11.04.2013 bis 07.05.2013

Anbei eine Karte der "Parks im Südwesten", die wir besucht haben. Das Vermillion Cliffs National Monument ist noch zu neu für diese Karte. Es liegt südwestlich vom Grand Staircase/Escalante National Monument

Heute soll es aber nun wirklich losgehen. Wir wollen via Gallup und Flagstaff den Grand Canyon, den ersten großen National Park auf dem Coloradoplateau, ansteuern. Aber noch sind wir einige Fahr- und Besichtigungstage davon entfernt .Das ist auch gut so, denn zum Eingewöhnen in die prächtigen Landschaften und Sehenswürdigkeiten des Colorado-Plateaus hat die Strecke auch jetzt schon Einiges zu bieten: Acoma, ein altes Indianerdorf im Adobe-Baustil, den El Morro State Park, den Nat.Park Petrified Forest, in dem sich auch die sog. Badlands befinden, wüstenähnliche Hügel, die je nach Tageszeit in vielen bunten Farben leuchten, und deshalb „Painted Desert“ genannt werden, und den Walnut-Canyon.

Als erstes steuern wir Acoma an. Runter von der Interstate und das erste Mal durch ein Indianer-Reservat. Acoma liegt, einem Adlerhorst gleich, auf einer Anhöhe, und ist von der genau gegenüberliegenden Passhöhe aus, wunderbar anzuschauen. Aber nur die ganz interessierten Zeitgenossen mieten sich einen Führer, um das seit 1150 ununterbrochen bewohnte Dorf zu erkunden.

Uns zieht es weiter zum El Morro State Park, der mit einem wunderbar gelegenen Campground auch gleich zum Übernachten einlädt. Wir treffen auf Hedda Borges und Hans Keppler. Hans und Edda sind seit fast einem Jahr auf Hochzeitsreise und klettern gern, obwohl nicht mehr die Jüngsten. Wir sind fasziniert: das man so was noch im Pensions-Alter betreiben kann?

Der El Morro Felsen entpuppt sich als wahres Geschichts-Lesebuch. Auf weichem Felsen haben sich Ur-Einwohner, spanischen Eroberer, Amerikanische Armee-Angehörige und europäische Ein- und Durchwanderer mit Zeichnungen und Schrift verewigt. Zum Teil gibt es präzise Schilderungen mit Datumsangaben, einfach faszinierend.

Am nächsten Morgen gibt es eine schöne Fahrt durch den bewaldeten Nationalforst. Überall Zäune, wohin das Auge blickt. Für ein eventuelles Picknick muss man schon ein scharfes Auge haben für einen Weg in den Wald, der mal nicht durch Tor und Kette abgesperrt ist. Marion fällt die Textzeile zu einem Lied ein, das wir vor vielen Jahren in Amerika gehört haben „ don’t fence me in…..“ !

Am späten Nachmittag bewundern wir die farbenprächtige Painted Desert und übernachten dann am Südeingang des Petrified Forest. Am Morgen sind wir die ersten am Park-Eingang, wir haben unsere Uhren noch nicht umgestellt. Auf einem der schönsten Rundgänge können wir die versteinerten Baumriesen aus grauer Vorzeit (220 Millionen Jahre!) fast ohne andere Besucher bewundern. Je nach vorherrschendem Mineral leuchten sie in den entsprechenden Farben rot, rosa, gelb, orange, grün, blau und sandfarben, oft sieht man eingeschlossene Kristalle, es sind reine Schmuckstücke.

Dann zieht es uns nochmal zu den „Painted Desert“,die wir jetzt bei besserem Licht bewundern können als gestern.

Marion hat wieder eine ruhige Nacht (Blutdruck) auf 2000 mtr. Höhe verbracht, und langsam keimt die Hoffnung, dass sie die Höhe auch für den Rest der Reise gut verkraften wird.

Durch die vielen Haltepunkte und Besichtigungspfade wird es später Nachmittag, als wir den Park verlassen. Zum Glück können wir am Abend einen trotz Interstate-Nähe ruhigen State Park-Campground ansteuern, sogar mit heißer Dusche: das lockert die Nackenmuskulatur und spart Wasser im WOMO!

Am nächsten Morgen „besichtigt“ Hartmut eine amerikanische Wohnkabine, unserer auf den ersten Blick nicht unähnlich .Aus der Nähe entpuppt sich das Gefährt als eine Großkabine (8,5 to) mit perfekter Ausrüstung. Hier ein paar Details für die Kenner: Wallas-Dieselkocher Warmwasser über Motor- und Dieselheizung, Dieselheizung, 400 ltr.Frischwasser,150 ltr. sog. Grauwasser, Abwassertank, 2 Wasserfilter, Riesen-Elektrik-Paneel; der Clou ist jedoch (WOMO-Frauen aufgepasst!!) eine riesige Küchenarbeitsplatte aus Granit. Das einzige, was ich wirklich auch gern in meinem WOMO hätte, wäre einer der beiden Hunde gewesen, zwecks Beaufsichtigung des WOMOS bei Abwesenheit der Besitzer.

Nach besagter Besichtigung „schaukeln“ wir gen Flagstaff. Wir schaukeln, weil der Wind dermaßen aufgefrischt hat, dass Hartmut freiwillig das Steuer in beide Hände nimmt. Marion bemüht sich derweil, nicht zu quieken, wenn das WOMO mal wieder einen unfreiwilligen Schlenker macht. Wir biegen vor Flagstaff zum Walnut-Canyon ab. Der Canyon besitzt ein wunderbares Besucherzentrum, von dem aus man direkt in den tiefen, wunderbar grünen Canyon gucken kann. Er war viele Jahrhunderte lang bewohnt, davon zeugen gemauerte Eingänge zu Höhlenwohnungen.

Nach einem kurzen Spaziergang schaukeln wir, nicht wie vorgesehen Richtung Grand Canyon, sondern nach Sedona, einem mondänen Urlaubsort in einer wunderbaren Canyon-Landschaft, die leider durch ziemlich unkontrollierte Bebauung einigermaßen verschandelt wurde. Wir stehen über Nacht – zum ersten Mal frei – im National Forest, der aber mehr durch seine Kakteen beeindruckt. Zuvor aber feiern wir ein Jubiläum ( 30 Jahre Hartmut und Marion ) in einem vegetarischen Restaurant, sehr lecker. Wir bleiben noch eine zweite Nacht, da der Wetterbericht für den nächsten Tag Böen in Sturmstärke angekündigt hat.

Der San Franzisko Peak
Der San Franzisko Peak

Am nächsten Tag in Flagstaff ist Waschtag angesagt. Zum ersten Mal schieben wir unsere Wäsche in eine überdimensionale Waschtrommel und Hartmut drückt auf den Knopf, leider zunächst auf den falschen, nämlich auf den für Kaltwäsche: macht nichts, unsere Wäsche hat eh eine „Vorwäsche“ nötig, dafür kann ich in Ruhe ein warmes Essen zubereiten. Dann geht die leidige Übernachtungssuche los. Nach einiger Kurbelei finden wir uns in einem der tollen KOA – Campgrounds wieder, die immer direkt an viel befahrenen Straßen liegen.

Am nächsten Morgen geht es endlich zum Grand Canyon, eine schöne Strecke durch einen National-Forest. Rechter Hand blinken immer wieder die Schneefelder des San Francisco Peak, des höchsten Berges von Arizona.

Am Nachmittag ergattern wir einen der raren Plätze auf einem der beiden Zeltplätze am Südeingang, und machen einen ersten Spaziergang entlang der Rimkante. Drei kalifornische Condore, seit etwa 10 Jahren wieder am Canyon angesiedelt, fesseln die Aufmerksamkeit der Besucher. Hartmut fotografiert und fachsimpelt mit fotografierenden Kollegen. Die nächsten drei Tage sind angefüllt mit Fahrten und Spaziergängen entlang des Rims. Am letzten Tag leisten wir uns eine Hubschrauber-Rundtour, zwar richtig teuer, aber ihr Geld wert. Bei schönstem Wetter schraubt sich der Hubschrauber in die Lüfte und entführt uns in die Welt des Canyons, des Colorado River, der Farben und des Lichtes.

Nach vier „verzauberten „ Tagen verabschieden wir uns schweren Herzens vom Canyon und fahren zum Lake Powell, wo wir direkt am See übernachten. Wir leisten uns eine Führung durch einen sog. Slot Canyon (Antilope Canyon): von außen nicht sichtbar, haben hier sog. Sturzfluten tiefe, z.T. recht schmale Einschnitte in den roten Sandsteinboden gegraben. Das durchfließende Wasser hat vielfältigste Formen geschaffen, das Tageslicht beleuchtet diese Formen zu bestimmtem Tageszeiten spektakulär. Ungefährlich sind diese Slot Canyons nicht: unser Canyon war 1997 Schauplatz einer Tragödie, bei der 12 Touristen bei einer Sturzflut dort unten ums Leben kamen.

Das Innenleben des Antilope Canyons ist eine Wunderwelt von Formen und Farben. Hartmut ist hier in den Fotorausch gekommen. Anbei einige Beispiele dieser Wunderwelt des Antilope Canyons.

Am Abend treffen wir auf gleichem Platz ein Schweizer Pärchen mit WOMO, die schon drei Jahre unterwegs sind, und uns einiges über Südamerika erzählen. Insbesondere meine Furcht, durch Mexiko zu fahren, wird etwas gemildert. Obwohl es kalt ist, sitzen wir, in Decken eingemummelt, draußen, als sich ein Feuerball über den Berg schiebt: es ist der aufgehende Vollmond, der wenig später den Lake Powell hell erleuchtet, ein wunderschönes Bild. Spät in der Nacht schaut Marion noch mal nach draußen, unser WOMO wirft lange Schatten.

Am nächsten Vormittag kommen wir sehr nachdenklich aus den Besucherzentrum des Lake Powell Dam. Der Wasserspiegel sinkt seit einigen Jahren dramatisch, Marinas, von wo aus die großen Hausboote zu Wasser gelassen wurden, mussten aufgegeben werden, da der Wasserstand einfach zu niedrig war. Die Damen und Herren am Info-Stand versuchen trotzdem gelassen Auskunft zu erteilen: Ja, der Wasserstand sei sehr niedrig, und ja, es könnte vielleicht doch mit den veränderten Umweltbedingungen zusammenhängen, und ja, eigentlich müssten die Amerikaner ihren Wasserverbrauch einschränken, es gäbe Pläne dazu.

Nach einem Abstecher mit Übernachtung an einem 40 km entfernten Aussichtspunkt über dem See fahren wir zur „Paria Contact Station“. Dort kann Auskünfte aller Art zum Vermilion Cliffs National Monument bezüglich Campgrounds, augenblickliche Beschaffenheit der unbefestigten Straßen und sog. Permits für Durchfahrt und Übernachtung erhalten. Vor dem Gebäude sind Kopien von Dinosaurier-Knochen ausgestellt, die in diesem Gebiet gefunden worden sind. Es ist immer wieder erstaunlich, wie freundlich und kompetent die „Ranger“ die Touristen beraten. Immer gibt es dazu ein ausführliches Heft, in dem Flora und Fauna, Sehenswürdigkeiten und Wanderwege gezeigt werden. Der Paria-Canyon wird als einer der schönsten Canyons der USA bezeichnet, er liegt in einer sog. „wilderness-area“, dort darf wirklich nur hinein, wer mit Rucksack und Zelt zu Fuß geht. Um den Canyon zu schützen, ist sein Besuch auf 20 Personen pro Tag beschränkt.

Wir können den Canyon natürlich nicht besuchen; erstens sind wir auf so eine Art Wanderurlaub nicht eingestellt, und zweitens ist Marion noch immer nicht gut zu Fuß. So einige (wenige) Kilometer schafft sie zu Fuß (wenn das Gelände nicht zu schwierig ist). An eine Tageswanderung oder sogar Mehrtageswanderung ist aber nicht zu denken.

Wir durchfahren stattdessen ein wunderschönes Tal, das zur Hälfte an den wunderbaren Vermilion Cliffs entlang führt. Dunkelgraue Ablagerungen auf rosafarbenen, gesprenkelt mit dunkel türkisfarbenen Sträuchern entlocken uns ein Staunen. Wir übernachten auf einem wunderbar gelegenen, kleinen Campground, der eigentlich „ full“ ist, aber ein nettes Ehepaar aus Aalen, ebenfalls länger auf Tour, lädt uns ein, mit auf ihrem „site“ zu stehen.

Am Abend gibt es ein erstes Lagerfeuer. Zu unserer kleinen Gruppe stoßen noch 3 Frauen aus Sedona, die jüngste von ihnen kommt aus Deutschland, und dolmetscht ein wenig. Die älteste des Trios ist ca. 75 Jahre alt, und erzählt, wie gerne sie immer noch in der freien Natur ist und die Nächte im Zelt verbringt, obwohl es mittlerweile etwas beschwerlich für sie ist.

Anbei einige Bilder von der Tour durch die „Vermillion Cliffs“.

Wir brechen am nächsten Morgen auf, und fahren durch den wunderbaren Kaibab Forest zum Zion National Park. Schon vor dem Park verlocken wunderbare Fotomotive immer wieder zum Anhalten.

Erst am nächsten Tag bekommen wir (früh) einen Platz im Campground. Am Tag zuvor war er voll.

Wir lassen den Tag ruhig angehen, und benutzen den Shuttle-Bus, der wie im Grand Canyon, alle Aussichtspunkte anfährt.

Am letzten Punkt wandern wir den Virgin River entlang, bis es nicht mehr weiter geht. Dort beginnt der Fluss, sich durch hohe und enge Felswände zu schlängeln. Im Sommer kann man ein gutes Stück in diese „narrows“ hineinwandern, bis sich die etwa 500 Meter hohen Felswände fast treffen. Das geht aber nur bei trockenem Wetter, es sind auch in den „narrows“ schon Menschen bei einer Springflut ertrunken. Jetzt führt der Virgin River zu viel Wasser für solche Späße.

Der nächste Tag bringt eine Autotour zu einem entfernteren Teil des Parks. Wir klettern wieder auf über 2000 Meter, und erleben einen kalten, klaren Sonnentag. Das Erlebnis des Tages: sechs kalifornische Kondore auf einer Wiese, um einen Tierkadaver herum versammelt. Sie waren hier im Südwesten fast ausgestorben, mittlerweile werden sie aber langsam wieder heimisch. Kaum 10 Minuten später sehen wir einen amerikanischen Weißkopfseeadler beim Fischfang. Der erste Versuch war daneben, beim zweiten Anflug schnappte er sich den Fisch, Harmut konnte das alles mit dem Fernglas beobachten.

Am nächsten Morgen dann Aufbruch zum Bryce Canyon, der nur etwas über eine Autostunde entfernt liegt, allerdings nur, wenn man nicht durch ein fantastisches Gebirgstal mit versteinerten Sanddünen und vielen Slickrocks fährt. So kann die Strecke Stunden dauern. Anbei die Gründe für unsere Verzauberung.

Wir kennen die Strecke vom Zion zum Bryce; vor siebzehn Jahren sind wir sie mit dem Fahrrad und Zelt in umgekehrter Richtung aus dem Bryce kommend, gefahren. Ich schüttele immer wieder den Kopf darüber, dass ich diese Strecke damals schwer bepackt mit dem Fahrrad bewältigt habe.

Im Bryce finden wir sofort einen schönen Platz auf dem Campground (auf 2440 m Höhe gelegen). Das mag daran liegen, dass hier noch Nebensaison ist. Wir machen einen ersten, längeren Spaziergang an der Rimkante entlang, bevor wir am Abend zum Platz zurückkehren. Nachdem die Sonne verschwunden ist, wird es lausekalt. Überall dort, wo auch Zelte stehen, brennen Lagerfeuer, an diesem Abend gewiss nicht nur für die Steaks und Würste entfacht. Überall leuchten Wollmützen, und wir sind froh, im geheizten WOMO zu sitzen.

Bei einem zweiten Spaziergang am nächsten Morgen zeigt der Bryce seine ganze Schönheit in vielen lachsfarbenen Varianten. Am Nachmittag bricht Hartmut zu einer Wanderung in den Canyon auf, Marion bleibt am WOMO. Ein Brief an die Enkelkinder wird fertig geschrieben, Vögel und Chipmonks (das sind die Eichhörnchen in Mini-Format) werden fotografiert. Außerdem muss endlich der letzte unbekannte „ Wallander-Krimi“ fertig gelesen werden. Aus einem Augenwinkel erfasst Marion plötzlich ein Chipmonk, welches mit einem Keks in der Schnauze aus dem WOMO hopst. „Wo ein Keks ist, ist auch noch eine“ sagt sich das Chipmonk und starte einen nächsten Versuch, der dann fotografisch dokumentiert wird.

Als Hartmut kommt, ist auch der erste Versuch, einen Kuchen zu backen, erfolgreich abgeschlossen. Der Backofen ist eine Art Kuchenform mit einem Schlot in der Mitte, die auf den Herd gestellt wird. Der Inhalt bäckt dann gaaaanz langsam vor sich her! Immerhin können wir jetzt 4 Tage lang Orangenkuchen essen.

Anbei einige Bilder von der Wunderwelt des Bryce Canyons.

04.05.13 Wir fahren über Tropic nach Cannonville, um uns im dortigen Visitor-Center ein Permit für die Übernachtung im Grand Staircase Escalante National Monument zu besorgen, ein langer Name für ein riesiges Gebiet, dass Bill Clinton erst 2001 zum National Monument erklärt hat. Hier gibt es nicht eine spektakuläre Sehenswürdigkeit, sondern, verteilt über den gesamten Park viele Slot Canyons, die denen am Lake Powell (Antelope Canyon) nicht nachstehen. Große Teile des Parks sind „wilderness area“, so dass es so gut wie keine Infrastruktur für Touristen gibt, sieht man von ein paar mageren Hinweisschildern aus Holz, und den obligatorischen Steinmännchen auf den Wanderpfaden ab. Nach einem Einkauf und einem mäßigen Mittagsmahl fahren wir in den Park hinein zum Grosvenor Arch, einem der vielen, noch folgenden Natursteinbögen, um dort zu übernachten.

Nach Bewältigung einer steilen, sandigen Auffahrt riecht man (mal wieder) die Kupplung. Wir beschließen, im nächsten Ort bei der Firma Nestle, die unser Fahrzeug für diese Tour „getunt“ hat, eine Ersatzkupplung zu bestellen und nach Salt Lake City liefern zu lassen.

Am nächsten Tag setzen wir in Escalante, dem eigentlichen „Eingangstor“ zum Escalante-Park unseren Vorsatz in die Tat um. Der reizende Postbeamte erklärt uns, wie es geht, und gibt uns auch gleich die Adresse des zuständigen Postamtes in Salt Lake City mit. Natürlich bedeutet das einen nicht geplanten Schlenker von 300 km, aber eine neue Kupplung ist uns das allemal wert: Dann geht es in den Escalante Park über eine landschaftlich herausragende Offroad – Strecke, die uns bis zum Lake Powell geführt hätte, wenn uns nicht das Wetter einen Streich gespielt hätte. So aber fahren wir mit gemischten Gefühlen an einer Bergkette entlang, vor der sich langgezogene Täler ausbreiten. Der nackte Sandstein leuchtet in vielen lachsfarbigen Nuancen, etwas weiß schiebt sich zwischen die einzelnen Schichten. Davor leuchtet der feine Sand, ebenfalls in kräftigen, verschiedenen lachsfarbigen Tönen. Die Täler sind bis weit in die Berge hinauf mit einem smaragdgrünen, immergrünen Busch bewachsen, dazwischen hellere Töne von jungem Gras. Diesen Blick haben wir nun bei noch hellem Sonnenschein links und rechts der Straße bis zum Horizont .Wenn uns Jemand nach einem bleibenden Eindruck des Südwestens der USA befragen würde, dann ist es dieses Bild : lachsfarbige Berge, Hügel und Täler mit Millionen von smaragdgrünen Büschen darauf, gleichmäßig verteilt, wie Sommersprossen.

Wir haben leider kein Info-Material zu den einzelnen Canyons erhalten, was sich schnell als großer Nachteil erweist, denn die Beschilderungen und Bezeichnungen in diesem Gebiet decken sich kaum mit den Hinweisen im Reiseführer. Wir steuern eine Wagenburg an, wo es dank vieler „Margaritas“

am späten Nachmittag schon sehr lustig zugeht. Ein Wochenendausflug mit Pferden, an dem die Geschäftswelt von Escalante, auch ein bärtiger Farmer mit Cowboyhut ist dabei, zugegen ist. Natürlich ist wieder Jemand dabei, der Heidelberg kennt, und das hilft enorm, wenn es darum geht, Auskünfte aller Art zu erhalten. So bekommen wir wenigstens ungefähre Hinweise darauf, wo etwas zu finden ist. Mit den Entfernungen nehmen es die Amerikaner allerdings nicht so genau. „Five miles, also etwa 8,5 Kilometer, durch unwegsames Gelände und glatte Felsen zum Eingang eines Slot Canyon sind in deren Augen keine Entfernung, Bänderrisse hin oder her.

Deshalb fahren wir lieber zu einem Abzweig, an deren Ende die Fußspuren von Dinosauriern auf einem Absatz eines kleinen Sandsteinplateaus auf uns warten. Nicht ganz einfach zu finden, stehen wir am nächsten Morgen auf dem Plateau und starren auf eine Spur von 36 säulenförmigen, riesenpfannengroßen Dino-Fußspuren. Wir entdecken noch viele weitere Fußspuren, darunter auch ovale mit drei riesigen Krallen, vermutlich von Fleischfressern. Obwohl wir ja eher nüchterne Betrachter sind, werden wir doch nachdenklich angesichts der Frage, welche Riesen vor 70 bis 80 Millionen Jahren hier entlang gestapft sind. Was wohl von uns mal übrig bleibt?

Am nächsten Tag machen wir dann doch eine Wanderung zu einem der vielen Slot Canyons des Escalante Parks. Slot Canyon trifft es hier nicht ganz, denn unsere Wanderung führt uns durch einen steinernen Tunnel, der oben Öffnungen aufweist. Ganz wohl ist uns nicht, denn es sieht nach Regen aus. Ein Wunder trotzdem, dass wir überhaupt dorthin gelangt sind. Die ganze Wanderung scheitert fast an einem kurzen, aber extrem steilen, glatten Felsstück, das Marion nur mit viel Mut und einer helfenden Hand überwinden kann. Hier weg zu rutschen wäre ungesund. Zum Glück finden wir beim Aufstieg wenige Meter entfernt eine besser begehbare Passage. Nach einer unruhigen Nacht, es stürmt und regnet etwas, verlassen wir den Park in weiser Voraussicht; am gleichen Tag wird die Strecke wegen Nässe gesperrt.

In „Die Parks im Südwesten Teil 2 geht es weiter.