Zusammenfassung 06.04. bis 09.04.2016: Wie es der Wetterbericht es vorher sagte, regnet es am nächsten Tag. Es ist lausekalt, als wir am CONAF-Campingplatz Laguna Chiguay aufbrechen. Wir fahren durch die Reserva Nacional Cerro Casatillo hindurch. Bislang warfen die Parks hier im Süden dicht bewaldet, dieser hier ist eher kahl, immer wieder sehen wir Aufforstungen. Es geht hinunter in die Ebene vor dem Lago General Carrera, des größten Sees in Chile. Wir fahren bis zum Ort Puerto Ingeniero Ibanez, hier checken wir aus Chile aus und es geht über eine (recht üble) Gravelroad nach Argentinien hinein. Die Blicke auf den See (in Argentinien heißt er Lago Buenos Aires) auf die Berge des nördlichen Eisfeldes sind toll. Dann geht es durch die Pampa hindurch zum Ort Perito Moreno, wo wir auf einem Parkplatz an der Laguna Cisnes übernachten. 

Der nächste Tag bringt wunderbaren Sonnenschein, die Straße ist gut und wir fabulieren schon, dass wir bis zum Gletscher Perito Moreno im Nationalpark Los Glacieres kommen. Wir haben aber die Rechnung ohne den Patagonischen Wind gemacht. Es bläst so heftig, dass wir höchstens mit 70 bis 80 kmh fahren können, hzu langsam für eine so lange Strecke. Aber unterwegs treffen wirt unsere TukTuk-Fahrer wieder und wir können sie zu einem windstillen Tee in unser Womo einladen. Es wird trotzdem eine Tour über 530 km (davon 70 km Gravelroad), bis wir in Tres Lagos ankommen und hier an einer Straße übernachten. Von hier aus sind es nur noch 150 km bis zum Fitz Roy-Massiv am Lago Viedma. Wir fahren nach Chaltewn hinein, übernachten dann aber in der Nähe des Sees dicht an der Straße zu einem Bootsanleger.

Mittwoch, 06.04.2016 Bei ausgesprochen ungemütlichem Wetter starten wir heute Morgen in Richtung Argentinien. Als wir die Abfahrt aus dem Park hinaus in die große Ebene vor dem Lago General Carrera erreicht haben, kann ich mit dem Fernglas schwach das Eis des nördlichen Eisfeldes erkennen. Auf dem Wasser gischtet es, und wir ahnen, warum der sportliche, unerschrockene Dough Tomkins hier im Frühsommer 2015 mit seinem Kajak tödlich verunglückt ist.

Im Ort Puerto Ingeniero direkt am Lago lassen wir uns bei der chilenischen Polizei die Ausreisepapiere geben, und dann rumpeln wir bis zur kleinen argentinischen Grenzstation Ingeniero Pallavicini. Zum ersten Mal wird hier eine Liste all unserer mit geführten Elektronik-Geräte angefertigt, Langeweile macht eben erfinderisch…. Dann rumpeln wir weiter bis zum Ort Perito Moreno. Der erste Teil der Piste ist sauschlecht und man muss entweder 70 kmh fahren oder 15 kmh, wir entscheiden uns für 70 kmh, um heute noch in Perito Moreno anzukommen.

Dort heben wir argentinisches Geld ab, kaufen etwas Brot und Kuchen, und lassen uns in der Touristeninfo das Passwort für das Internet geben, das auf Spanisch, sehr originell, heißt: „Ich gebe dir das Passwort nicht!“

Dann stellen wir uns auf einen Parkplatz am örtlichen See hin mit Blick über den See und die Laufstrecke rund um den See (die Argentinier sind anscheinend sehr lauffreudig, die Strecke wir munter genutzt. Später sehen wir, dass wir direkt vor den kommunalen Campingplatz stehen. Als wir das mit bekommen, steht das Essen schon auf dem Tisch, und wir laufen im Freizeitlook durch unser WoMo, und wir haben keine Lust, noch mal um zu ziehen. 

Donnerstag, 07.04.2016 Heute Morgen fahren wir zuerst zum Touristenbüro, damit ich unserem Sohn Bescheid geben kann, wo wir stecken. Hartmut pumpt derweil die Reifen wieder so auf, dass sie auf Asphalt optimal laufen. Dann geht es bei strahlender Sonne, aber sehr kalt, endlich los. Wir haben eine sehr gute Straße vor uns, und so hoffen wir, in einem Rutsch bis Calafate fahren zu können, immerhin 700 Kilometer. Aber mit dem wolkenlosen Himmel ist auch der patagonische Wind gekommen, der jetzt so richtig aufdreht, und unser Womo fast zum Wedeln bringt, sehr unangenehm. Die Landschaft ist, obwohl hier nur kurze Büsche wachsen, erstaunlich abwechslungsreich. Höhen und Senken bieten vielfarbige visuelle Eindrücke, es gibt Flüsse, die Kilometer weit durch die Landschaft mäandern, und es gibt grüne Überschwemmungsgebiete, in denen Wasservögel zu beobachten sind. Links und rechts der Straße grasen Guanakos und picken Nandus. Beide Tierarten sind äußerst scheu, und suchen sofort das Weite, wenn man anhält.

Aber an Aussteigen ist sowieso kaum zu denken, weil der Wind dermaßen orgelt, dass man die Wagentür kaum öffnen kann. Immer wieder auch haben wir herrliche Blicke auf die vergletscherten Berge des nördlichen Eisfeldes. In der Ferne taucht plötzlich ein Tuk Tuk auf, natürlich unsere beiden Helfer von der Carretera Austral, die es bis hierher geschafft haben. Wir laden die Beiden erst mal auf einen heißen Tee und Marmeladenbrot ins Womo ein, bevor sie, eingemummelt wie die Eskimos, ihren Weg fortsetzen.

Ein eisernes Gesetz in dieser Gegend besagt, dass man nie das Risiko eingehen sollte, mit knapper Tankfüllung unterwegs zu sein. Das beherzigen auch wir, und nehmen einen 50-Kilometer-Umweg nach Gobernador Gregores in Kauf, um hier nach zu tanken, den bis Tres Lagos (die nächste Tankstelle) könnte es knapp werden.

Der Wind hält uns auf, schneller als 70 bis 80 kmh können wir nicht fahren. Deshalb ist klar, das wir es heute nicht bis Calafate schaffen werden. Unser neues Tagesziel ist Tres Lagos, ein Miniort mit vielleicht 300 Einwohnern, aber der größte Ort im Umkreis von sicherlich 100 km. 115 Kilometer müssen wir noch fahren, und es wechseln sich Asphaltstraße und Gravelroad ständig ab.

Am großen Lago Cardel kommen wir fast in Versuchung, hier die Nacht zu verbringen, so schön liegt er da im gleißenden Sonnenlicht. Aber ich dränge darauf, weiter zu fahren; das Wetter kann jederzeit umschlagen. Die Piste ist denkbar schlecht, und da die Zeit drängt, brettert Hartmut mit 60 bis 80 kmh über sie hinweg. Die letzten 70 Kilometer haben wir dann Gott sei Dank wieder Asphalt unter den Rädern, und rollen in der beginnenden Dunkelheit in den winzigen Wüstenort hinein. Schnell suchen wir uns eine kleine Seitenstraße, und stellen uns vor ein Haus. Dann gehe ich los, um die Bewohner zu fragen, ob wir für eine Nacht an ihrem Haus stehen dürfen. Natürlich ist das mehr eine Formfrage, denn in ganz Südamerika hat noch kein Mensch diese Bitte abschlägig beschieden. Im Gegenteil, immer wurden wir gefragt, ob wir noch etwas benötigen, warmes Wasser zum Beispiel. Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: zum einen wollen wir zeigen, dass Wohnmobilisten höfliche Menschen sind, zum anderen befinden wir uns nun in der Obhut der Hausbesitzer, die ganz gewiss das eine oder andere Auge auf ihre „Gäste“ werfen werden. Auch heute werden wir wieder gefragt, ob wir noch irgend etwas benötigen, einfach rührend.

Freitag, 08.04.2016 Hartmut überredet mich heute Morgen, doch zum Fitzroy Massiv zu fahren, der zum Nationalpark Los Glaciares gehört. Der 600.000 Hektar große Park ist einer der meist besuchten Parks in Argentinien, und hier liegen so spektakuläre Naturschönheiten, wie das Fitzroy Massiv im Norden, und der Perito Moreno Gletscher im Süden, dazu die beiden großen Seen Lago Viedma und Lago Argentino. Immer wieder hält Hartmut an, um die Eisriesen des südlichen Eisfeldes zu fotografieren, das Wetter ist einfach optimal.

Dann biegen wir nach Chalten ab, und haben auf einer Strecke von fast siebzig Kilometern immer den Fitzroy im Blick. Dann taucht der wunderbare Lago Viedma auf, in den der gleichnamige Gletscher aus dem südlichen Eisfeld kalbt. Wir fahren durch Chalten hindurch, und machen eine Pause am Rio de Las Vueltas, der aus der Laguna Torre kommt. Unser Vorhaben, noch weiter bis zur Laguna Torre zu fahren, geben wir aber auf, nach dem Motto: so viel Piste, wie nötig, so wenig Piste, wie möglich. An einem freien Übernachtungsplatz am Lago Viedma beschließen wir den Abend. Hier ist der Abstand zwischen Zaun und Straße mal etwas größer, so dass wir uns direkt neben den Zauns hin stellen.

Die heutigen landschaftlichen Eindrücke waren überwältigend, und mir wird klar, dass ich eigentlich nicht recht in Worte fassen kann, was ich gesehen und gefühlt habe beim Anblick der vergletscherten Berge auf dem Weg zum Fitzroy Massiv. Wer zeitgleich zum Text Hartmuts Bilder anschaut, versteht gewiss, warum!

 

Samstag, 09.04.2016 Zum Frühstück haben wir einen blutroten Sonnenaufgang, toll. Die Bergspitzen färben sich rosa und dann der ganze Himmel, Hartmut springt in seinen Nachtsachen gleich raus, um Bilder zu machen, obwohl es draußen lausekalt ist.

Der Himmel ist heute tiefblau und die Luft glasklar, beste Bedingungen für Bilder des Fitzroy-Massivs. Wir überlegen kurz, ob wir zur nicht weit entfernten Anlegestelle des Schiffes fahren sollen, das die Passagiere, von unserem Platz aus nicht sichtbar, zum Gletscher Viadma bringt, aber ich dränge zum Aufbruch. Ich möchte den Gletscher Perito Moreno, von dem Hartmut schon oft erzählt hat, und mir auch Bilder gezeigt hat, im Sonnenschein erleben, das treibt mich an. Aber zunächst fährt Hartmut etwas zurück Richtung Chalten. Dier Sonne steht richtig, die Luft ist glasklar, so eine Gelegenheit für tolle Bilder des Fitzroy-Massivs kommt so schnell nicht wieder. Unterwegs halten wir immer wieder an, um das fantastische Bergpanorama des Parque De Los Glaciares zu bewundern. 

Zusammenfassung 09.04. bis 14.04.2016: Der Sonnenaufgang am Lago Viedma morgens ist wunderbar, der Tag ist sonnig und klar für tolle Fotos vom See und dem Fitz Roy-Massiv. Die Bilder dazu sind oben zu sehen. Wir machen uns rasch Richtung Perito Moreno, wissen wir doch nicht, wie das Wetter morgen ist. Wir passieren Calafate und fahren gleich zum Nationalpark. Wir kommen um 1 Minute vor 16 Uhr an und stehen gewissermaßen vor verschlossenen Türen. Marion drückt kräftig auf die Tränendrüse und wir dürfen tatsächlich hinein, müssen aber um 19 Uhr wieder draußen sein, das Campen in diesem Teil des Parks ist verboten. Aber zumindest kann ich tolle Bilder vom Gletscher bei klarer Sonne machen.

Vom Gletscher sind es 60 km  bis zum Campingplatz Libre El Huala (davon 30 km Gravel) und am nächsten Morgen müssen wir den ganzen Weg wieder zurück. Wir verbringen dann einen ganzen Tag am Gletscher, aber so sonnig und klar wie gestern ist das Wetter nicht. Da der Campingplatz so schön ist, verbringen wir auch noch eine zweite Nacht hier. Eigentlich ist auch noch eine dritte Nacht geplant (nebst Spaziergängen im Park), aber Marion entscheidet sich doch, noch zum Nationalpark Torres del Paine in Chile zu fahren. Also brechen wir nachmittags vom Campingplatz auf, fahren nach Calafate hinein, tanken hier und füllen Wasser auf. Wir übernachten hier an einer ruhigen Straße.

Wir fahren die Ruta 40 bis zum Grenzübergang nach Chile und dahin in Richtung Nationalpark. Die Campingplätze im Nationalpark sind sündhaft teuer, deshalb übernachten wir zweimal frei am Parkeingang. wir machen diverse Ausflüge im Park und machen uns dann auf den langen Weg zurück nach Uruguay. Bevor wir den Park verlassen, gehen wir aber noch auf den Campingplatz Lago Pehoe.

noch Samstag, 09.04.2016 An einem Halteplatz bekommen wir Gelegenheit, zwei junge Füchse aus nächster Nähe zu fotografieren, die begriffen haben, dass man einen Teil der täglichen Futterration von den Touristen holen kann, die hier regelmäßig anhalten … In Calafate beginnt ein Rennen gegen die Zeit. Wir haben eine tolle Sonne und niemand weiß, wie es morgen aussieht. Wir tanken und füllen an der Tankstelle auch Wasser auf, in einem Cafe können wir, neben leckerer Torte kaufen, auch telefonieren und den neuesten Spiegel herunter laden. Dann fahren wir zum Eingang des Parque Nacional Perito Moreno, und als wir dort ankommen, ist es genau 15.59! Die Parkwächterin kennt keine Gnade, ab 16 Uhr ist der Zugang geschlossen, Einlass ist erst morgen früh wieder um 8.00 Uhr. Ich ziehe alle Register, werfe die Arme hoch, bin fast am Heulen, und da erweiche ich das Herz der Dame, und wir dürfen doch noch heute bis zum Gletscher fahren (immerhin 30 km entfernt). Das alles mache ich, da wir dicht beim Gletscher übernachten wollen, um morgen früh zu den ersten zu gehören, die dort sind. Dieser Teil klappt allerdings nicht, das Campen ist im Park verboten und wir müssen bis 19 Uhr den Park wieder verlassen.

Wir haben ein (sehr teures) Tagesticket erworben und können mit diesem nur dann morgen wieder in den Park hinein, wenn wir nachweisen, dass wir die Nacht auf dem Nationalparks-Campingplatz verbracht haben, der wiederum ebenfalls 30 km vom Eingang entfernt ist, leider nur in der anderen Richtung. Sonst müssen wir morgen leider ein neues Ticket kaufen.

Da wir das Ticket nun schon gekauft haben, fahren wir tatsächlich für knapp drei Stunden die 30 km bis zum Gletscher. Der erste Eindruck ist überwältigend, und Hartmut kann, noch mit viel Sonne, viele schöne Bilder vom Gletscher und den umliegenden Bergen machen. Der anschließende, lange Weg zum Campingplatz ist ermüdend und stressig, immerhin sind es 30 km zurück zum Parkeingang und dann 30 km Gravel bis zum Campingplatz. Dutzende Hasen haben es sich zur Aufgabe gemacht, in der beginnenden Dämmerung quer über die Gravelroad zu schießen, einen erwischt Hartmut fast. Als wir endlich am besagten Campingplatz an kommen, ist selbiger geschlossen, na prima, das hätten sie uns am Parkeingang auch erzählen können. Aber nicht weit entfernt gibt es einen Campingplatz „ohne jede Einrichtung“ (keine Toilette, kein Wasser, nichts). Der ist pflegeleicht und deshalb weiter geöffnet. Wir stehen über Nacht auf diesem weitläufigen Gelände, wir sind die einzigen Gäste hier.

Sonntag, 10.04. 2016 Nach einem kurzen Kaffee, und einem Foto vom Campingplatzschild (zum Nachweis der Übernachtung) düsen wir um 8.00 Uhr los. Wir halten aber immer wieder an, um die Farbenpracht am Himmel und auf den Bergspitzen zu bewundern, die die Morgensonne dort entfacht. Um 9.00 Uhr dürfen wir den Checkpoint passieren, nicht ohne vorher den Nachweis des Campingplatzbesuches zu erbringen, in diesem Fall das besagte Campingplatzschild-Foto!! Auf dem oberen Parkplatz ist noch alles frei, und so ergattern wir einen schönen Platz an der Außenkante, und können gefahrlos unsere Treppe auch mal eine Weile aus gefahren lassen. Nun frühstücken wir erst mal in Ruhe mit mit tolle Blicken auf die Berge und den Gletscher, der uns ja jetzt nicht mehr weg läuft….Dann starten wir, um die vielen Wege ab zu laufen, die ganz verschiedene Perspektiven des Gletschers bieten. Obwohl der Himmel heute nicht mehr so strahlend blau ist, kommt langsam die Sonne hervor, und so können wir, ohne zu frieren, sehr lange an einem der Aussichtspunkte stehen, der eine sehr kurze Distanz zum Gletscher hat. Weil es mit ca. 6 bis 10 Grad C° Außentemperatur doch eher kühl ist, fallen lange nicht so viele Eisbrocken in den Gletschersee, wie in den Sommermonaten. Also heißt es: warten, warten, warten. Komischer Weise wird uns dabei aber nicht langweilig. Dieses Naturwunder hat uns schon längst in seinen Bann geschlagen.

Am frühen Nachmittag legen wir mit Kaffee und Kuchen im mollig warmem WoMo eine kurze Pause ein, dann machen wir noch einen Rundgang, bei dem wir die linke Seite des Gletschers bewundern. Während am Vormittag die ganze Breite des Gletschers zu sehen war, bewegen wir uns hier im unteren Teil des 'Geländes, und schauen an der 60 Metern hohen Gletscherwand empor, einfach imposant, das Ganze. Um 17.30 machen wir uns auf den Rückweg, und übernachten noch einmal auf dem gleichen Platz, wie letzte Nacht. Wir erleben noch einen ungemein dramatischen Sonnenuntergang, bevor wir todmüde ins Bett sinken.

Montag, 11.04.2016 Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang am See entlang, und wir entdecken tatsächlich eine Gruppe grün gefiederter Papageien, unglaublich hier oben, in der rauen Landschaft. Mit meiner Vogelkamera mache ich mich auf die Jagd nach dem schönsten Motiv. Danach rätsle ich hin und her, der Nationalpark Torres del Paine ist nicht weit entfernt. Hartmut rechnet mir vor, wie viele Tage es dauern würde, wenn wir doch noch zu diesem Park fahren. Ihn pressiert es nicht so, will er doch im Herbst nochmal nach Chile und Argentinien fahren, spätestens dann kann er den Park besichtigen. Mir selber ist wichtig, das die Rückfahrt halbwegs moderat verläuft und wir in Uruguay genügend Zeit haben, um all die Sachen einzupacken, die ich mitnehmen will. Der Park lockt und so entscheiden wir uns, doch noch dahin zu fahren. Nach all den Rechnereien bin ich sicher, dass wir trotzdem die Rückfahrt noch in Ruhe gestalten können, auch mit dem Besuch der Halbinsel Valdez. Und so packen wir alles schnell zusammen, und fahren gleich am Nachmittag zurück nach Calafate. Bis wir eingekauft, getankt, Wasser ein gefüllt haben, ist es Abend, und wir suchen uns in einer ruhigen Wohnstraße einen Platz zum Übernachten.

Dienstag, 12.04.2016 Wir beeilen uns heute, und lassen sogar unsere „Gymnastikstunde“ ausfallen, weil wir am Abend im Park sein wollen. Das Wetter ist immer noch klasse, eine fantastische Fernsicht, so dass wir ein letztes Mal die Ausläufer des südlichen Eisfeldes in voller Schönheit bewundern können. Zunächst fahren wir zügig auf glattem Asphalt, aber dann erwischt uns eine der schlechtesten Gravelstrecken der gesamten Tour überhaupt. Die Asphaltstraße verläuft über Esperanza und ist 70 km länger als eine Abkürzung per Gravelroad. Wir nehmen (leider) diese, aber sehr schnell entwickelt sie sich zu einer absoluten Klamottenstrecke. Wir hoffen immer, das es besser wird (wird aber nicht) und irgendwann sind wir soweit gefahren, dass ein Umkehr nicht mehr lohnt Dafür sehen wir wenigstens viele Guanakos und Nandus, ganze Herden, und an einer Stelle entdecken wir auf einer großen Feuchtwiese sogar Flamingos, welche Überraschung!

In Cerro Castillo queren wir die Grenze nach Chile und der junge chilenische Zöllner schaut sich nur kurz im WoMo um, und „konfisziert“ dann ein paar uralte Obststücke, das war es. Die Straße zur Grenze hin ist Gravel (obwohl in der Karte als Asphalt eingezeichnet), als Ausgleich ist die weitere Stecke Richtung Park dann asphaltiert (in der Karte als Gravel eingezeichnet).Wir fahren am riesigen Lago Sarmiento de Gamboa vorbei, in der Ferne leuchtet der Gray-Gletscher über den See. Dann umrunden wir die Laguna Amarga mit vielen Flamingos. Sie sind aber weit entfernt und Hartmut verzichtet auf ein Fotosession, dann kommen wir zum Parkeingang des Torres del Paine. Leute vor uns haben direkt am Parkeingang übernachtet, die Lady heute will uns das aber nicht erlauben, wir sollen zum privaten Campingplatz an den Torres fahren und dort für knapp 30 € übernachten. Außerdem will und die Rangerin um 17 Uhr nachmittags die volle Gebühr für diesen Tag abknöpfen. Dsa fahfrfen wir lieber zwei Kilometer zurück, und stellen uns an den Zaun eines Hotels mitsamt Campingplatz hin, zur Zeit total unbewohnt. Vor uns, in aller Pracht, grüßen die drei „Torres del Paine“, wir haben es geschafft.!! Ob das schöne Wetter auch Morgen noch anhält?? Heute Nachmittag, als wir am Lago Sarmiento vorbei gefahren sind, konnten wir in der Ferne sogar noch den Grey-Gletscher in der Sonne glitzern sehen, und die großer Guanako-Herde ließ sich am späten Nachmittag wegen der tief liegenden Sonne nur schwer fotografieren. „ Et kütt, wie et kütt“, sagt der Kölner, und so legen wir uns zur Ruhe, in der Hoffnung, dass uns der Wettergott auch Morgen und Übermorgen noch hold sein wird. 

Mittwoch, 13.04.2016 Als ich heute Morgen die WoMo-Tür öffne, ist es noch dunkel, aber am Horizont ist ein glutroter Streifen zu sehen, die Sonne kündigt sich an. Wenig später, ich habe Hartmut aus dem Bett gelockt, erleben wir einen der schönsten Sonnenaufgängen überhaupt. Die Torres leuchten dunkelrot, und heben sich damit vom noch dunklen Nachthimmel ab.

Beim Frühstück bemerkt Hartmut, dass wir in genau 4 Wochen im Flieger nach Hause sitzen. Uns ist klar, dass wir in Europa lange auf so einen Sonnenaufgang warten müssen. Es sieht eher nach Regen aus, und uns wird auch klar, dass unsere Monate lange „Schönwetter-Periode“ nun endgültig vorbei sein dürfte. Nichts desto trotz setzten wir uns ins Auto, und fahren zur Laguna Azul. Unterwegs machen wir Halt an den Wasserfällen des Rio Peine, der sich hier durch eine enge Schlucht zwängt. Es halten sich noch erstaunlich viele Touristen im Park auf, die aus Puerto Natales mit dem Tourbus den Park „erkunden“. Auf dem Weg zur Laguna Azul begegnen uns jetzt Guanakos auf Schritt und Tritt. Im Park dürfen diese wunderschönen Tiere ja nicht gejagt werden, und sind deshalb auch nicht scheu. Ich bin begeistert, und knipse ein Bild am anderen. An der wunderschön gelegenen Laguna ist es kalt und einsam, auch die Vogelwelt ist abgerückt. Nur ein Ranger harrt hier aus, hinter seinem Haus stapelt sich das Feuerholz; so ungemütlich, wie es jetzt hier aussieht, wird er es wohl brauchen.

Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir zurück zum Eingang des Parks, bezahlen, und machen uns dann auf den Weg zum Campingplatz „Torres Hotel und Shelter“, direkt am Fuß der Torres. Aber das Ganze sieht mittlerweile wie eine kleine Hotel- und Zeltstadt aus, und die Torres sind von diesem Standort auch nicht zu sehen. Also stellen wir uns wieder an unseren ersten Übernachtungsplatz, von dem aus wir die drei markanten Bergspitzen des schlechten Wetters wegen aber auch nicht sehen. Aber unterhalb des kurzen Abhangs, an dem wir stehen, befinden sich in einem Pferch einige Schafe in „voller“ Wolle. Ihre gekrümmten Hörner sind durch ihr dichtes Fell nur teilweise sichtbar. Sie sehen, gelinde gesagt, einfach zum Piepen komisch aus, und erinnern uns an einen herrlichen Krimi, in dem das Schaf Miss Maple und und ihre Truppe einen Fall übernehmen und erfolgreich lösen.

Donnerstag, 14.04.2016 Trotz des schlechten Wetters machen wir einen Ausflug zum Lago Pehoe. Die Straße führt längs durch den Park, es sind so 25 km. Wir brauchen endlos lang dafür, da wir immer wieder anhalten, aussteigen und die herrliche Landschaft bewundern (und fotografieren). Die Gegend war ursprünglich einigermaßen bewaldet. Das endete 2011/12, als ein Tourist aus Leichtsinn einen Brand verursachte, der große Teile der Wälder hier vernichtete. Bei dem rauen Klima hier dauert es sehr lange, bis neue Bäume wachsen, in den 4 ½ Jahren seitdem ist kein neuer Baumwuchs erkennbar. Seitdem kostet es auch bis zu 2500 US$, wenn man beim Feuermachen erwischt wird.

Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit so gebessert, dass wir eine Wanderung zu einem Mirador am Lago Nordenskjold machen können. Es sind 7 km hin und dann wieder zurück. Die ganze Zeit haben wir das Torres Del Peine Massiv, und die Gletscher des Paine Grande Hill vor Augen, sie ragen über 2000 m vor einem hoch. Von dort ist immer wieder ein deutliches Grollen zu hören, wenn Eisbrocken aus dem Gletscher abrutschen. Zurück gekommen, gönnen wir uns einen kurzen Nachmittagskaffee auf dem Parkplatz am Beginn der Wanderung, und fahren dann zum Lago Pehoe Camping. Die Campingplatzlizenzen im Park wurden an Private vergeben. Die Nationalparkscampingplätze (CONAF-Plätze) kosten normalerweise 10 – 12 € für uns, dieser hier kostet 22 €, ein Lob der Privatisierung.