Das Bild zeigt die Route von Los Angeles (Long Beach) nach San Diego, dann nach Mexicali und dann die Baja Californien hinunter bis La Paz. In La Paz haben wir dann aufs Festland übergewechselt, was das Thema des nächsen Kapitels ist.
09.01.2014 Erschöpft sitzen wir nach Ankunft in LA und einem kurzen Abendessen auf unseren Hotelbetten. Ich habe meine Uhr absichtlich noch nicht umgestellt, deshalb kann ich ablesen, wie lange wir unterwegs waren, nämlich länger als einen Tag. Der Flieger nach Philadelphia war nur halb besetzt, deshalb konnte ich eine komplette Sitzreihe für einen wohlverdienten Nachmittagsschlaf besetzen; anschließend machte es sich Hartmut bequem. Ab Philadelphia dann : Stress pur!!! Ausgehend von der Annahme, wir hätten hier einen 5-stündigen Aufenthalt, standen wir geduldig in der langsamsten Schlange der Passkontrolle, die vor uns zunächst einmal einen anderen „Flieger“ abfertigen musste. Nach der Passkontrolle kam das große Entsetzen: Hartmut hatte sich verlesen! Die 5 Stunden waren auf knapp 2 Stunden zusammen geschrumpft. Eigentlich sollten wir zu diesem Zeitpunkt schon im Flieger nach LA sitzen! Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein, hier kam es in Gestalt eines netten kleinen Schnüffelhundes, der meinen Apfel und ein Brötchen haben wollte. Was auf australischen Flughäfen in so einem Fall nett und freundlich über die Bühne geht, wird in den USA zum Kapitalverbrechen. Auf Anweisung hin schlurten wir unsere monströsen Gepäckstücke (u.a. einen Seesack mit Stoßdämpfern drin!) zur Lebensmittelkontrolle, wo man sich angesichts unserer Eile Zeit nahm. Nach gefühlten 15 Minuten durften wir von dann ziehen. Im Schweinsgalopp ging es nun zum erneuten Einchecken, und wieder wurden wir aufgehalten: ein Kontrolleur interessierte sich brennend für einen mitgeführten Spannungsumwandler in Hartmuts Rucksack. Und da der Rucksack bis obenhin mit Kleinteilen für das WoMo angefüllt war, dauerte auch diese Inspektion sehr lange. Verursacht durch die Hektik, vergaß Hartmut dann auch noch sein (allerdings defekte) Handy. Nun ging es wirklich im Laufschritt in Richtung Flieger. Die Zollbeamten, die uns kommen sahen, winkte uns durch, das Gepäck wurde uns im Laufgang zum Flieger abgenommen, und 5 Minuten vor Abflug saßen wir total erschöpft in den engen Sitzen.
Der Hunger meldete sich nun nach all der Aufregung. Wir warteten, und nach einiger Zeit mit knurrendem Magen kam das Bodenpersonal mit Sandwiches und Kaltgetränken durch, alles zu horrenden Preisen zu erwerben! Wir waren platt. Ich kramte im Rucksack, und förderte ein trockenes Frankfurter Brötchen zutage, was ich in der Hektik vergessen hatte, bei besagter Kontrollbehörde in den Korb zu legen. Für sechs weitere Flugstunden musste das, zusammen mit einer Flasche Wasser, reichen!
10.01.2014 Heute sieht die Welt schon wieder freundlich aus, blauer Himmel und warmer Sonnenschein heben die Laune trotz unserer hartnäckigen Erkältung, die wir aus Heidelberg mit gebracht haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir im Taxi zum Storage, um unser rollendes Heim zu inspizieren. Erleichtertes Aufatmen, als nach kurzer Inspektion alles in Ordnung ist. Auf unserem „alten“ Campingplatz in Long Beach ist kein einziges Plätzchen frei, und so ziehen wir weiter nach Süden, zum „Newport Dunes Waterfront Resort“, laut Internet-Werbung der ideale Platz für Langzeit-Urlauber. Die Wirklichkeit sieht anders aus: eingerahmt von Straßen, inmitten einer Flugschneise gelegen, dröhnt es hier Tag und Nacht. Zum ersten Mal bin ich etwas froh über meine Schwerhörigkeit. Und hier machen viele Amis ihre Winterferien?? Wir können es nicht fassen.
11.01.2014 Heute fahren wir nach San Diego. Die Strecke zwischen LA und San Diego ist die meist befahrene Straße in Kalifornien. Obwohl es Sonntag ist, herrscht dichter Verkehr. Es gibt viele hübsche Touristenstädtchen, aber alles ist dicht besiedelt, und die Küste ist überhaupt nicht mit der wunderbaren Oregon-Küste zu vergleichen. Wie man hier urlauben soll, ist uns ein Rätsel, aber die Amerikaner, das haben wir ja nun schon mit bekommen, sind einfach anders gepolt. Wir steuern den örtlichen KOA-Campingplatz an, der selbst den Newport-Campingplatz in punkto Autolärm noch um Längen schlägt, obwohl der Reiseführer ihn als „ruhig“ bezeichnet. Wir verkrümeln uns in die hinterste Ecke, wo das Rauschen des Autoverkehrs erträglich ist.
12.01.2014 Heute ist „Bau-Tag“ auf dem Campingplatz. Wir haben so diverse Teile aus Deutschland mit gebracht. Schon in LA hatten wir die Batterien gewechselt. Die alten (es waren Säurebatterien) schienen uns nicht mehr tauglich für das nächste Reisejahr. Und in den USA hat man da einfach mehr Möglichkeiten als z.B. in Bolivien. Nach einer Diskussionsrunde im Wohnmobilforum haben wir uns für die „Optima Batterien“ entschieden. Es sind gewickelte AGM-Batterien, die eine besonders lange Lebensdauer haben sollen. Leider bekommen wir in unserem „Batteriefach“ im Womo nur 2 x 55 Ah-Batterien unter und keine 2 x 80 Ah. Um eine dritte Batterie verstauen zu können, wurde eine der beiden Fahrzeugbatterien gegen eine Optima ausgetauscht. 3 x 55 Ah = 165 Ah insgesamt reichen uns. Diese dritte Batterie muss aber mit ausreichend dicken Kabeln (10 mm²) an die anderen angeschlossen werden. Und dann reichen die 13,8 V der Lichtmaschine nicht mehr so richtig aus, um die AGM-Batterien halbwegs rasch vollzukriegen. Dazu wird eine maximale Ladespannung von 14,8 V benötigt. Also wird ein 600 W Sinuskonverter benötigt, der das Ladegerät mit Strom versorgt. Bei ausreichend Sonne werden in Zukunft die Batterien über die Solarzellen und Lichtmaschine geladen, bei Schlechtwetter über den Sinunsinverter/Ladegerät.
Seit Missoula/Montana leckt einer der beiden Stossdämpfer hinten. Jetzt endlich sollen hinten neue Dämpfer eingebaut werden. Dann wollen wir das Dachfenster gegen einen Ventilator austauschen, um in den heißen Ländern die Innenluft absaugen zu können. All das dazu benötigte „Zeug“ haben wir im Reisegepäck mitbebracht.
Hartmut baut das neue Dachfenster mit einem Ventilator ein, und legt dicke Kabel von vorn nach hinten, was nur nach ausgiebiger Fummelarbeit gelingt. Außerdem soll vom Toyotahändler unter meinen Sitz im Hilux der Sinusinverter eingebaut werden. Auch der muss kabelmässig versorgt werden. Ich vergnüge mich derweil in der coin laundry mit unserer schmutzigen Wäsche. Wenn sich Geld so schnell vermehren würde, wie unsere Schmutzwäsche auf dieser Reise, dann wären wir schon reich! Abends bestellt Hartmut noch bei Amazon ein neues „unlocked“ Handy, unseres (defektes) verblieb ja in Philadelphia.
13.01.2014 Wir hatten Anfang Dezember bei einem Toyotahändler in San Diego (bzw. in Chula Vista bei San Diego) einen Inspektionstermin für den 13.01. vereinbart um 8:30 Uhr. Dabei hatte ich extra auf die Fahrzeughöhe hingewiesen (3 m). Morgens kommen wir nun an, es ist ein Riesenhändler. Nach einem kurzem Blick auf unser Fahrzeug bekommen wir mitgeteilt, man könne die Inspektion nun doch nicht durchführen. Die Hebebühne ist nicht hoch genug, um aufrecht unter dem Fahrzeug arbeiten zu können. Auch der Hinweis, dass Hartmut extra die Höhe des Fahrzeugs angegeben hat, hilft uns nicht weiter, noch nicht mal eine Entschuldigung gibt es, und der Chef ist angeblich in Urlaub. Wir schauen uns an, und denken beide das Gleiche - „armes Amerika“ ! Zum Glück bekommen wir die Adresse von einer privat geführten Werkstatt, die sich hauptsächlich um Wohnmobile kümmern. Dort wird zwar keine vollständige Inspektion gemacht, aber die wichtigsten Sachen, wie Stoßdämpfer einbauen, Ölwechsel, Reifen tauschen sind am späten Nachmittag erledigt. Die weiteren Arbeiten sollen am 15.01. erfolgen.
Unser unlocked handy ist angekommen. Für 24 $ haben wir den 1 Tage-Versand gewäht (sicher ist sicher). Ein
frohgemutes Installieren all meiner Programme auf dem Handy zeigt schnell, dass das Handy sehr wohl
gelockt ist. Meine AT&T Simkarte wird nicht askzeptiert und ich will einfach nicht einen USA-Vertrag mit der Telekom machen. Und wieder alles einpacken und zurückschicken. Im Gegensatz zu
Deutschland kostet in den USA bei Amazon der Rücktransport das Geld der Kunden. Der "Kundenschutz" ist in den USA deutlich schlechter als bei uns. Mal sehen, ob wir das Geld zurück
bekommen.
15.01.2014 Der gestrige Tag lässt sich mit einem Satz beschreiben: Es ist eine Endlos-Fahrt durch die Stadt, um Besorgungen zu machen, und eine Versicherung für Mexiko ab zu schließen, langweilig und nervig, und trotzdem notwendig. Dafür fängt der heutige Tag wenigstens mit einem kleinen Geburtstags-Frühstück anlässlich meines 65. Geburtstags an. Es gibt Torte, Kerzen , ein Geburtstagsständchen und einen kleinen Blumenstrauß, gepflückt auf dem Campingplatz. Dann geht es erneut zum Wohnmobil-Händler, der unseren Wasserfüllschlauch erneuert (der alte hatte ein Loch). Der Sinusinverter wird eingebaut, Marion organisiert vor Ort noch ein paar Telefonate, damit auch alle gratulieren können!
Wir beschließen, es für die Nacht mal mit dem Silverstrand Beach State Park zu versuchen. Eigentlich besteht der State Park nur aus einem betonierten, langgestreckten Areal direkt am Pazifik, gelegen auf einer schmalen Halbinsel. Von Süden kommend, kann man diese Halbinsel auf einer vierspurigen Straße entlangdüsen, am Ende über eine hohe Brücke fahren, und direkt in der Down Town von San Diego landen. Der Park ist nur durch ein schmales Zufahrtssträßchen von der großen Straße getrennt. Für stolze 65 $ darf man nun in der ersten, für stolze 50$ in der zweiten Reihe stehen und dem Verkehr lauschen. Der ist hier so durchdringend, dass noch nicht einmal das Meer dagegen anrauschen kann. Müde vom Tag bleiben wir trotzdem, und überstehen die Nacht nur mit Ohropax. Wir sind ja mittlerweile einiges in Punkto Lärm gewohnt, aber das hier übertrifft alles bisher Erlebte. Und was uns noch mehr erstaunt, ist die Tatsache, dass selbst hier an diesem Ort „snowbirdies“ in ihren riesigen Bussen überwintern, also jene Amerikaner, die den Winter lieber in der Sonne verbringen.
16.01.2014 Heute steht ein Zoobesuch auf dem Plan, ein Wunsch von mir. Der San Diego Zoo ist der zweitgrößte des Landes, berühmt für seine Freigehege, seine Gondelbahn und seine Pandazucht. In einem Bus mit offenem Verdeck drehen wir die erste Runde durch den Zoo, unterhalten vom Busfahrer, der glatt in Las Vegas als Entertainer auftreten könnte; 45 Minuten ohne Pause sprechen, und dabei jeden Satz mit einem lauten Lachen begleiten, das muss man erst mal können! Danach sind wir total geschafft.
Aber dann gehen wir auf eigene Faust los, und sind begeistert. Bei den Pandas ist richtig was los, sie sind hier die Stars. Interessant war zu hören, dass sämtliche Pandas, auch die im Zoo von San Diego geborenen, aufgrund eines Abkommens zwischen China und USA den Chinesen gehören, und eines Tages an die Chinesen abgegeben werden müssen. Besonders die riesigen Vogelvolieren, in die man hineingehen und die Vögel aus nächster Nähe beobachten kann, haben es uns angetan. Da ich, mit Verlaub gesagt, etwas vogelverrückt bin, kann mich Hartmut hier kaum weg bekommen. Am Abend fahren wir reumütig wieder zu unserem alten KOA-Platz zurück, dort ist das Grundrauschen etwas leiser.
18.01.2014 Heute nun soll es endlich über die Grenze nach Mexico gehen. Die letzte Nacht haben wir kurz vor der Grenze, in El Centro , auf einem der typischen Überwinterungsplätze der Amerikaner verbracht, lt. Reiseführer ein Spitzenplatz. Die Vorzüge zeigten sich nach und nach: Stellplätze wie Sardinendosen, das vertraute Autobahnrauschen , scharfer Güllegeruch (in der Nähe befindet sich eine große Rinderzuchtanlage!!), und ein Lokal schräg gegenüber, dass den Platz bis Nachts um 11 Uhr zuverlässig beschallt (ein Boxkampf), dazu das Juwel der Anlage, ein Golfplatz, Mensch, was willst du mehr!
Der Grenzübergang in Mexikali gestaltet sich schwierig, und zwar aus folgendem Grund: während sich unseren Informationen zufolge der „große“ Grenzübergang, an dem man auch die Einfuhr des Fahrzeugs regeln kann und seinen USA-Visazettel abgeben kann, mitten in der Stadt befindet, und der kleine weit vor der Stadt liegt, ist es nun genau umgekehrt. Wir fahren also mitten in der Stadt nach Mexiko rein. Dort gibt es aber keinen amerikanischen Grenzbeamten (Abgabe der Visazettel) und keinen mexikanischen Zoll für die Fahrzeugeinfuhr. Deshalb müssen wir auf der Mexikoseite in einem großen Bogen zum anderen Übergang zurück fahren. Dort stauen sich die Fahrzeuge in Richtung USA und wir warten und warten. Aber schließlich passieren wir die Grenze zur USA, können dort die Visazettel abgeben und werden von dort wieder in Richtung Mexiko eskortiert. Hier geht es zum mexikanischen Zoll (banjercito), wo wir die Fahrzeugeinfuhr regeln und endlich haben wir alles zusammen und es kann losgehen.
Das hört sich lustig an, war aber nervig, weil wir ja noch einige Kilometer zu fahren hatten, genau genommen bis zum Ort San Felipe, an der Golfseite der Baja California gelegen. Als der Ort in Sichtweite ist, biegen wir kurz entschlossen zum „Campo de Amigos“ ab, wo außer einem Mexikaner, der aussieht, als wäre er gerade einer Mülltonne entstiegen, niemand zu sehen ist. Er fordert freundlich seine 12 $ für die Nacht und wünscht uns einen schönen Abend. Obwohl es weder eine ordentliche Toilette oder gar Wasser gibt, sind wir froh, für den ersten Abend hier stehen zu können; wir genießen den Blick über die Bucht und den tollen Sonnenuntergang. Später kommt unser Mexikaner noch einmal herüber, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei, rührend!
19.01.2014 Als wir heute Morgen eine Bank ansteuern wollen, steht da die Polizei mit Blaulicht vor der Tür, ein Fahrzeug steht quer auf der Straße. Wir vermuten einen Unfall, aber nein: hier hat vor kurzem ein Banküberfall statt gefunden .Nicht auszudenken, wenn wir eine Stunde früher am Ort des Geschehens gewesen wären. Wir finden: das ist doch ein ordentlicher Beginn einer Reise durch Mexiko! Aber ein bisschen mulmig ist uns trotzdem. Nach unseren Einkäufen beschließen wir, die Campingplatzperle des Ortes zu inspizieren. Wir wollen u.a. auch heraus finden, wie vertrauenswürdig unserer amerikanischer Campingplatzführer für Mexiko ist. Schnell wird klar, dass der Platz seine besten Tage lange hinter sich hat. Hier stehen, im nun schon bekannten Sardinendosenformat , in zwei Reihen amerikanische Dickschiffe, mit „fully hook up“, das ist wichtig für die Überwinterer. Die, die in der ersten Reihe stehen, können das Meer genießen, der Rest in der zweiten Reihe sieht nix. Jedes WoMo hat ein Sonnendach, und die zweite Reihe kann sich auf eine Art „Dachterrasse“ begeben, von wo aus wenigstens ein Hauch von Meer zu sehen ist. Die Toiletten funktionieren, bei den Duschen fallen die Duschköpfe bei Berührung auf den Boden. Wir beschließen, den Aussagen des Campingführers von nun an mit äußerster Skepsis zu begegnen.
Weil es schon spät, und wir müde von den ersten Eindrücken sind, verbringen wir die Nacht trotzdem hier.
23.01.2014 Nach zwei weiteren Strandtagen an unserem ersten Platz, die wir vor allen Dingen mit Haken kleben verbringen (jetzt ist endlich mal Ordnung im Laden!!!), brechen wir in Richtung Süden auf. Der nächste Ort heißt Puertecitos. Mit Blick auf die Uhr (um 17 Uhr geht die Sonne unter) biegen wir zum Campo de Conquistator ab, und landen vor der Haustür eines Rentnerpaares aus den USA. Seit 15 Jahres leben die beiden hier in der Einsamkeit. Wir stellen uns hinter das Haus, und erfahren am nächsten Morgen, dass es so einsam hier gar nicht ist: es gibt eine „community“, man wünscht sich per walky talky gegenseitig einen guten Morgen und lädt zum Grillen ein. Wenn es an der Ostküste der Baja zu heiß wird, zieht das Paar in ein zweites Haus an der Pazifikseite um, so einfach ist das.
24.01.2014 Wir machen uns auf den Weg zur Bahia de los Angeles. Der Weg führt uns über eine Rüttelpiste fast 70 Kilometer durch das Gebirge. Unterwegs übernachten wir nach langer Diskussion zum ersten Mal frei. Unser WoMo kann zwar von der Straße gesehen werden, aber nicht mehr in der Dunkelheit, da die Scheinwerfer eines Wagens uns nicht erfassen. Außerdem ist die Strecke so schlecht, dass nach uns eh nur noch ein oder zwei Fahrzeuge vorbei fahren. Am nächsten Tag sind es nur noch etwa 20 Kilometer schlechter Wegstrecke, bis wir an die Mex 1 gelangen, der Hauptverkehrsverbindung quer durch die Baja California. Wir halten des Öfteren an, um die vielen unterschiedlichen Kakteen zu bewundern und zu fotografieren. Links und rechts der MEX 1 sind zwei Gebiete als eine Art Naturschutzgebiete ausgewiesen. Hier gibt es eine ungewöhnliche Vielfalt von Kakteen, die man an anderen Stellen der Baja so nicht findet. Ich stampfe (wegen der Schlangen) durch das Gebiet, und knipse alles, was mir vor die Linse kommt. Zum Schluss bleibe ich natürlich an einem Kaktus hängen, und es dauert etwas, bis ich mit der Pinzette alle feinen Stacheln aus Haut und Hose gezogen habe.
Am Nachmittag landen wir in Hartmuts Traumbucht die er vor 20 Jahren mit unserem Freund Volker Tetzlaff mit dem Fahrrad angesteuert hat. Vieles hat sich verändert, aber der Blick über die Bucht ist laut Hartmut immer noch genau so schön. Wir beschließen, hier zwei Tage zu verbringen.
29.01.2014 Eigentlich waren hier nur zwei Übernachtungen geplant, aber aus den zwei sind nun fünf geworden. Schuld daran ist unter anderem ein amerikanisches Pärchen, dass fünf Gehminuten entfernt mit ihrem altersschwachen VW-Bus ihr Lager auch direkt am Strand aufgeschlagen hat. Chris und Gabriele sind das typische amerikanische Ehepaar ohne Kinder, mit Zigeunerblut in den Adern. Jeweils im Frühjahr und im Herbst sind sie für etwa 2 Monate damit beschäftigt, für ihren Arbeitgeber das Aufstellen und Abbauen von aufblasbaren großen Tennishallen zu managen und zu überwachen. Den Rest des Jahres reisen sie. Es gibt kaum ein Land der Erde, in dem sie nicht schon waren. Von einer Paddeltour mit einem weiteren amerikanischen Globetrotter in unserem Alter zurückgekehrt, mit uns gemeinsam die gefangenen Fische und Muscheln zu verputzen. Ich backe noch schnell meinen „Camping-Kuchen“, und es wird ein schöner Abend am Lagerfeuer (Amerikaner machen immer ein Feuerchen!!). Nach all dem Stress mit Autoreparaturen und der Anfahrt von San Diego bis zur Baha California kommt jetzt zum ersten Mal so was wie Urlaubsstimmung auf. Aber erst am dritten Tag hören wir auf, in unserer Kiste rum zu wurschteln, und machen einen langen, wunderbaren Strandspaziergang. Wir beobachten dabei Möwen, Seeschwalben, Pelikane und zwei verschiedene Sorten Wattvögel mit ellenlangen Schnäbeln, die wir auch schon an der Oregon-Küste beobachten konnten. An jedem frühen Morgen können wir auch Delphine beobachten, die die Bucht mehrmals in Sichtweite durchmessen, auf der Jagd nach Fischen.
Heute jedoch geht es endlich los in Richtung Guerrero Negro, ein staubiger, etwas trostloser Ort, der aber immerhin über ein Hotel mit Restaurant und ordentlichem Stellplatz verfügt. Dort treffen wir Siegmund und Doris aus Bomlitz, einem kleinen Ort in der Nähe von Walsrode (Vogelliebhaber werden Walsrode kennen!!). Nach kurzem „Beschnuppern“ beschließen wir 1. für den morgigen Tag eine geführte Whale-Watching-Tour zu buchen, und 2. mit Familie Annussek im Restaurant zu Abend zu essen. Nach langer Zeit ohne deutsche „Reisebegleitung“ verbringen wir einen vergnügten Abend
30.01.2014 Heute ist, wie gesagt, Whale Watching angesagt. Es findet in der riesigen „Laguna Ojo de Liebre“ statt, eine von drei Walbeobachtungsbuchten auf der Baja. In der Bucht wird in großem Stil Meersalz, hauptsächlich für den industriellen Bedarf produziert. Der mexikanische Kapitän steuert das Boot mit uns 9 Touristen in die Bucht hinaus, und nun heißt es nur noch: abwarten. Hier befinden sich zur Zeit eintausendvierhundert (!!) Wale, sehr viele davon mit ihren gerade geborenen Babies. Wo wir auch hin schauen, sehen wir, wie die Wale ihre Fontänen hochpusten, und hören das Geräusch, das sie dabei machen. U-Booten gleich schwimmen die riesigen Tiere durchs Wasser, ihre Babies dicht an der Seite. Wir haben Glück, denn ein Wal hat Lust auf ein Spielchen; er nähert sich dem Boot und fängt an, sich an den Planken zu schubbern. Dann taucht er unter das Boot und hebt es ein wenig an; Die Leute, die vorher noch standen, setzten sich nun aber ganz fix hin und halten sich fest. Dann taucht eine Hand ins Wasser, und kann mit den Fingerspitzen für einen kurzen Moment über die Haut des Wales streichen, ein Glücksmoment, der Ehemann hat das Ganze auch noch fotografisch fest halten können. Alle sind begeistert. Ich hätte zwar auch gern gestreichelt, aber ich bezweifle, ob das für die Tiere auf Dauer gesund ist. Die Zeit vergeht wie im Flug. auf dem Rückweg können wir rechts und links die riesigen Salzberge sehen, die auf Pontons zwischengelagert werden, da die Bucht für große Schiffe zu flach ist. Die Pontons werden bei Bedarf in Richtung offenes Meer geschleppt, wo das Salz auf große Schiffe geladen und dann abtransportiert wird.
31.01.2014 Nach einer kleinen Besichtigungstour des Ortes San Ignacio, der in einem Palmenhain liegt, und eine wunderschöne Mission aus dem Jahre 1786 beherbergt, fahren wir dann doch weiter in Richtung Santa Rosalia. Der Ort, in dem einst eine Kupfermine betrieben wurde, ist von erschreckender Hässlichkeit. Die alten Industrieanlagen rotten vor sich hin, und der ganze Ort ist von Plastiktüten geradezu bedeckt. Wir verbringen deshalb die Nacht 15 Kilometer weiter südlich auf einem Platz am Meer, fest in amerikanischer Hand. Immerhin stehen wir ohne Aufpreis in der ersten Reihe. Da wir beschlossen haben, einige Zeit mit Familie Annussek zusammen zu reisen, stehen diese zwei Parkbuchten weiter.
Unsere Mails zeigen uns an, dass Familie Deiselmann (www.bummelmitpummel.de) inzwischen schon fast in La Paz angekommen sein müssen. Da Deiselmanns alles etwas gemütlicher angehen lassen, haben wir keine Eile, um sie dort auf zu suchen.
01.02.2014 Nach dem Frühstück fahren wir heute nach Mulege, einem hübschen Ort, inmitten einer Oase fast am Meer, gelegen. Wir fahren durch eine wunderbare Kakteenlandschaft, die Hartmut ausgiebig fotografiert. Der Campingplatz „Hotel Cuesta Real“, zwischen Straße und Fluss gelegen, ist relativ ruhig, die Stellplätze werden von Bäumen und Büschen begrenzt. Die Kolibries haben es besonders auf die Blüten der Granatapfelbüsche abgesehen, und kommen zahlreich; dennoch: am liebsten gehen sie an die Zuckerwasservorräte, die der Platzbesitzer an seinem Wohnmobil aufgehängt hat. Da schwirren mitunter 5 -6 Kolibiries gleichzeitig durch die Luft. Am Abend gibt es für die Gäste das „hauseigene“ Menue mit klassischer Musik vom Klassiksender des mexikanischen Fernsehsenders. Wir unterhalten uns mit einem alten Herrn aus Vancouver, der hier seit 15 Jahren den Winter verbringt, und einem Bruder des Regisseurs Volker Schlöndorff, der seit Urzeiten in den USA lebt, und gar kein Deutsch mehr spricht. Auch die Annusseks sind mit von der Partie.
02.02.2014 Heute erkunden wir mit den geliehenen Fahrrädern der Familie Annussek den kleinen Ort. Annusseks haben Elektro-Räder dabei, also auch eine gute Gelegenheit, sie mal aus zu testen. Die Vorzüge liegen auf der Hand, auch an steilen Stücken gibt es keine Probleme, wenn man rechtzeitig den richtigen schalter für mehr Elektro-Power drückt, und gleichzeitig manuell die Schaltung verändert.Das muss man etwas üben. Der Nachteil: die Dinger sind bleischwer, und mal eben anheben und drehen ist mit erheblichem Kraftaufwand verbunden. Wir fahren zu einer der vielen von den Jesuiten gebauten Missionskirchen hinauf, und haben von einem Hügel einen wunderbaren Blick über den Fluss und die Oase. Am Abend gibt es als Begleitung zum „Hausmenue“ mexikanische Liebeslieder mit Gitarrenbegleitung vom Platzbesitzer. Er erzählt uns von einem deutschen Filmteam, das vor langen Jahren einen Film über Mulege gedreht hat, und er dazu auserkoren war, seine Lieder zum Besten zu geben. Jedes Lied, jede Bewegung wurde gefühlte hundert Mal wiederholt, bevor die Filmcrew zufrieden war.
05.02.2014 Schweren Herzens verlassen wir die Bahia Conception, auf der wir, auf einer schmalen Landzunge campierend, zwei Tage verbracht haben. Links und rechts türkisfarbenes Wasser, Pelikane, Möwen und Reiher in seichten Wasser. Am Abend gibt es zusammen mit Doris und Siegmund Annussek einen schönen Lagerfeuer-Abend mit Jan Garbarek, unserem norwegischen Lieblings-Saxofonisten.
Aber die Zeit drängt etwas, und so starten wir in Richtung Loreto, einem ehemaligen Kupferminen-Ort. Er empfängt uns Plastiktüten vermüllt und mit rostigen Industrie-Ruinen. Wir unterlassen daher eine Besichtigung, und fahren stattdessen zur wunderschönen Mision San Francisco Javier de Vigge-Biaundo. Nach einer traumhaften, kurvenreichen Fahrt erreichen wir nach einer Stunde die Mission, die inmitten einer Oase mit landwirtschaftlichem Betrieb liegt. Wir picknicken auf der Begrenzungsmauer vor der Kirche, und genießen den schon recht warmen Nachmittag. Am Abend erreichen wir gerade noch den Ligui Beach, von dem sich die Annusseks , mit denen wir, der Leser hat es schon gemerkt, seit einigen Tagen gemeinsam fahren, gerade wieder entfernen wollten, weil er sehr einsam liegt. Aber gemeinsam, so beschließen wir, können wir hier die Nacht verbringen. Am Rand des Strandes gibt es ein kleines Feuchtgebiet, und so beobachte ich am nächsten Morgen ganze Heerscharen von unterschiedlichsten Seevögeln, angefangen von Pelikanen bis hin zu den agilen Strandläufern, die ständig in Bewegung sind.
07.02.2014 Heute geht es nach La Paz, der größten Stadt auf der Baja California. Wir wissen aus einem email, dass die Deiselmanns (www.bummelmitpummel.de) hier länger Station machen wollen, und sich hier mit Freunden treffen wollen, mit denen sie schon im Kanada einige Zeit miteinander gefahren sind. Von Familie Annussek wissen wir, dass sie ebenfalls Freunde treffen werden, mit denen sie in Kanada gemeinsam unterwegs waren. Der Leser ahnt jetzt schon, was kommt: Willi und Amon sind mit beiden Familien unterwegs gewesen, die Deiselmanns und die Annusseks kennen sich dagegen nicht. Nach einer Nacht auf einem stadtnahen Platz in La Paz, verabreden wir, uns alle, am Samstag an der Playa el Tecolote, weit außerhalb der Stadt, zu treffen.
08.02.2014 Nachdem wir eine Wagenburg gebildet haben, vergehen der Nachmittag und der Abend mit Quatschen, Muscheln sammeln und fachsimpeln.wir sind nicht allein: etliche Wohnmobile haben an diesem wunderschön Strand ihr Lager aufgeschlagen. Aber das Gelände ist so groß, dass ein Gefühl der Weitläufigkeit bleibt.
09.02.2014 Wir bleiben heute noch den ganzen Tag an diesem wunderbaren Strand und klönen mit Deiselmanns, die uns noch viel über ihre Jahre im australischen Busch und ihr Leben auf einem Segelboot erzählen.
Wir verabschieden uns am Abend mit einer Kostprobe meiner selbst produzierten Mango-Marmelade, wir bekommen einen „Stimmungsvogel“ aus Holz geschenkt (Kopf und Flügel nach oben = gute Laune und umgekehrt).