wetter fahren wir zunächst nach Curacautin, um unsere Vorräte und Diesel auf zu füllen. Dann geht es, wieder mit besserem Wetter in den Nationalpark Conguillio. Die Piste ist zunächst ganz in Ordnung, dann bekommen wir viel Wellblech. Der schöne Vulkan Llama versteckt sich in den Wolken. Wir bewegen uns jetzt auf den Spuren von Hartmut, Volker und Jochen, die vor genau 9 Jahren in Temuco ihre Fahrradtour durch Südchile begonnen, und diesen Park als ersten angesteuert hatten. Direkt nach dem Eintrittshäuschen stellen wir unser Womo für die Nacht auf den Parkplatz einer kleinen, idyllischen Lagune. Hartmut macht am Nachmittag noch einen Rundgang um den See, während ich endlich meine Webseite fertig schreibe. Relativ spät gehen wir ins Bett, als plötzlich noch ein Pickup angefahren kommt. Zuerst verstehen wir nicht, warum 3 Männer mit Taschenlampen am See entlang laufen; aber dann können wir erkennen, dass hier verbotener Weise geangelt wird. An Schlafen ist meinerseits nicht zu denken. Erst morgens um vier Uhr fährt der Pickup vom Platz, und entsprechend müde sind wir an diesem Tag.

 

Samstag, den 27.02.2016 Nach dem Frühstück wandern wir noch einmal zusammen um den See. Es geht, immer am Seeufer entlang, durch einen verwunschenen Märchenwald. Araukarien und Laubbäume, mit dicken Stämmen und beachtlichen Höhen wechseln sich ab. Die Laubbäume, deren Namen wir nicht kennen, haben Blätter, die unserer Buche ähnlich sind, haben aber botanisch nichts mit ihr zu tun. Unterwegs haben wir zwar malerische Blicke auf den kleinen See, der obere Teil des Vulkans lässt sich aber nicht blicken. Kurz vor Ende ereilt uns der erste (Niesel)-regen seit dem 28.12.2015! „So ein Mist!“ schimpft Hartmut, wollte er doch damit angeben, dass wir genau 2 Monate lang keinen Tropfen Regen gesehen haben, und nun so etwas!

Danach fahren wir zur zentralen Information. Es geht eine schmale Piste entlang, die zum Glück nur sandig, und nicht wellig ist. Mit den schönen Bildtafeln allein können wir, des Spanischen immer noch nicht mächtig, leider nicht viel anfangen. Auch Broschüren und Infoblätter gibt es nur auf Spanisch. Wir laufen einen wunderbaren „Araukarienweg“ ab, auf dem wir diese prachtvollen Bäume bewundern. Sie können bis zu 50 Meter hoch werden, und einen Stammdurchmesser von 2 Metern haben. Wir treffen eine junge deutsche „Auswanderin“, die eine Führung mit gemacht hat. Von ihr erfahren wir, dass es männliche und weibliche Bäume gibt, diese aber nach einigen Jahren ihr Geschlecht wechseln können. Wir klagen ihr unser Leid mit den all gegenwärtigen Zäunen in Chile. Zu unserer Überraschung erzählt Sie uns, dass es mittlerweile in Chile junge Aktivisten gibt, die anfangen, sich dagegen zu wehren, dass das ganze Land eingezäunt ist, und auch noch wird. Immer noch können Firmen große Ländereien kaufen und komplett einzäunen. Das Einzige, was den Chilenen zur Zeit wirklich bleibt, sind die Nationalparks.

Nach diesem zweiten Spaziergang suchen wir uns einen Übernachtungsplatz. Wieder geht es eine schmale Piste entlang, die sich auf- und abwindet. Links und rechts davon leuchten die kleinen Kuppelzelte der Urlauber auf den Campingplätzen. Die Preise für einen Stellplatz mit Auto sind gesalzen, so zwischen 30 und 50 Euro pro Übernachtung; da stehen wir lieber frei. Hinter Manns hohem, dichten grünen Buschwerk in einem lichten Wald stehen wir etwa 50 Meter von der Straße entfernt in einer kleinen Senke. Die Vulkanasche, auf der wir stehen, knirscht unter unseren Füßen wie auf einem Schneefeld.

Sonntag, den 28.02.2016 Nach einer wunderbar ruhigen Nacht fahren wir bei wieder strahlend blauem Himmel zurück zum Lago Conguillo, an dem wir gestern vorbei gefahren sind. Dort gibt es einen großen Campingplatz und einen ebenso großen Parkplatz. Von dort sind es etwa 100 Meter bis zur einere Badestelle des Sees. Wir entdecken einen Wasserhahn, und füllen erst mal unseren Tank. Dann machen wir uns zu einer Wanderung auf, die uns ein ganzes Stück weit am See entlang führen wird. Der Wanderweg ist ausgesprochen leicht, und gewährt wunderbare Blicke auf den See. Der Lava-Boden ist mit verblühten Blumenkissen in Rot und Grün übersät, im Wasser spiegeln sich die Berge von der gegenüber liegenden Seite, einfach traumhaft. Wenn mein Rücken nicht so mosern würde, ich könnte ewig so weiter laufen. Wir kehren dennoch nach 4 Kilometern um, und sind pünktlich zum Kaffee trinken wieder am Womo. Inzwischen hat sich der Parkplatz gefüllt, feiern die Chilenen doch den dreimonatigen Abschied von der Sommerpause mit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Tische werden von Großfamilien geentert, die Grills und Kochplatten werden aus den Pickups gewuchtet, die Pfannen und Töpfe gefüllt. Dazwischen versuchen Urlauber,ihre Campingutensilien irgendwie doch noch in den Dachgepäckträger zu stopfen: was drin war, muss nach dem Picknick schließlich auch wieder rein! Ich beschließe, eine „kleine“ Wäsche zu machen; es sind immerhin 2 Blusen, 2 T-Shirts, eine lange Hose, Unterwäsche, Socken und Kleinteile. Wir waschen auf dem Womotisch, und Hartmut spült die Sachen anschließend direkt „vor Ort“, am Wasserhahn. Es gibt nämlich eine eiserne Regel, die da lautet: Hast du schmutzige Wäsche, fließendes Wasser, und dazu einigermaßen gutes Wetter, wird gewaschen, egal, ob du Lust hast, oder nicht!

Nach der Wäsche macht sich allerdings mein Rücken so vehement bemerkbar, dass für heute Abend nur noch eine Tablette hilft. Ich befürchte nämlich einen Hexenschuss, und das wäre übel. Wir fahren heute noch einmal zu unserem gestrigen Übernachtungsplatz, holen dort noch für eine halbe Stunde die Stühle raus, und genießen bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang. Dann mache ich „chilenische Nudeln“: eine Zwiebel anbraten, gekochte Nudeln, Araukarien-Samen und Kräuter dazu geben, alles scharf braten, und zum Schluss mit Käse überbacken, dazu einen Zucchini-Salat, lecker!!

 

Montag, 29.02.2016 Beim Frühstück beschließen wir, heute noch einen „Ruhetag“ einzulegen, damit sich „rückwärts“ alles ein bisschen beruhigen kann. Bei schönstem Wetter brechen wir auf. Zuerst kommen wir an die Laguna Arcoiris, die entstanden ist, als einer der vielen Lavaflüsse den kleinen Fluss verstopft hat. Die Morgensonne beleuchtet die Laguna, und taucht sie in türkisgrünes Licht. Unter dem Wasserspiegel liegen bleiche Baumstämme reglos, als Kontrast dazu die schwarze, erkaltete Lava, ein wunderbares Bild. Die Lavaflüsse, die uns rechter Hand begleiten, sind in Sichtweite bestimmt 10 bis 20 Meter hoch, und mehrere hundert Meter breit. Der Hauptfluss soll eine Länge von 7 Kilometern haben. In der Mitte des Lavaflusses ist ein großes Stück Wald stehen geblieben, und wirkt nun, wie eine Robinson-Insel im weiten Meer. Wir steuern die Laguna Verde an, die nur einen Bruchteil ihrer sonst üblichen Wassermenge aufweist. Ich schaue mich ein wenig um, und entdecke tatsächlich einen ziemlich ebenen, sehr Wind geschützten Platz oberhalb der Laguna. Windgweschützt ist heute wichtig, weil der Wind trotz Sonne etwas pfeift. Ich begebe mich, ausgerüstet mit diversen Kissen, einer Wärmflasche, meinem E-Book und einem Glas Wein endlich auf meinen Campingstuhl, um zu ruhen. Das fällt mir naturgemäß nicht leicht, zumal Hartmut um unser Womo herumwedelt, wie unsere Putzfee in Küche und Bad. Immer wieder sachweift mein Blick hinunter zur Lagune, wie gern würde ich jetzt einfach los laufen! Aber wenigstens bewirkt die Zwangspause, dass ich Nachts schlafen kann.

Dienstag, 01.03.2016 Wir wollen Temuco einen Besuch abstatten, fünftgrößte Stadt Chiles, Industrie- und Handelsplatz, nicht unbedingt ein Grund, dort hin zu fahren. Aber wir brauchen erstens Gas, und zweitens ein Stück Schaumstoff, dass wir zwecks besserer Federung auf meinen Autositz legen wollen. Am Parkausgang besichtigen wir die „Cascada Truful Truful. Hier hat sich der Rio Allipen ein Flussbett geschaffen, das auf der einen Seite aus Felsgestein, auf der gegenüber liegenden Seite aus den Ascheablagerungen besteht, die der Vulkan Llami seit 15.000 Jahren „aus gespuckt“ hat. Die Ascheschichten sind mal dicker, mal dünner, und haben alle ihre ganz eigene Farbe. Auf einer Tafel wird der Besucher (endlich auch mal auf Englisch) über Art und Umfang des jeweiligen Ausbruchs informiert.

Auf dem Weg nach Temuco geht es ganz schön rauf und runter. Für Hartmut ist diese Strecke eine Art „revival“, ist er doch vor genau 9 Jahren mit seinen Freunden Volker und Jochen mit dem Fahrrad genau diese Strecke gefahren, der Beginn einer Chile-Tour, die ihn nach Süden führte. Er erkennt sogar ein Restaurant wieder, auf dessen Rasenvorplatz gegen ein Abendessen gezeltet werden durfte – und macht ein Foto.

In Temuco ist uns das Glück hold, gleich zu Beginn finden wir die Tankstelle, die auch Gas verkauft, und unsere Flasche wird ohne Probleme auf gefüllt. In einem Baugeschäft bekomme ich dann Name, Adresse und eine kleine „Fahrskizze“ zur „casa la espuma“, dem „Schaumstoffhaus“. Auch hier werden wir ohne Probleme schnell und zügig bedient. Nun fehlt noch die Übernachtung. Wir steuern die „Posada Selva Negra“ an, deren Besitzer tatsächlich aus dem Schwarzwald, nämlich Triberg, kommt. Die Posada ähnelt mehr einem Einfamilienhaus mit kleinem Garten, hat aber einen Parkplatz für uns. Unser Womo steht etwa 5 cm von der Wand zum Nachbargrundstück entfernt, und am Abend fahren wir auch noch die Treppe ein, damit ein weiteres, erwartetes Fahrzeug ohne Probleme einparken kann. Raum ist eben in der kleinsten Hütte. Trotz der 20 Euro, die unser Wirt für die Übernachtung haben will, sind wir dankbar für diesen sicheren Platz mitten in der Stadt. Außerdem kann Hartmut hier Bilder hoch laden, und wir können ordentlich telefonieren. Auch unsere Sorge, der recht lebhafte Verkehr auf der Straße würde nicht abflauen, ist unbegründet, ab zehn, halb elf schlafen wir ruhig.

 

Mittwoch, 02.03.2016 Heute erleben wir wieder mal ein typisches Beispiel dafür, wie unterschiedlich bewertet wird. Unser Reiseführer schreibt sinngemäß, dass sich im Mercado central die wohl größte Ansammlung von Kunsthandwerksständen von ganz Chile befände. Der gutgläubige Tourist geht hin, und findet Dutzendware, eigentlich schade! Und nun ärgere ich mich schwarz, dass ich in Valparaiso nur ein Paar Lapislazuli-Ohrringe erstanden habe, aber als Handarbeit, versteht sich. Souvenirmäßig werden wir auch sonst nicht fündig; die Suche nach weiteren originellen Fußball-Trikots für unsere Enkel geben wir schnell wieder auf, wer will seine Enkel denn auch mit einem „QUATAR-AIRLINES – T-Shirt auf dem Platz sehen???

Nach einem kurzen Abstecher zum Jumbo-Supermarkt fahren wir nach Villarica, einem Städtchen am gleichnamigen, wunderschönen See. Wir besorgen uns beim deutschen Bäcker ein Schwarzbrot und zwei Stücke Kuchen, und fahren u einem iOverlander-Platz am See. Dort beobachten wir bei unserem Nachmittags-Kaffee Jugendliche, die dort baden. Es sind Rucksackreisende, neben Eltern mit Kleinkindern und Rentnern diejenigen Chilenen die jetzt noch in Sachen Urlaub unterwegs sind. Übernachten können wir hier aber nicht, das Verbotsschild ist unübersehbar. So steuern wir den Campingplatz „au lac“ an, in der Hoffnung, dass es dort ruhig sei. Wir haben Glück, die Saison ist, wie gesagt, vorbei, und nur noch 4 Parzellen sind belegt. Am frühen Abend bekommen wir Besuch von einer hübschen zierlichen Katze, grau mit weißen Pfötchen und weißer Schnauze.Angeblich hat sie junge Kätzchen zu versorgen, was uns natürlich veranlasst, sie etwas zu päppeln,;Käsereste und übrig gebliebener Joghurt wandern auf den Boden.

Wir verlassen Temuco und fahren ein Stück über die Panamericana und dann über eine Landstraße nach Villarrica am gleichnamigen See mit dem gleichnamigen Vulkan. Hier übernachten wir auf dem Campingplatz Au Lac. Da mittlerweile die chilenische Reisesaison beendet ist, trauen wir uns auf Campingplätze. Bis zum Anfang März wäre dies nur unter Tolerierung aller Nachtgeräusche auf proppenvollen südamerikanischen Campingplätzen möglich gewesen. Unswr nächstes Ziel ist dann der Vulkan Villarrica, bzw. die Skistation am Vulkan, wo wir eine Nacht bei herrlichster Fernsicht verbringen. Danach geht es über Pucon weiter zum Nationalpark Huerquehue, wo wir eine wunderschöne kleine Wanderung machen. Danach geht es wieder zurück zum Nationalpark Villarrica, hier die Sektion´am Vulkan Lanin. Leider schauen wir von der "falschen" Seite auf den Vulkan, die Gletscher können nur von der Südseite aus gesehen werden.

Unser nächster Stop ist bei den Thermen von Menetue, wo wir einen Nachmittag im warmem Wasser pausieren und uns auch massieren lassen (was mir gar nicht bekommen ist). Dann fahren wir zum nächsten See, dem See Calafquen, wo wir zweimal übernachten. Einmal stoppen wir am Campingplatz Melita. Am nächsten Tag kommen wir nur bis zum Ort Conaripe weiter, Hier lockt ein kilometerlanger Strand mit herrlicher Aussicht über den See und den Vulkan Villarrica, deshalb bleiben wir gleich hier über Nacht.

Donnerstag, 03.03.2016 Wir sind spät ins Bett gekommen, und stehen spät auf.Trotz vieler Wolken frühstücken wir draußen, und beratschlagen, wohin wir fahren wollen. So ein später Tagesanfang ist nicht so recht für große Pläne geeignet, also fahren wir heute zum Vulkan Villarrica hoch, etwa eine Autostunde von unserem Standort entfernt. Wir fahren die Straße am See entlang, die von Hotelanlagen gesäumt wird, großen, kleinen, luxuriösen und einfachen. Den Ort Pucon, kleiner, aber touristischer als Villarrica, wollen wir uns morgen auf dem Rückweg ein wenig anschauen. Unterwegs locken Brombeerhänge, aber zum Sammeln brauchen wir Zeit, die wir jetzt nicht haben. Wer weiß, ob sich der Vulkan nicht bald in eine Wolke hüllt. Wir fahren bis zur Liftstation (ja, im Winter wird hier Ski gelaufen), und betrachten das herrliche Panorama ringsum, den Lago Villarrica, drei weitere Seen, die Andenkette, dazwischen grüne Wälder. Von oben kommen gerade Heerscharen von jungen Leuten, die den Vulkan bestiegen haben, um einmal einen Blick in den brodelnden Lavasee zu werfen. Sieben Stunden dauert die Tour, und wir entdecken auch zwei ältere Semester zwischen all dem jungen Gemüse.

Am Nachmittag brechen wir zu einer kurzen Wanderung auf, die uns ein Stück um den Vulkan herum führt. Am Abend, vor Sonnenuntergang, schiebt sich eine Schönwetterfront heran, oben hängen noch dunkle Wolken, darunter ist alles blau. Wir erleben einen dramatischen Sonnenuntergang mit vielen unterschiedlichen Wolkenformationen. Später, als alles dunkel ist, löschen wir die Lichter, und gehen hinaus, um ein Naturschauspiel zu sehen. Wenn man nämlich Glück hat, kann man den Widerschein der Lava aus dem Lavasee an der aufsteigenden Rauchwolke deutlich erkennen. Und wir haben Glück, über dem Vulkankegel leuchtet im Dunkeln eine rote Wolke, sie wabert, ist mal schwach zu sehen, mal deutlich, es ist wohl der Schlund zur Hölle.

 

Freitag, den 04.03.2016 Heute Morgen erleben wir das Pendant zum fantastischen Sonnenuntergang gestern Abend. Unter uns ist alles in Wolken gehüllt; die Berge haben weiße Pudelmützen auf. An einer Stelle fallen die Wolken wie ein Wasserfall über einen Berghang in die Tiefe. Auch der Lago Villarrica ist vorerst nur zu erahnen. Pünktlich um 8.00 Uhr laufen die ersten Trupps los, hinauf zum Vulkan. Sie werden einen wunderbaren Tag haben. 

Wir fahren nach dem Frühstück nach Pucon, denn wir müssen tanken und Wasser fassen. Hartmut möchte einen kleinen Bummel machen, also schlendern wir die Hauptstraße hinauf. Der Ort hat sich in den letzten Jahren zu einem Outdoor-Mekka entwickelt; überall wimmelt es von Touranbietern, und Jack Wolfskin ist ebenso vertreten, wie North Face. In den Andenkengeschäften sieht man überall den gleichen Kram. Pucon könnte man theoretisch auch in die Alpen oder die Rocky Mountains oder nach Schweden verlegen, wie es beliebt. Es wimmelt vor Menschen, die, statt in die Natur zu gehen, lieber „shoppen“.

Wir brechen nach kurzer Zeit unsere Zelte hier ab, erstehen bei der deutschen Bäckerei „Rostock“ noch einen Nachmittags-Kuchen, und trinken unseren Kaffee in Reichweite des schönen Sees. Dann starten wir zum nächsten Nationalpark, dem Parque Nacional Huerquehue. Wir fahren zunächst noch auf Asphalt, dann geht es wieder auf die Piste. Linker Hand leuchtet der schöne Lago Caburga. Die Piste ist sehr mäßig, und Hartmut fährt, als hätte er rohe Eier unter seinem Wertesten. Mein neuer Schaumstoffsitz scheint aber zu wirken. Die Piste ist gesäumt von Brombeeren, alle reif, alle irrsinnig ein gestaubt. Wir zögern ein wenig, dann gehen wir „in die Brombeeren“. Nach kurzer Zeit schon haben wir eineinhalb Kilo gesammelt, und steigen mit gepuderten Schuhen und Socken wieder ins Auto. Im Park stellen wir unser Auto auf den zweiten Parkplatz, direkt neben ein Infozentrum, das mit zwei passablen Toiletten und einem Seezugang aufwarten kann. Wir können sogar Tisch und Stühle unter einen Baum stellen, und noch ein wenig die Nachmittagssonne genießen. Ein Auto nach dem anderen verschwindet bis zum Einbruch der Dunkelheit, und wir haben den ruhigen Platz für uns. Der Ranger leuchtet noch mal kurz mit der Taschenlampe auf unser Womo, das war es dann auch. Ich verarbeite noch schnell unsere Brombeeren zu Marmelade, dann sinken wir in die Schlafsackfedern.

 

Samstag, 05.03.2016 Heute ist Samstag, und so trudelt ein Auto nach dem anderen auf unserem Parkplatz ein. Wir fahren unser Auto die hundert Meter an den Parkeingang, und bitten die Ranger, doch ab und an einen Blick auf unsere Wohnkiste zu werfen. Wir wollen ein Stück weit einen Wanderweg laufen, der insgesamt 9 Kilometer lang ist, und bei 1350 Meter Höhe endet; unser Übernachtungsplatz selber liegt auf 780 Meter. Uns ist klar, dass wir nicht den ganzen Weg laufen wollen, aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel.

Zunächst gehen wir am Ufer des Lago Tilquilico entlang, durch dichten Wald. Dann, nach einer ebenen Strecke durch eine Wiesenlandschaft geht es den Berg hinauf, erst moderat, dann heftig mit Stufen. Der Wald ist wunderbar, hier war wohl noch nie ein Holzfällertrupp! Immer wieder bleiben wir stehen,um die verschiedenartigen Baumriesen zum bewundern. Während Hartmut noch den schweren Fotorucksack schleppen muss, bin ich heute mit gar nichts unterwegs. Normalerweise habe ich ein Daypack dabei mit Wasser, vielleicht ein paar Broten und was man sonst so braucht. So kommt es, dass mir schon beim Aufstieg der Magen knurrt, ein unangenehmes Gefühl. Wir laufen bis zu einem Mirador: unter uns liegt der Lago Tilquilico, darüber strahlt der Vulkan Villarrica und pufft kleine Wölkchen gen Himmel, ein Postkartenmotiv sondergleichen! Wir beschließen schweren Herzens um zu kehren, und sind nach insgesamt viereinhalb Stunden wieder am Womo, nicht so schlecht für einen kleinen Ausflug.

Eigentlich wollen wir am Lago Caburga übernachten, dort gibt es einen iOverlander-Platz direkt am Seeufer. Doch lieber parken wir unser Auto am alten Platz, da uns unsere Nase sagt, dass bei diesem tollen Wetter auch nach Ende der offiziellen Ferienzeit immer noch der Bär tanzt, bzw. die Chilenen und das man am Samstag am Seeufer keine ruhige Nacht hat. Zum ersten Mal überhaupt nehmen wir unsere Badesachen, und kühlen uns an der netten kleinen Badestelle ab. Das Wasser ist frisch, aber nicht wirklich kalt, und die abendlich Dusche haben wir auch gespart. 

Sonntag, 06.03.2016 Hartmut möchte heute gern in den Teil des Villarrica Nationalparks fahren, der sich am äußersten südöstlichen Zipfels an der Grenze zu Argentinien befindet. Dort kann man den Vulkan Lanin bewundern, und hier wachsen die südlichsten Araukarien, neben vielen anderen einheimischen Baumarten. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Lago Caburga (wo wir eigentlich übernachten wollten), wo wir erneut ein paar Brombeeren in die Schüssel sammeln. Dann geht es auf Asphaltstraße zum Park.

Nachdem ich im Reiseführer die Vorzüge der verschieden Thermen vor gelesen habe, biegen wir kurzer Hand zu den Thermen von Menetue ab. Nach dem sich in den letzten Tagen unsere Rückenpartien immer wieder „gemeldet“ haben, könnte so ein Tag im Thermalwasser mit eventuell anschließender Massage vielleicht Wunder wirken.

Die Therme liegt sehr schön in eine Wiesenlandschaft eingebettet, und wirkt sauber und gediegen. Wir machen aber den Fehler, und gehen im Restaurant erst noch etwas essen. Es dauert und dauert, ehe das Essen kommt und als wir die Rechnung bekommen, ist es bereits 15.30 Uhr. Inzwischen haben sich mehr Wochenendausflügler dort ein gefunden, als uns lieb ist. Wir beschließen deshalb, die Therme auf dem Rückweg aus dem Villarrica-Park zu besuchen, am Montag und nicht am Wochenende.

Auf dem Weg zur Zufahrtsstraße treffen wir noch ein deutsches Pärchen, die seit Oktober mit ihren BMW in Chile unterwegs sind; sie wollen heute noch die Therme besuchen. Wir dagegen fahren noch einige Kilometer, bis wir an die kleine Lagune im Nationalpark kommen, die Hartmut als heutiges Ziel genannt hatte. Mit einem Stellplatz für die Nacht sieht es allerdings mau aus: rechts gehen die Berge steil in die Höhe, links liegt der See. Aus Erfahrung klug, fahren wir die Straße weiter, am See vorbei, und kommen auf eine kleine Ebene unterhalb des Vulkans Lanin. Hier finden wir dann auch einen Weg, der in die Richtung des Vulkans führt. Es scheint sich um einen nicht auf unserer OSM-Karte markierten Wanderweg zu handeln, denn an den Seiten stehen einige Fahrzeuge, und es kommen uns auch Wanderer entgegen. Nach 200 Metern etwa finden wir sogar eine kleine Lichtung in dem ansonsten dichten Gebüsch, etwas holperig zwar, aber dafür haben wir ja unsere Unterlegkeile. Inzwischen hat sich auch die Sonne, die sich heute versteckt hatte, zurück gemeldet, und ich kann Hartmut den längst überfälligen Haarschnitt draußen vor dem Womo verpassen.

Montag, 07.03.2016 Heute Morgen stoßen wir erst mal mit unseren Kaffeetassen auf meine Freundin Barbara an, die ihren heutigen Geburtstag auf Sizilien verlebt; telefonisch erreichen können wir sie ja nicht, da wir nur mit Skype telefonieren und Skype nur über eine Internet-Verbindung funktioniert.

In der Sonne schimmert der Gletscher des Llanin wunderbar, und Hartmut nutzt die Gelegenheit, um ein paar Bilder zu machen. Dazu muss man leider das Womo verlassen, jeder Schritt draußen muss aber mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden. Wir stehen am Fuße eines 3776 m hohen Vulkans und logischerweise ist alles voller Asche. Seit Monaten hat es hier nicht geregnet und dementsprechend staubig ist es. Wir bezeichnen solchen superfeinen Staub entsprechend unseren Australienerfahrungen als Bulldust, er ist so fein, dass er bei jedem Schritt hoch wallt. Wir stehen leider im dicksten Bulldust, und so versuchen wir, bei allen Bewegungen außerhalb des Womo's von einem Grasbüschel zum anderen zu staksen, aber es staubt trotzdem und Schuhe und Hosen sehen schnell entsprechend aus.

Wir genießen den Weg in wundervoller Sonne, durch das enge, bewaldete Tal mit dem Lago Quillehue bis zum kleinen Mapucheort Curarrehua und dann weiter bis zur Therme Menetue. Vor dem Besuch in der Therme essen wir noch schnell eine Kleinigkeit im Womo, an der Rezeption buchen wir für den frühen Abend zwei Massagen, und dann geht es endlich ins warme Wasser. Wir vertrödeln den Nachmittag abwechselnd in einer der drei Becken der Thermen, Wassertemperatur so 37°C. Zum Glück habe ich einen wirklich spannenden Krimi dabei, sonst wäre die Zeit nur geschlichen, so richtig spannend ist es nicht, einfach im warmen Wasser zu liegen und nichtgs zu tun.

Nach der Massage (meine war super, während die Masseurin von Hartmut während der Massage teilweise einzuschlafen schien) essen wir nur noch im Womo eine Tütensuppe, ich bin zum Kochen einfach zu müde. Hartmut ist die Massage gar nicht bekommen, der Rücken schmerzt und er kann sich kaum bewegen. Aber wenigstens haben wir auf dem Parkplatz der Therme eine ruhige Nacht.

 

Dienstag, 08.03.2016 Wir haben zunächst Nebel, aber dann klart es auf, mit einigen Wolken am Himmel. Marion verarztet mich: Hexenschuss-Pflaster, Tablette und Rückenkorsett ( das ihm der Arzt sicherheitshalber vor unserer dritten „Runde“ im September noch verschrieben hatte. Ältere Ehepaare ähneln sich ja oft in Vielem, aber dass wir nun beide „Rücken“ haben, passt mir gar nicht. Es war von vorn herein klar, dass ich das Womo nicht fahren werde, und es nur im absoluten Notfall tun würde. Deshalb wird Hartmut nun von mir umsorgt, was das Zeug hält. Gegen üble Wellblechpisten können wir beide natürlich nichts tun, aber vielleicht den Weg nach Süden sorgfältiger als bisher nach Alternativen absuchen. Das heißt, so wenig Piste, wie möglich, so viel Piste, wie nötig, eine schwierige Aufgabe.

Auf dem großen Wiesengelände der Therme pflücken wir erst noch einmal zwei Schüsseln „staubfreie“ Brombeeren, gut erreichbar,o hne Bückerei. In Villarrica ergänzen wir unsere Vorräte, und vergessen auch nicht, noch einmal in der Bäckerei Rostock vorbei zu schauen.

Eigentlich wollten wir heute auf dem Weg nach Süden (nach Lican Ray) die Husky-Farm des deutschen Besitzers Konrad Jakob ansteuern, aber zum ersten Mal seit langem handeln wir uns eine telefonische Absage ein. Schade, die Huskies hätte ich mir gern einmal angeschaut. So fahren wir einfach noch ein Stück über Lican Ray hinaus, und übernachten auf dem Campingplatz Matilda für 10000 Pesos (knapp 13 €), für Chile ein angemessener Preis.

Es sind nur ein paar Schritte zu einem Bach, der von einer lang gezogenen Fuchsienhecke gesäumt wird. Zum ersten Mal beobachten wir hier Kolibris, die den Nektar der Fuchsien saugen. Sie sind die größten Kolibris, die wir auf unsere bisherigen Reise überhaupt gesehen haben. Auch Papageien sind in diesem südlichen Teil von Chile noch zu Hause. Sie lärmen weit vorn in einigen hohen Bäumen, zu sehen ist von ihnen nicht eine einzige grüne Feder.

 

Mittwoch, 09.03.2016 Ein Blick auf das große, tiefe Waschbecken ( mit Stöpsel !) an den Sanitäranlagen des Platzes veranlasst mich zu einer großen Wäsche, und Hartmut muss mit ran. Er erhitzt einen Topf mit Wasser, damit mir die Finger im großen Becken nicht abfrieren, und er hilft aujch b eim Waschen und Spülen. Nur das Aufhängen überlässt er mir; ihm ist immer schleierhaft, wie ich es schaffe, im Womo, ziemlich „tropffrei“, 2 lange Hosen, 3 T-Shirts, 1 Hemd, 2 Blusen, Unterwäsche, Socken, Geschirr- und Putztücher auf zu hängen. Um 12 Uhr kommen wir los und versuchen in Lican Ray mit den Kindern zu telefonieren, die aber nicht zu Hause sind. In Conaripe stehen wir staunend am langen, geschwungenen Lavakies-Strand, schauen nach vorn auf den wunderbaren See, und zur Seite auf den all gegenwärtigen Vulkan Villarrica. Wir parken unser Auto direkt am Strand zwischen zwei Bäumen (die mit feuchter Wäsche behängt werden), Tisch und Stühle wandern nach draußen, die Weinflasche und der Rest vom gekühlten Pisco. So fühlt sich „Urlaub“ an. Später gehe ich tatsächlich schwimmen, und das Wasser ist einfach wunderbar, immer noch warm. Zweimal fährt die Polizei vorbei, und grüßt, hier können wir über Nacht ruhig schlafen.