Im Zeitalter der Navis fühlt man sich ja schon fast nackt, wenn man ohne einem Navigationsgerät unterwegs ist. Aber ich muss gestehen, dass unser Navi uns vielleicht die Ehe gerettet hat, zu mindestens hat es sehr viel für das gemeinsame Wohlbefinden getan. Das Fahren ist jetzt wesentlich zwangsärmer und ruhiger (als ohne Navi) und wir kommen beide in guter Stimmung zum Ziel. Es gibt keine Streits mehr um die richtige Zielfindung, kurzum das Zusammenleben ist deutlich friedlicher geworden.

Auch in Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko) gibt es gute Navi-Software, z.B. von Garmin (von dort kommt das alles ja). In den restlichen Ländern von Mittelamerika und in Südamerika ist es dagegen deutlich schwieriger.

Die Navi-Software in der EU und in Nordamerika ist eine reine Straßennavigation. Es sind Vektorkarten, auf denen (im Wesentlichen) nur die Straßen dargestellt sind und keine Geländetopologie. Für das Routing ist das sogar sehr gut, lenkt doch nichts von den Fahrinformationen ab. Verlässt man die "normalen" Straßen, dann kommt die Software schnell an ihre Grenzen, abseits von den Straßen hilft die Software meistens nur noch wenig.

Wesentlich "schöner" sind Bitmapkarten, die ein Abbild der normalen Landkarten sind. Haben diese Bitmapkarten noch einen kleinen Maßstab (z.B. 1:25 000), dann kann man wunderbar darin herumstöbern und sich sehr einfach anschauen, was sich "hinter den Hügeln" befindet. Dies ist ideal, wenn man durch die Gegend trödelt und mal schauen will, was so rechts und links von der Fahrstraße ist. Bitmapkarten haben aber auch Nachteile:

  • sie sollten einen kleinen Maßstab haben (z.B. 1:25 000), d.h. man braucht sehr viele Kartenblätter.
  • sie sollten von einem "guten" kartografischen Institut kommen, möglichst viele Details sollten darin dargestellt sein
  • sie müssen georeferenziert sein (um die aktuelle Position auf der Karte erkennen zu können)
  • sie haben einen sehr hohen Speicherbedarf und sind entsprechend teuer
  • mit einem kleinen Maßstab gibt es sie nur für einen kleinen Teil der Welt

In der EU gibt es "gute" Bitmapkarten z.B. für Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweiz, Österreich, Tschechien (und weitere).

Bitmapkarte unserer Heimat
Bitmapkarte unserer Heimat

Nebenstehendes Bild zeigt einen Kartenausschnitt von Deutschland (Heidelberg - meine Heimat). Basis ist die 1:25 000 Topokarte von Deutschland, in der wirklich jeder Waldweg eingezeichnet ist. Diese Karte ist georeferenziert, d.h. mit der geeigneten Software sieht man exakt seine Position. Zusätzlich ist ein Höhenraster hinterlegt, um eine "echte" 3d-Darstellung zu bekommen (siehe Bild).

Das nebenstehende Bild ist mit der Software Quo Vadis erzeugt wurden (www.quovadis-gps.de - Windows-Programm) und die Karte ist die Deutschland Topo25 QV-Map. Es macht richtig Spaß, wenn man die Karten auf einem 10"- Bildschirm vorne im Auto hat und sieht, wie die Landschaft rechts und links "hinter den Bergen" aussieht.

Solche Karten gibt es aber leider nur für wenige Länder. Und die Länder müssen eine Kartensoftware-freundliche Preispolitik machen. Die oben genannte Karte z.B. kostet für die gesamte BRD 119,00 €. Ich weiß nicht, aus wie vielen tausend Einzelblätter die Gesamtkarte besteht. Der Preis pro Einzelblatt liegt deutlich unter 10 Cent.

Allerdings sind nicht alle Karten so preiswert wie die deutsche. Die Schweiz-Topo 25 QV-Map kostet schon. 299 €. Ich hab mal in Südamerika per Google rumgeforscht. Auch dort gibt es für einige Länder Karten in einem kleinen Maßstab. Wenn dann aber ein Blatt 35 $ kosten soll, kommt man schnell auf ein paar tausend $ für ein Land. Und dann hat man die einzelnen Kartenblätter und keine PC-Daten.

Die Kartenblätter müssen dann erste einmal eingescannt werden. Da die wenigsten einen DIN A0-Scanner haben, müssen die einzelnen Scanbilder dann zusammengefügt werden (z.B. mit Photoshop). Im letzten Schritt kann man die Karte dann georeferenzieren (z.B. mit Google Earth), erst dann hat man Karten, die wie oben als 3d-Bild auf dem Rechner darstellbar sind. Ich habe einen Norwegen 1:300 000 Atlas in dieser Form bearbeitet (zumindest zur Hälfte), es war recht zeitaufwendig.

Und dann ist da noch folgendes Problem: Viele Karten stammen (zumindest mit ihren Grunddaten) aus der Vor-GPS-Zeit. Damals kam es mehr auf den prinzipiellen Verlauf der Straßen an und nicht so sehr auf die absolute Richtigkeit der Koordinaten. Und da kann es schnell passieren, dass man laut Karte gerade 10 km neben der Straße fährt und nicht da drauf - zumindest bei mir hemmt das etwas die "Kartenfreude". Die oben genannten 1:25 000-Karten sind aber exakt. Man fährt auch laut Karte auf den Straßen und sieht beliebig weit rechts und links in die Landschaft rein. Für mich wäre so etwas ein echter Grund, einen "Surface pro" von Microsoft zu kaufen und zu versuchen, ihn sinnvoll im Auto anzubringen.

Bitmapkarte von Quito/Ecuador im Maßstab 1:650 000
Bitmapkarte von Quito/Ecuador im Maßstab 1:650 000

Die nebenstehende Karte ist die Umgebung von Quito/Ecuador und hat einen Kartenmaßstab von 1:650 000. Das sind so die typischen Maßstäbe, mit denen man Straßenkarten von Mittel- und Südamerika bekommt. Die Detailmenge ist damit deutlich niedriger als bei der 1:25 000 Topokarte von oben. Entsprechend weniger Spaß macht es, links und rechts die unmittelbare Umgebung auf dem Bildschirm zu erkundigen.

Es bleibt jedem selber überlassen, ob es für ihn sinnvoll ist, mit solch einem Kartenmaßstab den Aufwand für einen "echten" Rechner vorne im Auto (mit zumindest einem 10" Bildschirm) zu machen. Selbst mit einem "Surface pro" von Microsoft wäre das für mich zu aufwendig, zumal ich Schwierigkeiten habe, einen 10"-Bildschirm so im Auto unterzubringen, dass er mich nicht stört.

Also bin ich bei der normalen Straßennavigation geblieben. An der Windschutzscheibe klebt ein Montana 600 von Garmin, drinnen ist die aktuelle Routingsoftware für Nordamerika inkl. Mexiko. Im Vergleich zu einem "normalen" Straßennavi ist das Montana leider sehr bedienungsunfreundlich. So muss man Straßennamen absolut exakt eingeben, schon wenn man einen Bindestrich vergisst, findet das Navi die Adresse nicht. Und dann muss man von einer einmal berechneten Route schon recht weit abweichen, ehe das Montana eine komplette Neuberechnung der Strecke durchführt. Das Montana hat aber andere Vorteile:

  • es hat eine lange Batteriestandzeit. Durch AA.Zellen kann diese jederzeit verlängert werden.
  • es hat einen eingebauten "echten" Höhenmesser und einen Kompass
  • es macht automatisch das Tracking der gefahrenen Strecke
  • man kann jederzeit Wegpunkte setzen und über Luftlinienrouting diesen Wegpunkt ansteuern. In Australien kann ich z.B. bei einer Übernachtung im Busch an der Straße einen Wegpunkt setzen. Wenn wir dann in der Nacht meinen Übernachtungsplatz fluchtartig wegen eines Buschfeuers verlassen müssen, dann finden wir sicher den Weg zur Straße und verirren uns nicht voller Panik im Busch (das ist uns in Australien passiert).
  • Mit der 1:24 000 Topokarte USA kann man das Garmin für Wanderungen in den Nationalparks nutzen.

Für Mittel- und Südamerika werden wir erst einmal OSM-Karten verwenden. Über http://garmin.openstreetmap.nl kann man sich von Mittel- und Südamerika (und natürlich auch vom Rest der Welt) die aktuellen open streetmap - Karten herunterladen. Sie sind garminkompatibel und können über das Garminprogramm BaseCamp in das Montana übertragen werden. Über die Qualität dieser Karten können wir nichts sagen. Sie sind aber routingfähig, wobei das Adressfinden laut meinem Garminhändler "nicht so doll klappen soll". Da diese Karten laufend erweitert werden, werden wir die Karten der jeweiligen Gegend erst kurz vorm Gebrauch aus dem Internet holen.

Laut meinem "Garminhändler" soll ich in Mittel- und Südamerika nachfragen, ob Händler vor Ort detailliertere Garmin-Routingkarten haben (detaillierter als die OSM-Karten). Er meinte, dass dies oft der Fall ist.

Eine Besonderheit sind die USA und Kanada. Auch dort werden die Karten von Vermessungsämtern erstellt. Die Leute dort haben aber die sinnvolle Meinung, dass die Erstellung des Kartenmaterials ja bereits über Steuergelder bezahlt worden sind und die Karten deshalb kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollten. Deshalb bezahlt man bei diesen Karten (sofern man sie bei uns bekommt) nur eine Aufwendungsgebühr des Kartenlieferanten.

Bitmapkarte im Garminformat für Colorado, Maßstab 1:24000
Bitmapkarte im Garminformat für Colorado, Maßstab 1:24000

Topokarten für Garmin (d.h.Vektorkarten) gibt es für alle 50 Staaten im Maßstab 1:24 000 - z. B. über www.gpsfiledepot.com/maps/state/all. Dort gibt es auch viele Spezialkarten für die einzelnen Staaten, wie Karten für das "public land" im jeweiligen Staat und weitere Darstellungen. Das nebenstehende Bild ist ein Kartenbeispiel für Colorado. Man sieht, dass es in keiner Weise mit der Qualität der 1:25 000 Topo von Deutschland verglichen werden kann. Leider sind diese Topokarten nicht routingfähig, aber wenn man auf Wanderschaft geht, dann können sie sinnvoll verwendet werden.

Ein weiteres Problem ist, dass die Karten für die 50 Staaten halt 50 Einzelkarten sind und auch nur als Einzelkarten im PC-Programm Garmin - BaseCamp angezeigt werden können. Quo Vadis dagegen hat die Fähigkeit, mehrere Einzelkarten als "Overlay" gleichzeitig anzeigen zu können. So könnte man auch größere USA-Bereiche auf dem Rechner darstellen. Allerdings hat Quo Vadis Probleme mit der Darstellung von Karten im Garminformat. Sehr schnell reagiert das Programm nicht mehr, schon Einzelkarten werden oft fehlerhaft dargestellt. Bei einer Summenkarte mit der Overlay-Technik bricht Quo Vadis dann schnell zusammen.

Über das Garminprogramm MapInstall kann man mehrere Garminkarten zu einem Gesamtsatz zusammenführen und ans Montana schicken (leider kann man dieses Summenfile nicht ans BaseCamp selber schicken). Dann hat man den kompletten Toposatz von z.B. den USA im Montana, sofern nur der Speicher groß genug ist.

Leider ist diese Topokarte nicht routingfähig (das wäre zu schön). Im Quo Vadis kann man durch die Overlay-Technik eine Topokarte über eine routingfähige Karte legen und so ein Straßenrouting in einer Topokarte durchführen. Mit Topokarten z.B. im PNG-Format klappt das sehr gut, mit Topokarten im Garminformat aber leider nicht.

Das Montana kennt solche Overlays nicht. Wenn man die Topokarte und die Routingkarte im Montana gespeichert hat, kann man zumindest schnell umschalten, Straßennavigation mit der Routingsoftware und Wandern mit der Topokarte.

Wie gesagt - für die USA habe ich kostenfreie Garminkarten gefunden. Ich habe auch lange (und vergeblich) im Internet nach kostenfreien Topokarten für Kanada fürs Garmin oder Quo Vadis gesucht. Die (käufliche) Topo Kanada von Garmin (1:250 000 und 1:50 000 für 115 € bei Amazon) soll ziemlich alt sein. Für Quo Vadis gibt es Topo-Kanada-Karten im Maßstab 1:50 000 für je 79 bis 149 € (6 Kartensätze). Zusammen summiert sich das zu einigen Euros. Ich habe aber eine preiswertere Kartenmöglichkeit gefunden.

Marion ist eine Leseratte (1 -2 Bücher pro Woche) und mit einem kindle (und den entsprechenden ebooks) hoffen wir das Gesamtgewicht des Womo's niedrig zu halten. Leider hat das kindle ein proprietäres ebook-Format, d.h. man muss die ebooks bei Amazon kaufen, ein Ausleihen aus Büchereien geht nicht. Deshalb haben wir zusätzlich ein 8"-Tablett von Samsung erstanden und ein Bücherei-App geladen. Jetzt können wir per Internet über die elektronische Fernleihe Bücher für eine Leihdauer von 2 Wochen auf das Samsung laden und drin lesen.

Für dieses Tablet gibt es auch eine wunderschöne Halterung von Brodit, mit der das Tablet direkt am Armaturenbrett befestigt werden kann, so, dass es kaum stört. Und es gibt von der Fa. Atlogis Geoinformatics oHG diverse Karten-Apps, z.B. ein App Kanada Topo Pro (ca 6 €), Soviet Military Maps Pro (ca 10 €) , Central America Topo Maps Pro (3,59 €) und weitere. Man kann mit diesen Apps Topokarten herunterladen, speichern und sie dann offline benutzen. Bei Soviet Military Pro sind es die russischen Militärkarten im Maßstab von minimal 1:500 000. Diese können auch im Maßstab 1:200 000 angezeigt werden (Zoomstufe 14), allerdings ohne zusätzliche Informationen. Es ist nur die "aufgeblähte" 1:500 000-Karte.

Die Kanadakarten reichen runter bis auf ca 1:25 000 (Zoomstufe 17 - dann braucht man aber viele Gbytes zur Speicherung) und die Mittelamerikakarte hat ebenfalls den minimalen Maßstab 1:200 000. Neben den wenigen Euros für die Apps benötigt man nur ausreichend viele Speicherkarten und viel Zeit zum runterzuladen der Daten (insgesamt kommen da Wochen zusammen). Leider ist die Qualität dieser Karten nicht mit der Qualität der Topo Deutschlandkarte zu vergleichen, aber sie ist "besser als gar nichts" und kostet nur wenige Euros. Die komplette USA in der Zoomstufe 14 passt auf eine 32 Gbyte-Speicherkarte, fast das komplette Kanada in der Zoomstufe 15 (1:100 000) passt auf zwei 32 Gbyte-Speicherkarten (wichtig!! Speicherkarten im Tablet formatieren).

Die Atlogis-Apps sind äußerst bedienfreundlich. Man bestimmt einfach die Größe des Kartenausschnitts und die maximale Zoomstufe und speichert alle Kartenkacheln in einem Rutsch ab - auch wenn es z.B. 2 Mio Kartenkacheln sind. Das kann schon ein paar Tage dauern, die einzige Begrenzung ist die Speichergröße. Und wenn man zwei überlappende Kartenansichten auf einen Speicher herunterladen will, dann werden die überlappenden Kartenkacheln nur einmal gespeichert - alles steht in einer Datei und kann zusammen dargestellt werden.

Andere Karten-Apps sind leider nicht so bedienfreundlich. Mit dem Karten-App Gaja GPS kann man die amerikanischen USGS-Karten (bis zum Maßstab von 1:24 000???) herunterladen und dann offline benutzen. Leider kann man nur maximal 30 000 Kartenkacheln in einem Rutsch speichern und jede dieser Karten muss auch einen eigenen Speichernamen bekommen. Die größte Zoomstufe ist Stufe 8, d.h. man muss bei jeder neuen Speicherung auch die Auswahl auf dem Bildschirm verändern.

Verschiedene Karten können aber gleichzeitig angezeigt werden. Ich habe die gesamten USA-Rocky Mountains in der Zoomstufe 14 auf zwei Speichern gespeichert.

Im kleinsten Maßstab reicht das z.B. gerade für Los Angeles aus. Ganz Kalifornien müßte über eine Vielzahl von einzelnen Karten aufgerufen werden, was unpraktisch ist für eine Topodarstellung der Landschaft bei einem fahrenden Auto. Sowas ist eher dazu geeignet, detailliertes Kartenmaterial für Wanderungen zu bekommen, da diese wenigen Kacheln schnell heruntergeladen sind. Wir werden für Wanderungen aber lieber das Montana mit der Garmin-Topo-Karte im Maßstab 1:24 000 verwenden. Da haben wir die gesamte USA auf einer Speicherkarte.

Wir werden also das Routing mit dem Montana machen und die Topodarstellung mit dem 8" Tablet. Für die USA und Südamerika verwenden wir die "Russenkarte", für Kanada die Kanada-Topo von Atlogis und für Mittelamerika (ohne Mexiko) die Mittelamerika-Topo von Atlogis. Für Mexiko selber haben wir noch nichts geeignetes gefunden, die "Russenkarte" für Mittelamerika ist farblich ganz merkwürdig dargestellt und deshalb kaum anwendbar.

Von national geographic gibt es elektronische Topokarten für die USA zu halbwegs vernünftigen Preisen für den PC (die Karte von Kalifornien hat so um 40 $gekostet - meine Erinnerung). Diese Karten werden aber nur in den USA verschickt. Ich werde mich dort nochmal darum kümmern, vielleicht haben die ja auch waa verwertbares für das Samsung-Tablet.

Und wenn irgendein Leser anderes Topo-Kartenmaterial kennt, dann möge er mir ein entsprechendes email schicken.