Im Teil 2 des Berichtes über die Reise durch Kolumbien geht es zunächst von Sogamoso aus zum Tota-See, den wir umrunden. Einen Tag später fahren wir nach Mongui ins Gebirge (und nach Corrales). Dann verlassen wir die schöne Finca San Pedro in Sogamoso und fahren zur noch schönerem Villa de Leyva. Hier bleiben wir dann 4 Tage hängen und besuchen (vor allem) die naheliegende Umgebung, so z.B. den "Kunstgewerbeort Raquira" und den Wallfahrtsort Chiquinquira, aber auch den Nationalpark "Santuario de Fauna y Flora Iquaque".

Dann machen wir uns weiter auf den Weg zum "Embalse de Tomino" mit dem Übernachtungsort Guatavita. Hier  mmachen wir dann den Abstecher zur Legende des El Dorado. Die Laguna de Guatavita soll der sagenhafte Ort des Kaziken mit der goldbestäubten Haut sein.

Dann sind wir schon fast in Bogota. Ein Zwischenstopp im Ort Zipaquira mit der wunderschönen Salzkathedrale und wir quälen uns im Schritttempe durch Bogota.

Freitag, 12.12.2014 Heute fahren wir zur Laguna de Tota, dem größten Frischwassersee Kolumbiens. Er wird in unserem Reise-Know-How-Reiseführer gar nicht erwähnt, es ist ein Tipp des holländischen Fahrrad-Pärchens. Dabei liegt sie nur 20 Kilometer von Sogamosa entfernt. Er liegt auf 3 050 Meter, und die umliegenden Berge sind noch ein ganzes Stück höher, und der See liegt wunderbar in der Landschaft.

Wir umrunden den See, der von riesigen landwirtschaftlichen Flächen umgeben ist, alles voll mit Lauchzwiebeln. Anscheinend werden hier die Zwiebeln für ganz Kolumbien erzeugt. Es ist Erntezeit und wir bekommen ein Kilo schweres Bündel Lauchzwiebeln geschenkt.

Unterwegs halten wir mehrfach an, und erleben wieder, wie reizend die Kolumbianer mit uns Fremden umgehen. Auf einer Wiese werden Palerbsen geerntet, und wir werden eingeladen, ein leicht vergorenes Getränk zu probieren. Es schmeckt, na ja, interessant, und zum Glück hatte wohl der Alkohol eine desinfizierende Wirkung. Nach einer Kaffeepause machen wir uns auf z.T. übler Gravelroad auf den Heimweg. Hinten sitzen 4 junge Leute, die wir am See aufgesammelt haben und zu unserer Finca mitnehmen. Sie machen dort Freiwilligendienste.

Samstag, 13.12.2014 Wir beschließen, noch einen Tag zu bleiben, und besuchen den Ort Mongui, ein weiteres Beispiel spanischer Kolonialbaukunst. Der Ort zieht sich einen Hang empor, und es gibt Treppen hinauf zu den Häusern. Alte Menschen und Rollstuhlfahrer haben hier keine Chance, hoch zu kommen, San Francisco lässt grüßen. Wir prusten eine lange Treppe mewhr am Ortsausgang hoch und haben dann einen tollen Blick über die Stadt.

Nach der obligatorischen Kirchen-Besichtigung (mit einer Art „Gugge-Musik“, also ziemlich schräg, vor dem Portal), werden wir von einer jungen Kolumbianerin auf Deutsch angesprochen, die im Februar für drei Monate bei ihren Verwandten in Darmstadt wohnen wird. Dort will sie einen weiteren Deutschkurs besuchen und anschließend in Darmstadt BWL studieren. Wir folgen ihr in ein Cafe, wo ihre komplette Großfamilie versammelt ist, und uns lebhaft begrüßt, es sind sicherlich 20 Personen; wir kommen uns vor, wie auf einer Geburtsfeier bei Verwandten, unglaublich!

Wir beschließen, noch einen Tag zu bleiben, und besuchen den Ort Mongui, ein weiteres Beispiel spanischer Kolonialbaukunst. Die Häuser ziehen sich die Hänge empor, und um in die oberen Straßen zu gelangen, müssen schmale, steile Treppen bewältigt werden.Alte Menschen und Rollstuhlfahrer haben hier keine Chance, hoch zu kommen, San Francisco lässt grüßen. Nach der obligatorischen Kirchen-Besichtigung ( mit einer Art „Gugge-Musik“, also ziemlich schräg) vor dem Portal, werden wir von einer jungen Kolumbianerin auf Deutsch angesprochen, die im Februar für drei Monate bei ihren Verwandten in Darmstadt wohnen wird, um noch besser Deutsch zu lernen. Wir folgen ihr in ein Cafe, wo ihre komplette Familie versammelt ist, und uns lebhaft begrüßt; wir kommen uns vor, wie auf einer Geburtsfeier bei Verwandten.


Sonntag, 14.12.2014 Unser Weg führt uns heute nach Villa de Leyva, wo wir insgesamt 5 Nächte verbringen. Villa de Leyva ist, wie der Reiseführer schreibt, ein „wahr gewordenes koloniales Märchen“. Kopfsteinpflaster und weiß gekalkte Häuser, kleine Balkone mit Ziegeldächern, die Blumen umrankt sind, und wunderbare, begrünte Innenhöfe, in denen sich Restaurants und Kunstgewerbeläden verstecken. Aber Villa de Leyva ist zum Glück kein Museum geworden, sondern hier wird auch gelebt. Der öffentliche Platz vor der Kathedrale hat die Seitenmaße 120 mal 120 Meter, und gehört damit zu den größten öffentlichen Plätzen in Kolumbien. Wir stehen mit unserem Womo im Garten des Renacer Guesthouses, einer Mischung aus Hostel und Camping. Die Landschaft ist durch die übermäßige Ausbeutung des Bodens durch spanische Siedler vollständig verkarstet, bietet aber dennoch wunderbare Ausblicke auf die kahlen Berge. In der Umgebung von Villa de Leyva findet man Fossilien, und zwar so viele, dass die Menschen diese zur Verzierung ihrer Häuser benutzen. In einem 1620 gegründeten Dominikaner-Kloster sieht man die Fossilien als Fußbodenbelag, als Friese im Kreuzgang, als Wandschmuck im Speisesaal, usw... Die Größe, die Verschiedenheit und die Schönheit dieser Fossilien hat uns tief beeindruckt. Etwas außerhalb des Ortes gibt es eine absolute Rarität zu bestaunen, nämlich das 8 Meter lange Skelett eines 120 Millionen Jahre alten Meeressäugers, so eine Art Riesenkrokodil. Von den insgesamt 3 weltweit gefundenen Exemplaren (USA und Australien) ist dieses hier am besten erhalten. Auch hier können wir nur staunen.

Die Tage vergehen wie im Flug. Ein Ausflug in das nahe Naturreservat, in dem sich auf 3.600 Meter mehrere kleine Seen befinden, endet allerdings mit einem Rückzug wegen Regen. Einen Tag später besuchen wir das Töpferdorf Raquira, das sich leider zu einer Verkaufshochburg von Touristenkitsch entwickelt hat. So viel Kitsch auf einem Haufen haben wir noch nie irgend wo erlebt, und deshalb flüchten wir nach kurzer Zeit. Auch der weitere Ausflug haut uns nicht vom Hocker. Wir besichtigen zwar die Wallfahrtskirche Kolumbiens, mit einem heiligen Bild als Attraktion, aber dafür muss man schon gläubig sein. Am letzten Tag bemerkt Hartmut, dass unsere Autoversicherung am nächsten Tag ablaufen wird. Also zunächst kein Spaziergang, wie geplant, sondern ins angegebene Versicherungsbüro. Das Ganze zieht sich dann den ganzen Tag hin. Immer wieder werden wir auf eine Stunde später vertröstet. So können wir nur noch das Lehmhaus eines phantasievollen Architekten bewundern, der sich einen Traum erfüllt hat. Wir treffen ihn persönlich an, und er weist uns auf viele Details am Haus hin. Inzwischen haben wir Hilfe von einem Englisch sprechenden Kolumbianer bekommen, der für uns dolmetscht, und klaglos mit ausharrt, bis wir endlich die neue Versicherung im Empfang nehmen können. So werden wir uns morgen früh sorgenfrei nach Tunja auf machen, der hoch gelegenen Hauptstadt des Departementos Boyacas.

Samstag, 20.12.2014 Heute geht es nun, auf dem Weg nach Bogota, zunächst nach Tunja, mit 2.700 Meter über Meereshöhe, die höchst gelegene Provinzhauptstadt Kolumbiens. Wir wollen dort eines der bestens erhaltenen Kolonialhäuser in ganz Südamerika anschauen. Leider kommen wir zur Mittagspause, und können nur den von Arkaden umsäumten Garten besichtigen. Das Haus liegt an der der großen Plaza, auf der es vor Menschen und Ordnungskräften nur so wimmelt. In zwei Stunden beginnt hier eine Open Air Veranstaltung mit offensichtlich sehr prominenten Künstlern, die auf großen Plakaten angekündigt werden. Uns juckt es, zu bleiben, um mal zu sehen und zu hören, wie die Kolumbianer auf der Straße feiern; aber dann siegt die Vernunft: erstens müssten wir uns ein Hotelzimmer in Tunja besorgen mit sicherem Parkplatz für unser Womo und dann müssen wir bis zum 22.12. in Bogota bei Frank und Jasmin sein. Dazwischen liegen aber noch die Laguna de Guatavita und die Salzkathedrale von Zipaquira, beides Plätze, die wir uns anschauen wollen. Also fahren wir schweren Herzens weiter Richtung, zunächst zum Stausee von Tomin, in dessen Nähe die Laguna de Guatavita liegt. Hier haben wir uns gemäß den Angaben der Webseite von iOverlander einen Übernachtungsplatz ausgesucht.

Leider sind die Bewohner dieses Übernachtungsplatzes nicht zu Hause, und so suchen wir uns im ein Kilometer entfernten Ort Guatavita, direkt am Stausee einen Platz in einer Neubausiedlung. Die Anwohner von drei Einfamilienhäusern sind informiert, und so haben wir eine ruhige, bewachte Nacht, nur einem Hund würden wir am liebsten die Gurgel durchtrennen....


Sonntag, 21.12.2014 Nach dem Frühstück machen wir uns zur berühmten Laguna de Guatavita auf, einem kreisrunden Kratersee, der durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Für das hier früher ansässige Volk der Muisca-Indianer war der See heilig, und diente als Opferstätte für Gold, Smaragde. Während der Opferzeremonien könnten sich die Priester ihr Haupt geölt und dann mit Goldstaub bedeckt haben. Die Geschichte der Lagune und dem goldenen Mann, „El Doradao“ gelangten schließlich auch zu den Spaniern, deren Goldgier darauf hin ganze Heerscharen von Glücksrittern in Südamerika nach dem sagenumwobenen Schatz suchen und scheitern ließen. Auch spätere Versuche, einen Goldschatz in der Lagune zu finden, scheiterten. Bis auf ein kleines, wunderbar filigran gearbeitetes Floß mit Menschenfiguren darauf, heute zu bewundern im Goldmuseum von Bogota, hat die Lagune keines ihrer Geheimnisse je preisgegeben.

Wir sind zum Glück nicht wegen Gold und Edelstein hier, sondern um eine Wanderung um den See zumachen. Der Wanderweg verläuft hoch oben am Kraterrand, und gewährt Einblicke in die Lagune und Ausblicke in die Landschaft. In dieser Höhe gibt es blühende Büsche, einige Nadelbäume und Orchideen. Blickt man jedoch in die fernere Landschaft, so überwiegt leider die einfache Kuhweide, nur der unmittelbare Rand der Lagune zeugt davon, wie schön die Natur hier einmal gewesen sein muss.

Am Abend quälen wir uns durch das vorweihnachtliche Gewimmel von Zipiquira, sozusagen schon fast ein Vorort von Bogota. Wir wollen ja die berühmte Salzkathedrale besuchen, und stellen deshalb unser Auto auf dem Parkplatz unterhalb des Eingangs, neben einem Museum ab. Ein Pförtner dreht an der Straße seine nächtlichen Runden, und bewacht auch unser WoMo.

Montag, 22.12.2014 Wir sind fast die ersten heute Morgen. In Zipaquira wird seit Urzeiten Salz aus Stollen geholt, und es gab schon in früheren Zeiten unterirdische Kirchen für die Bergleute. Die Kirche, die wir heute besichtigen, ist die größte Welt weit. Reise Know How schreibt dazu: Auf einer Fläche von 8000qm, für deren Hohlraum eine Viertel Million Tonnen Salz Gestein entfernt werden mussten....

Die ganze Anlage zu beschreiben, ist schlicht zu aufwendig, nur eines sei hier gesagt: der Gesamteindruck ist überwältigend, ein Ort der Religiosität, der Meditation. Nach einem ausführlichen Rundgang machen wir uns anschließend auf den Weg nach Bogota.

Freitag,26.12.2014 Ich sitze in der Wohnung von Frank und Sandra, und lasse die Weihnachtstage noch einmal Revue passieren. Die Fahrt durch Bogota hindurch bis zum angesagten Stadtteil Candelaria, (das, was vom alten Bogota noch existiert) war ein einziger Albtraum. Da der Kolumbianer grundsätzlich auch dann noch auf die Kreuzung fährt, wenn er sieht, dass sein Auto die von rechts kommenden Fahrzeuge blockiert, sind alle Kreuzungen dauerhaft verstopft. Pro Kilometer braucht man dann schon mal eine Stunde, und in einer Stadt mit 9 Millionen Einwohnern läppert sich das ganz schnell zusammen. Irgend wann begreifen wir, dass wir im angesagten Tempo auf der Haupt-Transversale so gegen Mitternacht unser Ziel erreichen werden, und scheren verkehrswidrig aus, rumpeln über die nur von Bussen zu benutzende Spur und finden uns in einem Gewirr kleiner, an- und absteigender Gassen wieder. Trotz genauer GPS-Daten umrunden wir unser Ziel mindestens drei Mal, bevor wir Frank und Jasmin endlich entdecken. Wir haben ein Schlafzimmer und ein Bad für uns allein, und können uns ausbreiten. Leider hat die Wohnung einen Nachteil: sie ist lausekalt. Der Kamin ist eine Fehlkonstruktion, und funktioniert nur bei schönem Wetter so leidlich. Trotzdem bekommen wir das Wohnzimmer fast immer so warm, dass man sich gut darin aufhalten kann.

Am 23.12. steht der Besuch im Goldmuseum in Bogota, nur eine halbe Stunde Gehzeit von unserer Unterkunft entfernt, auf dem Programm. Das Museum gehört auf jeden Fall zu den besten, die wir je erkundet haben. Hier werden zum einen die verschiedenen Herstellungsverfahren des Goldes dargestellt, zum anderen die Artefakte in Bezug zur Zeit, dem Fundort und der jeweiligen Kultur gezeigt, alles in Spanisch und in Englisch. Schautafeln und Filme ergänzen das Angebot. Wir lassen uns Zeit, und schließen den Besuch im guten Restaurant des Hauses ab. Am nächsten Tag machen wir noch letzte Einkäufe, denn am ersten Feiertag möchte ich für alle kochen. Der Weihnachtsabend wird richtig schön und gemütlich. Frank und Jasmin haben sich richtig ins Zeug gelegt, und wir sind ganz gerührt: es gibt Semmelknödel, Rotkohl und eine Pilzsoße, alles hausgemacht, und super lecker. Auch Hartmut als Fleischesser kommt auf seine Kosten. Hinterher stellt Frank seine fantastischen Mojitos auf den Tisch des Hauses (gestampfte Limonen, Rohrzucker, Rum und etwas Zitronenlimonade), einfach köstlich. An allen Abenden haben wir Gesprächsstoff, und finden immer erst spät ins Bett. Am ersten Feiertag wartet eine besondere Überraschung auf uns: ein Video, auf dem Linus und Mattis ein Weihnachtsständchen zum Besten geben und uns Fröhliche Weihnachten wünschen, wir sind total gerührt und begeistert. Am Freitag steht noch ein Besuch im Museum Botero auf dem Programm, das die Sammlung des Malers Botero, sowie in angrenzenden Räumen hochwertige Werke verschiedenster Maler zeigt.  

Von Bogota aus geht es jetzt gen Westen. Wir kommen ganz gut durch die Stadt und fahren am ersten Tag bis Guaduas. Hier weist uns ein freundlicher Mensch aus Bogot zum Haus seiner Tante (für die Übernachtung). 

Dann queren wir die Zentralkordillieren,Richtung Manizales. Es wird eine tolle Fahrt durch ein grandioses Hochgebirge. Bei Manizales bleiben wir auf der Kaffeehacienda Venecia.

Dann geht es weiter gen Süden zur Hacienda la Serrano bei Salento. Ein (versuchter) Besuch des Tals von Cocora schließt sich an.

Samstag, 27.12.2014 Wir verabschieden uns von Frank und Jasmin, die aus persönlichen Gründen beschlossen haben, ihre Motorrad-Tour hier zu beenden, und Mitte Januar nach Deutschland zurück zu kehren. Wenn alles klappt, wird es ein Wiedersehen im Sommer 2015 geben. Hier an dieser Stelle noch mal ganz herzlichen Dank für die gewährte Gastfreundschaft, Weihnachten in Bogota war wunderbar!

Wir schaffen es in einer Stunde aus Bogota heraus zu sein. Pläne für den Abend haben wir nicht, aber wir wissen, ein gewaltiges Stück Strecke liegt vor uns. Unterwegs bemerkt Hartmut dann ein fremdes Geräusch, und wir prüfen, ob mit dem Auto alles in Ordnung ist. Er legt sich unters Auto, kann aber nichts feststellen. Wir fahren weiter und weniger Meter später hören wir wieder das gleiche klackernde Geräusch. Wieder ein Stopp und wieder die Untersuchung, woher das Geräusch wohl kommt. Und jetzt findet Hartmut den Grund – ein Hinterrad ist total lose und schlackert um die Radmuttern herum. Im Stehen merkt man das nur, wenn man den Sitz der Radmuttern überprüft.

Ein Bolzen ist bereits abgerissen, die Mutter (eine Sonderausführung zum Diebstahlschutz) liegt aber noch im Felgenloch. Hartmut sammelt sie ein (nur wenige Meter weiter und wir hätten sie verloren). Nicht aus zu denken, was alles hätte passieren können, wenn wir während der Fahrt das Hinterrad verloren hätten. Auch wenn wir die eine Mutter verloren hätten, hätten wir Probleme bekommen, das Hinterrad wieder mit allen sechs Radmuttern zu befestigen. Es sind Sondermuttern zum Diebstahlschutz, die Original-Toyota-Radmuttern passen nicht in unsere Felgen hinein.

Wir fahren mit 5 wieder fest gezogenen Schrauben weiter, und müssen uns überlegen, wie und wo wir einen neuen Radbolzen her bekommen.

Aber zunächst müssen wir das Übernachtungsproblem in Guadas lösen, einer kleinen, typischen kolumbianischen Stadt. Eine Finca oder ein Hotel mit Parkplatz gibt es in Reichweite nicht. Der rettende Engel naht in Gestalt eines jungen Mannes, der uns bei unserer Erkundungsfahrt durch den Ort auf Englisch anspricht. Er lädt uns spontan ein, doch auf der grünen Wiese neben dem Haus der Tante in einem Neubaugebiet zu übernachten. Aus dem Rohbau quillt nach unserer Ankunft die gesamte Verwandtschaft, um uns ihre Hilfe an zu bieten. Wir blicken eigentlich nicht so recht durch, wer zu wem gehört, aber eigentlich ist das egal. Die Kolumbianer sind hilfsbereit und herzlich, und wir verbringen wieder einmal eine ruhige Nacht in der Gewissheit, dass wir sicher schlafen können.


Sonntag, 28.12.2014 Obwohl wir spät weg kommen, und eine lange Tour vor uns liegt, will Hartmut unbedingt noch einmal durch die Stadt schlendern. Meine Einwände werden hinweg gefegt, und so kommt es, wie es kommen muss. Die zu fahrende Strecke ist zwar technisch in Ordnung, aber auf einer Gebirgsstrecke, wie dieser, machen die Laster und Busse bei jeder Steigung, egal ob rauf oder runter, schlapp. Das heißt, mit 25 kmh so lange hinter einem Schleicher fahren, bis sich die seltene Gelegenheit ergibt, mit Vollgas zu überholen, um nach kurzer Zeit hinter dem nächsten Schleicher zu hocken. Die Stunden vergehen, und eigentlich will sich Hartmut auch noch Honda anschauen, direkt in der Ebene gelegen, aber die Vernunft siegt hier. Trotzdem gibt es eine Zwangspause, da wir tanken und Wasser fassen müssen. Unglücklicherweise dauert das Wasser fassen heute besonders lange, und so wird es später Nachmittag, als wir die letzte Etappe in Angriff nehmen.

Es ist eine traumhaft schöne Gebirgsstrecke, da wir uns in den West-Kordilleren befinden. Von der Straße aus können wir tausend Meter hinab in grüne Täler und auf der ansteigenden Seite auf über 4000 Meter hohe Berge gucken. Leider können wir das alles nicht genießen, da uns die Zeit nun richtig im Nacken sitzt. In den kleineren Dörfern links und rechts der sonst menschenleeren Strecke gibt es keine Hotels oder Gasthäuser. Und anhalten kann man auf der befahrenen Straße ohne jede Haltebucht auch nicht, Hartmut blutet das Herz bei den vielen verpassten Fotogelegenheiten. Und so fahren wir in die Dunkelheit hinein, und sind froh, als die Lichter der Landeshauptstadt Manizales auftauchen. Wir haben zwar die GPS-Daten der Kaffeehacienda Venecia, aber im Dunkeln sind alle Katzen grau. Die Stadt verteilt sich auf mehrere tiefe Höhen und Täler, entsprechend geht es auf der Straße zu, durch Tunnel, über Viadukte, und dann geht von dieser modernen Schnellstraße irgendwann ein unscheinbarer Feldweg ab. Beim ersten Mal fahren wir dran vorbei; also 5 Kilometer zurück, wenden, 10 Kilometer in die andere Richtung, wenden, nach 5 Kilometern blitzeschnell auf die kleine Gravelroad abbiegen. Wir schleichen etwa eine Viertelstunde lang eine extrem schmale Gravelroad tief hinunter ins Tal bis zur Kaffeefarm. Zum Glück gibt es keinen Gegenverkehr, das wäre das Aus gewesen. Wir sind ganz glücklich, als wir endlich die Hacienda finden und auf das Gelände hinauffahren. Hinter dem Haus treffen wir auf Heike und Bernd Künzel, die mit einem HZJ plus Alpha-Cab-Kabine in Richtung Norden unterwegs sind. Hartmut geht noch auf ein Bierchen zum Abspannen nach vorn, während ich sofort ins Bett sinke.

Dienstag, 30.12.2014 Nachdem ich gestern den ganzen Tag mit Fieber und Halsschmerzen im Bett verbracht habe, und Hartmut den Swimmingpool und das Nichtstun genießt, raffen wir uns heute auf, und fahren nach Manzanilla zu einer Toyota-Werkstatt.Wir haben Glück, denn sie haben die Radbolzen vorrätig und nach einer Stunde Wartezeit wird die Schraube ordnungsgemäß verschraubt, und wir verlassen die Werkstatt auch noch mit einen Ersatzbolzen, man kann ja nie wissen....


Mittwoch, 31.12.2014 Bevor wir heute zur Hacienda la Serrano in Salento aufbrechen, machen wir noch eine sog. Kaffeetour mit. Das wollten wir schon immer mal machen, es hat sich aber nie so recht ergeben. Wir haben Glück, denn die junge Führerin erklärt sehr kompetent alles rund um den Kaffee. Sie schmeißt eine kleine elektrische Röstmaschine an, und wir können den Röstvorgang mit seinen verschiedenen Stufen sehen und natürlich auch riechen. Dann schnuppern wir uns durch mindestens 30 verschiedene Kaffeeperfumes, die man durch Destillation der reifen Kaffeefrucht gewinnt, faszinierend! Wir erfahren, dass kolumbianischer Kaffee zu 100 % Arabica ist, und die beste Ernte zu 100% in den Export geht. Der Hacienda-Besitzer lässt aber ein kleines Kontingent sehr guten Kaffees bei einem Röster für seine Touristen rösten, die ihn dann als Bohne oder gemahlen bei ihm erwerben können. Wir ergänzen unseren Vorrat um 2,5 kg, und sind sicher, dass wir nun bis zum Sommer endgültig mit unserem Kaffee hin kommen.

Die 80 Kilometer bis zur Hacienda la Serrano sind ein Kinderspiel, da die Straße gut ausgebaut, und Lastwagen und Busse heute wenig auf der Straße sind. Die Hacienda liegt auf einer Anhöhe, und man blickt von unserem Stellplatz über ein wunderbar geschwungenes Wiesental hinweg in eine grüne Bergwelt. Hinter uns steht ein holländisches Pärchen mit einem kleinen Truck und einer Weltkarte mit all ihren Reiserouten an der Außenseite. Jeder, der dort vorbei geht, bleibt natürlich dort stehen; an unserem WoMo dagegen laufen die Leute achtlos vorbei: was so eine Weltkarte ausmacht!!!

Wir telefonieren noch mit unserer Familie zu Hause. Linus und Mattis sind für ein Telefonat schon zu aufgeregt, denn schließlich geht die Knallerei gleich los. Uns zieht es ins Bett, zumal es auf dem Platz total ruhig ist. Wie wir erfahren, wird hier um Weihnachten herum viel geknallt, aber an Silvester ist das nicht üblich, außer vielleicht in den großen Städten.

Samstag, 03.01.2014 Obwohl die Aussicht perfekt, der Donnerstag und der Freitag gemütlich verliefen (viel lesen, schreiben, usw...) wollen wir heute weiter. Geplant sind ein Besuch von Salento, und dann geht es ab ins Valle de Cocoa, wo die höchsten Palmen der Welt (60 Meter hoch) stehen.

Schon in Salento, diesem spanischen Bilderbuchdorf mit kolonialer Architektur, ahnen wir, wie voll es im Tal der Palmen sein wird. Aber unsere Devise lautet: “think positiv“. So schieben wir uns, zusammen mit gefühlten tausenden von Weihnachtstouristen durch den hübschen Ort, in dem jedes Haus entweder ein Restaurant oder einen Andenkenladen beherbergt. Dann geht es, Auto an Auto die schmale Straße zum Valle de Cocoa entlang. In Sichtweite der ersten Palmen tauchen auch die ersten Restaurationsbetriebe, Parkplätze und Pferde-Vermietungen auf. Wir quetschen uns weit vorn in eine Parklücke, ignorieren die Reiterscharen, und laufen los. Für Leute, die zu geizig für ein Pferd sind, gibt es selbstverständlich keinen Wanderweg, sondern wir traben, ständig von Staub eingehüllt, den holperigen Pferdeweg entlang. Es staubt kräftig, wenn die Pferde in Großgruppen vorbei ziehen, sicherlich ein drittel des Staubes ist dabei getrockneter Pferdemist, wie nett, sowas einzuatmen.

Links und rechts ziehen sich grüne Matten das Tal empor, in kleinen Gruppen schwanken die bis zu 60 Meter hohen Palmen mit den für ihre Höhe winzigen Palmwedeln im Wind. Eigentlich ein zauberhafter Anblick, zumal die Sonne alles wunderbar ausleuchtet. Wir sind jedoch leider in der Hauptsache damit beschäftigt, Pferden und „Hobby-Reitern“ auszuweichen. Wir kapitulieren vor den Massen und geben unseren Plan auf, hier zu übernachten. Wir müssten mitten auf Riesenparkplätzen übernachten und hätten einen Großteil der Nacht die "Freude" von ständig startenden Autos. So fahren wir so schnell wie möglich zurück nach Salento (mittlerweile im Schritttempo in einem großen Autocorso) und verbringen noch eine weitere Nacht auf unserer wunderschönen Hacienda.

Nach der Hacienda de Serrano fahren wir das Caucatal weiter gen Süden. Es geht vorbei an endlosen Zuckerrohrfeldern. Bei der Wallfahrtsstadt Guaddalajara de Buga biegen wir ab zum Caucafluss und fahren entlang des Flusses zur Laguna de Sonso. Wir verbringen hier wunderschöne 1 1/2 Tage auf dem Naturschutzgelände bei der zentralen Station. Wir bewundern hier vor allem die vielen Vögel und die herrlichen Chamburo-Bäume, die wie aus der Geisterstunde herausgepickt aussehen.

Weiter entlang von endlosen Zuckerrohrfeldern fahren wir zum Zuckermuseum, einer alten Hacienda, auf der schon Humbold als Gast logiert hat. Durch die Großstadt Cali geht es hindurch zum Abstecher Richtung Nationalpark Farallones de Cali. Hier übernachten wir in einem engen Gebirgstal auf der Finca Bella Vista und schauen uns am nächsten Morgen noch etwas das Dorf Pance am Ende der Stichstraße Richtung Park an.

Sonntag, 04.01.2014 Heute geht es endlich weiter. Die Richtung wird von der Panamericana bestimmt, denn es gibt einfach kaum fahrbare Nebenstrecken hier im Süden. Guadalajara de Buga ist ein Wallfahrtsort, und steht ebenfalls auf der Liste der besuchenswerten Städte. Es geht 150 Kilometer durch das breite Caucatal, in dem hauptsächlich Zuckerrohr, aber auch Mais angebaut wird. Was uns stört, ist die Tatsache, dass wir links und rechts der Straße nur Zäune sehen, und dass es nicht einen einzigen Picknickplatz gibt, auf dem man mal ungestört einen Kaffee kochen und die teilweise schöne Landschaft genießen könnte. Mittags quetschen wir uns deshalb mit unserem Womo an den Straßenrand, damit Hartmut mal zu seiner wohlverdienten Fahrpause kommt. Kurz vor Buga biegen wir vor der Brücke über die Cauca nach links ab, um dem Naturreservat „Laguna de Sonso einen Besuch ab zu statten. Der Weg führt uns etwa 3 Kilometer über einen Damm direkt zur Laguna de Sonso, einem letzten Areal des Cauca-Tales, welches nicht zugunsten der Landwirtschaft trocken gelegt wurde. Auf dem Weg zur Naturschutz-Station glauben wir, in einen Märchenwald geraten zu sein. Riesige Chamburo-Bäume stehen links und rechts der Strecke, dicht mit langmähnigen Epiphyten, Lametta gleich, behängt. Nach drei Kilometern taucht das Gelände des Reservates auf. Es ist bewohnt, und wir dürfen hier unentgeltlich stehen. Wir holen Tisch und Stühle raus, und relaxen, nur drei Kilometer von der Panamericana entfernt. Auf dem Gelände kann ich schon so viele Vögel beobachten, dass wir für den nächsten Morgen eine Vogelexcursion buchen. Am späten Nachmittag setzt ein Ohren betäubendes Konzert der Zikaden und Käfer ein, es dröhnt so richtig. So laut haben wir es bisher hier in Amerika niicht gehört.


Montag, 05.01.2015 Nach einer äußerst interessanten Vogeltour entschließen wir uns, noch einen Tag an diesem wunderbaren Ort zu bleiben. Ich tigere den ganzen Tag mit meinem Fernglas durch die Landschaft, und entdecke, wie mich aus großer Höhe aus einem Loch im Stamm eines Riesenbaumes eine Ente anguckt, Donald Duck lässt grüßen!!

Dienstag, 06.01.2014 Bei wunderbarem Wetter geht es nach Buga, wo wir leider vor verschlossener Kirchentür der Wallfahrtskirche stehen. Sie ist berühmt und unscheinbar und wir hätten mal gerne einen Blick hinein geworfen. Bei vielen Kirchen muss man etwas Glück haben, um hinein schauen zu können. Wir schauen uns die Stadt kurz an und ziehen dann weiter. 

Gegen Mittag machen wir einen längeren Abstecher zu einer ehemaligen Zuckerrohr-Hacienda, die zu einem Museum umgewandelt wurde. Die Gebäude befinden sich in einem wunderschönen Park, in dem sich auch alte und modernere Gerätschaften zur Zuckerherstellung befinden. Leider gibt es keine „Vorführungen“, so, wie wir es in Costa Rica erlebt haben. So erfreuen wir uns an den verschiedensten Pflanzen und Blüten im Park. Wir kommen dann relativ spät los, und steuern die Finca Bella Vista an, die am Rande des Parks National Natural Farallones de Cali liegt, fast ganz am Ende eines engen Flusstales. Da die Weihnachtsferien immer noch nicht offiziell beendet sind, schieben sich tonnenweise Kleinfahrzeuge die enge Schlucht entlang. Wir sind ziemlich genervt vom Verkehr, als wir endlich die kleine und steile Auffahrt zur Finca hoch fahren. Unser Übernachtungsplatz bietet eine grandiose Aussicht, frische Luft und ein Naturschwimmbecken, das wir allerdings mangels genügend Wasser erst am nächsten Morgen nutzen können. Der Besitzer öffnet einen Quellzufluss zum Schwimmbecken und über Nacht füllt es sich mit kaltem Wasser.

Leider können wir am nächsten Morgen nur wenig von den hohen Bergen um uns herum sehen, die Wolkendecke ist einfach zu tief dafür. Bei Sonnenschein muss das enge Tal zum Nationalpark grandios sein.

Im letzten Teil unserer Kolumbienreise fahren wir von der Finca Bella Vista aus nach Popayan, einer alten Kolonialstadt mit sehr schönem Stadtzentrum. Von hier aus wollten wir eigentlich über den Parque Arquelogico San Augustin und Mocoa nach Pasto fahren. Leider scheint die Straße von San Augustin nach Mocoa nicht sicher zu sein, weshalb wir weiter die Panamericana Richtung Süden fahren. Zum Ausgleich wird es eine grandiose Gebirgsfahrt durch eine einsame und wilde Gebirgslandschaft. In Chachagui übernachten wir bei einem Schweizer Ehepaar, die schon 65 Jahre in Kolumbien leben und fahren danach zum Swiss Chalet an der Lagune de Chocha. Die Schweizer hatten uns schon vor dem Wetter an der Laguna gewarnt (es regnet 300 Tage im Jahr) und so war es auch - wir haben 1 1/2 Tage Regen hier, nutzen aber die Zeit hier für die Webseite und für schönes Essen im Restaurant vor einem lodernden Kaminfeuer.

Die letzte Etappe führt uns dann zum Wallfahrtsstädchen Ipales mit der Wallfahrtskirche, die wirklich grandios in einer Schlucht liegt.

Mittwoch,07.01.2014 Unser heutiger Übernachtungsplatz soll ein Hotel in Popayan sein. Wir sind später in Popayan, als gedacht, weil wir über eine Stunde lang auf die Freigabe der Panamericana warten müssen (angeblich ein Unfall). Aber in solchen Fällen kochen wir einfach hinten einen Kaffee und essen etwas.

Im Ort quälen wir uns durch den nachmittäglichen Autowahnsinn einer südamerikanischen Stadt, und stehen endlich vor dem besagten Hotel. Laut den Angaben von iOverlander (Webseite mit vielen Übernachtungsplätzen) soll das Hotel einen sicheren Parkplatz haben. In Wirklichkeit hat das Haus weder einen bewachten, noch überhaupt einen Parkplatz aufzuweisen. Einige Ecken weiter gibt es einen halb öffentlichen Parquadero, was uns aber zu unsicher ist. Also gondeln wir im Schritttempo durch die Stadt, und entscheiden uns schließlich für eine Wohnstraße, einen Block hinter der Polizei und der Feuerwehr. Es wird eine den Umständen entsprechende nicht ganz so ruhige Nacht,aber zumindest stehen wir gut beschützt durch viel Polizei in der Nähe.

Donnerstag, 08.01.2014 Eigentlich hatten wir vor, über eine Nebenstrecke zum Parque Archeologico San Augustin ( interessante Ausgrabungsstätten) zu fahren, und von dort über die Stadt Mocoa nach Pasto zu fahren. Wir fragen bei der Polizei nach, ob die Strecke befahrbar ist, und bekommen den Bescheid, dass die Sicherheit zwar bis zum Park, aber nicht für den Rest der Strecke gewährleistet ist.

Schweren Herzens begeben wir uns wiederum auf die Panamericana, um nach Pasto zu gelangen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl durch ein Land zu fahren, in dem man den Sicherheitsaspekt ständig vor Augen haben muss. Die Strecke nach Pasto ist zum Glück wirklich sehr schön. Wir werden mit weiten Blicken auf die umliegenden Berge reich belohnt. Was uns beschäftigt, ist die zunehmende Präsenz des Militärs. Seit Cali hat die Anzahl der Soldaten, die alle paar Kilometer mit dem Daumen nach oben (soll heißen, die Strecke ist sicher) am Straßenrand stehe, kontinuierlich zu genommen. Wir rätseln, ob die jungen Männer nur zu „Übungszwecken“ an der Strecke stehen, oder ob die Situation es wirklich erfordert.

Die Antwort bekommen wir am Abend, als wir aufgrund einer GPS-Ungenauigkeit im Ort Chachagui unvermittelt auf dem Privatgelände von Herrn und Frau Helfer stehen, ein Schweizer Ehepaar, das seit 65 Jahren in Kolumbien wohnt. Die Beiden, 93 und 88 Jahre jung, und äußerst rüstig, erzählen uns Einiges über den Alltag in Kolumbien, wie es früher war, und was sich in den letzten Jahren verändert hat. Selbstverständlich dürfen wir bleiben, und kommen auch noch in den Genuss an einem „richtigen“ Nadelbaum die letzten Weihnachtskerzen brennen zu sehen. Herr Helfer erzählt uns, dass gerade 4 Wochen zuvor ein Attentat auf eine Brücke zwischen Cali und Popayan vereitelt worden ist. Sein Sohn, der in Bogota wohnt, käme nie und nimmer auf die Idee, mit seinem eigenen Wagen nach Pasto zu kommen, der Flieger sei das einzig sichere Verkehrsmittel hier im Süden. Wir werden einigermaßen nachdenklich.

Freitag, 09.01.2015 Bevor wir uns heute zur Laguna de La Cocha auf machen, fahren wir noch kurz nach Pasto hinein, wo vor ein paar Tagen ein berühmter Karneval statt gefunden hat. Am „schwarzen Karneval“ beschmieren sich alle Menschen mit schwarzer Schuhcreme, und aus den Fenstern werden Kübel mit Wasser auf ahnungslose Passanten gekippt. An diesem Tag waren in früheren Zeiten Herren und Sklaven für einen Tag gleich gestellt. Am nächsten Tag wiederum kann man nicht durch die Straßen Pastos laufen, ohne mit weißem Puder überschüttet zu werden. In Pasto erstehen wir in einem Geschäft eine typische Handarbeit der Gegend als einziges „Souvenir“ aus Kolumbien, und fahren dann zu einem Hotel/Restaurant unter ehemals Schweizer Führung.


Sonntag, 11.01.2014 Zwei Regentage lang haben wir an diesem wunderbaren, gemütlichen Hotel mit 'Restaurant gestanden. Zum Glück prasselte im Restaurant immer der Kamin, so dass wir es dort beim Telefonieren immer schön warm hatten. Aber nun haben wir Ecuador fest im Blick, wobei es noch eine Übernachtung in Las Lajas gibt, wo eine berühmte Wallfahrtskirche direkt in einen tiefen 'Canyon hinein gebaut wurde. In Las Lajas ist die Hölle los, denn am Sonntag ist dieser Wallfahrtsort besonders überlaufen. Wir finden zunächst noch nicht einmal einen Parkplatz. Aber um sieben Uhr am Abend dürfen wir in einen Hof fahren, auf dem tagsüber Autos parken. Am Abend wird dann das Tor geschlossen, und man kann sicher übernachten. Dass der Autoverkehr erst am späten Abend aufhört, und am frühen Morgen wieder beginnt, muss man in Kauf nehmen.


Montag, 12.01.2015 Hartmut will unbedingt noch einmal zur Kirche hinunter laufen, während ich Stallwache halte. Zum Glück, wie sich heraus stellt, denn die ersten Fahrzeughalter auf Parkplatzsuche rollen die kleine Straße auf und ab. Ich wetze los, finde meinen Gatten, der nun seinerseits nach oben hechelt, und unser Womo noch so gerade aus der engen Parklücke raus bugsiert;vor der Tür wartet schon das vierte Fahrzeug auf Einlass!!

Dienstag, 13.01.2015 Heute Morgen, beim Frühstück, versuchen wir noch einmal, unsere Eindrücke von Kolumbien zusammen zu fassen. Kolumbien hat leider nur wenige Straßen, und bis auf die Hauptverbindungen ist der Rest grottenschlecht. Entweder reiht sich dann Schlagloch an Schlagloch, oder es ist eine mehr schlechte als rechte Gravelroad. Die Hauptstraßen kosten alle Geld, und das nicht zu knapp. Teilweise mussten wir 10 Euro für 100 Kilometer berappen.

Kolumbien hat zwar viele Nationalparks, aber in viele Parks kommt man kaum hinein, weil einerseits der Weg dorthin wirklich abenteuerlich ist oder aber die Parks in unsicheren Gebieten liegen. Der Autoverkehr in den Städten ist chaotisch, und das nicht nur in Bogota. Durch das mittel- und südamerikanische Einbahnstraßen-System muss man viele Umwege fahren, um in den Städten irgend wann doch ans Ziel zu kommen.

Das, was wir an Natur links und rechts der Hauptstraßen gesehen haben, waren meist abgeholzte Berge. Wie es dahinter aussah, konnten wir nicht erfahren, weil es einfach keine ordentliche Straße dorthin gab, oder weil es ein Gebiet war, in das man sowieso nicht hin fahren sollte. Was uns auch sehr gestört hat, war die Tatsache, dass viele Ziele immer im Hinblick auf die Sicherheit ausgewählt werden mussten. Einfach mal einen Weg hinein fahren, um eine Pause zu machen, ist in Kolumbien kaum möglich.

Die Panamericana ist voll eingezäunt. Wie auch in den zentralamerikanischen Ländern, haben wir zum Schluss das Gefühl gehabt, von Zäunen umringt zu sein. Es sind ja nicht nur die Ländereien außerhalb der Städte, die Zäune bis zum Horizont besitzen, es sind alle Grundstücke, alle Privathäuser, alle öffentlichen Gebäude, die sich gegen Diebstahl durch einen Zaun oder eine hohe Mauer (jeweils mit Stacheldraht und Glasscherbengalerie) zu schützen versuchen. Besser Gestellte leben in abgeschlossenen Arealen, die man nicht ohne weiteres betreten darf. Hartmut und ich könnten sich nicht vorstellen, auf Dauer in so einer „umzäunten“ Gesellschaft zu leben. Uns kommt dann immer wieder mal das Lied aus den USA in den Sinn, in dem es heißt :“Don't fence me in....!“

Ein weiteres unbehagliches Gefühl hat sich aufgrund der ungeheuren Präsenz an Polizei und Militär entwickelt. Egal, ob man auf der Straße unterwegs ist, oder in einer Stadt umherläuft, den Sicherheitskräften entgeht man nie. Besonders die letzten beiden Etappen Cali-Popayan und Popayan-Pasto hat schon etwas Beklemmung verursacht.

Die positiven Erfahrungen, die wir in Kolumbien gemacht haben, hingen hauptsächlich mit der Art und Weise zusammen, wie die Kolumbianer auf uns zu gegangen sind. Uns sind in allen Fällen sehr hilfsbereite, offene und neugierige Menschen begegnet. Egal, ob wir einen Wasserhahn an der Tankstelle gesucht haben, wissen wollten, ob die kleine gelbe Murmel am Obststand ein Gemüse oder ein Obst sei, immer war Jemand in der Nähe, der sich um uns bemüht hat. Wir hatten immer das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Auch kulinarisch war Kolumbien nicht schlecht. Als Vegetarierin musste ich zwar die Speisekarten etwas sorgfältiger studieren, aber es war z.B. immer eine leckere Suppe für mich dabei. Bis zum Ende der Reise werde ich wahrscheinlich von den ganz speziellen Arepas schwärmen, die man in der Gegend um Bucaramanga herum bekommt: das ist ein salziger Fladen aus durchgedrehten, frischen Maiskörnern, auf der heißen Platte knusprig gebacken, und in der Mitte mit einem schmelzenden Weichkäse gefüllt.

Obwohl ich Städte eigentlich meide, haben mir die kleinen Kolonialstädte in Kolumbien gut gefallen. Einige waren ein absolutes Muss, andere hätte ich mir persönlich sparen können (nicht jedoch Hartmut!!). So, das war ein Rückblick auf Kolumbien.Wir sind beide sehr gespannt, was uns in Ecuador erwartet, und wie es uns gefallen wird.