Mittwoch, 03.09.14 Eigentlich wollten wir beide am 21. Sept zurück nach Costa Rica fliegen. Wegen der unklaren Situation mit dem Womo wollte ich aber vor Ablauf der 3-Monate Frist in Alajuela sein (am 11.09.), um vor Ort alles klären zu können. Deshalb habe ich den Rückflug auf den 03.09. umgebucht. Marion will weiterhin am 21.09. fliegen, ich bin also 2 ½ Wochen alleine in Costa Rica.

Und wieder habe ich das Gepäck voller Ersatzteile. Ich will jedes wichtige Teil der Wohnkabine doppelt haben (jetzt habe ich auch einen Keilriemen in Reserve mit, falls mir mal wieder ein Schraubenzieher in den laufenden Keilriemen fällt und diesen zerlegt - natürlich wird das nicht passieren). Nachdem uns bislang zwei Netzteile der Rechner kaputt gingen, habe ich jetzt jedes Netzteil doppelt mit. Und da ich seit September letzten Jahres insgesamt zwei Verstärkerpumpen für das Frischwasser „verbraucht“ habe, nehme ich die gleich doppelt mit. Die Küchenarmatur hielt vom letzten September bis jetzt, also nehme ich gleich zwei Stück mit, eine wird gleich eingebaut und eine dient als Reserve. Für die Badezimmerarmatur nehme ich eine Reserve mit und gleiches gilt für den Ablüfter aus dem Womo. Sollte der mal ausfallen, wird die Kabine im Stand kaum noch bewohnbar, also hinein in das Gepäck mit einem Zweitlüfter. Dann war der eine Ventilator im Alkoven etwas zu wenig für uns beide. Marion soll einen „eigenen“ bekommen, damit sich jeder nach Bedarf nachts die Luft um die Ohren fächeln kann. Da kommt einiges zusammen.

 

Es ist ein Kreuz mit der Qualität der Womo-Einbauteile. Die Verstärkerpumpe z.B. hat anscheinend eine Soll-Lebensdauer von 1 h, dann gehen die Lager kaputt. Die Küchenarmatur hält anscheinend nur noch weniger als 1 Jahr, dann wird sie leck. In meinem Bimobil vorher hatte ich dieselbe Armatur und ich hatte in den 5 Jahren, die wir das Womo hatten, nie Probleme damit (leider gibt es für unser Waschbecken im Küchenteil keine andere). Mehrere Reisende haben uns bestätigt, das die Lebensdauer der Womoteile von Dometic in den letzten Jahren anscheinend deutlich kürzer wurde, die alten Teile hielten, die neuen nicht und so muss man alles doppelt und dreifach mitnehmen. Am besten hält noch die Elektrik von Votronic. Aber auch hier ist ein 600 W-Inverter gleich beim zweiten Einschalten kaputt gegangen. Das reparierte Stück ist ebenfalls Teil meines Gepäcks.

Das ganze ist in zwei Seesäcken verpackt, wobei der eine sogar Rollen hat, dafür ist das Packmaß sehr viel größer. 30 kg darf ich abgeben und 32 kg werden es.

 

Am Flughafen dann das nächste Problem. Ich kann nun mal kein Ausreiseticket aus Costa Rica nachweisen und es bedarf Überredungskunst, ehe die Leute vom Condorschalter das mit dem Womo in Alajuela akzeptieren. Dann geht es los und ich kann – es ist ja ein kompletter Nachtflug – sogar etwas in meiner Business -Lounge schlafen. Als ich vor der Zwischenlandung in Santo Domingo zur Toilette will, „laufe ich durchs Wasser“. Der komplette Boden ist klatschnass und die Stewardessen haben Decken auf den Boden gelegt – irgendwas stimmt da nicht.

 

Donnerstag, 04.09.2014 Normalerweise kann man die 1 ½ Stunden Aufenthalt in Santo Domingo im Flieger verbringen, ehe es nach Costa Rica weiter geht. Jetzt müssen wir aber den Flieger verlassen (2 Uhr Ortszeit) und verbringen die nächsten 2 h in einem Warteraum. Erst dann teilt man uns mit, dass wir Santo Domingo näher kennenlernen werden und in ein Resort an der Küste verfrachtet werden . Ehe das Gepäck abgeholt werden kann und die über 200 Leute in den Bussen sind, vergeht so seine Zeit. Dazu kommt die Fahrt zum Resort und das turbulente Einchecken, es ist 6 Uhr 30, ehe ich endlich in meinem Zimmer bin.

Es ist ein Riesen al-inklusive Resort, leider ist mein Zimmer diametral entgegengesetzt vom Strand mit dem einzig geöffneten Restaurant gelegen, gefühlsmäßig muss die Entfernung 1 km betragen. Auf jeden Fall werde ich heute mein Laufsoll erfüllen. Das Resort muss an die 1000 Zimmer haben, da im Moment aber Hurricane-Zeit ist, ist es kaum belegt. Die Anlage ist hübsch, aber man läuft sich wirklich die Hacken ab zwischen Strand und Zimmer und ich bin ziemlich müde.

Es dauert bis 14 Uhr, ehe wir endlich die Mitteilung bekommen, dass wir morgen um 3 Uhr früh zum Flughafen gebracht werden sollen und das um 6 Uhr soll der Flieger starten soll. Ich bin erleichtert, hatte ich doch schon die Sorge, dass ich am Freitag nicht rechtzeitig das Womo abholen kann und so (bis zum Montag) weitere 2 Tage im Hotel ohne Auto verbringen muss. So sollte es aber klappen.

 

Freitag, 05.09.2014 2 Uhr aufstehen, 3 Uhr losfahren – denkste. Wir sitzen 1 h im Bus, derweil das Personal auf Jagd nach Leuten sind, die auf der Liste noch fehlen (z.B. suchen sie mich, obwohl ich mich ordnungsgemäß abgemeldet habe). Der Flieger startet dann auch nicht um 6 Uhr, sondern kurz vor 8 Uhr Ortszeit und um 8 Uhr 20 Costa Rica Zeit landen wir in Alajuela. Mit dem Taxi zum Hotel und dann gleich zurück zum Zoll am Flughafen, um den Papierkram für die Abholung des Womo's zu erledigen. Der weitere Ablauf erfolgt dann in 5 Akten:

Akt 1: Ich sitze von 9 Uhr bis kurz vor 16 Uhr beim Zoll. Das Programm für die Erstellung einer neuen temporären Einfuhrgenehmigung arbeitet nicht so richtig. Irgendwie schaffen die keinen Ausdruck und Leute in San Jose würden seit 3 Tagen daran arbeiten (wenn das mal stimmt). Man vertröstet mich auf den Mittag (dann bekomme ich den Ausdruck ganz sicher) und dann auf den Nachmittag (dann ist es aber ganz ganz sicher. Als ich nervös werde (um 17 Uhr schließt alles), ruft der eine Chef (vom Zollamt) den anderen Chef (vom Zollfreilager) an. Der eine kann den anderen dann überreden, mir das Womo auch ohne neue Einfuhrgenehmigung zu geben. Eigentlich ist das nicht erlaubt, aber ich muss schon ziemlich leidend ausgesehen haben. Mittlerweile ist es kurz vor 16 Uhr und der übliche Nachmittagsregen hat begonnen. Ich kann aber ein netter Herr vom Zoll überreden, mich mit seinem Auto zum Zollfreilager zu bringen. Dort dient er gleich als Übersetzter, da er etwas Englisch kann. Um 16 Uhr 45 habe ich das Womo dann endlich in meiner Hand. Um 17 Uhr macht der Laden zu.Vor dem Abschied von Zoll teilt mir der nette Mitarbeiter noch mit, dass ich kommenden Montag nachmittag kommen soll – nein besser, am kommenden Dienstag früh, dann bekomme ich meine neue temporäre Einfuhrgenehmigung ganz, ganz, ganz sicher.

 

Solche Falltüren gab es öfters in Alajuela.
Solche Falltüren gab es öfters in Alajuela.

 

Akt 2: Was tun bis dahin, es sind drei Tage. Der Samstag ist klar, da bleibe ich im Hotel in Alajuela und packe all die mitgebrachten Sachen ein und räume das Womo auf (für das Abstellen habe ich alles bewegliche vom Pickup in die Wohnkabine verbracht). Und am Sonntag will ich mir Cartago anschauen, die alten Hauptstadt von Costa Rica und dann will ich irgendwo hin in die Berge. Spätestens am Montag Nachmittag muss ich mir eine neue 3-Monate KFZ-Versicherung für Costa Rica besorgen, da ich ohne dieser mit Sicherheit keine neue Einfuhrgenehmigung bekomme.

Der Weg nach Cartago führt mitten durch San Jose hindurch. Hier wohnen so ca 1,5 Mio Leute und entsprechend voll sind die Straßen. Nett ist auch, dass es anscheinend diverse Gullideckel-Einsammler gibt. Vor allem in Alajuela fehlen auf den Straßen diverse Gullideckel. Man kann dann ungehindert in die Kanalisation hinein schauen, wenn man da hinein knallt, dann ist die Felge hin.

Cartago ist sicher eine ehrenwerte Stadt, aber (Nomen est Omen) keine besonders schöne Stadt. Sie liegt etwas ungünstig an einer Erdbebenspalte und wird immer wieder von Erdbeben zerstört, das letzte mal 1910 (da soll die Stadt den Erdboden gleichgemacht worden sein). Deshalb gibt es praktisch nur einfache 1 stöckige Häuser mit der üblichen atemberaubenden Freiluftverkabelung. Sehenswert ist die Ruine der „alten Kathedrale“, die 1910 noch während der Bauphase zerstört wurde. Man hat sie als Ruine belassen. Davor befindet sich ein großer Platz. Sehenswert ist auch die „Basilica de Nuestra Senora de Los Angeles“ von 1920 mit der Statue der Landesheiligen La Negrita. Am 2. August gibt es hier ein Riesenfest zu Ehren der Negrita mit über 1,5 Mio Teilnehmer. Danach macht sie (laut Reiseführerin) „Sommerurlaub“ in San Jose. Vielleicht wurde sie heute wieder nach Cartago verfrachtet, auf jeden Fall ist in der Stadt echt was los. Der Marktplatz vor der alten Kathedrale ist voller Stände (und natürlich Leute), Bands spielen schöne Reggiemusik und überall ist ein Gewusel. Der Platz vor der Basilica ist ebenfalls voller Leute, eine Riesenmesse läuft draußen mit geistlicher Outdoormusik, In Dutzenden von Schlangen warten die Leute geduldig auf das Abendmahl, was durch Ministranten im ½ Minutentakt gegeben wird.

 

 

 

Bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz vertue ich mich etwas an meinem GPS. Das Gerät ist zu klein, um fest zu stellen, wohin man insgesamt fährt. Und so fahre ich nicht in das Gebirge gleich hinter Cartago, sondern in die mehr westlich gelegenen Berge. Hier gibt es auf 2700 m Höhe gelegen eine „Paraiso Quetzal Mountain Lodge“ in herrlicher Berglage. Davor gibt es einen hubeligen Parkplatz, auf dem ich für immerhin 10 US$ übernachte (Preise haben die). Von der Lodge aus zieht sich ein Wanderweg entlang des Berghanges, der mitten durch den Nebelwald führt. Es ist ein richtiger Märchenwald mit moosbehängten Baumriesen, dichtem Unterholz und Myriaden von Sukkulenten an den Bäumen. Überall laufen Bäche den Berg hinab und ein Wasserfall grüßt. Der Weg ist etwas schlammig und vor einem Steilstück kehre ich um, hier würde ich bessere Schuhe und Wanderstöcke benötigen. Als ich wieder am Womo bin, beginnt es prompt zu regnen, aber das kurze Stück war der genußvollste Spaziergang bisher.

Am Montag Nachmittag besorge ich mir in Alajeula die Verlängerung der Versicherung. Wie üblich steht im Internet keine Adresse. Das Gebäude soll 200 m östlich und 200 m nördlich vom Gerichtsgebäude stehen. Das Gerichtsgebäude finde ich noch per Navi, dann lasse ich das Womo stehen und frage mich durch bis zum Gebäude. Es ist schon ein merkwürdiges Ding mit den Adressen in Costa Rica. Was die Leute hier im ärztlichen Notfall machen, ist mir ein Rätsel. Ich übernachte mal wieder „in meinem Hotel“.

 

Akt 3: Pünktlich um 8 Uhr bin ich am Zoll. Mein alter Bekannter grüßt mich nett, mittlerweile bin ich schon etwas ein Teil der Zoll-Familie geworden. Nein, die Genehmigung liegt nicht vor. Sie liegt aber fertig in der Zentrale in San Jose und seine Chefin würde heute hinfahren und sie holen. Nein, selber kann ich sie nicht abholen, nein irgendeine andere Möglichkeit, sie zu bekommen gibt es nicht. Morgen früh (Mittwoch) soll sie aber ganz, ganz, ganz, ganz sicher da sein. Dann endlich bekomme ich die Verlängerung für das Womo von 2 Monaten.

Reiseroute zwischen Alajuela und Orosi inkl. Motorradfahrt um den See.
Reiseroute zwischen Alajuela und Orosi inkl. Motorradfahrt um den See.

 

Akt 4: Ich will keine weitere Nacht in „meinem Hotel“ verbringen. Die Gegend kenne ich und irgendwann wird mir das zu teuer. Aber da gibt es im kleinen Ort Orosi ein Schweizer Pärchen (Franziska und Freddy), in deren Garten man wunderbar stehen kann. Alles sei sehr sauber und gemütlich, die Leute seien riesig nett. Also nichts wie dahin.

Wieder quäle ich mich durch San Jose hindurch, in Cartago passiere ich die Basilica und schaue mir die Kirche jetzt mal ohne das ganze Getrubel näher an und dann stehe ich in Orosi vor einem Riesentor ohne jedes Namensschild. Ich weiß nicht so recht, ob ich hier richtig bin (übernachten in einem Garten klingt mir schon sehr privat), da kommt der Besitzer gerade mit seinen Hunden raus. Ich begrüße ihn auf deutsch, er antwortet ebenfalls deutsch, ja, ich kann hier bleiben. Er vermietet Motorräder und organisiert Motorradtouren, sie hat eine Schweizer Bäckerei im Ort nebst Kaffeestube. Das hineinrangieren auf das Grundstück ist etwas aufwendig, aber dann steh ich schön eben. Rundherum grüßen die hohen Berge, alles ist grün und weit und es ist wunderbar ruhig.

Mittwoch morgen telefoniert der Schweizer mit dem Zollmenschen. Die Chefin sei noch nicht zurück, ab 9 sei sie aber zurück, sie würde das Schreiben mitbringen. Dann mache ich vormittags erst einmal eine Motorradtour um den nahegelegenen See Represa de Cachi. Leider wird an der Staumauer gerade gebaut und der See ist vollkommen leer. Es ist eine Fahrt durchs Kaffeeland, rauf und runter über kleine Straßen durch kleine Dörfer. Ich muss mich doch etwas ans Motorradfahren wieder gewöhnen nach 35 motorradlosen Jahren, aber es macht Spaß, mit der kleinen Maschine (125 ccm) durch die grüne Gegend zu fahren. Es macht vor allem auch Spaß, überall anhalten zu können für Fotos.

Mittags dann nochmal ein Telefonat mit dem Zollmenschen. Ja, das Schreiben ist da, muss aber noch unterschrieben werden, ich könne kommen. Ich mache mich also auf den Weg nach Alajuela. Nach 1 ¾ Stunden bin ich im Zoll. Dann muss ich erst einmal 1 h warten, derweil „mein“ Mitarbeiter unterwegs zwecks Klärung meines Vorhabens ist. So richtig fertig scheint die Prozedur nicht zu sein.

Später klärt er mich auf, dass ein Computermensch in San Jose „meinen“ gewünschten Vordruck erzeugt hat. Er hat das Ausreisedatum des Womos eingetragen (10.09.) und als Einlagerungstermin für das Freilager ebenfalls den 10.09. Die Differenz aus beiden Daten ergibt die Verlängerung der temporären Einfuhrgenehmigung, dies sind hier 0 Tage, bringt mir also nichts. Eigentlich hätte er den 04.07. eintragen müssen (dann hätte es die gewünschten 2 Monate gegeben). Nach Fertigstellung seiner Glanzarbeit ist er dann nach Hause gegangen. Ich solle morgen früh wiederkommen, dann würde ich ganz, ganz, ganz, ganz sicher die Unterlagen bekommen.

Akt 5: Es ist wirklich zum Verzweifeln. Die Rückfahrt nach Orosi durch San Jose hindurch dauert im Feierabendverkehr 3 h. Dann beginnt ein heftiger Regen, es wird dunkel, die Straßen sind brechend voll, ein wirkliches Vergnügen. Und der richtige Costa Ricianische Autofahrer kennt die Reißverschlußtechnik nicht. Wenn man aus einer Nebenstraße in eine Vorfahrtstraße einbiegen will, dann hilft nur brutales Gedrängel. Sonst verhungert man, bis die Rushhour vorbei ist.

Mittags dann nochmal ein Telefonat mit dem Zollmenschen. Ja, das Schreiben ist da, muss aber noch unterschrieben werden, ich könne kommen. Ich mache mich also auf den Weg nach Alajuela. Nach 1 ¾ Stunden bin ich im Zoll. Dann muss ich erst einmal 1 h warten, derweil „mein“ Mitarbeiter unterwegs zwecks Klärung meines Vorhabens ist. So richtig fertig scheint die Prozedur nicht zu sein.

Später klärt er mich auf, dass ein Computermensch in San Jose „meinen“ gewünschten Vordruck erzeugt hat. Er hat das Ausreisedatum des Womos eingetragen (10.09.) und als Einlagerungstermin für das Freilager ebenfalls den 10.09. Die Differenz aus beiden Daten ergibt die Verlängerung der temporären Einfuhrgenehmigung, dies sind hier 0 Tage, bringt mir also nichts. Eigentlich hätte er den 04.07. eintragen müssen (dann hätte es die gewünschten 2 Monate gegeben). Nach Fertigstellung seiner Glanzarbeit ist er dann nach Hause gegangen. Ich solle morgen früh wiederkommen, dann würde ich ganz, ganz, ganz, ganz sicher die Unterlagen bekommen.

Akt 5: Es ist wirklich zum Verzweifeln. Die Rückfahrt nach Orosi durch San Jose hindurch dauert im Feierabendverkehr 3 h. Dann beginnt ein heftiger Regen, es wird dunkel, die Straßen sind brechend voll, ein wirkliches Vergnügen.

Die umkämpfte Bescheinigung
Die umkämpfte Bescheinigung

 

Freitag, 12.09.2014 Es ist vollbracht, ich habe die Bescheinigung, man kann es kaum glauben. 1 Woche hat es gedauert und da halte ich das Papier tatsächlich in meiner Hand. Sie haben ,mir sogar eine 2 Wochen längere Aufenthaltszeit bewilligt, die ich aber nicht brauche. Wieder durch San Jose hindurch gefahren (jetzt im verkehrsärmeren Vormittag), vor dem Zollamt geparkt und dann hinein – mein Zollfreund begrüßt mich mit breitem Grinsen. Ich denke, dass er auch etwas froh ist, das hinter sich zu haben. Es ist ein ganz neue Form an Bescheinigung, die ich so noch nicht gesehen habe, aber Hauptsache, ich kann endlich los fahren. Eigentlich wollte ich heute Richtung Karibik fahren, allerdings nicht die Hauptstraße entlang, sondern eine kleinere Straße durch die Berge. Dabei passiere ich fast wieder Orosi. Da bot es sich wieder an, nochmal bei den beiden Schweizern zu übernachten. Morgen kann ich dann in einem Rutsch zum Meer fahren.

Fazit: Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich das Womo ganz normal irgendwo abgestellt und hätte halt bis zum 10.09. das Land verlassen. So bin ich eine Woche der Bescheinigung hinterher gehechelt. Denen hier passiert es vielleicht zweimal im Jahr, das ein Ausländer sein Fahrzeug auf dem Zollgelände abstellt, um trotz Heimreise die 90 Tage Aufenthaltsdauer für das Fahrzeug ausnutzen zu können. Und da mittlerweile alles per Computer vernetzt ist, sind diese Eingabemasken nicht erprobt, per Hand kann man da nichts machen. Eine Sache, die eigentlich eine Angelegenheit von wenigen Minuten ist, kann so 1 Woche dauern.

Bis Marion's Ankunft sind es noch über 1 Woche. Ich will mir in dieser Zeit die Karibikseite von Costa Rica anschauen. Laut Reiseführer zählt diese Seite zu den weniger sicheren Gebieten von Costa Rica (im Dunkeln keine einsame Straßen und Strände ablaufen). Deshalb ist es vielleicht besser, wenn ich das zuerst einmal alleine erprobe.

Die Straße von San Jose nach Puerto Lemon zählt zu den am meisten befahrenen in Costa Rica. Hier sollte man nicht unbedingt übernachten. Und da es ca. 230 km bis zum Ziel sind, übernachte ich noch einmal bei den beiden Schweizern.

 

 

Samstag, 13.09. bis Samstag 20.09.2014 Die Strecke führt von Orosi aus erst einmal durchs Gebirge. Leider ist das Wetter schlecht und deshalb kann ich kaum etwas von der Bergwelt sehen. Dann geht es durchs Tiefland Richtung Karibik. Ein LKW nach dem anderen, der Verkehr braust. Ich fahre an endlosen Bananenfeldern vorbei, kurz vor Puerto Lemon (der Haupthafen von Costa Rica) dann Containertürme von Dole und Chiquita. Ich bin in der „Bananenrepublik“ angekommen, dem ehemaligen Zentrum der United Fruitcompany.

Entlang der Straße von Pueto Lemon bis Puerto Viejo gibt es laut Internet im wesentlichen zwei Übernachtungsplätze. Der erste ist neben einer Reggae Bar bei Cahuito (da ist mir aber einfach zu viel Reggaemusik). Der zweite ist ein Strand hinter Puerto Viejo und der entpuppt sich als ein karibische Traum. Sand, Palmen, warmes Wasser. Zumindest Nachts stehe ich hier vollkommen einsam am Meer. Puerto Viejo ist ein Rucksackreiseort voller Restaurants und Hotels und noch längs nicht so aufgemotzt, wie die Touristenorte am Pazifik. Hier sieht man viele „dunkle“ Leute, in den Bars spielt Reggaemusik und das Leben ist locker und leicht. Die 8 km von Puerto Viejo bis zu meinem Traumstrand läuft entlang der Küste mit vielen Sandstränden und vielen kleinen Hotels und Resorts, ein Karibiktraum. Die Pflanzenwelt ist atemberaubend, es ist schon irre, was in den Tropen so alles wächst.

Vor „meinem“ Sandstrand“ verläuft ein Riff. Hier brechen sich die Wellen und das Wasser am Strand selber ist so ruhig, dass man wunderbar schwimmen kann, und bei 28°C Wassertemperatur hält man es stundenlang im Wasser aus. Während im Landesinnere Regenzeit ist, hat die Karibikküste eine regenarme Periode (von Trockenzeit kann man nicht sprechen). Deshalb ist es tagsüber gut warm und vor allem bei Sonne bewege ich mich kaum aus dem Schatten der Palmen oder Restaurants heraus. Es ist eine faule Woche angesagt.

Die Hauptstraße führt durch den Nationalpark Braulio Carillo. Tiefe Schluchten mit Primärurwald, leider kann ich wegen des Verkehrs kaum anhalten.
Die Hauptstraße führt durch den Nationalpark Braulio Carillo. Tiefe Schluchten mit Primärurwald, leider kann ich wegen des Verkehrs kaum anhalten.

 

Sonntag, 21.09.2014 Rückfahrt nach Alajuela, morgen früh kommt Marion an. Wieder geht es durch das „Bananenland“ und dann anschließend hoch ins Gebirge zum zentralen Valley von San Juan / Alajuela. Hierbei quert man den Nationalpark Braulio Carillo, einer der größten in Costa Rica mit viel Primärurwald. Leider ist er kaum zugänglich, so wie auch viele andere Nationalparks in Costa Rica. Die (stark befahrene) Straße windet sich durch enge Schluchten, alles mit Primärurwald bewachsen, man erahnt tiefe Täler rechts und links. Leider kann ich wegen des Verkehrs kaum anhalten, aber die Blicke machen Lust auf Urwaldbesuche.

Diverse SMS zwischen mir und Anke (einer Freundin von Marion) lassen erahnen, dass die Abreise von Marion nicht so glatt verlaufen ist. Und dann bin ich wieder in „meinem Hotel Aeropuerto“, in dem ich schon so viele Nächte verbracht habe. Hier will ich mich von Marion morgen früh wecken lassen. Und hier habe ich das „Glück“ das ein Paar ihren Geburtstag im Hotelrestaurant feiert, mit Band und toller (und lauter) Reggaemusik. So muss ich mit dem zu Bett gehen warten, bis die Band mit der Musik aufhört (11 Uhr abends).

 

 

Montag, 22.09.2014 So, nun bin auch ich (Marion) aus der Sommerpause zurück. Es hatte ja lange Diskussionen gegeben, ob wir während der Reise Zwischenpausen machen, oder ob wir in 2 Jahren „durchfahren“. Letztendlich war es eine vernünftige Entscheidung (insbesondere für mich) insgesamt 3 Jahre zu fahren und dafür im Sommer eine längere „Sommerpause“ zu machen. So war ich über 3 Monate zu Hause. Der Urlaub mit den Enkelsöhnen war anstrengend, aber schön. Schön waren auch die Treffen mit unseren Freunden. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob man per Mail oder Telefon im Kontakt ist, oder von Angesicht zu Angesicht.

Nun also Costa Rica – für mich relativ neu, da ich im Juni ja nur für 4 Tage im Land war. Das richtige „Ankommen“ wird noch Tage dauern. Erst mal rege ich mich noch ein Mal gehörig darüber auf, wie Condor seine Fluggäste behandelt. Ich kann nämlich beim Einchecken kein Rückflugticket vorweisen. Stattdessen lege ich unsere Konto-Auszüge, die Autopapiere, sowie die aktuelle temporäre Aufenthaltsgenehmigung für unser Auto vor. Aber es nützt alles nichts. Die diensthabende Condor-Mitarbeiterin (laut Kärtchen zuständig für das Wohlergehen der Fluggäste) bedauert freundlich distanziert und verweist auf irgendwelche Ecken des Flughafens, die „Internet haben“. Da könne ich doch vielleicht ein Busticket nach Panama oder ein Flugticket erwerben. Nur meiner Freundin Anke, die mich zum Flughafen begleitet hat, ist es zu verdanken, dass ich nicht die Fassung verliere. Die Rettung kommt in Gestalt eines Last Minute Schalters, ein paar Meter vom Check in Schalter entfernt. Nicht mal den Hinweis auf die Möglichkeit eines Last Minute Tickets kam von Condor, super Service!! Ich kaufe also ein Ticket von San Juan/Costa Rica nach Bogota.

Der Direktflug nach Costa Rica entpuppt sich dann als Flug mit einem über zweistündigem Aufenthalt mitten in der Nacht auf dem Flughafen von Santo Domingo/Dominikanische Republik. Auf dem Hinflug nach Deutschland konnten wir in Santo Domingo im Flieger bleiben. Für den Rückflug nach Costa Rica dagegen müssen wir mitten in der Nacht den Flieger verlassen, da (wohl aus Kostengründen) die große Reinigung des Fliegers schon hier, und nicht erst in Costa Rica, vorgenommen wird.

Aber schließlich klopfe ich an Hartmuts Hotelzimmertür, und die dritte Reiserunde kann beginnen. Nach dem ersten Frühstück morgens um sechs Uhr, geht es sofort ans Einräumen des WoMos. Ich habe aus Deutschland eine alte Reisetasche auf Rollen mitgebracht, in die nun alles kommt, was wir nicht mehr brauchen, hauptsächlich Bekleidung. Die Tasche verschenken wir im Anschluss an unsere Räum-Aktion an eine der Frauen, die in Reichweite von unserem WoMo die Hotel-Wäsche waschen.

 

Der Weg von Alajuela an die Karibik
Der Weg von Alajuela an die Karibik

 

Dienstag, 23.09.2014 Auch heute Morgen werden Großpackungen ( z.B. mitgebrachte Medikamente, Gelierpulver fürs Marmeladekochen, Gemüsebrühe, und Ähnliches) in handliche „Kleinteile“ zerlegt und in die entsprechenden Fächer verstaut. Es wird noch Tage dauern, bis auch die letzten Teile an Ort und Stelle sind. Aber uns ist klar, dass das nicht die letzte „Räumaktion“ ist. Je nach Wetterlage und Aufenthaltsort werden Dinge heraus geholt, und andere verschwindet dafür in den Tiefen unserer Sitzbänke, um an anderer Stelle wieder hervor geholt zu werden; es ist sozusagen „ein ständiges Kommen und Gehen“. Aber das sind wir ja gewohnt.

Der groß angekündigte WALMART entpuppt sich als mittelmäßiger Supermarkt. Keine Nüsse und Rosinen für mein Obstfrühstück, dafür aber zumindest Vollkornmehl für das Brot, das ist schon mal was. Dann geht es endlich los: bei strömendem Regen zunächst noch etwas durch den Städtebrei von San Jose, und dann auf die Strecke in Richtung Karibik. Wir schrauben uns immer höher, und fahren durch den Nationalpark Braullio Carillio. Die Straße ist schmal, und wird von den von uns so geliebten amerikanischen LKW bevölkert; die sehen aus, wie die Riesen, und haben PS und Bremskraft wie Zwerge. Das Ergebnis sind jeweils endlose Autoschlangen vor und nach Steigungen. Das Ganze zieht sich bis Puerto Limon hin, wo die großen Frachtschiffe aus Europa und Nordamerika auf die Bananen warten, Chiquita, Dole, und andere Firmen haben hier ihre Plantagen. Endlich biegen wir nach Puerto Viejo ab und landen, schon ziemlich spät, endlich an Hartmuts Traumstrand von Punta Uva. Jetzt heißt es nur noch, schnell Tisch und Stühle raus und für Hartmut ein wohl verdientes Bier, ich begnüge mich mit Eis gekühltem Wasser. Seitdem wir einen Eiswürfelbehälter (mit Deckel!) an Bord haben, fällt mir das Wassertrinken viel leichter. Und auf ein Mal fällt auch die ganze Zubereitung von Früchtetees und Fruchtsaftzubereitungen aus der Tüte weg. Also, für alle Nachfolgenden: ein Eiswürfelbehälter mit Deckel ist der Tipp des Tages!!!

Donnerstag, 25.09.2014 Seit gestern faulenzen wir. Hartmut hatte wohl auf einen bedeckten Himmel gehofft, wie er es oft bei seinem letzten Aufenthalt vor 1Woche hier hatte, aber dem ist nicht so. Schon am Morgen ist es sehr warm und schwül, kein Lüftchen regt sich. Und so sitzen wir im Sessel und lesen und ab und an springen wir auch ins wunderbar klare, warme Wasser ( 28 Grad C). Ich habe natürlich so einiges im WoMo entdeckt, was nicht so ganz meinen Vorstellungen von trautem Heim entspricht. Also versuche ich, mit Handfeger und Schaufel, Bürste und Wischlappen Abhilfe zu schaffen; der Schweiß rinnt unentwegt, auch ein feuchter Waschlappen kann die Flut nicht bremsen. Am Abend sitzen wir, komplett gegen Mücken eingesprüht, draußen, und genießen die „Kühle“. Nachts lassen wir übrigens den Deckenventilator im WoMo laufen, der direkt an unseren Gesichtern vorbei die Luft ansaugt. Wir sind überrascht: so können wir sogar in Tropennächten gut schlafen.

Freitag, 26.09.2014 Heute machen wir die Bekanntschaft von Reynaldo, der etwa 100 Meter entfernt ein großes Grundstück besitzt, und drei Gästehäuser vermietet. Seine Vorfahren kommen, wie bei vielen Familien hier, aus Jamaica. Er hat weitreichende Pläne. In Kürze will er, zusammen mit seiner Frau, das Grundstück gegen eine Farm tauschen, die er dann ökologisch bewirtschaften will. Finanziell untermauert soll das Ganze durch Touristen werden, die hier dann „Urlaub auf dem Bauernhof“ machen möchten. Am Abend haben wir dann zusammen mit seiner Frau und einem Freund eine nette Gesprächsrunde. Reynaldo lädt uns dann auch ein, die Nacht lieber auf seinem Grundstück zu verbringen, das sei doch sicherer als so total alleine am Strand zu stehen. Wir nehmen das Angebot dankend an.

Samstag 27.09.2014 Auch heute können wir uns nicht von der Karibik trennen. Aber wir werden mobil. Wir setzten unser Fahrzeug tatsächlich in Bewegung, und fahren zum Einkaufen, Tanken und Wasser fassen in den Ort. Den spärlichen Bio-Markt verlassen wir nach kurzer Zeit mit dem Nötigsten versehen und genehmigen uns bei den anschließenden Heimat-Telefonaten eine schöne, kalte Mango-Lassi.

Meiner Neugier ist es zu verdanken, dass wir mit einem Beutel mit Früchten an unseren Strand fahren, die wie mittelgroße Kartoffeln aussehen. Zum Glück treffen wir dort ein deutsch/costaricanisches Rentnerpaar, das uns die Zubereitung einer Marmelade mit eben jenen Früchten verrät. Unterm Strich war es viel Arbeit, aber das Ergebnis, einfach köstlich!!!

Sonntag, 28.09.2014 Über den heutigen Tag gibt es nicht viel zu schreiben, außer, dass es sehr, sehr laut war. Natürlich relaxen die Costa Ricaner am Wochenende an ihren Stränden, und natürlich spielt die Musik dabei eine wichtige Rolle. Aber man kann es auch übertreiben. Der Vorstand einer Großfamilie hatte in seinem Kombi eine Musikanlage eingebaut, die alle Dimensionen sprengte, und von der Lautstärke her ohne Mühe ein Open Air Konzert hätte beschallen können. Vorsichtiges Bitten um eine Geräuschreduzierung bewirkten, wie oft in solchen Fällen, das genaue Gegenteil. Irgendwann in Laufe des Tages räumten wir schließlich das Feld. Wir wollten ja endlich auch mal einen längeren Strandspaziergang machen; das hier war nun die Gelegenheit das zu tun. Am 5 Kilometer entfernten Strand schallten die Bässe aus seiner Anlage entlang der Bucht zu uns herüber, zwar etwas gedämpft, aber immer noch gut zu hören! Am Abend war der ganze Spuk vorbei, und wir konnten uns auf Reynaldos Grundstück zur Ruhe betten.

Montag, 29.09.2014 Der nächst „Bummeltag“ wird eingeläutet. Wir telefonieren im Örtchen mit Patrick, ziehen Geld, und fahren dann zurück zum Grundstück von Reynaldo, wo wir wunderbares Zisternenwasser „tanken“. Ich setzte gleich dort Spaghettiwasser auf, und wenig später sitzen wir zu Dritt am Tisch, futtern, und trinken das Köstlichste, was die Karibik hervor gebracht hat, nämlich frisches, kühles, leicht süßes Kokosnusswasser von einer Palme in Reynaldos Garten. Dann verziehen wir uns zum Lesen und Schwimmen an unseren Strand, bevor wir am Abend wieder bei ihm auftauchen. Es ist erstaunlich, wie schnell so ein Tag mit Nichtstun vergeht.

 

Dienstag, 30.09.2014 Heute, so haben wir es beschlossen, ist unser letzter Karibik-Strand-Tag. Wir haben inzwischen einige Adressen aus dem Internet gefischt, aber die genaue Richtung haben wir immer noch nicht fest gelegt. Nur eines wissen wir, nämlich dass wir nicht nach Tortugena fahren, an den berühmten Strand, an dem die Lederschildkröten ihre Eier in der Dunkelheit ablegen. Wir müssten nämlich das WoMo irgend wo abstellen, dann eine komplette Tour mit einem Veranstalter buchen: eine mehrstündige Bootstour, eine Übernachtung, eine geführte nächtliche Tour zu einem der freigegebenen Strandabschnitte, in der Hoffnung, auch wirklich eine Schildkröte zu Gesicht zu bekommen. Das Ganze bei schwülheißer Witterung. Außerdem habe ich mir eine schlimme Bindehautentzündung zugezogen, meine Augäpfel sind knallrot, ich kann die Augenlider kaum vor Schmerzen bewegen. Im Moment ist daher ein Ausflug in dieser Größenordnung nicht angezeigt. Am Abend treffen wir auf dem Grundstück von Reynaldo zwei deutsche Lehrer-Familien, die in San Jose an der dortigen deutschen Schule tätig sind. Unsere abendliche Autan-Sprüherei sei goldrichtig, so erfahren wir. Letztes Jahr habe es eine große Japanische Enzephalitis-Epedemie gegeben, und deshalb sei Mückenschutz auch in Costa Rica immer angezeigt.

Der Weg nach La Selva
Der Weg nach La Selva

 

Mittwoch, 1.10.2014 Heute geht es nun los zum La Selva biological refugium, auf das wir uns geeinigt haben. Auf dem Weg zur Straße treffen wir Reynaldo, der uns in seiner netten, unkomplizierten Art einlädt, ihn doch mit Kindern und Enkeln auf seiner neuen Farm zu besuchen. Hartmut könne ihm ja dann vielleicht helfen, eine ordentliche Solaranlage auf den Dächern der Häuser zu installieren. Wir nicken, ja, die Idee ist im Grundsatz nicht schlecht, seine Internet-Adresse hätten wir ja, aber noch seien wir ja „auf Tour“.

Spät am Nachmittag kommen wir an der Schranke von La Selva an. Frei stehen kann man hier nicht, aber es gäbe ein Komplett-Angebot mit Übernachtung, Frühstück, Lunch und Dinner, ein englischsprachiger Guide für eine Vogelexcursion stünde am nächsten Morgen früh um 5 Uhr 45 zur Verfügung. Das Angebot ist in Ordnung, und so verbringen wir die Nacht in einem sparsam, aber sauber eingerichteten Hotelzimmer unter zwei schwirrenden Decken-Ventilatoren

Donnerstag, 2.10.2014 Heute geht es früh aus den Betten. Um 5:45 Uhr wollen wir nämlich mit unserem Guide auf Vogeltour gehen. Trotz der frühen Zeit genehmigen wir uns einen Kaffee, wat mutt, dat mutt!!

Leider lässt sich die Sonne nicht blicken, stattdessen wabern Wolken durch den Park. Wir blicken immer wieder gen Himmel, aber gottlob regnet es nicht.Unser Guide spricht ein ordentliches Englisch, und weist uns auf viele Vögel hin, die uns im Alleingang wahrscheinlich entgangen wären. Um kurz vor 8 Uhr, als die Führung zu Ende ist, setzt dann doch der Regen ein. Wir nutzen die Zeit für ein zweites Restaurant-Frühstück, für einen ausgedehnten Plausch mit einem jungen belgischen Wissenschaftler, der hier im Auftrag einer amerikanischen Firma untersucht, warum die tropischen Bäume trotz gleichmäßigem Klima in unterschiedlichen Jahren unterschiedliche Wachstumsphasen haben.

Im Zimmer haben wir warmes Wasser, deshalb stürzt sich Hartmut anschließend in eine große Waschorgie für unserer „Klamotten“, ob wohl alles trocken wird im WoMo?

Am Nachmittag erkunden wir auf eigene Faust den im hinteren Teil gelegenen Urwald, der nur über eine große Hängebrücke erreichbar ist. Dort befinden sich auch Hörsäle, Forschungslabore und Gewächshäuser. Ein freundlicher Angestellter eskortiert und sogar noch zu einem bestimmten Weg, den wir im Urwald gehen wollten. Es gibt zwar betonierte Pfade, aber etwas unheimlich ist uns schon zu Mute. Immerhin befinden wir uns in bester Gesellschaft von vierhundert Ameisenarten, die nur auf Sandalenträger warten! Im Ernst, hier gibt es eine Spezies, nach deren Biss man unweigerlich im Krankenhaus landet. Also darf man sich ganz offiziell nur in Wanderstiefeln und ähnlichem Schuhwerk auf dem Gelände bewegen. Obwohl der Himmel bedeckt ist, schwitzen wir uns mal wieder so richtig schön aus! Aber der Urwald mit seiner Pflanzenvielfalt zieht uns immer wieder in seinen Bann, trotz der Schwitzerei. Am späten Nachmittag, auf der Hängebrücke stehend, können wir noch einen Kaiman im Rio Viecho entdecken, darüber, auf den höchsten Ästen der beiden höchsten Bäume, direkt über dem Fluss, liegen, ganz entspannt, zwei große, quietschgrüne Leguane. Dass die Tiere klettern können, wissen wir seit Nicaragua, aber dass sie sich dabei bis in die höchsten Baumkronen hinein wagen, war uns nicht bekannt. Nachdem wir noch eine Weile der abendlichen „Urwaldmusik“ zugehört haben, begeben wir uns zu unserem Übernachtungsplatz, an der Seite der Gravelroad, die direkt zu unserer Unterkunft der letzten Nacht führt, in Hörweite des Nachtwächters, der dort für Sicherheit sorgen soll.

Leider habe ich etliche Guaven auf gesammelt, die einen unnachahmlichen Duft verströmen, und die ich nun noch in einer abendlichen Aktion „verarbeiten“ muss. An Guaven kann ich nicht vorbei gehen!

 

 

Freitag, 3.10.2014 Eigentlich wollten wir das Refugium La Selva heute noch einmal auf eigene Faust erkunden, wissend, dass das eigentlich nicht erlaubt ist. Aber wir versuchen es trotzdem, und werden dann auch prompt an der Brücke von einem Mitarbeiter der Rezeption „abgefangen“. Die andere Seite sei nur mit Guide begehbar. Da sind zu viele Forschungsarbeiten am laufen, die Arbeit von mehreren Jahren kann zu leicht durch Unbefugte zerstört werden. Da waren wir gestern wohl illegal drüben. Pech gehabt.

Der Weg von LA Selva über den Arenalsee nach Canon Negra
Der Weg von LA Selva über den Arenalsee nach Canon Negra

 

So beschließen wir als nächsten Programmpunkt, an den Arenal-See zu fahren, Costa Ricas größten See und Stausee. Es geht durch die Berge, mal überwiegt Weideland, mal tauchen auch große Ananasfelder auf, die einigermaßen die Landschaft verschandeln. Seit dem ich erfahren habe, dass es am Rand der Felder oft Warnhinweise gibt, dass man diese wegen des Einsatzes von Pestiziden nicht betreten soll, ist mir der Appetit auf diese Früchte erst mal vergangen.

 

In La Fortuna, ein ca. 20 Kilometer vor dem Arenal-See gelegener, lebhafter Urlaubsort, gönnen wir uns ein gepflegtes Stück Torte, und einen wirklich super leckeren Cappucino aus heimischen Bio-Kaffeebohnen. Dann müssen wir uns sputen, weil in Costa Rica um kurz nach 5 Uhr am Nachmittag die Nacht beginnt, sprich es zappenduster wird.

Der Anblick es Vulkans lässt insbesondere Hartmuts Herz höher schlagen. In klassischer Form erhebt er sich hoch über der Landschaft, grün bewachsen, die Lavaflüsse des letzten Ausbruchs von 2000 gut sichtbar. In der Dämmerung erreichen wir einen Stellplatz direkt am See, und Hartmut bemerkt den Verlust seines rechtem Spiegels der Spiegelverlängerung. Wir mussten 20 km Knüppelpiste fahren und da hat er sich losgeschüttelt. Er schwingt sich in Windeseile auf den Motorradrücksitz eines hilfsbereiten Costa Ricaners, und beide fahren etwa 5 Kilometer Piste ab, leider ohne Erfolg. Auch am nächsten Morgen, als wir nach einer ruhigen Nacht wieder zurück fahren, um zum National Park des Vulkan Arenal zu gelangen, bleibt der Spiegel vor unseren Blicken verborgen. Für den weiteren Verlauf der Reise werden wir uns wohl was einfallen lassen müssen, aber die Improvisation ist schließlich das tägliche Brot des „Overlanders“.

Der jetzige Nationalpark war in früherer Zeit eine Farm; deshalb führt der Rundwanderweg auch nur durch einen Sekundär-Urwald. Die Urwaldriesen fehlen hier fast gänzlich, aber der Weg ist insgesamt sehr stimmungsvoll und auch abwechslungsreich. Hartmut nimmt mit seinem Kamera-Mikrofon den Gesang der Insekten auf, die ein lautes Mittagskonzert geben. Zurück in La Fortuna gibt es noch einmal Kaffee und Kuchen, und es wird ein neuer Regenschirm als Ersatz für den kaputten gekauft, in der Regenzeit ein überlebenswichtiges Utensil!

 

Dann geht es zum Hotel-Restaurant „Los Heroes“, am Arenal-See gelegen. Hier haben das Schweizer/Costa Ricanische Ehepaar Ullrich auf einem großen Areal ein kleines Stück Schweiz hin gebaut, mit Hotel, Wohngebäude, Touristenunterkünften, Ställen (Milchwirtschaft), einer Kapelle, einem Original Schweizer Bähnle, dass zu einem Drehrestaurant mit Aussicht auf den Arenalsee fährt, umwerfend. Im Lokal kann man zum Beispiel auch Käsefondue bestellen. Wir dürfen auf dem großen Parkplatz übernachten und den Swimming Pool benutzen, und gönnen uns ein gutes Essen im Restaurant.

 

 

Sonntag, 5.10.2014 Heute machen wir uns auf den Weg zum Refugio de Vida Silvestre Cano Negro, welches zu einem Zwölftel (je nach Wasserstand) von der Lagune Cano Negro bedeckt ist. Wir können auf dem hübschen Gelände der Kingfisher Lodge unentgeltlich übernachten. Dafür buchen wir bei einem Mitglied der Familie eine Bootstour für den nächsten Tag. Am Nachmittag ist wieder einmal Waschen angesagt; viel mehr als den Schweiß entfernen ist aber. nicht drin. Weil wir mittlerweile immer mit Regen rechnen, sammeln wir vor dem Schlafen gehen die gesamte Wäsche ein, und es beginnt das „ Aufhänge-Spiel“ . Es ist immer wieder spannend, ob wir alle Sachen im WoMo so aufhängen können, dass uns nicht andauernd ein feuchtes Teil im Gesicht hängt, und wir noch duschen können, usw...

Das Boot, in dem wir zur Vogel-Exkursion aufbrechen, hat ein Dach, wie beruhigend! Natürlich ist die Regenzeit hier nicht ideal für eine Vogel-Exkursion und auf der weitläufigen Wasserfläche muss man die Vögel schon suchen. In der Trockenzeit schrumpft die Wasserfläche, und die Chance,eine große Anzahl von Vögeln zu sehen steigt, zumal dann auch die Migrations-Vögel da sind. Immerhin entdecken wir in weiter Ferne einen Jabiru, den größten existierenden Storch, zwei Kuckucks, die in Central America sehr viel größer als bei uns sind, mehrere Kaimane, eine knallgrüne Agame, die gerade aus dem Wasser springt, sowie eine große Kolonie von Fischreihern, die auf einem einzigen Baum in über 100 Nestern sitzen und ihren Nachwuchs ausbrüten. Sie machen dabei einen Ohren betäubenden Lärm. Und natürlich gibt es hier vielre weitere Vögel - vor allem Wasservögel.

Tourenweg von Canon Negra über den  NP Tenorio nach Monteverde
Tourenweg von Canon Negra über den NP Tenorio nach Monteverde

 

Am gleichen Tag fahren wir noch weiter zum Vulkan Tenorio, der an zwei Stellen besucht werden kann. Wir fahren über endlose Gravel-Roads unserem Ziel, dem Haupteingang, entgegen. Es regnet natürlich auch wieder, die Regenzeit, der aufmerksame Leser wird es schon bemerkt haben, hat uns nun voll im Griff. Wir dürfen auf dem Parkplatz übernachten, bewacht von Rangern, die hier wohnen.

 

Dienstag, 7.10.2014 Bevor wir zu unserer Wanderung zum Rio Celeste und dem Celeste Wasserfall aufmachen, baut Hartmut den neuen 600W Spannungswandler ein, da der alte (billige) gestern Abend den Geist aufgegeben hatte, es ist immer gut, so etwas in Reserve zu haben. Mit diesem 230 V Spannungswandler wird das Batterieladegerät betrieben, dass die Batterien dann mit bis zu 30 A auflädt. Dieser Umweg ist sinnvoll, da so trotz max. 13,8 V Generatorspannung die Bordbatterien mit bis zu 14,8 V geladen werden können. Außerdem läuft das ganze schon im Motorleerlauf perfekt. Abends den Motor einfach 1h im Leerlauf tuckern lassen und schon hat man zusätzliche 20Ah in die Bordbatterien geladen, dies beruhigt bei dem Stromverbrauch von unserem Kompressorkühlschrank ganz ungemein.

Um 11 Uhr Vormittags geht es los, sicherheitshalber kommen die Schirme mit in den Rucksack. Da der Weg recht schnell nicht mehr befestigt ist, wird die schöne Wanderung bergauf und bergab zum Matsch-Marathon. Am Ende der Wanderung können wir ein Naturschauspiel erleben. Das Wasser des Rio Celeste wäscht bestimmte Mineralien aus dem Boden, die das Wasser dann himmelblau einfärben. Das gleiche Schauspiel erleben wir auf dem Rückweg am Celeste Wasserfall. Weil wir nun den größten Teil der Strecke bewältigt haben, bummeln wir nun ein wenig, und werden etwa 200 Meter vor unserem Parkplatz von einem richtigen Tropenguss überrascht. Hartmut kann noch seinen Fotorucksack mit einem Regenschutz versehen, dann geht es richtig los. Auch unsere Regenschirme richten jetzt nicht mehr viel aus. Am Auto angekommen, sind wir bis auf die Unterwäsche nass, die Wanderschuhe quietschen. Aus dem Auto heraus können wir beobachten, wie die restlichen Wanderer, die nach uns gestartet waren, als pudelnasse Gestalten über den Parkplatz flitzen, um sich in ihre Autos zu retten. Als der Regen aufhört, starte ich als erstes eine Wanderstiefel-Reinigungs-Aktion, da die Stiefel ja nicht nur nass, sondern auch total mit rotem Lehm verschmiert sind. Solche Aktion ist in unserer kleinen Wohnkiste nicht ganz einfach, aber gehört wohl dazu.

 

Mittwoch, 8.10.2014 Heute wollen wir in die Berge, nach Monteverde fahren, wo sich ein berühmter Primär-Nebelwald befindet. Die private Einrichtung Biological Preserve Monteverde Cloud Forest wurde Anfang der siebziger Jahre von einem amerikanischen Biologen und einem hier ansässigen Quäker gegründet.

Es wird eine lange Fahrt. Kurz vor dem Ziel, nämlich dort, wo eine 20 Kilometer lange „Gravel-Road“ beginnt, ist um drei Uhr am Nachmittag erst mal Schluss mit lustig. Die Straße ist wegen Bauarbeiten bis fünf Uhr abends gesperrt. Wir nutzen die Zeit für ein Nickerchen (Hartmut) und die Produktion eines neuen Brotes (Marion). Erst in der Dunkelheit stehen wir am Tor vor der Biological Preserve, und beschließen, dort auch die Nacht zu verbringen.Am Eingang machen gerade zwei Touristen einen sog. „Night-Walk“, und so sehe ich zum ersten Mal eine nachtaktive Tarantel aus der steinernen Ummauerung einer Blumenrabatte hervor lugen.Taranteln sind übrigens harmlos, wenn man ihnen nicht gerade auf eines ihrer Spinnenbeine tritt.

Donnerstag, 9.10.2014 Da es den ganzen Tag regnet, planen wir einen Orientierungs- und Schreibtag im WoMo Wir melden uns für die nächste Übernachtung in der Colina Lodge an (die auch einen kleinen Campingplatz haben), machen einen Termin mit einem Guide für eine frühe Wanderung für den nächsten Tag aus, und schlendern zur örtlichen Käsefabrik, die wirklich guten Käse, und ein vorzügliches Eis produziert. Käse zu bekommen, der annähernd auch nach Käse schmeckt, ist in den Tropen immer eine Sensation, also greifen wir zu, auch zum Eis natürlich....Am Abend, als wir unsere Übernachtung bezahlen, entdecken wir einen wunderbaren Bildband von Costa Rica, Jahrgang 2013.Es stellt sich heraus, dass der Besitzer der Lodge eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Fotografien für dieses Buch gemacht hat, hauptsächlich Makroaufnahmen von Ameisen, Faltern und Fröschen. Weil er Hartmuts Kamera-Ausrüstung gesehen und unser Interesse bemerkt hat, zeigt er uns im Internet weitere Makroaufnahmen von den kleinsten Bewohnern des Nebelwaldes. Wir sind hin und weg, anders kann man das nicht bezeichnen. Hartmut wird ganz nachdenklich ob seiner Fotografiererei und will von nun an wieder mehr auf die Qualität seiner Bilder achten.

Freitag, 10.10.2014 Heute morgen stapfen wir schon seit 7 Uhr durch den Nebelwald. Unser Guide ist auf Vögel spezialisiert, und will uns unbedingt einen Quetzal zeigen, die hier leben. Er zieht alle Register, begibt sich ins Revier des Vogels (dessen Nahrung Avocados sind!!), lässt Lockrufe ertönen, sucht mit seinem Spektiv die Baumkronen ab, vergeblich. Aber wir kommen trotzdem auf unsere Kosten, entdecken einen Kolibri im Nest, einen weiteren, sehr seltenen Kolibri, der sich nur an einem Wasserfall aufhält. Der Wald ist imposant, eine geschlossene Baumkronendecke wölbt sich in ca. 40 Metern Höhe über uns, die Anzahl der verschiedenen Pflanzen ist unerschöpflich. Auf einer Hängebrücke stehend, können wir einen Teil des Areals überblicken, Grün, so weit das Auge blickt, auf allen Bäumen wachsen verschiedene Epiphyten in großer Zahl; manche Bäume scheinen unter ihnen regelrecht zu verschwinden. Von einem der hohen Bäume direkt an der Hängebrücke ist bekannt, dass er 150 verschiedene Sukkulenten, und davon 40 Orchideenarten beherbergt, einfach gigantisch.

 

Wenn sich schon der Quetzal nicht hat blicken lassen, so wollen wir wenigstens die Kolibris bewundern. Am Ausgang des Parks gibt es ein Café, welches eine ganze Reihe von Kolibri-Futterstationen auf gehängt hat; das sind Plastikbehälter mit einer Zuckerlösung darin, die von den Kolibris an Stelle von Nektar gern genommen wird. Hier sind gleich fünf oder sechs verschiedene Arten versammelt, jede von ihnen in einem anderen verführerisch metallisch schimmernden Federkleid. Die kleinen Vögelchen um schwirren unsere Köpfe, der Flügelschlag macht laute Propellergeräusche. „Das hier ist echtes Vogelkino“ sagt eine Touristin beeindruckt zu ihrem Mann.

 

Wir sind ebenfalls beeindruckt, und stehen mehr als eine geschlagene Stunde neben den schaukelnden Plastikbehältern und schauen den Kolibris zu. Dann geben wir im Café eine Bestellung auf: morgen wollen wir 2 Kilo besten, ökologisch angebauten Kaffee (dunkle Röstung, gemahlen) mit nehmen. Der Kaffee, den wir hier nämlich trinken, ist von der eigenen Finca, und sensationell gut.

Samstag, 11.10.2014 Auch heute gibt es noch einmal einen Spaziergang durch den Nebelwald. Es ist wunderschön, sogar die Sonne kommt kurzzeitig hervor. Aber wieder lässt sich kein Quetzal blicken, was für uns keine Katastrophe bedeutet. Auf dem Rückweg, kurz vor dem Eingang, treffen wir dann auf zwei deutsche Frauen, deren Guide den Quetzal tatsächlich gesichtet und ihnen gezeigt hat. Unser Guide wird ganz blass vor Neid, denn der Quetzal ist einer der schönsten Vögel, den es überhaupt gibt. Als Trostpflaster stellen uns beiden jungen Frauen ihre Foto-Ausbeute des Vogels zur Verfügung, die wir auf unseren Rechner übertragen. Am Nachmittag folgen wir einer Einladung von Kathie und Walter Faisthuber, die in Monteverde lange Jahre ein Hotel geführt haben, und nun in einem Haus in absolut unschlagbar schöner Lage ihren Ruhestand verbringen wollen. Hinter dem Haus beginnt der Urwald, von der Terrasse aus sieht man über Wiesen hinweg bis zur Nicoya -Halbinsel und auf den Pazifik. Der Sonnenuntergang ist spektakulär. Kathie und Walter haben in ihrem früherem Leben in der Schweiz professionelle Unterhaltungsmusik gemacht, und das merkt man auch dem wunderbaren Film über den Nebelwald von Monteverde an, den Walter selbst gedreht und musikalisch unterlegt hat, einfach toll. Wir übernachten auf einer großen Wiese dicht bei dem Haus der Beiden.

 

Sonntag, 12.10.2014 Bevor wir uns heute auf den Weg machen, ist Marion im Vogelhimmel. Alle Vögel, die wir gestern und vorgestern nicht gesehen haben, beginnen am frühen Morgen geschäftig auf dem Grundstück der Beiden hin und her zu fliegen. Einige bleiben länger an einem Ort, so dass Hartmut zum ersten Mal einen Fotografier-Tipp unseres Guides umsetzt: Spektiv aufstellen und den Vogel gut sichtbar einstellen, Kamera davor halten und auf den Auslöser drücken. Zum Schluss haben wir einen Toucan, einen Parrot( kleinerer Papagei) und einen farbenprächtigen Scarlet Macaw (ein großer Papagei mit fast 90 cm Spannweite) auf der Platte.

Während der Fahrt hinunter zur Küste verschlechtert sich das Wetter zusehends, und als wir an einem Schild mit der Aufschrift „Sugar cane tour“ vorbei fahren, kommt ein wahrer Tropenguss herunter. Nach ein paar hundert Metern kehren wir kurzer Hand um. Marion verwendet zu Hause viel Roh-Rohrzucker und wollte die Herstellung schon immer mal sehen. Leider wird die Tour nur ein Mal täglich früh morgens durch geführt, so dass unsere Fahrt für heute schon wieder beendet ist. Aber wir dürfen direkt vor dem Haus der Familie Rodriguez übernachten, die eine sog. „Finca Agroecoturistica „ betreiben, auf der sie Zuckerrohr und Kaffee anbauen.

Der Weg von Monteverde über Tarcoles nach Playa Basura
Der Weg von Monteverde über Tarcoles nach Playa Basura

 

Montag, 13.10.2014 Heute wird Marion mit drei Kerzen und einem Geburtstagslied geweckt. Außerdem gibt es Eier zum Frühstück,sonst nur an Sonntagen bei uns üblich. Dann geht es pünktlich los. Familie Rodriguez hat sich zur Verstärkung zwei Mitglieder einer Englisch sprachigen Missionarsfamilie herbei geholt, Vater und Tochter dolmetschen für uns, super! Der Zucker wird hier traditionell hergestellt. Das Zuckerrohr wird aus gepresst, der Saft für 4 Stunden gekocht, und dann in einem lang gezogenen Holzbottich so lange bearbeitet, bis er am Schluss in Form von trockenem Pulver vorliegt. Wir dürfen „helfen“, Zuckerrohrsaft trinken (köstlich), rühren , und auch noch eine spezielle Leckerei aus eingedicktem Saft und Milchpulver herstellen. Später machen wir noch einen Gang über die Finca, bevor wir noch einer Einladung der Missionarsfamilie folgen, die ein paar Häuser weiter ihr Domizil auf geschlagen hat.

 

Die Familie, sog. „ Sieben Tage Adventisten“, missionieren nicht im üblichen Sinn, sondern wollen gesunde Ernährungsweisen an die Landbevölkerung weiter geben. Einige Jahre haben sie zusammen mit Indianern in einem in der Regenzeit unzugänglichen Gebiet Costa Ricas verbracht. Wir lernen, dass Schlangen im Urwald nicht auf dem Boden zu finden sind, sondern entweder als Lianen von den Bäumen hängen, oder aber, einer Blüte gleich, zusammen gerollt, in Büschen und Sträuchern hängen. Als Jemand mit einer Schlangenphobie bin ich für diese Erklärungen sehr dankbar, obwohl ich künftig nun auf den Boden und in die Büsche und Bäume gucken muss!!

Endlich kommen wir los. Zunächst spielt das Wetter noch mit, aber bald regnet es schon wieder. Hartmut will nach Tarcoles fahren, einen Ort an der Pazifik-Küste. Dort hat er, noch im Juni, am Morgen Pelikane beim Vertilgen von kleinen Fischen beobachtet, die die Fischer als Beifang an den Strand geworfen hatten. Als wir ankommen gießt es immer noch in Strömen, und als wir uns zur Ruhe begeben wollen, beginnt ein Musik-Rambo so ziemlich neben uns seine Auto-Musik-Anlage auf zu drehen.Wir streichen die Segel, und übernachten schließlich wenige Meter weiter in einer kleinen Seitenstraße direkt an einem Fluss.

 

Dienstag, 14.10.2014 Die Pelikane haben heute „Ruhetag“, also beschließt Hartmut, mir einen weiteren schönen Strand an der Pazifik-Seite zu zeigen. Nach einem Supermarkt-Besuch und einem „gegrillten Fisch“ in einem Restaurant geht es über eine Gravel Road, entlang einer Palmöl-Plantage direkt zur Playa Basura. Erst mal werden Tisch und Stühle raus geholt, ab dem späten Nachmittag regnet es wieder. Aber wir haben eigentlich auch im WoMo immer etwas zu tun. Außerdem ist heute Abend wieder die „Sachsenklinik“ dran (auf DVD), die einzige Soap, die ich zu Hause sehe. Ich lege mich also genüsslich in die Kissen, schnappe mir den PC, und klicke die nächste Folge aus dem Jahr 2013 an, ein Gruß aus der Heimat.

Mittwoch, 15.10.2014 Ein schöner Tag kündigt sich an, und wir machen einen Strandspaziergang am endlos breiten und endlos langen Strand der Playa Basura.Er zieht sich bestimmt 10 Kilometer in jede Richtung hin. Ich creme mich vorsorglich ein, sobald die Sonne da ist, brennt sie ohne Wenn und Aber! Von einem amerikanischen Ehepaar, das in der Nähe wohnt, erfahren wir, dass an diesem Strand zur Zeit verschiedene Schildkröten ihre Eier vergraben. Die beste Zeit, eine Schildkröte zu beobachten, sei eine Stunde vor und eine Stunde nach der Hochflut. Wir (eigentlich Marion) beschließen, es mit den Schildkröten zu versuchen. Um halb sieben abends ziehen wir mit Taschenlampen bewaffnet los. Es ist uns nicht ganz geheuer; hinter dem Strand verläuft eine schmale Gravel Road, die etwa noch einen Kilometer von bewohnten Strandhäusern gesäumt wird. Ab und zu schimmert hier und da ein schwaches Licht durch die Bäume, dann beginnt eine Ölpalmen-Plantage, und es wird dunkel. Emsig leuchten wir den Strand und den Wassersaum ab, aber leider lässt sich keine Schildkröte blicken heute Abend, stattdessen scheuchen wir eine Menge „Rennkrabben“ auf, die Kurzstreckenläufer im Hosentaschenformat und um uns herum sausen die Fledermäuse. So richtig mit Schildkröten gerechnet haben wir eh nicht, und so hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Als wir wieder am WoMo landen, fallen uns jedoch zwei Gestalten auf, die am Strand mit Taschenlampen herum leuchten. Für die Schildkröten selbst ist es jetzt schon viel zu spät, nicht aber für deren Eier, die gern aus gegraben und verkauft werden. Ein an besagter Gravel Road lebender Amerikaner hatte uns gebeten, ihn über eventuelle Eierdiebe sofort in Kenntnis zu setzten. Hartmut läuft also los, während dessen ich in völliger Dunkelheit in meinem abgeschlossenen WoMo hocke, und Angst um meinen Mann habe. Endlich taucht Hartmut wieder auf, und ich bin heilfroh.

Der Weg von der Playa Basura über den NP Manuel Antonio nach Playa Dominical. Dann weiter nach San Gerardo und dann in die Quetzal Lodge
Der Weg von der Playa Basura über den NP Manuel Antonio nach Playa Dominical. Dann weiter nach San Gerardo und dann in die Quetzal Lodge

 

Donnerstag, 16.10.2014 Heute wollen wir den Nationalpark Manuel Antonio besuchen, der nur etwa 50 Kilometer weiter südlich liegt. Nach langem Aufräumen und ausgiebigem Bad im warmen Pazifik düsen wir los. Auf dem Weg zum Park kurbeln wir uns eine Uferstraße hoch, grün bewachsen, mit unendlich vielen Hotels am Wegesrand. Zum Teil sind diese Anlagen sogar recht hübsch in die Landschaft eingefügt. Was fehlt, sind hier die großen Kästen, die eine Landschaft verschandeln können. Wir erfahren aber, dass es bei der Einrichtung des Parks auch Widerstand von Seiten der Hoteliers und Farmer gegeben hat. Der Park ist ein Tieflandpark, und grenzt mit zwei wunderbaren Stränden direkt an den Pazifik. Die Besonderheit dabei ist, dass man an diesen Stränden baden kann. Deshalb treffen wir auch auf ganze Horden von Urlaubern, die mit Badeanzug und Schlappen den steinigen Hauptweg zum Strand hin bevölkern. Aber es gibt auch ruhige Momente: ein Guide, mit dem wir ins Gespräch kommen, zeigt uns eine hoch giftige Viper. Sie hat es sich, zusammen gerollt , in der Astgabel eines blühenden Busches bequem gemacht. Farbe und Form der Schlange ähneln der angrenzenden Blüte aufs Haar, die perfekte Tarnung. Jetzt verstehe ich auch den Hinweis der Missionarin vor einigen Tagen bezüglich der Schlangen im Urwald. Wir laufen bis zum Wasser, und schlendern dann am Strand mit seinem türkisfarbenen Wasser entlang, schade, wir haben kein Badezeug dabei. Dafür entdecken wir Kugelkrabben, die in leeren Schneckengehäusen wohnen, Waschbären, die auf der Suche nach Futter die Touristen belästigen, und ein schlafendes Faultier in einem der niedrigen Bäume am Strand. Auch Affen können wir hören und sehen, ob es sich aber um Howler Monkeys, Spider Monkeys oder Kapuziner-Äffchen handelt, können wir leider nicht erkennen. Nach 3 Stunden wieder am WoMo angekommen, beginnt punktgenau der tropische Regen, und hält die ganzen 45 Kilometer bis zum Strand von Dominical, einem Surf-Spot, an. Weil dort mittlerweile alles „schwimmt“, und Hartmut wegen der Dunkelheit wegen des Rangierens immer wieder aussteigen muss, zieht er sich gleich komplett aus, und nimmt anschließend auch die abendliche Dusche draußen.

 

Freitag, 17.10.2014 Eigentlich wollen wir zur Quetzal Lodge fahren, die auf 2.750 Meter Höhe liegt. Aber durch Erfahrung klug, beschließen wir, noch eine Übernachtung auf 1350 Meter Höhe dazwischen zu schieben. Wir wollen nach San Gerardo fahren, ein Dorf, das auf dem Weg zum Chirripo Nationalpark mit dem gleichnamigen höchsten Berg Costa Ricas liegt. Gleich, nachdem wir von der Pan-Americana (die in Costa Rica Inter-Americana heißt), in die Berge abbiegen, sind wir mitten drin im tropischen Grün. Nach ein paar Kilometern halten wir an einem privaten Reptilienzoo. Wir beschließen, uns endlich all die kleinen und großen, giftigen und ungiftigen Reptilien an zu schauen, die in Costa Rica so herum kriechen. Wir schlendern durch die gepflegte Grünanlage und entdecken in einem Freigehege sogar eine riesige Anakonda.

Zu unserer Überraschung hält sich das Wetter, aber als wir wenig später an einem Aussichtspunkt halten, fängt es schon an, zu nieseln. Bei strömendem Regen fahren wir durch das Tal von Isidro, mittlerweile von Kaffeeplantagen gesäumt, rechter Hand an einem reißenden Gebirgsfluss entlang. Am Ende wartet das Hotel El Descandos auf uns, dessen Speisen gelobt werden. Die Sache hat dann aber doch einen Haken: die Einfahrt zum für unser WoMo Handtuch großes Grundstück ist so eng, dass Hartmut sich nur Millimeter Weise vorwärts bewegen kann. Eigentlich wollen wir umkehren, aber halb sind wir ja schon drin: endlich ist es geschafft, und wir können den Abend bei einer köstlich zubereiteten Forelle genießen. Am nächsten Morgen machen wir noch eine Wanderung am Fluss entlang, nicht spektakulär, aber wunderbar entspannend. Begleitet werden wir vom krummbeinigen Nachbarhund. Danach heißt es: ausfädeln!!!

Trotz aller Mühen schrappt unser WoMo für einen kurzen Moment an der Betonmauer der Ausfahrt entlang. Hartmut muss wieder rückwärts in das Grundstück hinein fahren. Der Wirt kommt mit einer Eisenstange und bearbeitet nun ungerührt ein etwa 20 cm langes Mauerstück, um etwas 2 cm Platz zu schaffen für den oberen Teil der Kabine. Endlich ist Hartmut auf dem Weg, und besieht sich den Schaden: eine dicke, lange Schramme, etwas Farbe weg, aber nicht bis zum Grund. So, jetzt wissen wir wenigstens, wie breit eine Durchfahrt sein muss, damit unser WoMo ohne Schrammen passieren kann!

 

Auf dem Weg zur Quetzal-Lodge fahren wir über einen Pass, immerhin 3350 m hoch. Natürlich fängt es wieder heftig an, zu regnen. Wir sagen uns immer wieder, dass ja Regenzeit sei, aber ein bisschen enttäuscht sind wir schon, dass wir nicht wenigstens einen Blick in die wunderbare Landschaft werfen können. Am Abend ist es in der Lodge so kalt, dass wir am Kaminfeuer sitzen.Wir gehen früh ins Bett, denn am nächsten Morgen wollen wir, zusammen mit einem Führer, endlich einen Quetzal sichten.

Sonntag, 19.10.2014 Wir fahre ein paar Kilometer weit in die Berge hinein, dort, wo wilde Avocado-Bäume stehen, die Nahrung dieser Vögel. Diese Avocados sind nur so groß wie Pflaumen, und werden vom Vogel mit einem Haps geschluckt, verdaut, und der Kern dann wieder aus gewürgt. Gleich zu Beginn entdeckt der Führer ein Exemplar, welches sich aber nach 3 Sekunden in die Luft schwingt, und auf Nimmerwiedersehen in einer hohen Baumkrone entschwindet.Alle Versuche unseres Führers, uns noch ein zweites Exemplar zu präsentieren, scheitern. Mir ist das inzwischen auch egal, weil mir speiübel ist. Wir fahren also zur Lodge zurück, wo wir dann „vogelmäßig“ durch die Vielzahl der Kolibris entschädigt werden, die dort aus den bekannten Honigspendern das süße Nass ziehen. Jetzt scheint sogar die Sonne, und Hartmut knipst wie ein Verrückter, durch mich angefeuert.

Die Fahrtroute von der Quetzal Lodge über Playa Dominical, Chontal Lodge, Drake zur Finca Catarosr
Die Fahrtroute von der Quetzal Lodge über Playa Dominical, Chontal Lodge, Drake zur Finca Catarosr

Eigentlich wollte Hartmut mit mir noch eine Wanderung machen, die von der Lodge ausgehend durch einen wunderbaren Nebelwald mit Blicken ins Tal, führt. Doch der Regen hat auch heute alles im Griff, und mir ist immer noch ein wenig übel und schwindelig. Also ziehen wir von dannen, und landen am Abend wieder an der Playa Dominical.

Montag, 20.10.2014 Nach einer ruhigen Nacht gehen wir heute Morgen erst mal ausgiebig schwimmen. Dann haben wir ein Erlebnis der besonderen Art. Nachdem wir vor ein paar Tagen vergeblich am nächtlichen Strand nach erwachsenen Schildkröten Ausschau gehalten haben, werden wir nun am Strand von Dominical Zeuge einer Schildkrötenwanderung in die umgekehrte Richtung. Freiwillige sammeln an den Stränden Costa Ricas die Schildkröten-Eier ein, und lassen sie künstlich 45 Tag bebrüten. Dann werden die kleinen Schildkröten, kaum Daumen lang, zum Strand gebracht, wo sie es von allein schaffen müssen ins Wasser zu gelangen. Nur dann ist gewährleistet, dass in 10 Jahren so eine von tausend Schildkröten geschlechtsreif wieder an den selben Strand zurückkehrt, um dort ihre Eier ab zu legen. Immer wieder werden sie durch die Wellen zum Sandstrand zurück gespült, aber schließlich hat es auch die letzte geschafft.

 

 

Nun wollen auch wir uns wieder auf die Reise machen. Hartmut möchte die Osa-Halbinsel durchfahren, um in Drake, einem Örtchen am Pazifik eventuell noch einmal einen Tauchgang zu machen. Ein deutsches Paar hatte ihm im Juni davon erzählt. Auf der Interamericana geht es zunächst nach Palma Norte. Wir suchen dort vergeblich nach einer Wäscherei, denn wir sind mit unserer Wäsche am Limit. Stattdessen werden wir in einem Supermarkt fündig: mindestens 20 Sorten Costa Ricanischen Kaffees stehen dort im Regal, gemahlen und ungemahlen, aus Fair Trade Handel, biologisch-dynamisch, hell, mittel und dunkel geröstet, Espresso! Wir sacken nochmals 2 Kilogramm ein, denn in Südamerika beginnt mit Nescafe die Kaffee-Wüste. Dann biegen wir ab in Richtung Osa-Halbinsel, und fahren durch ein großes Waldgebiet, den Forestal Golfo Dulce. Wir machen Halt an einem Restaurant, und können im beginnenden Regen einen Blick auf die verschlungenen Küstenlinien der grünen Halbinsel werden. Bald wird klar, dass wir es nach Drake nicht mehr schaffen. Dafür entdecken wir an der Einfahrt zu einer Lodge (die Chontal Lodge) auch ein Camping-Schild. Wir haben Glück, die Besitzerin spricht etwas Englisch, und obwohl das Ressort im Regenmonat Oktober eigentlich geschlossen hat, dürfen wir für 10 Dollar Gebühr auf dem wunderschönen Gelände übernachten, direkt am Mangroven gesäumten Ufer.

Dienstag, 21.10.2014 Wir kommen später los, als geplant.Das Gelände entpuppt sich als Vogelparadies. Wir können mit dem Spektiv die größten, existierenden Tukane beobachten, vom Schnabel bis zur Schwanzspitze immer hin bis zu 53 cm lang. Kurze Zeit später gesellen sich noch zwei Scarlet Macaws, die mit 88 cm Länge größten Papageien Mittelamerikas dazu. Wir sind – wieder mal – begeistert.

 

Auf der Fahrt durch die Osa-Halbinsel passieren wir auch den Abzweig zum Nationalpark Corcovado, einem der „urwaldigsten“ Nationalparks von Costa Rica (und einer der größten), aber mit ca. 6 m Niederschlag pro Jahr auch so der regenreichste. Im Regenmonat Oktober ist er komplett geschlossen. Zum Besuch muss man sich voranmelden und in der Regenzeit braucht man für die Straßen entlang des Parks ein „wasserfestes“ Auto (wegen der vielen Flussdurchfahrten). Wegen der hier so zahlreichen Giftschlangen wird die Mitführung eines Universal-Serums empfohlen, also nichts für mich. Wir kommen trotz einiger Fluss-Durchquerungen gut voran. Die Insel scheint, bis auf die kultivierte Mitte, von undurchdringlichem Urwald bewachsen zu sein. Der Blick auf die Kilometer-Anzeige lässt uns frohlocken, nur noch etwa 3 Kilometer trennen uns vom Pazifik. Und dann kommt der letzte Fluss. Hartmut hat schon auf der Garminkarte im Computer bemerkt, dass er größer ist, hat aber gehofft, das es eine Brücke gibt. Gibt es aber nicht. Und mit ca. 0,9 m Wassertiefe ist der Fluss deutlich zu tief für unser WoMo. So machen wir eine wohl verdiente Mittagspause, beobachten einen Leguan, der es sich auf einem nahmen Baum bequem gemacht hat, und treten dann den Rückweg an. Wenigstens hat es nicht geregnet. Auch diese Nacht verbringen wir in der Chontal Lodge.

 

Mittwoch, 22.10.2014 Unsere Zeit in Costa Rica neigt sich dem Ende zu. Wir hätten hier noch Monate verbringen können. Die große Anzahl von verschiedenen Nationalparks und privaten Einrichtungen, eine reiche Tier- und Pflanzenwelt machen Costa Rica zu einem Paradies, wenngleich auch hier Umweltschützer um die Paradiese kämpfen müssen. Die Ananas zum Beispiel, deren Anbau einen unverhältnismäßig hohen Gebrauch von Pestiziden benötigt, werde ich künftig nur noch „organic“ essen, und bei Bio-Sprit sehe ich die großen, gerodeten Urwaldflächen vor mir, auf denen die Ölpalmen wachsen. Auf jeden Fall gehört Costa Rica zu den Ländern, die ich neben Alaska noch einmal besuchen möchte.

Wir fahren also noch ein Stück auf der Interamericana, und biegen dann in die Berge ab, wo es einen kleinen Grenzübergang nach Panama geben soll. In Ciudad Neily finden wir endlich die heiß ersehnte Wäscherei. Etliche Kilos sind zusammen gekommen, und so können wir die junge Inhaberin nur mühsam überreden, uns unsere Wäsche in der kürzest möglichen Zeit zu waschen und zu trocknen.

Wir sind erleichtert, als wir nur zwei Stunden warten müssen. In dieser Zeit gehen wir gemütlich essen, und halten anschließend Ausschau nach einem Geschäft, in dem Plexiglas oder durchsichtiges Plastik erstehen können. Wir hatten nämlich am Vortag mal wieder vergessen, ein Fenster zu schließen. Das geht hundert Mal gut, aber diesmal: ein Ast, der auf der Höhe des Fensters in die Straße hinein ragte, geriet in das geöffnete Fenster, und demolierte es zum Teil. Nach vergeblicher Glas-Suche holen wir die Wäsche ab, und fahren unseren Übernachtungsplatz, eine ehemalige Kaffee-Finca in den Bergen an. Hier hat es sich ein amerikanisches Ehepaar in unserem Alter zur Aufgabe gemacht, die Finca zu renaturieren, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir dürfen gegen Gebühr auf dem einzigen Stellplatz stehen, Toilette und Dusche inbegriffen. Morgen wollen wir nun nach Panama fahren.

Donnerstag, 23.10.2014 Heute Morgen machen wir erst mal einen Spaziergang über das Gelände, das ein Mirador bietet, und einen kleinen See. Leider lassen sich die Vögel noch nicht blicken, da der Morgennebel hier auf 1200 Meter noch länger anhält. Also beginnt Hartmut mit seiner Fenster-Reparatur, die auch wieder länger, als geplant dauert. Schließlich dränge ich darauf, dass wir uns nun endlich danach erkundigen sollten, ob die Fähre von Panama nach Kolumbien tatsächlich ihren Betrieb aufnimmt oder gar schon aufgenommen hat. Nach Zeit fressenden telefonischen Versuchen bekommen wir tatsächlich einen gut Englisch sprechenden Mitarbeiter der Fährlinie an die Strippe. Die erste Fähre soll am 27.10.2014 Panama verlassen. Wir sollen uns dann am 29.10.2014 beim selben Mitarbeiter melden, der uns dann vielleicht schon sagen kann, ob und wann die nächste Fähre fährt. In Panama Stadt gibt es ein Büro der Fährgesellschaft, und dort würden wir dann die Fahrt buchen können. Wir sind erleichtert, denn wenn die Fährverbindung gut läuft, würden wir viel Geld und viel Nerven sparen. Aber wir glauben es erst, wenn wir auf der Fähre sind. Es ist schon Mittag, und so beschließen wir, erst Morgen früh, und dann ganz entspannt, die 18 Kilometer bis zur Grenze nach Panama zu fahren.