Wir starten am Platz am Meer und fahren entlang einer wilden Küste gen Süden. Kurz vor Taltal beginnt dann wieder die Asphaltstraße, wir stoßen dann auf die 5 (die Panamericana) und fahren im recht dichten Verkehr durch eine weites Tal weiter. Diesem Verkehr wollen wir so rasch wie möglich entfliehen und über eine Gravelroad auf dem kurzen Weg zum Nationalpark Pan den Azucar fahren. Leider entpuppt sich die Straße als unpassierbar, der Regen im März 2015 hat viel der Straße weg gespült. So müssen wir doch wieder zurück zur Panamericana und gelangen über den Ort Chanaral vom Süden her in den Park hinein. Noch vor dem Parkbeginn fesselt uns ein weißer Traumstrand so, dass wir hier zwei Tage bleiben.

Wir fahren noch in den Park hinein, aber nach diesem Strand kann uns hier nichts halten und so geht es weiter über die Panamericana  (die 5)gen Süden. Zum Glück gibt es manchmal kleine Nebenstraßen zur 5 und an so einer finden wir den "Seelöwenplatz", wo wir endlich mal den ganzen Abend Seelöwen und Seevögel vom Womo aus beobachten können.

Von hier aus geht es weiter nach Copiapo, wi wir einkaufen, Wasser und vor allem viel Diesel tanken, den es soll jetzt wieder in die Wüste hinein gehen.Deshalb kommen wir recht spät aus dieser Stadt los und müssen in einem Seitental campieren, bevor es so richtig hoch geht auf den Altiplano. Wir stoppen auf dem Salzsee von Maricunga und haben hier eine windige Nacht, wir beide sind leider wieder etwas höhenentwöhnt. Am nächsten Morgen fahren wir dann hoch zur Laguna Verde im Starkwind über eine fantastische Gebirgslandschaft.Hier reihen sich die 6000er aneinander und wir erhaschen einen kurzen Blick auf den Vulkan Ojos del Salado, dem höchsten Berg Chiles und dem höchsten aktiven Vulkan der Erde. Da Marion nicht noch eine Nacht auf dem Salzsee verbringen will, die Laguna Verde liegt noch höher), fahren wir nachmittags wieder zurück zum Camp im Seitental.

Montag, 18.01.2016 Heute geht es auf jetzt gut ausgebauter Straße über das Örtchen Paposo nach Taltal, das sich aus hübscher Ort mit Gebäuden aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts präsentiert. Ganze Straßenzüge sind erhalten, und es gibt auch einen reizvollen zentralen Platz, an dem sich ein Cafe mit akzeptablen Internet befindet. Gegen zwei Omeletts und zwei Cappucini dürfen wir so lange telefonieren, bis das Cafe um 14 Uhr schließt.

In Taltal kann man noch eine besonders schöne Bucht anfahren, aber dann endet die Küstenstraße. Und so fahren wir wieder Richtung Inland zur Pan Americana, und wollen von dort direkt eine Piste nehmen, die direkt in den Nationalpark „Pan de Azucar“ führt. Aber wir haben vergessen, dass das gesamte Gebiet im März von heftigen Regenfällen heimgesucht wurde. Das Flusstal, das zum Park am Meer führt, ist auf der gesamten Breite von den Regenfluten überrolt worden, und von der einstigen Straße sind nur noch traurige Reste zu sehen. Nach zwei vergeblichen Versuchen, trotzdem dort entlang zu fahren, kehren wir um. Und siehe da, am Beginn der Straße haben wir wohl das Schild „ Desvio“ übersehen, „gesperrt“!! Also geht es erst nach Süden, und dann biegen wir nach Chanaral ab, und von dort geht es dann sehr zügig in den Park. Dort überrascht uns gleich zu Beginn ein wunderbarer, breiter und langer weißer Sandstrand, der unsere Herzen höher schlagen lässt.

Da der vordere Teile voll Glas und Müll ist fahren wir bis zum Ende der Bucht, wo wir hoch über dem Strand, inmitten einer Felslandschaft einen phantastischen Platz finden, an dem wir zwei Tage bleiben, und genießen.

Donnerstag, 21.01.2016 Heute verlassen wir unsere Traumbucht. Bevor es los geht, versorge ich die kleine Maus, die ein paar Meter von uns entfernt in einem Steinhaufen wohnt, noch einmal mit einem Löffel Müsli und etwas Obst. In der vergangenen Nacht hat sie ein komplettes Kohlblatt abgeräumt. An der Ranger-Station frage ich vorsichtshalber nach dem Hanta-Virus, das durch Mäusekot übertragen wird, aber die Rangerin winkt ab, das Hantavirus gäbe es hier nicht. Als wir wieder Fahrt aufgenommen haben, ruft Hartmut plötzlich entgeistert:“ Marion, die Maus!“ Und wirklich, dort, wo sich die Scheibenwischer befinden, läuft unser Mäuschen aufgeregt auf und ab. Als Hartmut jedoch bremst, bringt es sich mit einem beherzten Sprung an den Straßenrand in Sicherheit. Wir drücken die Daumen, dass es hier, in der Fremde, eine neue Heimat findet…..

Nachdem wir die Bucht Bahia Blanca im Park selbst bewundert haben (immer noch wenig Vögel), fahren wir zunächst bis zum Ort Chanaral, um dort Diesel und Wasser zu fassen. Keine der Tankstellen hat Wasser in diesem Wüstenort an der Küste. Aber wozu gibt es die Bomberos, die Feuerwehr, an der wir gerade vorbei fahren? So schnell haben wir selten unseren Wassertank auffüllen können, einfach super!

Dann geht es weiter die RN 5, immer am Meer entlang. Auf einer der vielen kleinen Halbinseln, die wir über einer Gravelroad erreichen, machen wir heute Abend Schluss. Sobald wir halten, hole ich, wie fast jeden Abend, erst mal mein _Fernglas hervor, um die Gegend „ab zu suchen“. Heute werde ich fündig, denn auf einer Felseninsel, nicht weit vom Festland entfernt, liegen bestimmt über 100 Seelöwen aller Altersstufen. Auch auf den gezackten Felsen, die noch zum Festland gehören, liegen einige Kolosse. Ein riesiger Kerl hat eine lange, frische blutende Wunde am Nacken. Das ist kein Wunder, denn schon die Suche nach dem besten Ruheplatz endet oft in einem Kampf. Den ganzen Abend, bis zur Dämmerung, beobachten wir die Riesen.

Freitag, 22.01.2016 Wir wollen heute den Parque National Tres Cruces in Angriff nehmen. Wir müssen zunächst nach Caldera, und von dort nach Copiaco fahren. Copiaco ist eine reine Minenstadt, trotzdem finden wir eine Tankstelle mit Wasserhahn. Wenn wir eine längere Tour vor haben, fahren wir grundsätzlich mit vollem Wassertank. Außerdem füllen wir noch unseren 20-Liter-Kanister auf, da wir auf einer Distanz von ca. 600 Kilometern keine Tankstelle haben werden. Nach einem sehr holprigen Telefonat mit unserem Sohn (woher, wohin, wie lange bis zum nächsten Telefonat), macht Hartmut noch ein Großeinkauf, ich bleibe derweil im Womo, ich fühle mich noch immer etwas schlapp. Deshalb wird es vier Uhr am Nachmittag, bis wir endlich los kommen. Die Strecke hat viele Baustellen, und Wellblech, das Tal ist eng und man hat wenig Möglichkeiten, sich zu „verstecken“. Es dauert deshalb lang, bis wir einen Weg in ein Seitental finden, in dem wir von der Straße nicht gesehen werden. Wir holen Tisch und Stühle heraus, und haben einen wunderbaren, mondhellen Wüstenabend. 

Samstag, 23.01.2016 Wir wollen heute bis zum Salar de Maricunga kommen, dem südlichsten der zahlreichen Salzebenen im Andenhochland. Unsere Route wird von Reise Know How so beschrieben: „Bei der Fahrt über die Nordroute durch das Valle San Andres genießt man vom Paso Codocedo einen wunderbaren Blick über die Andengipfel.“ Es wird wieder eine tolle Fahrt. Die kahlen, geschotterten Berge ringsum weisen alle Brauntöne auf, die man sich nur denken kann. An manchen Stellen haben es grüne Büsche die Berge hinauf geschafft; aus der Entfernung sieht es so aus, als habe ein zartgrüner Flaum die Berge überzogen. Im Valle San Andres gibt es Wasser, und hier begegnen wir mehr als einer Herde von wilden Eseln, die hier weiden, mitten in dieser Steinwüste. Oben auf dem 4.300 Meter hohen Pass, ist es tatsächlich so, wie aus Reise Know How zitiert, hohe Berge bis zum Horizont. Dann schimmert von Ferne schon der Salzsee. Wir fahren noch schnell beim chilenischen Zoll vorbei, und erklären, dass wir nicht über den Paso San Francisco nach Argentinien fahren wollen, sondern nur bis zur Laguna Verde. Am Abend stehen wir dann auf der riesigen Salzebene, und versuchen, das Gefühl zu erkunden, das man bekommt, wenn man auf einer völlig leeren Kilometer langen und breiten, absolut ebenen Kiesfläche steht. Wir fühlen uns absolut sicher, zumal ein LKW-Fahrer einer in der Nähe befindlichen Mine anhält, und fragt, ob alles in Ordnung sei. Wenn uns hier was passiert, dann wird uns schon geholfen.

Sonntag, 24.01.2016 Obwohl unsere Schlafhöhe nur 3.800 Meter betrug, wird es für mich eine äußerst schlechte Nacht. Deshalb beschließen wir, sofort zur Laguna Verde, auf 4.325 Meter Höhe zu fahren, und uns dann auf den Rückweg zu unserem ersten Schlafplatz zu machen. Wir fahren durch die große Salzebene nach Süden, und fahren dann in Richtung des Paso San Francisco. Obwohl wir schon so viele landschaftliche Schönheiten erlebt haben, wird diese Fahrt zum absoluten High Light. Wir sind umgeben von Fünf- und Sechstausendern. Nördlich der Straße bewundern wir eine Kette mit vier Fünf- und einem Sechstausender, südlich der Straße fünf Sechstausender, u.a. den Ojos de Salado, mit 6891 Metern der höchste Vulkan der Erde und höchster Gipfel Chiles (den sehen wir allerdings nur ganz in der Ferne). Als wir nach zwei Stunden Fahrt dann über eine Kuppe kommen, liegt sie vor uns, die Laguna Verde, ein türkisblauer Traum, eingebettet in Krusten aus weißem Salz; wir sind überwältigt von dieser Schönheit. An einer Stelle können wir zum Seeufer hinunter fahren. Dort trotzen einige Zelte dem orkanartigen Wind, der über die Lagune fegt. Wir können kaum die Wagentüren öffnen, und Hartmut muss sich beim Fotografieren gut abstützen. Auf dem Rückweg fährt Hartmut zügig, und so kommen wir noch gut im Hellen an unserem alten Übernachtungsplatz an. 

Vom "Camp im Seitental" aus fahren wir zurück nach Copiapo und von dort aus zur Küste. Die Küste ist sehr touristisch und wir sind froh, dass uns das "iOVerlander" zur einer sehr schönen Stelle hoch oberhalb von Klippen führt, hier haben wir eine herrliche Aussicht auf den Pazifik.

Wir fahren dann entlang einer Küste mit wunderbaren Stränden und stehen dann auch direkt am Wasser nahe einem kleinen Fischerort. Hier erstehen wir am nächsten Mittag dann auch frischen Fisch.Entlang einer wilden Küste geht es weiter gen Süden, hin zum Parque Nacional Llanos de Chale. Eigentlich wollen wir hier auf einem Nationalparks-Campingplatz übernachten, aber der ist uns zu voll und so ziehen wir ein Stück weiter und campieren zwischen den Felsen, sehr gut sichtgeschützt von der Straße. 

Als nächstes fahren wir zur Reserva Nacional Pinguino Humbold. Am Eingang schlagen wir unser Nachtlager auf vor einem kilometerlangen Strand mit weißem Sand auf. Pinguine oder Seelöwen gibt es wegen dem el Nino nicht zu sehen und so verzichten wir auf die obligatorische Bootstour und fahren ein Stück weiter. Hoch oberhalb von Klippen übernachten wir mit wunderbarer Sicht über die Steilküste.

Dann lockt das Elqui-Tal mit Piso und Wein. Das Tal brummt voll Chile-Tourismus, es gibt hunderte von Campingplätzen, die alle proppenvoll sind, die Straßen sind voller Autos und so wind wir froh, beim Hotel Terral einen ruhigen und sicheren Stellplatz gefunden zu haben, der mit 5000 Peso pro Nacht auch noch außerordentlich preiswert ist. Wir bleiben zwei Tage im Tal, kaufen auch Biowein und Pisco und dann geht es weiter über eine 4Wd-Piste gen Süden. Es ist eine wunderbare Kakteenlandschaft, durch die wir fahren und wir hören schon recht früh mit der Fahrerei auf, bei der Hacienda Los Andes. Die Hacienda ist ein Kleinod in der Wüste, mit einem gutem Restaurant, vielen Reitmöglichkeiten, vor allem aber ist der Besitzer ein bekannter Hobbyastronom und prompt buchen wir eine Sternentour bei ihm.

Montag, 25.01.2016 Heute haben wir viel vor: wir müssen einkaufen, Diesel und Wasser tanken, und uns ein gutes Internet suchen. Durch die Vermittlung des Leiters der Touristeninformation in Copiapo dürfen wir unser Auto auf dem bewachten Parkplatz eines großen Kasino-Hotels abstellen, und in der Lobby unseren Internet-Geschäften nachgehen. Natürlich „hübschen“ wir uns vorher ein bisschen auf, und putzen unsere Fingernägel…..! Hartmut kann Brief Nr. 34, nebst dazu gehörenden Bildern an die Enkel abschicken, und Text und Bilder der Webseite für Bolivien hoch laden. Danach folgt der obligatorische Einkauf, sowie Wasser und Diesel tanken. Dann geht es ab ans Meer. Vor der Bahia Inglesia biegen wir auf die Küstenstraße, und von dort in einen Holperweg ein. Auf einer vielen Klippen finden wir einen ebenen Platz, und beschließen den Tag mit einem Glas Wein in der Hand, die Blicke auf die Küste mit den vielen Stränden und Klippen, das Meer, die Brandung, und die untergehende Sonne gerichtet.

 

Donnerstag, 28.01.2016 Wieder haben wir einen wunderbaren Sonnentag, ohne Küstennebel. Hartmut will eigentlich noch bleiben, denn wer weiß, wie lange wir noch am Meer sind, und solch ein Wetter haben. Nach ein paar Kilometern jedoch, beschließen wir, tatsächlich noch einen Tag dran zu hängen,und machen uns auf die Suche nach einem Platz. Nach kurzer Zeit schon werden wir fündig, und stehen direkt am Wasser, an einem winzigen Kiesstrand, vor uns die Felsenküste. Am Nachmittag bekommen wir Besuch von einer Hundefamilie, Marke „Susi und Strolch“ mit einem Welpen. Und ich bin hin und weg von dem kleinen Kerl. Natürlich suche ich zusammen, was die Campingküche so zu bieten hat: ein paar Scheibchen Wurst, Knäckebrot, und der Hit, Müsli mit Milch. Der Kleine schaufelt natürlich alles in sich hinein, was er zu fassen kriegt, Vater Strolch hält sich zurück, hoch interessant!

Freitag, 29.01.2016 Unser Ziel ist heute der Nationalpark „ Pinguin de Humbold“. Dazu fahren wir erst in den kleinen Badeort Huasco, der an der Flussmündung des gleichnamigen 'Flusses liegt. Im Flusstal von Huasco wachsen berühmte Oliven, die wir natürlich probieren wollen, und dazu das ebenso berühmte Olivenöl (es ist wirklich Extra-Klasse ). Da es in Huasco natürlich keine Wäscherei gibt, wollen wir wenigstens nach all den Fahrten auf Sand und Schotter dem Auto mal eine Reinigung gönnen, diesmal erledigt Hartmut das mit einem Hochdruckreiniger; auch Wasser können wir dort auf füllen. Dann geht es nach Vallenar, wo wir unseren Einkauf im Supermarkt machen. Wir kommen an einem Heimwerkermarkt vorbei, und da wir in Chile schon zwei Mal Probleme mit den Wasserhähnen hatten, springt Hartmut schnell rein, und kauft eine Reduzierung von ¾ Zoll auf ½ .

Auf einer vierspurigen Autobahn fahren wir erst gen Süden, und biegen dann auf eine Piste ab, die uns zunächst in den Ort Choros Bajos, und von dort zur Bahia Choros führen wird. Wir fahren etwa 30 Kilometer durch ein sehr schönes Tal, von Kakteen bestanden. So einen dichten Bestand an Kakteen haben wir noch nie gesehen. Im Ort registrieren wir, dass hier viele Oleanderbüsche wachsen, und fühlen uns nach Italien versetzt. Vom Ort aus sind es noch ein paar Kilometer, und dann macht die Straße einen Knick, und verläuft hinter den Dünen etwa 10 Kilometer parallel zum Meer. Wir biegen jedoch nach links in einen Stichweg ein, der uns zu einem Platz führt, von dem aus auf den Strand schauen können.

 

Samstag, 30.01.2016 Nach einem Strandspaziergang fahren wir in das Dorf Punta de Choros. Von hier fahren Touristenboote zu den drei geschützten Inseln, auf denen Seelöwen, Pelikane und Humboldt-Pinguine leben. Aber im Hafen wimmelt es von Menschen, Volksfeststimmung, dagegen bin ich allergisch. Eine Nachfrage bei den jungen „ Sea-Shepherds“ (Gruppe von Menschen, die sich für den Schutz der Meeresbewohner einsetzen) ergibt, dass zur Zeit auf den Inseln „nicht viel los ist“, und auch die Gruppe von Tümmlern, die hier leben soll, hat sich in den letzten Tagen nicht blicken lassen. Wir verzichten deshalb auf eine Bootstour und fahren deshalb weiter bis zum nächsten Fischerort; dort kann man mit viel Glück um diese Jahreszeit Buckelwale beobachten. Unterwegs machen wir an eine der Traumbuchten eine Mittagspause. Von unserer Klippe aus haben wir weite Blicke: Strände bis zum Abwinken, immer wieder unterbrochen durch Felsnasen, die weit ins Meer hineinragen. Am Abend stehen wir ein paar Kilometer weiter wiederum auf einer atemberaubenden Klippe, und genießen den Sonnenuntergang. Es ist hier etwas abschüssig und nur ein bisschen weiter geht es senkrecht nach unten zum Meer, und so legt Hartmut zur Sicherheit den 1. Gang mit Untersetzung ein, und legt hinter die Vorderräder noch einen großen Stein. Etwas mulmig ist mir aber trotzdem. Den ganzen Abend halten wir Ausschau nach den Walen, sehen aber natürlich nichts.

Sonntag, 31.1.2016 Nach dem Frühstück verabschieden wir uns vom Meer, und fahren in das Valle de Elqui, eines der großen Flussoasen, in denen Obst und Wein angebaut wird. Wie eine grüne Ader ziehen sich die Wein- und Obstfelder am Fluss entlang. Der Gegensatz zwischen den kahlen hohen Bergen, und dem Grün dazwischen verblüfft immer wieder. Je weiter wir in das Tal fahren, desto höher werden die Berge, und desto enger wird das Tal. An der Straße kaufen wir Tomaten und Weintrauben, alles aus dem Tal. Am Nachmittag haben wir im Hauptort Vicunja die Wahl zwischen drei iOverlander-Plätzen, und bleiben gleich beim ersten hängen. Das Hotel Terral hat einen riesigen bewachten Parkplatz, einen Wäscheservice, ein (sehr gutes) Restaurant und einen Swimmingpool. Dafür berappen wir nur 7,5 Euro pro Nacht. Auf dem Parkplatz steht ein „Monstertruck“ mitten in der Ausbauarbeit. Die Aufschrift weist eindeutig auf das Hotel hin, die (riesig netten) Besitzer reisen ebenfalls gerne im Allrad-WoMo durch die Gegend, was der Grund für unsere Vorzugsbehandlung sein wird.

 

Montag, 01.02.2016 Wir fahren heute Morgen nach Pisco Elqui. Der Ort hat sich laut Reiseführer zu einem esoterischen Zentrum gemausert. Hier soll es alles geben, was Körper und Seele in Schwung bringt, Yoga, Reiki, Massagen, Fango, und dergleichen mehr. Außerdem gibt es auf dem Weg dort hin eine kleine Kellerei, die Bio-Wein verkauft, und hinter dem Ort befindet sich die älteste Pisqueria des Tales. Auf dem Weg, oberhalb des Tales entlang, bestaunen wir wieder die akkurat angelegten Weinfelder, die sich die wirklich kahlen Hänge empor ziehen. Unten, am Fluss, wachsen Obstbäume, an den Häusern sieht man verschwenderische Blumenpracht allenthalben riesengroße Trauerweiden, die sich im Wind wiegen. Die Kellerei hat zwar feine Weine, ist aber, was das Probieren der Weine angeht, sehr zurückhaltend. Mit Mühe und Not können wir drei Jahrgänge probieren. In der Pisqueria das Gleiche in Grün: Probieren könnten wir allenfalls den preiswertesten Pisco. Da auch keine Führungen in englischer Sprache mehr angeboten werden, kehren wir unverrichteter Dinge wieder um. In der Pisqueria Mistral in Pisco Elqui gibt es zwar auch keine Führung in Englisch, dafür dürfen wir das teuerste Gesöff des Hauses probieren, einen 10 Jahre alten Pisco, im Eichenfass gereift. Wir erstehen eine Flasche, für wen, sei hier nicht verraten!

 

Dienstag, 02.02.2016 Da Hartmut noch einen Tag bleiben möchte, machen wir uns erneut in das Tal auf, fahren aber über eine Piste in das Tal des Rio Cochiguaz, etwa 10 Kilometer bergan. Wir sind verblüfft, dass auch hier noch Wein angebaut wird, die Tröpfchenbewässerung erlaubt den Weinbau bis in die höchsten und steilsten Lagen. In einem hübschen kleinen Lokal essen wir zu Mittag, und machen uns dann wieder auf den Heimweg, im Gepäck haben wir ein Glas hiesigen Honig.

Zurück in Vicuna kommen wir auf unserem Parkplatz mit einem Kanadier ins Gespräch, der mit seinem uralten Landrover mit Hubdach unterwegs ist, Familienhund inklusive, er war gerade angekommen. Er hat zwei Jahre Zeit, und möchte bis zum Frühjahr noch bis Patagonien kommen. Er erzählt uns, dass er Spanisch erst unterwegs gelernt hat, so nebenbei, und das stellt er sogleich unter Beweis, als unsere Wirtsleute vorbei schauen, um nach ihren Overlandern zu schauen. 

Mittwoch, 03.02.2016 Heute nehmen wir die sog. Antakari-Piste unter die Räder. Sie führt über einen hohen Pass zum Ort Hurtado, und soll gut fahrbar sein. Gleich hinter Vicuna geht die Piste in die Berge hoch. Obwohl wir nun schon Millionen von Kakteen gesehen haben, sind wir immer wieder vom Anblick der Kakteen bestückten Berge überrascht. Auf dieser Route fahren wir durch ganze Kakteenwälder, ein toller Anblick. Nach und nach wird die Piste nun doch schmaler, und hat auch einige sehr steile Passagen. Unsere Wohnkiste meistern das alles ohne Klagen, nur Querrillen mag sie gar nicht, dann kommt sie etwas ins Schaukeln, und dann kreischt die Beifahrerin vorn im Hilux.

Es ist zwar noch etwas früh, aber warum nicht mal um 16;00 aufhören? Im Reiseführer wird die Hacienda Los Andes erwähnt, die einen deutschen Besitzer haben soll. Wir schaukeln also zum Rio Hurtado hinunter, und passen gerade so durch das hölzerne Tor zur Hacienda hinein. Oben angekommen, werden wir gleich nett in Empfang genommen, und können uns an eine Seite stellen, mit Blick auf die Berge und das grüne Tal. Die Lodge ist im spanischen Stil gebaut, hat einen wunderbaren Innenhof, WiFi, und bietet neben Vollverpflegung viele Aktivitäten an. Wir entscheiden uns dafür 1. hier den Tag ausklingen zu lassen, und 2. Eine Sternenführung mit zu machen.

Der jetzige Schweizer Besitzer, der schon lange in Chile lebt, ist Hobby-Astronom, und hat auf einem Hügel oberhalb der Ranch drei Spiegelteleskope (das größte davon mit 50 cm Durchmesser), sowie ein normales Teleskop, durch das man mit dem bloßen Auge blickt (25 cm Linsendurchmesser). Die Spiegelteleskope werden benutzt, um Himmelskörper zu fotografieren, das normale Teleskope wird für die Führungen benutzt. Wir haben Glück, denn es sind nur noch 5 Tage bis zum Neumond, so dass der Mond nicht stört.

Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, werfen wir die ersten Blicke nach oben. Was gibt es dazu noch zu sagen, außer dass wir so einen Himmel in Deutschland kaum einmal erleben. Unser Führer erklärt uns erst einmal in groben Zügen, was sich da wo am Himmel befindet, Die Milchstraße, welche Sterne befinden sich darinnen, welche nicht, verschiedene Sternkreiszeichen, das Kreuz des Südens, die Magellanschen Wolken, usw… Dann geht es ans Teleskop. Per Computersteuerung werden die einzelnen Objekte anvisiert, und per Computersteuerung werden die Objekte auch nachjustiert, damit sie im Bildfeld fixiert bleiben, und nicht durch die Erdumdrehung hinaus driften. Unser Führer erklärt uns, dass es bei der hier eingestellten Zweihundert fachen Vergrößerung nur wenige Sekunden dauert, bis ein Objekt ohne Justierung aus dem Blickfeld verschwunden wäre. Und dann geht es ans „Sterne gucken“.

Wir bekommen die ganze Vielfalt des Universums, insofern sie mit dem bloßen Auge gesehen werden können, vor geführt: Dunkelwolken, hell leuchtende Gaswolken (Geburtsorte für neue Sterne), schwach leuchtende Sterne, die in Wirklichkeit weit entfernte Kugelhaufen sind, mit hunderttausenden Sternen, den Saturn, die Magellanschen Wolken, die Kugelhaufen außerhalb unserer Galaxie sind. Bei manchen Objekten, wie den Dunkelwolken, haben wir das Gefühl, dreidimensional zu sehen, ein irres Gefühl so im Weltraum „umher zu fliegen“!. Nach zweieinhalb Stunden wandern wir, immer noch staunend, den Berg hinunter zu unserem Womo, und wissen wieder einmal, dass es trotz fortgeschrittenen Alters immer noch Dinge gibt, die uns begeistern, so, wie diese „Sternenguckerei“.

 

Donnerstag, 04.02.2016 Nach einem gemütlichen Frühstück stellt sich die Frage gar nicht mehr, ob wir heute hier einen „Urlaubstag“ einlegen. Wir kramen unsere vernachlässigten Wanderstiefel hervor, und machen auf dem Finca-Gelände eine Wanderung am Fluss entlang. Unser Sternenführer hat hier eine „Planetenweg“ erstellt. Angefangen mit der Sonne, stehen hier, den Wanderweg entlang, Pfosten, auf denen die Planeten, entsprechend ihrer Größe, als Stahlkugeln befestigt sind.. Die Erde z.B. hat einen Durchmesser von 6 mm, der Abstand zwischen den Planeten Uranus und Neptun beträgt im gleichen Maßstab 850 Meter. Damit werden sowohl Größe, als auch Abstand der Planeten zueinander demonstriert. Am Nachmittag mache ich noch eine kleine Wäsche, und Hartmut lädt Bilder hoch, und natürlich wird heute auch nicht gekocht, sondern schön auf der Terrasse gespeist, wie sich das gehört. Hier könnten wir es noch eine Weile aushalten, aber wir sind schließlich nur auf der „Durchreise“.

Der nächste Tourenteil geht von der Hacienda Los Andes gen Süden. Zum ersten Mal finden wirt auf unserer Tour in Chile keinen Übernachtungsplatz, der uns gefällt. Alles ist eingezäunt, jeder Weg weg von der Straße mit Schlössern abgesperrt. Deshalb müssen wir uns notgedrungen an einer breiteren Stelle eines Fahrweges hinstellen, was wir sonst versuchen zu vermeiden.

Der nächste Platz soll aber auf einem Campingplatz in einer Reserva Nacional sein. Leider ist die Reserva geschlossen, als wir ankommen und der Platz eigentlich nicht mehr zugänglich (wenn man Bitte Bitte sagt, dann darf man dort bleiben). Der chilenische Staat hat wegen dem Preisverfall für Rohstoffe Geldprobleme und spart u.a. an der Betreuung für Nationalparks, der hier ist nur noch von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

Dann will Marion als Sammlerin unbedingt die Ruta los Cristales befahren. Nur haben wir Schwierigkeiten, diese zu finden. Im Reise-know-how wird ein Ort beschrieben, in dem man Kristalle kaufen kann. In Wirklichkeit ist dies ein Kaffee und so natürlich auf der Landkarte nicht auffindbar. Und die vielen Kristallabraumhalden entlang der Strecke bestehen aus einer einzigen, die wir rein per Zufall finden, da wir dort unser Nachtlager aufschlagen, dem Platz bei den Kristallen. Am nächsten Morgen streift Marion die Abraumhügel rauf und runter.

Den letztern Weg bis Valparaiso legen wir Großteils auf gut ausgebauter Straße zurück (zum Teil 4-spurig). Hier entscheiden wir uns für die Reiterfarm Campensano der deutschen Familie Berger bei Villa Aleman, kein schlechter Entschluss, da wir dort sehr schön stehen, leicht mit der Metro nach Valparaiso hinein kommen (das Womo steht derweil sicher auf der Reiterfarm) und wir durch die Vermittlung von Kai den "german pirat" kennen lernen, der uns Valparaiso zeigt.

 

Freitag, 05.02.2016 Vor dem Start telefonieren wir noch mit der Familie; Linus hat sein Zeugnis bekommen, und wir sind sehr stolz, wie gut er die Schule meistert. Wir trennen uns ungern von diesem idyllischen Ort, aber schließlich sind wir nicht „im Urlaub“, sondern haben ein Womo, das bewegt werden will. Außerdem, so unsere Erfahrung, bleiben wir immer wieder mal an solchen Orten hängen, länger als geplant.

Wir fahren durch eine schöne Flussoase, wieder bildet das Grün der großen Trauerweiden einen Gegensatz zu den hellen Brauntönen der umliegenden Berge. Unterwegs kaufen wir einen milden Ziegenkäse, der sich hervorragend als Ersatz für Schafskäse eignet, den wir in Chile noch nicht entdeckt haben. Hinter Pichasca biegen wir zum Monumento Natural Pichasca ab, einem Gelände mit Resten versteinerter Bäume und Artefakten aus der Steinzeit. Es hat einen wunderschönen Wander-Rundweg mit tollen Blicken auf die umliegenden Kakteenlandschaft. An mehreren Stellen gibt es große Schautafeln, auf denen Bäume, Büsche und Kakteen erklärt werden (leider nur auf Spanisch). Dazwischen liegen an vielen Stellen die versteinerten Reste von Araukarien. Auch 10.000 Jahre alte Wandmalereien, und Dinosaurierknochen hat man hier gefunden.

Wir sind, froh, dass wir endlich mal die Namen der Pflanzen erfahren, die wir nun schon seit einiger Zeit aus dem Autofenster heraus sehen. Natürlich haben es uns die hohen Kakteen besonders angetan, die hier oft zusammen mit einem grünen Busch wachsen. Auf den Kakteen wächst ein roter Schmarotzer, fast wie ein Blütenbusch an zu sehen, aus dem ein Mittel gegen Diabetes gewonnen wird.

In Monte Patria biegen wir in ein Seitental ab, das uns nach Tulahuen bringen soll, einem kleinen Bergdorf, in dem man Lapislazuli aus den umliegenden Steinbrüchen kaufen kann. Die Straße verläuft am oberen Rand des Tales, in dem Wein angebaut wird. Wir suchen mal wieder einen Platz für die Nacht, aber alles ist eingezäunt, wie das in Chile so üblich ist. Jeder Weg weg von der Straße wird durch dicke Schlösser verriegelt, nirgendwo ist ein Platz für uns, auf den wir uns stellen können. Zum ersten Mal in Chile werden wir etwas nervös.

Dann biegt Hartmut kurz entschlossen in einen Weg ein, der hinunter in die Weinfelder führt. Auf der anderen Seite des Tales wohnen die Arbeiter, die die Weinfelder bestellen. Sie wohnen in einfachen, kleinen Häuschen. An einer Weggabelung stellen wir uns in die verbliebene Nische, und hoffen, dass hier kein Gesindel vorbei fährt. Aber unsere Sorge ist unbegründet; Familien in ihren Autos winken uns zu, ein paar Motorräder knattern vorbei, das war es dann auch schon. Vermutlich ist es tatsächlich so, dass Raub und Diebstahl wirklich nur in den Metropolen verübt werden, und an der Ausfallstraße einer Großstadt stehen wir nie in der Nacht. Aber unsere „iOverlander-Übernachtungsliste“ zeigt uns, dass es viele hart gesottene Zeitgenossen gibt, die sich für die Nacht wirklich an jede Straße stellen, auch in einer Großstadt.

Samstag, 06.02. 2016 Tulahuen ist ein langgestrecktes Bergdorf, in dem kein Wein mehr wächst, aber es gibt noch genügend Wasser, so dass an vielen Häusern Blumenschmuck prangt. Leider können wir hier keine Steine erwerben; der Verkäufer ist am Wochenende an die See gefahren, schließlich sind Sommerferien. Hartmut hat in der Zwischenzeit auf der Karte eine Piste entdeckt, die uns etwa 150 Kilometer Umweg ersparen würde. Ob sie wirklich gut befahrbar ist, wird sich zeigen.

Die Piste, zunächst gut befahrbar, wird im Verlauf ihrer 38 Kilometer jedoch enger, ziemlich schräg, extrem kurvig und sehr steil. So ein entspanntes Gefühl haben wir jetzt nicht mehr. Wir bewundern aber nach wie vor die Kakteenhänge, blühende Büsche, und die Pfefferbäume mit ihren in Büscheln herunter hängenden, roten Beeren. Zum Schluss haben wir wieder einen dieser tollen Blicke ins Tal, in dem der Ort Cogoti liegt. Unter einen großen Trauerweide am Wegesrand machen wir eine Mittagspause, denn die Zäune versperren uns jede Möglichkeit, etwas intimer zu stehen. Das wird jetzt in Chile unser tägliches Brot sein.

Auf der Asphaltstraße sind wir schnell in Combarbala, in der Speckstein verarbeitet wird. Speckstein gibt es zwar auch zu Hause, aber wer zwei Enkelsöhne hat, kauft natürlich zwei „Ostereier“ aus diesem Stein. Nachdem wir noch getankt und Wasser gefasst haben geht es in ein kleines Naturreservat, die „Reserva National Las Chinchillas“. Hier soll man auch unentgeltlich über Nacht stehen können, mit Dusche und WC. Als wir jedoch um 19 Uhr dort ein treffen, ist der Park geschlossen, und zwar schon seit zweieinhalb Stunden. Wir sind natürlich enttäuscht, und müssen mit einem kleinen Platz vor dem Eingang vorlieb nehmen. Es wird eine laute Nacht, denn die Verlängerung der Straße, an der wir übernachten, führt in der Verlängerung direkt an die Küste und zur Panamericana.

 

Sonntag, 07.02.2016 Am nächsten Morgen können wir aber auf das Gelände fahren, einen schönen Rundweg laufen, und uns im Nocturama neben den Chinchillas noch Degus, Darwinmäuse und Beuteltiere bewundern. Wir entnehmen den Infotafeln im Gebäude, dass allein um 1900 aus Chile jährlich an die 700.000 Felle dieser niedlichen Nager exportiert worden sind, mit dem Erfolg, dass man sie fast ausgerottet hatte, bevor sie unter Schutz gestellt werden konnte. Heute gibt es nur noch etwa 10.000 Exemplare, davon 4000 in diesem Reservat. Wir können endlich auch mal wieder Vögel bewundern. Die Mitarbeiter haben eine steinerne Vogeltränke unter einem Busch aufgestellt, an der oft 10 und mehr Vögel zur gleichen Zeit die Schnäbel ins Wasser tauchen und ihre Köpfe wieder heben, syncron, versteht sich….. Weit und breit gibt es nämlich in dieser Kakteenlandschaft keine offene Wasserstelle.

Eine Begebenheit noch: Hartmut hat beim Frühstück ein zerbrochenes Ei auf den Weg geworfen, in der Hoffnung, eines der frechen Vögel würde zugreifen. Und dann, die Überraschung: einen Meter von unserer Treppe entfernt schlabbert ein Andenfuchs das Ei vom Boden, ein zweiter gesellt sich wenig später dazu. Wir werfen noch etwas Brot dazu, und können wunderbare Aufnahmen machen.

Gegen Mittag fahren wir weiter; es gibt eine „Ruta Los Cristales“, wieder Gravelroad durch die Berge. Angeblich türmen sich dort Kristallbrocken von einer nahen Mine neben der Straße. Aber wieder einmal hat Reise Know How „geluscht“, und wir müssen in der Provinzhauptstadt Illapel nach dem Weg fragen. Die Chilenen sind Europäern gegenüber aufgeschlossen uns sehr hilfsbereit. Und so kommt es, dass die Inhaberin einer kleinen Pastelleria ( Kuchen, Torten, Eis, lecker…) einen Freund anruft, der extra angedüst kommt, um uns auf der Karte den Weg zu zeigen. Wir überqueren einen Pass, und müssen durch drei ehemalige Eisenbahntunnel fahren, mit einer lichten Breite von 3 Metern. Also heißt es: „Marion, klappe mal deinen Spiegel ein!“, und dann geht es in den Tunnel, in der Hoffnung, dass von der anderen Seite bitte nicht gerade jetzt ein Fahrzeug entgegen kommt. Wir schaffen alle drei Tunnel, fahren durch den kleinen Ort Caimanes, und müssen uns nun wirklich um einen Übernachtungsplatz kümmern. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit bleibt uns nur, auf der einzigen ebenen Fläche auszurollen, die sich bis zur Mitte der Strecke überhaupt findet. Genau hier, auf der anderen Seite der Straße, liegen nun die „Kristallbrocken“ den ganzen Hang hinauf, von denen der Autor unseres Reiseführers geschrieben hat. Ein paar eifrige Sammler halten sich noch eine Weile dort auf, dann sind wir allein. Trotzdem herrscht noch lange reger Verkehr; es ist Sonntag Abend, und die Menschen fahren in beide Richtungen in ihre Heimatorte, mit ihren Pferden hinten auf dem Pickup. Wir haben aber kein schlechtes Gefühl, das hier ist das ländliche Chile, und hat mit dem Großraum Santiago, der gar nicht mehr so weit entfernt ist, nichts zu tun.

 

Montag, 08.02.2016 Nach dem Frühstück stapfe ich mit Hartmut den Hang hinauf, das Womo immer im Blick. Die meisten Brocken sind Quarze, die aber nicht mehr die Form eines gewachsenen Kristalls haben. Einige sind dennoch schön anzusehen, und wandern in die Stofftasche. Es ist lange her, dass ich nach Steinen Ausschau gehalten habe, und es wird wahrscheinlich auf dieser Fahrt auch das letzte Mal sein. Obwohl der Rücken mosert, macht es immer noch Spaß. Als wir im nächsten „Örtchen“ nach dem hier angeblich vorhandenen Museum fragen, gibt es nur ein Kopfschütteln. Aber ein pfiffiger älterer Herr, begreift sofort, dass wir eigentlich Kristalle kaufen wollen, und lotst uns zum Haus des Freundes, der eine Sammlung kapitaler Brocken sein eigen nennt. Wunderbare Stücke sind darunter, aber wer will schon beim Einchecken in den Flieger einen Kristall mit 20 oder 30 Kilogramm auf die Wage legen? Also bleibt es bei zwei netten, kleinen Stücken für Linus und Mattis, die gewichtsmäßig absolut im Rahmen bleiben.

Nach dem Kauf gönnen wir uns einen Saft in einem kleinen Cafe, und überlegen uns die weitere Route. Es gibt einen Nationalpark, der einen Nord- und einen Südeingang hat, etwa 80, bzw. 100 Kilometer entfernt. Dort gibt es Campingplätze, die aber jetzt – in der Hochsaison – sicherlich total voll sind. Und es gibt bei Villa Alemana, ganz in der Nähe dieses Nationalparks, die Reiterfarm der deutschen Familie Berger, bei der auch unsere Saarbrücker Womo-Bekanntschaft Silvia und Randy Ritz schon Station gemacht haben. Wir übernachten gerne auf deutschen, österreichischen und schweizer Enklaven hier in Südamerika. Sie werden ordentlich geführt, sind sauber, preiswert und nehmen deutsche Globetrotter immer gerne auf. Als wir dort am Nachmittag ankommen, wissen wir sofort, dass unsere Entscheidung goldrichtig war. Nicht nur, dass wir einen schönen ruhigen Platz haben (außer eventuellem Hundegebell), sondern wir bekommen auch viele Tipps von Kai, z.B. für den Besuch von Valparaiso. Wir sind hier so 25 km außerhalb der Stadt und möchten für den Besuch unser Womo sicher stehen wissen. Es gibt eine Metro, der Besitzer will für uns Taxidienste zur Metrostation leisten und empfiehlt uns, die Stadt mit einer geführten Tour anzuschauen, z.B. mit dem „German Pirate“. Kai stellt noch am gleichen Abend den Kontakt her, und so verabreden wir uns mit Michael aus Deutschland für den nächsten Vormittag im Zentrum von Valparaiso.

 

Dienstag, 09.02.2016 Villa Alemana hat eine Bahnstation, und Kai fährt uns zur Station (und holt uns am Abend auch wieder ab). Einen besseren Service hätten wir uns kaum wünschen können. Der Tag in Valparaiso wird wunderschön, trotz der vielen Treppen, die man bewältigen muss. Michael kennt die Stadt wie seine Westentasche, und zeigt uns die Stadt, abseits der touristischen Pfade. Valparaiso ist „Weltkulturerbe-Stadt“ geworden, allerdings nicht wegen seines Stadtbildes (das ist ganz hübsch, aber trotzdem ziemlich südamerikanisch verlottert). Sondern weil die Stadt ein Beispiel für eine der ersten „Globalisierungen“ weltweit ist. Als Hafenstadt gewann sie vor allem im 19.Jahrhundert an Bedeutung, als von hier aus die Salpeterschiffe ausliefen. Valparaiso war auch der erste größere Hafen, den man anlaufen konnte, nachdem man das gefährliche Kap Hoorn umrundet hatte. Alle bedeutenden Bankhäuser Europas hatten hier ihre Dependancen, Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen zu Geld gekommen waren, bauten sich auf den Hügeln ihre Häuser.

Die Büros und Geschäfte, Banken waren in der Unterstadt, die Wohnungen in der Oberstadt. Um in ihre Kontore zu gelangen, wurden die berühmten Aufzüge gebaut, zunächst mit Wasserkraft, dann mit Dampfmaschinen und Elektromotoren betrieben. Man wohnte oben mit Blick auf den Pazifik, und konnte in 5 Minuten unten sein, um seinen Geschäften nach zu gehen. Als 1906 ein Erdbeben 6000 Tote fordert, bleiben nur wenige Häuser in der Unterstadt stehen, deshalb sind die meisten Häuser hier neueren Datums. Mit Schutt aus den Hängen wurde der Baubereich in der Unterstadt zum Pazifik hin erweitert. Die Häuser, die auf diesem Untergrund standen, waren nach dem Erdbeben „hin“.

All dies, und noch vieles mehr zeigt und erklärt uns der „German Pirate“ auf unserer Tour, eine Mittagsrast in einer gemütlichen Kneipe, und der Besuch bei einem Silberschmied (der, natürlich, Lapislazuli verarbeitet) runden den Tag ab. Valparaiso ist noch keine touristische Schönheit im landesüblichen Sinn, verändert sich aber in den letzten Jahren rasant in diese Richtung. Uns hat es jedenfalls Spaß gemacht.