Im Wohnkabinen-Forum (www.wohnkabinen-magazin.de/index.php) gibt es schon ewig währende Diskussionen über „die“ Wohnkabine für einen Pickup. Klein und leicht für ein geländegängiges Gesamtgespann, klappbares Dach für eine geringe Bauhöhe, kurze Aufbaulänge für einen guten Böschungswinkel hinten, Toilette drin ja oder nein, Dusche?? (wozu), möglichst < 500 kg Kabinengewicht.

Ich muss gestehen, nach unseren Fahrrad-Jahrzehnten kam uns eigentlich alles oberhalb eines Zeltes mit Liegematte und Benzinkocher-Küche absolut luxuriös vor. Ein „echtes“ Bett – wau. Ein Gaskocher – wie toll. Ein Tisch, um drinnen zu sitzen – wie komfortabel. Beim Regen nicht nass werden - klasse. Und dann noch eine Heizung, keine kalten Füße und kalten Hände mehr – wie toll. Ja, alles oberhalb einer Schuhschachtel auf einem Auto hinten war einfach der totale Luxus für uns. So sind wir mit dem Suchen angefangen.

Und dann kam die Verderbnis in Form von den wunderschönen Wohnmobilen, die man so beim Händler oder auf Messen beschauen kann. Vorhänge hier, Rüschen dort, Bäder mit Waschbecken und manchmal getrennter Duschkabine, Sitzgruppen für das Gespräch mit 6 Leuten, Mehrflammenkocher und große Kühlschränke – und so in einer großen Messehalle sieht auch ein 7 m-Womo recht zierlich aus. Die Begehrlichkeiten wuchsen.

Aber wie war das mit dem Fahrrad? Je kleiner die Straße, desto schöner die Strecke, je älter das Dorf und je enger die Gassen, desto mehr Begeisterung in uns – Beweglichkeit, Beweglichkeit, Beweglichkeit über alles. Da waren 2,30 m Breite (+ Spiegelüberhang) dieser Womo‘s einfach zu viel. Also wieder zurückrudern.

Es gibt wunderschöne Kastenwagen mit herrlichen Innenausbauten. Also haben wir uns die ganze Palette angeschaut. Da ganze???? Nein es gab einfach Geldgrenzen und die Edelausbauten (die, die uns gefallen haben) waren einfach zu teuer für uns.

Die billigeren Versionen (ich meine natürlich die „preiswerteren Versionen“) hatten einen ganz erheblichen Nachteil. Wenn man beim Kochen vor dem Kocher stand und ein anderer wollte sich vorbeizwängen, dann ging das nicht. Der Küchenmeister muss jedes Mal aussteigen, um den anderen vorbeizulassen. Dann wieder einsteigen, um weiter zu kochen und dann wieder aussteigen, wenn der andere wieder zurück will und dann wieder rein zum weiterkochen. Marion hat eine sehr praktische Ader. Ihr war dieses rein und raus einfach zu viel, und da (vor allem) sie die Küchenarbeit macht, hat sie natürlich ein ganz erhebliches Einspruchsrecht.

Also musste was Breiteres her. Und bzgl. Beweglichkeit, Bodenfreiheit und Geländegängigkeit ist so ein Pickup mit Wohnkabine schon was Tolles. Also haben wir uns in Düsseldorf die ganze Palette angeschaut. Northstar, Tischer, Bimobil und was da sonst noch so rumstand. Mit einer Tischerkabine auf irgendeinem Pickup haben wir sogar eine Probefahrt gemacht (eine kurze, da noch weitere Leute in der Warteschlange standen).

Zumindest das „aneinandervorbeigehen“ beim Kochen war bei 1,95 m Innenbreite gut möglich. Aber die vielen Luxuswohnmobile haben in uns unauslöschliche Wünsche eingebrannt. Und es gab ja die kleinen Kabinen (s.o.) und die großen. Und dann gab es die Kabinen, die auf die Pritsche verzurrt werden und die, die anstelle der Pritsche auf dem Rahmen aufgeschraubt werden. Es gab die Kabinen mit Aufklappdach und die mit festem Dach und es gab Kabinen mit Bad und ohne Bad.

Wir haben schon irgendwie die traditionelle Rollenverteilung, Marion ist für das Haus zuständig und ich für die „Garage“. Wir beide sind sehr lärmempfindlich - also kommt eine Kabine mit Klappdach und Zeltplane an den Seiten nicht in Frage. Und wegen diesen Zuständigkeiten habe ich die Kabinenwahl dann Marion überlassen mit der Zusatzbemerkung, dass wir ziemlich viele Monate in der Kabine verbringen werden.

Und so ist es zu einer Bimobilkabine gekommen (Husky 240, Grundriss 2), die teuerste aller Varianten. Das Auto durfte ich aussuchen (es wurde ein Ford Ranger).

Als wir das Gespann von Bimobil abgeholt habe, waren wir über das Fahrverhalten ziemlich erschrocken. Das Gespann hatte ziemliche Nickbewegungen auf Autobahnquerrillen. Und so verpassten wir dem Ranger eine Rahmenverstärkung und dann war das Nicken bis auf wenige Ausnahmen weg.

Ansonsten waren wir mit dem Gespann sehr zufrieden und haben viele schöne Reisen damit gemacht. Irgendwann wurden dann die Fernreisepläne immer aktueller und unser Gespann hatte schon ein paar Nachteile (zumindest für eine Fernreise). Das Auto war mittlerweilen zu alt, die Kabinenaußenhaut (Alu mit 0,75 mm) war zu empfindlich, 2 x 5 kg Gasflaschen für die Gasversorgung von Kocher, Warmwasser und Kühlschrank war zu wenig, die interne Gewichtsverteilung der Kabine ist suboptimal und als Querschläfer-Alkoven musste der Hintere jedes Mal über den vorderen hinweg steigen, wenn er mal nachts raus wollte. Die Kabinenmöbel sind aus Echtholz in der Bauweise Rahmen mit Füllung. Dies ist gewichtssparend, allerdings bei Fichtenrahmen recht empfindlich und ich gehe leider nicht sehr sorgfältig mit der Inneneinrichtung um. Für die "Weltreise" musste also was Neues her.

Über die Wahl des Pickups habe ich oben erzählt, näheres zur Wahl der Wohnkabine soll jetzt kommen.

Von der Grundaufteilung waren wir mit der Husky 240 sehr zufrieden. Vor allem die klare Trennung zwischen Schlafbereich vorne (Alkoven) und Sitzbereich hinten durch einen Küchenbereich hat uns sehr gefallen. Diese Grundaufteilung sollte auch bei der „Neuen“ beibehalten werden. Aber ansonsten sollten schon einige Änderungen realisiert werden:

  • ·         Dickes GFK anstelle dünnes Aluminium
  • ·         Hartholz anstelle des Weichholzes (Rahmen aus Esche und Füllung aus Birken-Mulitplex)
  • ·         Längsschläferalkoven anstelle eines Querschläferalkovens
  • ·         Kochen mit Gas und alle anderen Energiequellen andersartig
  • ·         100 l Kühlschrank anstelle 60 l
  • ·         Minimaler Spalt zwischen Kabine und Fahrzeug anstelle des großen Spalts bei Bimobil (wegen des Tankstutzens).
  • ·         Konsequent alles Schwere in der Kabine vorne anordnen.
  • ·         Doppelboden unter der Sitzgruppe, um Tisch und Stühle dort unterbringen zu können
  • ·         Innenhöhe von 190 cm anstelle von 192 cm.

Alles andere haben wir beibehalten, vor allem die Innenbreite (195 cm ) und die Innenlänge hinten (240 cm).

Ich habe die Kabine mit AutoCAD gezeichnet und die Form der Vordernase des Alkovens an unserem Bimobilgespann ausprobiert (Pappnasen in geforderter Länge vorne angeklebt und geschaut, ob ich die vom Fahrzeug aus sehe. Die Winkel solange abgeändert, bis ich sie aus der Normalsitzposition nicht mehr sehen kann).

Die Pläne habe ich dann Ormocar gegeben, damit er mir die Kabine baut. Die Wandstärke beträgt 48 mm, das GFK außen ist 2 mm dick (1,5 mm hätten vermutlich auch ausgereicht) und das GFK innen 1,3 mm. Als Eckwinkel wurden die „Expeditionswinkel“ außen und auch innen genommen. Des Weiteren hat Ormocar mir die Tür eingebaut und einen Dachausstieg 1,0 x 0,5 m im Alkoven (ich wollte keine Leiter hinten haben). Dann baute er mir auch die Einstiegsleiter ein mit einer kräftigen Alu-Verstärkung am Boden (die Leiter sollte einfach fest sein). Als Absetzkabine hat sie auch vier Stützen bekommen, wobei die Stützen selber nicht fest sind (wie bei Bimobil) sondern für die Fahrt abgenommen werden. Dazu noch einen Grundrahmen und eine Alu-Plattform und fertig war das, was ich in 2010 von Ormocar abgeholt habe.

 

Tankstutzen an der Kabine
Tankstutzen an der Kabine

Die 1 1/2-Kabiner Pickups haben ihren Tankstutzen in der Pritsche. Üblicherweise wird er umgebaut zu einem Stutzen direkt hinter dem Fahrerhaus. Die Bimobilkabine hatte deshalb einen recht großen Abstand zum Pickup. Ich habe einfach eine Aussparung in der Kabine baue lassen, so rückte die Kabine bis auf wenige cm an das Fahrerhaus ran. Außerdem hatte ich jetzt einen Spritzwassser geschützten Bereich für die Kabelstecker zwischen Fahrzeug und Kabine (allerdings sollte man halbwegs "trocken" tanken und nicht zu viel Diesel auf den 13 Pol-Stecker tropfen lassen).

Wie gesagt, ich habe die komplette Abmessung Ormocar vorgegeben bis auf die Höhe der Stufe zwischen Kabine und Alkoven. Da ich die Höhe des Fahrerhauses nicht kannte, mußte ich dieses Maß Ormocar überlassen.

Vor drei Jahren gab es eine Eschekrankheit (vermutlich gibt es diese noch immer), d.h. die Preise für Esche waren recht niedrig. Ich habe ein Haufen getrockneter Eschebretter gekauft und aus diesen die Rahmen hergestellt (durch Sägen und Hobeln, Hauptmaße sind 40 x 20 mm und 40 x 16 mm). Und ich habe mit AutoCAD die gesamten Möbel geplant. Mit Rahmen mit Füllung, Nut und Feder wurden dann alle Fronten gebaut. Alle Vorder- und Seitenfronten mit 40 x 20 mm Rahmen und 6 mm Füllung (Birkemultiplex) und alle Türen und Vorderseite der Schubladen mit 40 x 16 mm Rahmen und 4 mm Birkemultiplex. Das Holz wurde mit einem Leinölfirnis grundiert und mit einem Clou-Klarlack 3 bis 4 mal lackiert. Durch die Grundierung ist das Holz bisher nur wenig nachgedunkelt und der Klarlack von Clou ist so hart, dass es bis jetzt kaum Kratzer oder Macken im Holz gibt. Diese Konstruktion ist wesentlich stabiler als die Bimobilbauweise.

 

Eigentlich ist ein Japan-Pickup ein ganz ungeeigneter Kabinenträger. Der Fahrer sitzt in der Mitte zwischen Vorder- und Hinterrädern, vorne ist ein große Motorhaube (die nur Platz kostet) und hinten ist nur wenig Abstand zwischen Fahrerhaus und Hinterachse. Der Schwerpunkt einer Kabine liegt deshalb schnell hinter der Hinterachse, die Achse wird damit doppelt belastet, einmal durch die Kabine und dann durch die Entlastung der Vorderachse.

Ein VW-Fahrgestell oder ein Sprinter-Fahrgestell ist ungleich besser dazu geeignet. Allerdings haben die Japan-Pickups zwei Vorteile.

  1. Das Fahrerhaus ist niedrig (ca. 1,75 m). Deshalb kann man eine Alkovenkabine verwenden mit ausreichender Höhe im Alkoven, ohne dass die Gesamthöhe unzulässig groß ist (bei unserem sind es 2,95 m).
  2. Die Fahrzeuge haben ein robustes Allrad mit einer Geländeuntersetzung. Damit kann man sich mit geringer Geschwindigkeit durchs Gelände wühlen. Beim VW gibt es keine Geländeuntersetzung und der Sprinter (als Igelhaut-Sprinter) scheint etwa anfällig zu sein. Ich habe in Chile einen Sprinterfahrer auf Langtour getroffen, der auf sein Igelhaut-Allrad geflucht hat, da er häufige Defekte hatt.

Umso wichtiger ist es, dass konsequent alles schwere in der Kabine vorne angeordnet ist. Schweres ist, die Aufbaubatterien, Frischwasser, Warmwasser, Kühlschrank mit Lebensmittel, Gasflasche, die Lebensmittel selber, die Solarzellen. Leichtes ist, Kleidung, Bad, Esstisch und sonstiges. Genauso so habe ich die Inneneinrichtung gestaltet.

 

Weiterer Text folgt: