Mit neuem Kühlschrank verlassen wir Ibarra (hoffentlich endgültig) und fahren in einem Rutsch nach Baeza. Den ersten Teil der Strecke kennen wir mittlerweile sehr gut, den zweiten Teil (durch das Papallacta Tal) genießen wir ausgiebiger. Wieder begeistern uns die Berghänge mit Nebelwäldern.
Nach Baeza geht es durch das Quijos Tal zu den San Rafael Falls, die größten Wasserfälle von Ecuador. Hier übernachten wir auch und fahren dann das letzte Stück durch Amazonien zum Guyabeno Nationalpark. So ein bisschen haben wir wieder kahles Land erwartet, aber die Landschaft ist erfreulich baumbestanden und teilweise kommt uns ein Gefühl von Indiana Jones hoch.
Montag, 16.02.2015 Im Vergleich zu gestern ist die Straße heute, zumindest auf unserer Seite fast leer. So kommen wir zügig bis zu den Thermen, fahren aber von dort noch bis zum Ort Baeza weiter. Die Strecke führt durch ein enges Tal, durch das der Papallacta Fluss fließt. Es nun geht es geht jetzt immer bergab, in Richtung Amazonien. Alles ist grün bis in die Bergspitzen, an den Seiten hängen Bromelien ihre roten Blüten bis über die Straße. Eine wunderschöne Fahrt, leider gibt es keine Ausweichstellen für Fahrzeuge, keinen einzigen Picknickplatz. Man kann auch nicht an Aussichtspunkten einfach an die Seite fahren, da die Straßen durchgehend tiefe Regenrinnen an den Seiten haben, in dem jeder Reifen hängen bleibt. Da ist es schon komisch, wenn bunte Plakate an den Straßen für den Tourismus werben, man aber nirgendwo anhalten kann, um die schöne Landschaft bewundern zu können. Man kann nur fahren, fahren und fahren.
Wir übernachten neben der Pizzeria Kopal, und bekommen vom holländischen Besitzer eine wirklich leckere Pizza zu europäischen Preisen serviert. Wir erfahren, dass am nahen Wasserfall die roten Felsenhähne zu sehen sein sollen, und zwar regelmäßig. Ich packe trotz des späten Nachmittags meine Stöcke, und wir marschieren entschlossen los, schließlich lasse ich mir doch einen roten Felsenhahn nicht entgehen! De Weg besteht aus runden, schlüpfrigen Felssteinen, und geht richtig in die Tiefe, mit einer Viertelstunde Gehzeit ist es nicht getan. Wir schwitzen vor Anstrengung, Hartmut ist in Sorge, ich könnte mir die Haxen breche. Endlich sind wir unten, und von den Felsenhähnen natürlich keine Spur.
Am Morgen das gleiche Spiel: ich eile, nein, ich fliege um 6 Uhr am Morgen die glitschigen Stufen hinab, und - wieder nichts! Nun habe ich aber von den Felsenhähnen erst mal genug, aber wer weiß, vielleicht auf dem Rückweg......
Dienstag, 17.02.2015 Wir setzen unseren Weg nach Amazonien fort, und nun folgen wir dem Flusslauf des Quijos, immer noch sind wir über 2oo bis 500 Meter über der Talsohle hoch. Mitunter lichtet sich die Vegetation, und wir können einen Blick hinunter ins Tal werfen: wir sind so hoch, dass sich das „Flugzeug-Feeling“ einstellt, so nennen wir das. Auf der anderen Seite des Tales sehen wir grüne Hänge, aber auch schroffe Felsen mit Wasserfällen, die sich herab stürzen. Leider wird am Quijos gerade ein Wasserkraftwerk gebaut, und es wird möglicher Weise ein zweites errichtet werden. Hier sind die Chinesen am Bauen: Know How gegen Erdöl, so läuft das hier.
Wir übernachten am Sankt Rafael Wasserfall, der als schönster und tiefster Wasserfall Ecuadors gilt: der komplette Quijos ergießt sich hier 110 m in die Tiefe. Von einem zu erwandernden Aussichtspunkt kann die ganze Pracht von der gegenüber liegenden Seite bestaunt werden. Es könnte sein, dass nach Abschluss aller Baumaßnahmen auch dieses Naturschauspiel verschwindet, und damit ein touristischer Anziehungspunkt erster Güte.
Mittwoch, 18.02.2015 Wir fahren weiterhin auf schöner Strecke. Leider ist das Wetter so diesig, dass wir den angekündigten Blick auf die Amazonas-Tiefebene nicht haben. Linker Hand sehen wir die grünen Berge des Nationalparks Cayambe Coca, zu dem es anscheinend nur einen Zufahrtsweg gibt. Auch der ehemals größte Vulkan Südamerikas, der „Reventador“ ist nicht zu entdecken. Aber schließlich hat er ja auch bei seinem letzten Ausbruch die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe eingebüßt, ursprünglich war er 7000 m hoch und ist mit jetzt 3.500 Metern hier in Ecuador nur noch ein Zwerg. Bei Lumbaqui stoßen wir auf den Aguarico Fluss, und fahren über Lago Agrio bis zum Abzweig, der uns zur Guyabeno River Bridge bringt. Der Aguarico ist ein richtig breiter Fluss, und ab Lago Agrio gibt es keine Brücke, sondern nur noch Taxi-Boote. Wir machen an einem „Bootsbahnhof“ Mittagspause und beobachten den Bootsverkehr auf dem Fluss. Es ist drückend warm und uns herum ist nur Urwald. Uns kommt so ein richtiges Indiana Jones-Gefühl auf, wir sind ganz schön weit weg von Deutschland.
Endlich um 4 Uhr am Nachmittag kommen wir an der Brücke, an der auch das Ranger-Gebäude des National Parks Cuyabeno steht. Wir haben Glück, und treffen den netten Manager der Lodge, der sich mit seinem Boot gerade auf den Weg machen wollte. Wir packen in Windeseile unsere Sachen zusammen, und übernachten somit schon eine Nach früher in der Lodge.
Donnerstag, 19.02.2015 Wir sind in einem netten, kleinen Familienbetrieb gelandet. Der Chef hat zusätzlich zu seinen Gästen noch seine 4 Kinder noch als Feriengäste hier. Dann gibt es da noch unserem Guide Rom, dem seine reizende Freundin Melina hilfreich zur Seite steht. Außer Robert, einem jungen Engländer, haben wir die Lodge für uns allein. Der große Pulk von Karnevals-Gästen ist einen Tag zuvor agerückt. Alles ist sehr „basic“, aber es gibt fließend Wasser und Abstellmöglichkeiten in der Hütte, das Bett ist ok, und auch mit der Verpflegung gibt man sich große Mühe. Die anderen Lodges, die hier ein bis zwei Stunden weiter den Fluss hoch existieren, sind proppenvoll. Wir dagegen genießen die Ruhe und die familiäre Atmosphäre.
In den nächsten Tagen machen wir verschiedene Ausflüge in den Urwald, zu Fuß und mit dem Boot. Der Ausflug zur Laguna de Cuyabeno wird zum Abenteuer der besonderen Art. Wir sehen
zum ersten Mal eine große Gruppe von Kapuziner-Äffchen, können, wenn auch immer nur für Momente, Flussdelphine beobachten, werden in einer Indio-Kommune in die Geheimnisse des Brot backens eingeweiht (von der Yuccawurzel bis zum Fladenbrot auf dem Blech), und treten dann den langen, langen Heimweg per Boot an. Sitze in Ausflugsbooten scheinen ja nie besonders komfortabel zu sein, aber unsere Holzsitze zwingen dazu, sich die Schwimmwesten, Handtücher, usw… in den Rücken zu stopfen, weil es sonst nach einiger Zeit richtig weh tut. Wir sind immerhin mit Brotback- und Picknickpause neun Stunden unterwegs!
Am Morgen hat uns Rom, unser Führer, Ponchos in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, es könne eventuell heute noch Regen geben, die Affen hätten anhaltend gelärmt am Morgen. Am späten Nachmittag tritt dieser Fall dann auch ein, und wir verharren reglos, in unsere Plastikteile gehüllt, im Boot. Nach anfänglichem Tröpfeln geht es dann richtig los, ein so genannter Tropenguss prasselt auf uns hernieder. Die Ponchos leiten den Regen zwar zunächst ab, aber leider viel davon auf die Sitze, was nasse Hinterteile zur Folge hat. Hinzu kommen dann noch ein schönes Gewitter und absolute Finsternis (es ist Neumond!). Unser Guide wedelt mit der Taschenlampe, und unser wirklich sehr versierte Bootsführer umschifft in rasanten Kurven auf dem schmalen Fluss jeden Baumstamm. Ein bisschen ist es wie Geisterbahn fahren.
In der Lodge ist der Strom aus gefallen, und so „geistern“ wir mit unseren Taschenlampen durch die Cabanas, die wider aller Erwartung von Hartmut dem Regen stand gehalten hat.
Ein besonderes Vergnügen ist für uns der abendliche Rundgang mit unseren Taschenlampen auf den hölzernen Wegen und rund um das große Haupthaus der Lodge. Wir sind nämlich auf Insekten- Käfer-, Spinnen- und Froschjagd. Die Vielfalt der Formen und Farben ist unglaublich. Zwei Handteller große Tarantula-Spinnen wohnen direkt im Restaurant, und laufen den Gästen (Hartmut) gelegentlich über die Tastatur des Computers, aber es gibt noch einige andere hübsche, gleich große Exemplare einer anderen Gattung. Besonders ich bin hin und weg. Hartmut kommt am PC kaum zum Arbeiten. Alle paar Minuten beordere ich ihn mit seiner Kamera zu einem anderen Wunder der Natur. Vögel, meine besonderen Favoriten, treffen wir eher selten an. Aber in den hohen Bäumen des Resorts gibt es eine Mischkolonie von Oropendolas und Cacique-Vögeln, die ihre Brut in hängenden Grasbeuteln groß ziehen. Jeden Morgen machen beide Vogelarten einen Höllen Lärm. Die Oropendolas können bis zu 18 verschiedene Töne, auch die anderer Vögel, imitieren, und deshalb macht es großen Spaß, ihnen zuzuhören.
Am Sonntag machen wir am Vormittag „Computerarbeit“, während unser Guide Rom Neuankömmlinge durch den Urwald quält. Nachmittags fahren alle nochmal zur Grande Laguna. Da mir meine Pobeschwerden beim letzten mal noch zu gut in Erinnerung liegt, verzichte ich darauf, Hartmut fährt aber mit. Später berichtet er von einer Anaconda, die sie am See gesehen haben, von einer Eule, die so perfekt getarnt war, dass man genau wissen musste wo sie ist und von einer verrückten Rückfahrt im Rasertempo den kurvigen Fluss entlang, und das in totaler Finsternis. Hartmut hatte extra dafür unsere starke Taschenlampe mitgenommen und voller Angst dem Bootsführer den Fluss ausgeleuchtet.
Aber alles hat einmal ein Ende. Nach einem weiteren „Schreib- und Bildertag“, an dem aber auch einmal im Fluss gebadet wurde, lassen wir uns Montag Nachmittag zur Brücke fahren, wo unser Womo schon sehnsüchtig auf uns wartet.
Dienstag, 24.02.2014
Wir stehen zwar früh auf, müssen aber natürlich noch das niedliche Faultierbaby, das uns die Ranger am Abend zuvor gezeigt haben, bewundern. Der kleine Kerl ist als Findling an der Station ab gegeben worden, und wird nun aufgepäppelt, und dann im Urwald wieder ausgewildert. Wir sehen eine kleine , mausgraue Kugel, eng zusammen gerollt, in einem Katzenkorb liegen. Das Fell ist seidenweich, obwohl es eher etwas struppig wirkt. Das kleine Faultier klammert sich mit seinen langen Krallen am Käfig fest und der Ranger hat durchaus Probleme, es aus dem Kasten herauszubugsieren. Hartmut macht mehrere Bilder, dann geht es um 8:30 Uhr endlich los. Wir haben einen langen Weg vor uns, und kommen am späten Nachmittag an unserem alten Platz in Baeza an, wo wir uns eine weitere Pizza gönnen.
Wir verlassen jetzt den Urwald und fahren in einem großen Rutsch zum Pazifik. Zunächst geht es in einem Fahrtag die 300 km bis Baeza. Da das Wetter nicht so gut ist, fahren wir am nächsten Tag gleich weiter Richtung Westen. Wir queren das zentrale Hochland südlich von Quito und fahren dann die Küstenkordillieren zum Pazifiktiefland hinunter.. Wieder haben wir schönen Nebelwald an den Berghängen und wieder können wir nicht anhalten für Fotos. Die Straße ist recht befahren (teilweise 4-spurig) und hat keinerlei Haltemöglichkeiten.
In Valle de Hormoso finden wir eine schöne Übernachtungsmöglichkeit mit Swimmingpool und Privaturwald.
Dann geht es über ein kleines Gebirge zur Küste. Es ist die typische ecuadoriansche Landschaft, viele Wiesen, kaum Bäume,
verstreute Gehöfte, kleine Dörfer. Die Küste hat endlose Sandstrände und wunderschöne Übernachtungsmöglichkeiten. Punta Prieta empfinden wir als "Traum" mit herrlichen Aussichten über die Küste.
Canoa ist eher eine Enttäuschung für uns (aber nicht für Jugendliche) und Gringo at the Beach wieder etwas, wo man mehrere Tage stehen könnte.Für die Hosteria Islamar hat ein Schweizer eine ganze
Halbinsel gekauft. Man steht hoch über dem Meer und kann den ganzen Tag die Vögel bewundern, die die Aufwinde des Kaps nutzen, um Höhe zu gewinnen.
Mittwoch, 25.02.2015 Für einen weiteren Aufenthalt auf einer Vogelfinca brauchen wir statt Nebel und Grieselregen einfach ein besseres Wetter. Da wir genau dieses Grieselwetter haben, lassen wir die Vögel sein, und fahren ab heute in Richtung Westen, dem Pazifik entgegen. Vielleicht ergibt sich ja im Süden Ecuadors noch einmal die Möglichkeit zu einer Vogel-Excursion. Ich lasse auch meine Felsenhähne sausen; ich finde, zwei Versuche waren genug, wir laufen nicht noch einmal zum Wasserfall hinab.
Da wir bis zur Küste eine lange Fahrstrecke vor uns haben, düst Hartmut so richtig los. Wir machen nur eine kurze Pause, in der ich Brote schmiere und Gurke schäle für das „Mittagessen“ beim Fahren, mehr ist heute nicht drin. Bis kurz vor Quito bewältigen wir die Autobahn ähnliche Strecke recht schnell. Dann geht es südlich um Quito herum, über die West-Kordilleren, und dann geht es wieder durch die Nebelwälder. Es geht den Rio Pilaton entlang, einem tief unten im Tal sich reißend seinen Weg bahnt. Es ist eine richtig dramatische Landschaft, aber wie so oft kann Hartmut kaum Bilder machen. Die Straße ist stark befahren und es gibt keine Haltebuchten oder ähnliches. Wie üblich muss man fahren, fahren und fahren, bis man zu einem Dorf kommt. Da ist der tolle Blick in die Schlucht natürlich perdu.
Da wir noch einige weiteren Vorräte an Obst und Gemüse brauchen, kaufen wir in Santo Domingo de los Colorados ein. Mittlerweile steht die Frage an, wo wir heute übernachten. Mitunter findet sich dazu einfach nichts Gescheites in der Webseite der Overlander. Im Reiseführer werde ich dann mit der Hosteria Valle Hermosa fündig, die etwa 5 Kilometer entfernt, und damit fast auf dem Weg liegt. Also fahren wir ein Stück Richtung Esmeralda (dem nördlichsten größeren Ort an der Küste) bis nach Valle Hermoso. Dort suchen (und finden) wir die Hosteria. Sie entpuppt sich als hübsche, menschenleere Freizeitanlage, mit mehreren kleinen Häuschen, Bar und zwei Swimmingpools. Den großen nutzen wir sofort aus. Wir können sogar das Internet vom WoMo aus benutzen und stellen bis zum beginnenden Abendregen Tisch und Stühle raus, was will der Mensch mehr.
Donnerstag,26.02.2015 Nachdem wir einen Morgenspaziergang zu einem hübschen, kleinen Wasserfall unternommen haben, machen wir uns heute auf den Weg zur „Punta Prieta“, einer Anlage am Pazifik,die uns Hansjörg von der Finca Sommerwind empfohlen hat. Unterwegs versuchen wir, das noch fehlende Obst und Gemüse zu kaufen, das wir für einen mehrtägigen Aufenthalt am Meer brauchen. Erfahrungsgemäß gibt es in den kleinen Fischerdörfern nur noch ein spärliches Angebot. Aber schon jetzt müssen wir in mehreren Ortschaften suchen, bevor ein Verkaufsstand an der Ausfallstraße ein ausreichendes Angebot hat.
Wir trudeln am Nachmittag auf dem Hostal Punta Prieta ein, und sind angenehm überrascht. Die Anlage, mit mehreren Ferienhäusern, einem Restaurant, und einer großen, verglasten Aussichtsplattform mit großem Whirlpool und Liegen verteilt sich auf einer großen Felsnase. Es gibt einen Nord- und einen Südstrand, die beide besucht werden können und beide endlos lang sind. Beide Strände sind bei Ebbe zudem endlos breit, so dass man wunderbare Strandspaziergänge machen kann.
Die Blicke von der Hosteria auf beide Strände sind atemberaubend. Wir stehen auf einem winzigen Platz direkt vor der Plattform mit Whirlpool, direkt bei einem (nicht echten) Leuchtturm. Unten im Turm sind Toilette und eine sehr heiße Dusche, das alles nur für uns. Von der Toilette aus beziehen wir auch unseren Strom. Und dieser ganze Luxus kostet für Camper garnichts, wirklich absolut nix! Dafür essen wir zwei Mal im Restaurant zu Abend, einmal Fisch und einmal Langostinos.
Sonntag, 01.03.2015 Heute geht es weiter, schließlich müssen wir am 08.03.2015 früh am Morgen auf dem Flugplatz von Guyaquil sein, um unsere Galapagos-Reise an zu treten. Wir haben den Aufenthalt hier so richtig genossen. Mehrere Strandspaziergänge gemacht, den Einheimischen dabei zu geschaut, wie sie gemeinsam ein riesiges Netz mit darin gefangenen Fischen aus dem Wasser zogen, gebadet, die Sonnenuntergänge von unserem „Adlerhorst„ aus bewundert, und am Abend mit der Taschenlampe auf Frosch- und Krötenjagd gegangen.Ein Frosch hatte es uns besonders angetan, so groß wie ein kleiner Fingernagel, mit einer Stimme,die wir sogar im WoMo vernehmen konnten. Tja, wenn man seinen Körper auf das Doppelte seiner ursprünglichen Größe aufblähen kann, sind solche Stimmwunder möglich!
Dieser Sonntag wird leider nicht so, wie wir uns das
erhofft haben. Wir wollen endlich mal wieder mit den Kindern telefonieren und suchen im nächsten Ort an der Küste ein Lokal mit Internet auf (Punta Prieta hat kein WiFi). Wir finden auch eins,
aber die Verbindung ist so schlecht, das wir uns kaum verständigen können. Deshalb fahren wir rasch weiter zum Ort Canoa, wir beeilen uns sogar, um vor 12 Uhr dort zu sein. In Canoa hat uns
Hansjörg von der Finca Sommerwind das Hostal Bamboa zur Übernachtung empfohlen. Das Hostal ist auch wirklich hübsch und so groß, dass man dort gut mit dem Womo stehen kann (hier können wir auch
nach Hause telefonieren). Zudem liegt es direkt am Strand. Aber der Ort ist total überfüllt, alle Restaurants und der Strand sind knüppelvoll und die Diskomusik rumst von allen Seiten – so was
ist überhaupt nichts für uns.
Wir fahren langsam die Straße ab, und kommen
schließlich am Ende des Ortes in der Hosteria Canoa unter. Obwohl die Hosteria einen „sicheren Parkplatz“ in genügender Größe hat (in der Nacht abschließbar), müssen wir ein Hotelzimmer buchen,
wenn wir dort übernachten wollen. Wir haben heute einfach keine Lust mehr weiterzufahren, die Sonne scheint und wir wollen den Nachmittag am Meer und Swimmingpool verbringen, also stimmen wir zu.
Das Zimmer ist groß und hat eine Klimaanlage, aber das Bett ist so schmal, dass nur jung verliebte in Ruhe drin schlafen können. Am späten Abend schnappe ich mir deshalb die Autoschlüssel und
übernachte lieber im WoMo, während Hartmut weiter im Zimmer schläft - das Hotelbett ist einfach zu schmal für uns beide. Da habe ich beim Begutachten einfach nicht
aufgepasst!!
Montag, 02.03.2015 Hartmut möchte sich vielleicht einen sog. „Panama-Hut“ kaufen. Der kommt nicht aus Panama (wie es der Name andeutet), sondern aus Ecuador. Seit dem Beginn des 19. Jhrds. werden solche Hüte in Ecuador hergestellt und exportiert. Beim Bau des Panamakanals wurden
für die vielen Arbeiter dort eben solche Sonnenhüte benötigt, eine gute Exportquelle für Ecuador. Und irgend ein solcher Hut ist dann nach Europa gekommen, gefiel den Leutren dort und hat den Namen Panamahut bekommen, da er ja aus
Panama kam. Und der Name bleibt bis heute.
Der Hut wird in Ecuador in verschiedensten Qualitäten gefertigt. Je feiner das
Material ist, desto hochwertiger ist der Hut und desto teurer ist er. Und nur in dem Ort Montecristi wird
der Hut als „Fino de Montecristi“
hergestellt und verkauft. Der „Fino“ ist sozusagen der Rolls Royce unter den Panama-Hüten und wird in den Metropolen der Welt entsprechend teuer gehandelt.
Die Strecke nach Montechristi führt durch eine einsame Hügellandschaft mit frischem „Frühlingsgrün“, schließlich
beginnt auch hier die Regenzeit. Aber im Verlauf der Strecke wird die Vegetation immer trockener, karger. Dann geht es ein ganzes Stück direkt am Pazifik entlang. Es gibt endlos lange Sandstrände
und immer wieder kommen kleine Bade- und Fischerorte. Was uns hier am meisten fasziniert, sind die vielen Seevögel in der Luft. Riesige Pelikanschwärme gleiten die Küste entlang und über uns ist
der Himmel voll mit Fregattvögeln. Es muss hier unglaublich viel Fisch zu holen sein, wenn es so viele fischfressende Vögel gibt.
Am Nachmittag endlich kommen wir in Montecristi an. Nachdem Hartmut in einem Geschäft verschiedene Modelle aus probiert hat, spricht uns ein zweiter Ladenbesitzer an, und führt uns zu seiner Werkstatt, wo seine Mutter am flechten ist. Dort nun findet Hartmut einen klassischen Panama-Hut, der ihm sowohl Modell mäßig, wie auch Größen mäßig zusagt. Wir schlucken etwas ob des Preises, handeln noch kräftig herunter, um einen angemessenen Preis für das gute Stück zu erzielen und ziehen dann mit einem „Genuino Montechristi Denominacion de origen Protegido“ von dannen.
Wochen später besuchen wir in Cuenca die Hutfabrik Homero Ortega und zeigen der Besitzerin dort diesen Hut. Sie bewundert den Hut und die Feinheit der Arbeit. Außerdem spendiert sie dem Hut einen Besuch in einer dampfbetriebenen Hutpresse in ihrem Hause, da die Hutform nicht ihren Ansprüchen für ein so edles Stück entsprach. Solche Luxusmaschinen hatte die kleine Hutmanufaktur in Montecristi nicht. Sie schätzt den Wert des Hutes auf 1000 $, da haben wir ein wirkliches Schnäppchen gemacht.
Das Handwerk des Panama-Hut-Flechtens steht übrigens in der Liste des Unesco-Welt-Kultur-Erbes, auch ein Grund, mal so ein Stück zu erwerben. Der praktische Grund ist ein anderer. Wenn sich die Haare lichten, ist es gut, auch im Alltag zu Hause, immer einen Sonnenhut im Auto liegen zu haben. Dieser hier kann gewaschen werden, lässt sich in jeder Brusttasche verstauen, und soll noch an die Erben weiter gereicht werden können, so langlebig soll er sein!
Mit Hartmuts neuer Errungenschaft trudeln wir gegen Abend am Hotel „Gringo on the Beach“ ein, das von einem
Amerikaner geführt wird. Wir stehen auf einem kleinen Stellplatz direkt an der Bar, aber es ist ruhig, und wir können gut schlafen.
Mittwoch, 04.03.2015 Nachdem wir gestern in aller Ruhe Bilder fertig gestellt, Tagebuch geschrieben und einen riesigen Berg Wäsche gewaschen haben, geht es heute weiter, die Küste entlang. Die Straße zieht sich direkt an der Küste entlang, links der Straße wird die Landschaft wüstenhaft, Felsen schauen hervor. Unterwegs kaufen wir direkt an der Straße einen großen Fisch für das Abendessen. In meinen Augen haben wir ein Monstrum gekauft, aber Hartmut versichert, der Fisch hätte genau die richtige Größe. Auf einer Stromleitung warten arg zerzauste Fregattvögel, die im Flug königlich aussehen, auf Fischreste.
Auf der ganzen Strecke begleiten uns einsame, breite Strände, nur unterbrochen von armselig ausschauenden Fischerdörfchen. Je weiter wir nach Süden fahren, desto mehr wandelt sich das Bild der Küste. Große Strandabschnitte stehen zum Verkauf, oder sind bereits verkauft und mit einem Zaunumgeben. Hier entstehen jetzt Villensiedlungen für Amerikaner und Kanadier, die den warmen Pazifik und die billigen Lebenshaltungskosten schätzen.Vor und hinter diesen umzäunten „Paradiesen“ stehen die einfachen Hütten der hier lebenden Ecuadorianer. Wer sich hier als Ausländer wohl fühlt, kennt diese ghettoisierte Wohnform vermutlich schon aus der Heimat. Für uns wäre das nichts; immer wieder fällt mir dazu das amerikanische Lied „ don't fence me in....“ ein.
In Puerto Lopez, einem etwas größeren Fischereihafen schauen wir uns ein empfohlenes Hostal an, aber mir ist die ganze Anlage zu eng, am Strand rundherum wird gebaut. Wir fahren also weiter, und stoßen nach ein paar Kilometern auf die Hosteria Islamar, unter Schweizer Leitung, na, wenn das nichts ist. Wir schrauben uns einen staubigen Feldweg hinauf, müssen an einem Tor klingeln, und dürfen dann weiter, bis zu einem Plateau, hoch über dem Wasser, fahren. Die Anlage besteht aus einigen Häusern, einem Restaurant, Toiletten und Campingplatz. Der Blick hinunter ist traumhaft: auf der einen Seite zieht sich eine Halbmond förmig geschwungene Bucht Kilometer weit bis zum nächsten Kap, eine kleine Drehung nach rechts zeigt dann die kleine Isla Salango, zu der man hinüber schwimmen könnte, und noch etwas weiter rechts sieht man die geschwungene Bucht des kleinen Fischerdorfes Puerto de Salango. Es gibt hier oben zwar keinen Schatten, aber dafür weht ein angenehmer Wind. Wir bleiben hier oben zwei Tage, und rühren uns keinen Millimeter weg, zu schön ist die Aussicht. Wir haben hier oben den ganzen Tag „ Vogelkino“, weil starke Aufwinde herrschen, die sowohl Pelikane, als auch Fregattvögel nutzen. Wir können sie auf Augenhöhe beobachten, wenn sie um die Ecke gleiten, es ist einfach fantastisch. Am Abend legen wir den Fisch auf den Grill; leider fehlen für eine wirklich leckere Soße die Zutaten. Aber als langjährige Campingköchin kann ich trotzdem was Veritables dazu auf den Tisch stellen. Natürlich ist der Fisch viel zu groß, und so können wir am nächsten Tag nochmals davon essen. Am zweiten Abend werden wir von einer katholischen Jugendgruppe, lauter Knaben, heim gesucht. Während die Sonne unter geht, wird ein Gottesdienst auf einer Aussichts-Balustrade, direkt über dem Meer, ab gehalten, mit kleinem Altar, Gitarre und Gesang. Trotzdem die Jugendlichen nicht so übermäßig laut sind, können wir uns für die Nacht auf den Parkplatz des weiter entfernt liegenden Privathauses des Besitzers verziehen.
Wir verabschieden uns von der Hosteria Islamar und machen uns auf den Weg nach Guayaquil, entlang der Küste. Wir fahren an endlosen Sandstränden vorbei, mit Fischerdörfern und abgeschlossenen Siedlungen von Amerikanern und Kanadiern. Dann stürzen wir uns in den Wochenendverkehr nach Guayaquil hinein. Es ist Samstag und halb Guayaquil strebt gen Küste, u.a. in den Badeort Salinas. Die Stadt selber ist deshalb wunderbar autofrei.
Wir übernachten im Hostal Macaw, dass uns von Cometa Travel empfohlen wurde. Der Besitzer hat für uns einen sicheren Abstellplatz in einem Omnibusbetrieb gefunden, sogar mit Stromanschluss, so dass wir den Kühlschrank laufen lassen können. Dann geht es per Flieger nach Galapagos.